NRW: Linkspartei setzt auf Last -Minute-Wahlkampf und träumt von der Regierung

Die Aussichten der Linkspartei am Sonntag wieder in den Landtag einzuziehen sind schlecht – aber die Lage ist nicht aussichtslos. Die taz zitiert eine Umfrage, die die Linkspartei im Aufwind sieht. Mitarbeit: Thomas Meiser.

Für die Linkspartei wird es eng: In den Umfragen liegt die Partei seit Monaten unter 5 Prozent. Allerdings ist die Partei dafür bekannt, gute Schlussspurts hinzulegen. Nach einem Bericht der taz reichen bei einer niedrigen Wahlbeteiligung 80.000 Stimmen, um in den Landtag zu kommen. Die Linkspartei versucht nun alle ihre Mitglieder mit einem Rundbrief für den Schlussspurt zu motivieren – und träumt davon, die Regierung zu stellen

Liebe  Genossinnen und Genossen,

unser engagierter Wahlkampf macht sich bemerkbar!

Eine aktuell von der Bundesebene in Auftrag gegebene Umfrage hat ergeben: DIE LINKE ist im Aufwind. Unser Wahlkampf greift. Die Zustimmung zu den Forderungen auf den vier Themenplakaten ist ungebrochen hoch. Immer mehr Menschen nehmen unsere Plakate wahr und dreimal mehr Menschen, als uns wählen wollen, finden sie gut.

Im Moment steht es Spitz auf Knopf, aber mindestens 40 Prozent der Menschen sind nach wie vor unentschlossen, ob und wen sie wählen wollen.

Es lohnt sich also weiter zu kämpfen. NRW ist anders. Die Chancen für den Wiedereinzug sind real!

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NRW: Rauchverbote, Volkserzieher und Verdun – Ein Interview mit Grünen-Chef Sven Lehmann

Sven Lehmann

Im Februar interviewten Chantal Stauder und Stefan Laurin Seven Lehmann, Vorsitzenden der Grünen in NRW. Das Thema: Die geplanten radikalen Rauchverbote. Für die sind übrigens nach einer Studie des Meinungsforschungsinstituts  YouGov nur 27 Prozent der Menschen in NRW. 70 Prozent sind dagegen. Wir haben für das Interview eine etwas ausgefallenen Form gewählt. Viel Spaß und vielen Dank an Sven Lehmann, dass er sich darauf eingelassen hat.

Stefan Laurin: Das Angebot kam via Twitter. Sven Lehmann, der Vorsitzende der NRW-Grünen stehe zu einem Interview bereit, hieß es. Und was macht man dann? Zusagen. Thema: Verbote, Volkserzieher, seine Zustimmung zu den Grünen Rauchverbotsplänen, seine Absage an das CDU-Vorhaben, Alkohol in der Öffentlichkeit zu verbieten, Liberalität versus Restriktionen. Der ganze Themenkomplex also, der hier seit Monaten für zahlreiche Artikel und wahre Kommentarschlachten verantwortlich ist. Nach mehreren Nachfragen, die sich fast so gestalteten wie die Vorbereitung von Verhandlungen zwischen verfeindeten Parteien, einigten wir uns auf einen Termin und die Umstände des Interviews. Bei den Grünen in Düsseldorf. Chantal Stauder und ich sollten mit dem Grünen-Chef Sven Lehmann und der Landespressesprecherin Andrea Rupprath reden. Das klingt einfach, war aber kompliziert. Denn als ich Chantal abholen wollte, konnte ich die angegebene Straße nicht finden, obwohl ich mir eine Google-Wegbeschreibung ausgedruckt hatte. Und mein iPhone lag zu Hause. Ich irrte also durch den Bochumer Westen, bis mir Pubertierende den Weg wiesen. Da war ich schon eine halbe Stunde zu spät, aber Chantal somit auch.

Chantal Stauder: Seit knapp zwanzig Minuten stehe ich nun schon vor meiner Haustür. An mir fahren zwanzig Autos vorbei, die nicht halten. Blauer Himmel und Sonne, aber Minusgrade. Immerhin hatten wir eine Wegbeschreibung für Düsseldorf und waren zu zweit. Doch nicht nur die erste, sondern auch die zweite Route führte ins Nichts. Ich finde: Wer bei einer Wegbeschreibung aus einem Links-Abbiegen ein Rechts-Abbiegen macht, handelt durchaus vorsätzlich.

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Keine Blumen! Zum Muttertag am 13. Mai

Verleihung des Mutterkreuzes, Berlin 1943, Bundesarchiv, Bild 183-J06142 / CC-BY-SA

Man kann den Muttertag mit Fug und Recht als einen der verlogensten und bigottesten (inoffiziellen) Feiertage in Deutschland bezeichnen. Klar, Mütter freuen sich, wenn ihnen einfach mal gedankt wird, für ihre meist aufopfernde Arbeit innerhalb der Familie. Wird ja weder vergütet, noch von der Gesellschaft sonderlich anerkannt. Gut, CSU, Teile der CDU und auch Norbert Röttgen sind da anders, die Herdprämie soll den Daheimgebliebenen eine kleine Alltagsversüßung zukommen lassen. Das gab’s schon mal, damals hieß das „Frauengold“ und war wohl das frauenverachtendste pharmazeutische Erzeugnis der Nachkriegszeit. Frauengold war ein rezeptfreies Gesöff, das mit einem Alkoholgehalt von 16,5 Prozent dazu diente, ob ihrer tristen Lebenssituation depressiv gewordenen (Haus-)frauen ein wenig Wonne zukommen zu lassen, sie ruhig zu halten. „Stimmungshebend“ sollte es sein, krebserregend ist es geworden.

Am Erfolg scheitern

Diese Zeiten sind seit 1981 glücklicherweise vorbei. Nun bleibt, zur symbolischen Zementierung des Status Quo, nur noch der „Muttertag“. Wer hat’s erfunden? Als erstes die US-amerikanische Frauenbewegung. 1865 wollte Ann Maria Reevers Jarvis, die eine völlig andere Intention hatte, als das, was daraus wurde, durch die Schaffung des speziellen Tages eine „Mütterbewegung“ gründen. Dort sollten

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Anmerkungen zu Tigern und „Wir in NRW“

Ein einseitiger Text im aktuellen Stern legt den Verdacht nahe, dass ein ehemaliger Autor des Blogs „Wir in NRW“ nach dem Regierungswechsel in NRW mit Aufträgen der rot-grünen Landesregierung belohnt wurde. 
Die Koaltionsfähigkeit unter einander zu bewahren, schien bislang das wichtigste Ziel der Parteien im nordrhein-westfälischen „Gähn“-Wahlkampf zu sein. Ein großes Thema gab es nicht, obwohl es Themen im Land genug gäbe, über die es sich zu diskutieren lohnen würde. Industriepolitik, fehlende Kita-Plätze, fehlende Kulturpolitik, Verschuldung, Kosten der Energiewende – aber kaum eine Partei hatte daran wirklich ein Interesse und so schleppte sich der Wahlkampf von Woche zu Woche. Zwischendurch sorgte die Kölner Gothaer-Versicherung mit einem Spendenaufruf gegen ein Gesetzesvorhaben von Rot-Grün zwar für kleine Wallungen. Doch die große Welle bliebt aus – bis zum gestrigen Mittwoch. Das änderte sich erst mit einer Vorabmeldung des „Stern„.
Das Hamburger Magazin beschrieb eine schöne Geschichte, eine, mit einem Happy End: Kurz vor der Landtagswahl war Karl-Heinz Steinkühler, bis dahin Büroleiter des Focus in Düsseldorf, bei den Münchner Magazin-Macher in Ungnade gefallen. Es hieß, er hätte auf Druck der Landesregierung unter Jürgen Rüttgers gehen müssen. Eine miese Geschichte: Politik versucht die Existenz eines Journalisten zu ruinieren – und kommt damit sogar durch. Und nun die Wendung: Steinkühler heuerte nach Ansicht des „Stern“ bei „Wir in NRW“ an, einen Blog, der sich wenige Monate vor der
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Der Ruhrpilot

NRW: Hannelore Kraft unter Rechtfertigungsdruck…Süddeutsche

NRW II: CDU stellt zehn Fragen an Kraft-Regierung…RP Online

NRW III: Vorwurf von Gefälligkeitsaufträgen…Kölner Stadtanzeiger

NRW IV: NRW zensiert Piratenpartei…Netzpolitik

NRW V: Im Wahlkampfzug nach Nirgendwo…FAZ

NRW VI: Lindners Chance, Röttgens Niedergang…Welt

NRW VII: Neonazi-„Kameradschaft Walter Spangenberg“ verboten…NRWREX

NRW VIII: Sylvia Löhrmann im Interview…Ruhr Nachrichten

NRW IX: Das entscheidende Prozent…taz

Debatte: Gute Mitte, böse Nazis…Publikative

Ruhrgebiet: Das Revier entscheidet, wer regiert…Der Westen

Ruhrgebiet II: Den deutschen Opel-Standorten droht ein Kahlschlag…Spiegel

Ruhrgebiet III: Die neuen Ruhrbarone…Badische Zeitung

Ruhrgebiet IV: Wie das Ruhrgebiet sich selbst ruiniert – Erklärungen des ZDF…Der Westen

Bochum: Was kostet das Konzerthaus wirklich?…Bo Alternativ

Bochum II: Anselm Weber stellt seinen dritten Spielplan vor…Ruhr Nachrichten

Dortmund: Umweltminister Remmel empört über Envio-Anwalt…Der Westen

Dortmund II:  Tweets rund um das DFB-Pokalfinale von Borussia Dortmund vs. FC Bayern München…Pottblog

Dortmund III: Stadtwerke-Chef geizt beim Geld mit Offenheit…Der Westen

Duisburg: Angetreten im Notstandsgebiet…Spiegel

Duisburg II: Bündnisgrüner Sprengstoff um Dieter Kantel…Der Westen

Essen: Abschied von einer Ruine…Der Westen

Debatte: Gute Mitte, böse Nazis…Publikative

Update: NRW-Landesregierung erwirkt Einstweilige Ver­fügung gegen den „Stern“

Jetzt wird es turbulent. Die Pressemitteilung kam gerade rein:

Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport teilt mit:

Das Ministerium hat heute beim Landgericht Köln eine Einstweilige Verfügung gegen die aktuelle Berichterstattung des Magazins STERN zu angeblichen Zusammenhängen zwischen dem Blog „Wir in NRW“ und Auftragsvergaben des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen erwirkt (Landgericht Köln 28 O 201/12).

Damit darf das Magazin STERN nicht mehr den Verdacht erwecken, die Erteilung von fünf Aufträgen des Familienministeriums an Karl-Heinz Steinkühler und das Unternehmen steinkuehler-com stehe im Zusammenhang mit der unter dem Pseudonymen „Theobald Tiger“ und „Leo Loewe“ in dem Blog „Wir in NRW“ veröffentlichten Berichterstattung. Das Verbot bezieht sich auf die Berichterstattung im Stern Nr. 20/2012 vom 10.05.2012, Seite 52.

„In der Konsequenz bedeutet das, dass die Berichterstattung rechtswidrig war. Der Artikel hätte so nicht geschrieben werden dürfen. Wir fühlen uns in dem bestätigt, was wir von Anfang an gesagt haben“, erklärte Pressesprecherin Stephanie Paeleke-Kuhlmann.

Was das Land schreibt ist Unsinn. Eine einstweilige Verfügung sagt noch nichts darüber aus, ob ein Text rechtswidrig war oder nicht.

Update: Dem Stern liegt die Einstweilige Verfügung der Landesregierung bislang nicht vor.


 

CDU-Funktionär widerruft Kraft-Druck auf WAZ bei „Wir in NRW“ Berichterstattung

In einer Rundmail an Funktions- und Mandatsträger vom gestrigen Tag behauptete der Recklinghäuser CDU-Kreisgeschäftsführer Ludger Samson im Hinblick auf die STERN-Enthüllungen zum Wir-in-NRW-Blog. Von unserem Gastautor Thomas Meiser.

Um diese Mail geht es:

„Die WAZ beispielsweise hat auf die Veröffentlichung nach einem Anruf von Frau Ministerpräsidentin Hannelore Kraft beim Chefredakteur Ulrich Reitz verzichtet.“

Diese Mail wurde gestern auch von Marco Wirtz, dem Essener Landessekretär der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft weiterverbreitet.

Und der CDU-Funktionär widerruft nun. Auf Aufforderung der WAZ.

„Liebe Kolleginnen, Liebe Kollegen,

in der von mir weitergeleiteten Mail des CDU-Kreisverbandes Recklinghausen wurde eine unwahre Tatsachenbehauptung aufgestellt, die ich hiermit widerrufe.
Ich zitiere hierzu aus einem Schreiben des Justiziariats des
Zeitungsverlag Ruhrgebiet GmbH & Co. Essen KG vom 09. Mai 2012,

„…Sehr geehrter Herr Wirtz,
in einer Mitteilung an den CDA-Bezirksvorstand stellen Sie in Bezug auf die von uns verlegte Tageszeitung „WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG“ folgende Behauptung auf:
„Die WAZ beispielsweise hat auf die Veröffentlichung nach einem Anruf von Frau Miniosterpräsidentin Hanelore Kraft beim Chefredakteur Ulrich Reitz verzichtet.“

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Envio-Prozess: PCB verseucht? Selbst schuld!

Gestern begann vor dem Landgericht Dortmund der Envio-Prozess. Der Hauptangeklagte, der ehemalige Envio-Chef Dirk Neupert (Foto, links), wies in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung einen Großteil der Anschuldigungen von sich. 

Körperverletzung in 51 Fällen, Betrieb einer Entsorgungsanlage ohne Genehmigung, illegale Behandlung von krebserregende Stoffen – was die Anklageschrift  der Dortmunder Staatsanwaltschaft  Dirk Neupert und seinen leitendem Mitarbeiter Uwe K. vorwirft könnte beiden eine langjährige Gefängnisstrafe einbringen. Dem externen Emissionsschutzbeauftragten Thomas M. und dem ehemaligen Envio-Werkstattleiter Michael Paul P. wirft die Staatsanwaltschaft vor, Neupert und K. bei ihren Taten vorsätzlich unterstützt zu haben. Über Jahre hinweg wurden in dem Unternehmen im Dortmunder Hafen illegal mit dem Umweltgift belastete Transformatoren zerlegt, wurden schlechtbezahlte Arbeiter Giften wie PCB oder PER ausgesetzt, wurden Teile der Dortmunder Nordstadt und das Hafengelände verseucht.

Neupert vollzog während des Vortrags der Staatsanwaltschaft keine Miene. Die Vorwürfe schienen ihn so wenig zu berühren, wie die Leiden seiner ehemaligen Mitarbeiter. Viele von ihnen sind stark mit PCB belastet, oft sind ganze Familien betroffen. An Sicherheitskleidung wurde gespart, Leiharbeitern war es untersagt, ihre Arbeitskleidung im Betrieb zu waschen – das PCB gelang dann bei ihnen Zuhause über die Wäsche in den Körper ihrer Frauen und Kinder. Auch M., der noch immer auf der Homepage

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Ein Leben als Exhi

Dies ist die Geschichte von Alfred Esser. Seit er denken kann, zeigt er seinen Penis Frauen gerne aus einiger Entfernung, erigiert und am Schaft rasiert. Pervers, finden die meisten. Normal, fand Esser eines Tages und gründete einen Selbsthilfeverein für Exhibitionisten. „Es geht um Anerkennung“, sagt er. Von unserem Gastautor Ralf Grauel.

– Der Text ist im Ruhrbarone-Magazin#2 erschienen. Mit unseren Printprodukten versuchen wir langen Lesegeschichten, Foto- und Grafikstrecken den Raum zu geben, den sie verdienen. Aktuell ist unsere vierte Ausgabe zum Oberthema GRENZEN auf dem Markt. Reinschauen lohnt sich! –

Alfred Esser steht im Gebüsch und onaniert. Zwei Meter von ihm entfernt hockt die Fotografin und fummelt an der Kamera herum. Esser ist Rechtshänder, sein Arm pumpt hektisch. Ständig rutscht die Hose herunter, mit der linken Hand hält er sie fest, die rechte reibt. Er wollte sich nur von einer Frau fotografieren lassen. Jetzt wechselt sie den Film, guckt nicht mal hin und er wichst einfach weiter.

Ein Feldweg neben einer Autobahn mitten im Ruhrgebiet. Der Himmel ist blau, vom Feld her weht ein kalter Wind. Das Laub schimmelt, mittendrin steht Alfred Esser und ist ganz aufgekratzt. Doch aus der Erektion wird trotzdem nichts. „Lampenfieber”, meint er später. Er habe es noch nie vor der Kamera gemacht oder vorher mit der betreffenden Frau geredet. Esser steht vor seinem Auto. Ich sage, „ich mach mal so” und winke ihm aus einem halben Meter zu. Esser versteht. Der Fotografin streckt er die Hand hin und sagt, es hätte ihm sehr gut gefallen, schließlich zeige er sich nicht

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