Corona: Die neue Normalität

Olaf Scholz Foto: Olaf Kosinsky Lizenz: CC BY-SA 3.0 de

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) fand die richtigen Worte. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Markus Söder (CSU) und  Peter Tschentscher (SPD) nannte er die Art, wie wir in den kommenden Monaten, wenn nicht Jahren leben werden, die „neue Normalität“. Es ist eine Normalität, die geprägt ist vom Leben mit dem Coronavirus und sie wird so lange bestehen, bis wir einen Impfstoff oder Medikamente haben. An beidem wird gearbeitet, aber zur Verfügung stehen sie noch nicht. Die Länder und der Bund haben sich heute auf eine strenge Linie geeinigt: Schulen werden nur teilweise und erst ab dem 4. Mai wieder öffnen, Kneipen und Clubs bleiben geschlossen, Großveranstaltungen werden mindestens bis zum 31. August nicht stattfinden können, Geschäfte dürfen nur öffnen, wenn sie weniger Fläche als 800 Quadratmeter haben, das Tragen von Masken wird empfohlen – vorgeschrieben wird es wohl nur nicht, weil es nicht genug Masken gibt.

Der Politik ist klar, wie gefährlich die Situation ist und sie handelt verantwortlich. Das Leben wie wir es kannten, werden wir lange nicht mehr haben. Nun leben wir in der „neuen Normalität“. Wer dem Irrglauben anhing, wir hätten die Krise hinter uns und nun würde es wieder lockerer werden, wird enttäuscht – im Kern folgen Länder und Bund den Mahnern um das  Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung aus Osnabrück, die davor warnten,  jetzt mit Lockerungen des Shutdowns zu beginnen. Deren Position war von allen, die in den vergangenen Wochen kursierten, die mathematisch und naturwissenschaftlich fundierteste. Ihn dem Papier stand nicht das, was wir uns wünschen, sondern es wurde die Gefahr, in der wir und befinden, beschrieben.

Uns bleibt nichts anderes übrig, als diszipliniert zu bleiben und zu hoffen, dass wird bald Medikamente oder eine Impfung haben. Die Maßnahmen der Politik können die Krise nicht lösen und es ist gut, dass die Politiker dies erkannt haben. Die Lösung wird aus den Laboren kommen.

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ke
ke
4 Jahre zuvor

Ja, Corona ist die Normalität.
Die heutige Vorstellung war ein Armutszeugnis.
Keine Prioritätenliste, willkürliche Freischaltungen von Aktivitäten. Die 800qm Regel ist der größte Witz.
Schulen müssen sich vorbereiten. Nur was haben sie die letzten Wochen gemacht?

Was ist mit den Kirchen, Individualsportarten, Parks, Zoos etc.? Wie soll man dort Corona bekommen, wenn Personenzahlen begrenzt werden und Abstände sowieso eingehalten werden müssen?

Ja, man muss feinjustieren und anpassen. Vor allem messen.
Dann wird man sich fragen, warum die Corona-armen Länder mit viel Fläche die gleichen Massnahmen treffen sollen, wie die Apres-Ski Bayern, die sich immer noch gerne in Gruppen treffen.

Jetzt merkt man einfach, ob man einen Kanzler mit klaren KOnzepten und Stratgien hat, die umgesetzt werden, wie es aktuell in Österreich der Fall ist oder ob man eine Politik des Stillstands verbunden mit ängstlichen Corona Bayern hat.

Thomas Weigle
4 Jahre zuvor

Guter Artikel!! Stand heute ist die Republik relativ glimpflich davon gekommen, sieht man, was in anderen Ländern abgeht. Wenn jetzt noch die richtigen Lehren gezogen werden, dürfte Deutschland in der nächsten Virusattacke gut aufgestellt sein.

Walter Stach
Walter Stach
4 Jahre zuvor

Merkel, Söder, Scholz, Tschentscher………
Ihre Äußerungen in der Pressekonferenz am frühen Abend -inhaltlich/sprachlich- sind für mich -erfreulicher- Anlass, ihnen mehr als bisher als politische Verantwortungs-/Entscheidungsträger in der derzeitig für jeden einzelnen Menschen und für Gesellschaft und Staat extremen, existenzbedrohenden Situation zu vertrauen, u.a., wegen ihrer Fähigkeit und ihres nachdrücklich demonstrierten Willens, Führungsverantwortung wahrzunehmen -bedacht, entschlossen, zielorientiert- .

"Schmerzlich" vermißt habe ich allerdings jeglichen Hinweis darauf, ob und wie Deutschland die Corona-Katastrophe als ein gesamteuropäisches Problem begreift -begreifen könnte/begreifen sollte-,, das mehr denn je die Solidarität der Völker/der Staaten in Europa herausfordert, z.B. Deutschlands gegenüber Italien/Spanien.

Ich frage hier und heute nicht, wie das Tun/das Unterlassen der politischen Führungskräfte in Deutschland im Detail oder in Gänze irgend wann rückblickend ge-/bewertet werden könnte. Naheliegend ist , daß irgend wann" gesagt wird: "Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt ihr Charakterbild in der Geschichte "-sh. Schiller im Wallenstein-Prolog-.

Im übrigen
stimme ich dem zu , was und wie heute durch "Merkel und Co. " im Detail entschieden wurde. Das jedoch nur nebenbei , weil für mich nicht maßgebend für meine vorab geäußerte Ansicht/Einsicht zum hier relevante politische Führungspersonal, dessen Fähigkeiten, dessen Qualitäten in einer konkreten "Entscheidungslage".
.

Björn Wilmsmann
Björn Wilmsmann
4 Jahre zuvor

Nein, Aussetzung von Grundrechten ist nicht die "neue Normalität". Auch wenn die aktuelle Situation noch 2 Jahre andauern sollte. Dann hätten wir eben 2 Jahre lang eine Ausnahmesituation.

Nach Überwindung der aktuellen Krise wird vieles anders sein, vieles davon nicht unwahrscheinlich auch deutlich besser.

Dennoch – oder eben gerade deswegen, darf die aktuelle Lage nicht zur neuen Normalität werden.

Die Gründe, warum man so etwas als Politiker dennoch postulieren mag, sind so zahlreich wie – wenn auch in Abstufungen – ausnahmslos negativ: Planloses drauflos Plappern; fehlender kurzfristiger Plan und fehlende langfristige Vision; Bequemlichkeit; Angst vor Veränderungen oder gar abgründige politische Hintergedanken.

ke
ke
4 Jahre zuvor

@4 W Stach:
Ich habe jede Strategie vermisst. Es war einfach ein wegducken. Führung ist anders.

Corona wird in vielen Bereichen massivste Auswirkungen haben. Die EU ist das kleinste Problem.
Was ist mit Afrika?
Profit berichtete am 14.4. bspw. über Textilarbeiterinnen in Bangladesch. Da bricht alles zusammen, ohne Kurzarbeitergeld.
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-profit/index.html#

Arnold Voss
4 Jahre zuvor
ke
ke
4 Jahre zuvor

@6 A Voss
Ich bin neugierig, wie viele unsinnige und offensichtlich gegen Grundrechte verstoßende Gesetze/Regelungen in den nächsten Tagen von den Gerichten aufgehoben werden.

Nach 1 Monat Notfall war Zeit für Konkretisierungen etc. Es ist kaum etwas passiert, wenn man von Laschets Bemühungen absieht.
Die Möglichkeit, mit Masken die Aerosole einzudämmen, wurde auch vertan.

Aktuell stimmt keine Verhältnismäßigkeit.

Yilmaz
Yilmaz
4 Jahre zuvor

Merkel handelt nicht, sie zaudert. Sie ist verängstigt, sie entscheidet nicht, sondern empfiehlt nur.

Und das wo man an den Grundfesten unserer Demokratie zu Gange ist. Freiheitsrechte eingeschränkt, Demonstrationsrecht aufgehoben. Tragende Säulen der freiheitlich demokratischen Grundordnung wackeln. Und nein, es ist nicht „Chefsache“, wie im Amtseid geschworen – sie überlässt unsere Demokratie der Kompetenzgerangel der Länderchefs. Viel mehr Missachtung kann man unserer Verfassung nicht entgegen bringen.

Pion Blanc
Pion Blanc
4 Jahre zuvor

Unsere Verfassung ist u.a. föderal. Deshalb regeln die Länderregierungen den Gesundheitsschutz, nicht die Bundesregierung. Viel mehr Unkenntnis kann man unserer Verfassung nicht entgegen bringen.

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