
Das Panzergrenadierbataillon 112 der Bundeswehr in Regen (Bayern) zeigte am 12. Juli 2025, zum Tag der offenen Türe, was es leistet: Zum 65-jährigen Bestehen der Bayerwaldkaserne.
Etwa 700 Soldatinnen und Soldaten dienen aktuell am Standort.
Die Panzergrenadiere in Regen sind Teil der 10. Panzerdivision und damit ein zentraler Pfeiler in der Verteidigungsstrategie der NATO gegen die imperialen Gelüste des Regimes in Russland. Als Teil der Division 25, die mit rund 20.000 Soldaten über ganz Deutschland verteilt ist, soll sie die Ostflanke Europas vor der russischen Aggression verteidigen.
Grund genug, um sich am Tag der offenen Türe in der Bayernwald-Kaserne umzusehen.
In der Bayerwaldkaserne
Samstag, 12. Juli 2025, 09:00 Uhr: Pressetermin am Offizierscasino der Bayerwaldkaserne. Ein halbes Dutzend interessierter Medienvertreter ist vor Ort, um 90 Minuten vor dem offiziellen Start des Tags der offenen Türe einen Blick in die Bayerwaldkaserne werfen zu können. Wir werden auf drei Presseoffiziere, die uns durch das weitläufige Gelände der Kaserne führen sollen, verteilt.

Mit militärischer Pünktlichkeit, kurz nach 9:00 Uhr, beginnt die geführte Tour durch die Bayerwaldkaserne. In der, zu diesem Zeitpunkt, schon reges Treiben herrscht. An unserem ersten Halt, im Bereich des Gesundheits- und Sanitätszentrum, kommt die ganze Gruppe an einem Schützenpanzer des Typs Puma, Nachfolger des altgedienten Schützenpanzers Marder, zum Stehen. Wir bekommen ein kurzes Briefing über den weiteren Ablauf und den Standort, sowie Infos zur „geänderten Situation“ am Standort. Es gibt neue Ausrüstung, neue Panzer vom Typ Puma – Resultat des Sondervermögens für die Bundeswehr, das noch von der Ampelkoalition als Reaktion auf die neue Bedrohungslage verabschiedet wurde.
Die Situation um den Schützenpanzer Puma, der während der Einführungsphase durch Ausfälle und Probleme mit der Elektronik Schlagzeilen machte, hat sich gebessert. Kinderkrankheiten erfolgreich gemeistert. Modelle an die neue Bedrohungslage, auf der Bedrohung durch Drohnen liegt dabei besonderes Augenmerk, angepasst. In kleinen Gruppen geht es weiter.

Oberleutnant Luise Alex führt und zum ersten Anlaufpunkt, an dem man mit dem Schützenpanzer Puma mitfahren kann. In der Kaserne wird, dem Personalbedarf geschuldet, gebaut. Wir passieren mehrere Baustellen, an denen neu gebaut und saniert wird. An Station 19 – Mitfahren im Puma – herrscht, eine Stunde vor offiziellen Beginn der Veranstaltung, bereits reges Treiben. Angehörige der Bundeswehr nutzen mit Familienangehörigen das Angebot, im Schützenpanzer Puma mitzufahren. Natürlich mit Gehörschutz. Der Puma ist, im Gegensatz zu seinem Namensgeber aus der Natur, alles – nur nicht unbedingt lautlos.

Es geht weiter zur Station 17: Hier ist, in einer großen Halle, die Firma HIL – eine Tochter der Bundeswehr – untergebracht. Panzer und andere Fahrzeuge der Bundeswehr werden hier gewartet und – falls nötig – repariert.

Ein Mitarbeiter von HIL erklärt kurz, was in diesem Bereich gemacht wird: Die HIL GmbH, eine 100% Tochter der Bundeswehr, setzt vor Ort die Fahrzeuge der Bundeswehr – Kampfpanzer Leopard 2, Schützenpanzer Puma, andere gepanzerte Radfahrzeuge und KFZ in Stand.

In unmittelbarer Nähe der Wartungshalle stellen Polizei, THW und Feuerwehr ihre Arbeit vor. Die Polizei präsentiert dort einen Wassenwerfer, der 10.000 Liter Wasser und 120 Liter Reizstoff tragen kann.

Mit gewalttätigen Gegenprotesten gegen die Bundeswehrveranstaltung wird hier, in der bayerischen Provinz, an diesem Tag nicht gerechnet.
Was, vermutlich, mit dem „neuen“ Image der Bundeswehr zu tun hat. Dazu später mehr.
Am nächsten Haltepunkt, hat die Bundeswehr schweres Gerät aufgefahren: Einen Schützenpanzer Puma, einen Pionierpanzer Dachs (der noch zur Hochzeit des Kalten Krieges entwickelt wurde), einen Kampfpanzer Leopard 2 A7V, der immer noch das Rückgrat der deutschen Panzerwaffe bildet. Der Vorgänger des Pumas, der Schützenpanzer Marder, ist neben der Panzerhaubitze 2000 (Die wegen Wartungsaufwand beim Einsatz in der Ukraine in der Kritik steht, bei der Bekämpfung der russischen Soldateska mit Artilleriegeschossen gute Ergebnisse geliefert hat!) und einem Spähwagen des Typs Fennek zu sehen. Fast unscheinbar wirkt daneben eine Aufklärungsdrohne des Typs LUNA.
Das neue Image der Bundeswehr
Das schwere Gerät sorgt für Aufsehen. Familienangehörige von Soldaten nutzen die Chance, die Panzer aus kürzester Distanz zu begutachten.
An einem Stand präsentieren mehrere Mitglieder der US-Armee „kleines Gerät“ – ein Scharfschützengewehr aus deutscher Produktion, eine Panzerfaust. Die GIs an diesem Infozelt sind Mitglieder des 2. Cavalry Regiment, das in Vilseck (Bayern) stationiert ist.
Weniger los ist, einige Meter entfernt, am Informationstruck der Bundeswehr: Karriereberatung steht hier im Mittelpunkt. Natürlich geht es um Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr. Der geringe Andrang ist mit dem Zeitpunkt zu erklären: Es sind noch keine Besucher anwesend. Einige Stunden später, beim Verlassen des Geländes, tummelten sich viele Interessierte im Umfeld des Infomobils.
Ich habe ein paar Fragen an Oberstabsfeldfebel Marco Lössl, der das Infofahrzeug der Bundeswehr leitet und Interessenten berät. An diesem Tag in Regen.
Ruhrbarone: Wie ist aktuell die Nachfrage nach Jobs bei der Bundeswehr?
Marco Lössl: Ich kann jetzt ja nur von den Messen sprechen.
In meiner Wahrnehmung, sind die Stände der Bundeswehr oder der Polizei immer die meistbesuchten Stände.
Ruhrbarone: Wie hat sich die aktuelle Bedrohungslage und der Ukrainekrieg auf die Nachfrage ausgewirkt?
Marco Lössl: Ich kann jetzt nur für Ulm sprechen. Ich war 10 Jahre in Ulm und da ist der Anstieg der Interessenten gleich geblieben. Das Einzige, was ich als Veränderung erkenne seit der Ukraine-Geschichte, ist das bessere Ansehen der Bundeswehr. Die Leute sagen jetzt, am Bahnhof oder sonstwo: „Danke für euren Job. Für das, was Ihr tut!“
Diese Anerkennung in Deutschland der Armee gegenüber, das hat sich im Vergleich zu früher, sehr positiv verändert.
Es geht weiter, an einer Wiese vorbei, auf der später Nahkampfübungen gezeigt werden und Feldjäger ihre Arbeit präsentieren sollen. Zu dieser Zeit, ist an dieser Location noch nichts zu sehen. Gegenüber, auf der anderen Seite der Grünfläche, ist zu diesem Zeitpunkt mehr los: Auf der infanteristischen Hindernisbahn zeigen Panzergrenadiere ihr Können: Überwinden Hindernisse – Wände, Stacheldraht, Gräben – während sie beschossen werden. An diesem Tag nur mit Übungsmunition. (Im Video zu sehen!)

Mit „Action“ geht es weiter bei der nächsten – und letzen – Station auf der Pressetour: Panzergrenadiere säubern, unter Mitwirkung von Schützenpanzern, ein Gebäude, in dem sich feindliche Kräfte verschanzt haben.
Dass die Lage verkürzt dargestellt wird, ist klar und wird bei der Beschreibung des Szenarios erwähnt, dass die Drohne der feindlichen Kräfte, so „offen“ fliegt und deshalb bekämpft werden kann, wirkt auf mich etwas unrealistisch. Aber: Es ist eine Gefechtssimulation, bei der halt viel gezeigt werden soll. Dabei ist das Panzergrenadierbataillon erfolgreich. Die Infanteristen setzten vom Panzer ab, der Panzer deckt die Grenadiere, das Haus wird – Raum für Raum – freigekämpft. Ein Verletzter des Infanterietrupps wird medizinisch versorgt und in einem Puma-Panzer abtransportiert. (Im Video zu sehen!)

Die Rundführung endet an dieser Station. Zeit, das gastronomische Angebot des Tages zu testen. Was bei „Gefechtssimulation“ bereits auffiel, verstärkt sich im Gast-Bereich, in der diverse Speisen und Getränke angeboten werden:
Der Tag der offenen Türe hat fast Volksfestcharakter. Die Neugierde, hinter die Mauern der Kaserne zu schauen, ist offensichtlich groß. Die Akzeptanz für die Truppe ist am Standort Regen spürbar, auch deutlich bemerkbar, wenn man durch die Kleinstadt läuft: In diversen Einzelhandelsgeschäften sind Plakate zu sehen, die für den Tag der offenen Tür der Bayerwaldkaserne werben. Das kann auch an der Arbeit der Kaserne in der Vergangenheit liegen: Bereits 2012 versuchte man, über das Edelweißcamp, bei jungen Menschen Interesse für die Bundeswehr zu wecken (Bezahl-Beitrag des SPIEGEL).
Großes Interesse an der Bundeswehr
Zwischen sechs- und zehntausend Besucher hat man erwartet, 12.000 Besucher wurden am Ende gezählt. Nach einer kleinen Mahlzeit mache ich mich auf den Weg zur Station „Leben unter Einsatzbedingungen“ – die in einem Waldstück angesiedelt ist.
Mobile Duschen, Waschgelegenheiten und Toiletten sind zu sehen. Eine Auswahl an Feldnahrung, -geschirr und -besteck und diverse Zelte, von denen mir einige – im Zeitalter der Drohnenaufklärung – überproportioniert vorkommen. In einem Alarmposten, der in einiger Entfernung zum provisorischen Camp liegt, schiebt ein Panzergrenadier Wache. Während ein paar Meter ein Kamerad, in Form eines Dummys, schläft.
Der Feind schläft an diesem Tage vermutlich auch, das laute Schnarchen des Dummys – simuliert mit einem Smartphone – provozierte keine feindlichen Handlungen.
Am Barett tragen die Grenadiere der Bayerwaldkaserne, neben dem Emblem der Panzergrenadiertruppe, Edelweiß: Das Symbol der Gebirgsjäger, die früher am Standort in Regen stationiert waren.
Zeit, zu gehen. Um 15:15 Uhr, nach etwas über sechs Stunden, endet dieser Tag der offenen Türe für mich.

Beim Verlassen des Geländes, besuche ich kurz die Gedenkstelle für die im Einsatz umgekommenen Soldaten. Hier wird an drei gefallene Mitglieder des Panzergrenadierrbataillons 112 erinnert, die bei einem Terroranschlag in Afghanistan ermordet wurden.
Ich bin nicht der Einzige, der sich an diesem Tag hierhin begeben hat und vermutlich haben einige der Besucher einen ähnlichen Gedanken wie ich an diesem Ort.
Gewonnen hat man, durch Tod dieser drei Menschen, nichts.
Afghanistan wird, seit 2021, wieder von den Terror-Islamisten der Taliban beherrscht.
Was aber auch stimmt:
Ohne eine starke Bundeswehr, müsste man eventuell irgendwann mit dieser Bedrohung, nicht nur am Hindukusch, klarkommen.
Ohne eine Bundeswehr, müsste man irgendwann in den nächsten Jahren noch Russisch oder Chinesisch lernen.
Wenn Veranstaltungen, wie die gestrige in Regen, dazu dienen können die Akzeptanz der Bundeswehr zu erhöhen und helfen die Bundeswehr mehr in den Focus der Gesellschaft zu rücken: Man braucht dann mehr davon!
Weitere Infos zum Panzergrenadierbataillon 112 und zu den Laufbahnen bei der Bundeswehr:

























[…] Schilder zur Anzeige der Tragfähigkeit von Brücken für besonders schweren Fahrzeuge – sprich: Panzer – gab. Diese Schilder wurden nach dem (vermeintlichen) Ende des kalten Krieges abgebaut und […]
[…] staatlichen Einstieg in die Stahlindustrie (in diesem Falle: Thyssenkrupp) und möchte, dass die Bundeswehr nicht mehr an Schulen wirbt („Unsere Kinder kriegen die nicht.“). Nach seinem geplanten […]