Das Jahr der schlechten Nachrichten

Foto: Ruhrbarone.de

Ein Drehbuch, das wär jetzt gut,

 wie man die Krise überstehen tut.

Doch statt der Kladde mit nem Plot,

 labern Konsumankurbler, Steuersenker, Beraterschrott.

 —

Sie rufen: Erleichterungen müssen her

 für Mittelstand, Arbeiter und Handwerker!

Erleichterungen, die jeder merkt,

 drums Geld nicht spart und nicht vermehrt.

 —

Ist die Binnenkonjunktur erst im Wanken,

 wird es auch schwer für Informanten.

Bürgerpflicht ist jetzt der Einkauf:

 Begrüßungsgeld Zwonull und Lauf!

Beim Lautpolitgetöse noch vor Sylvester

 gehts natürlich nur um biggest Zaster,

Werbewirtschaft und Verlegerlein,

 wollen weiter Werbeträger sein.

Fehlen Planetats und das Kampagnengeld,

 ist die Pressewelt kaltgestellt.

Und dann wird 2009, da hilft kein Dichten,

 wirklich das Jahr der schlechten Nachrichten.

Schacht 8: Soziokultur light

In den 90er Jahren war der Schacht 8 in Marl eines der wichtigsten soziokulturellen Zentren des Revier – 2001 kam dann das vorläufige Aus. Nun soll es wieder losgehen. Ganz ordentlich.

Der Kreis Recklinghausen ist nicht gerade bekannt für sein aufregendes Nachtleben: Das Flexi in Recklinghausen Süd – ältere Menschen werden sich noch daran erinnern – wurde durch immer absudere Auflagen so lange gefoltert, bis es schließlich geschlossen wurde und auch der Schacht 8 in Marl hatte ein ähnliches Schicksal:  Zur dauerhaften Finanznot gesellte sich noch der Ärger mit querulantisch-veranlagten Nachbarn und so kam 2001 dann das endgültige Aus für den Schacht 8.

Nun soll es  weiter gehen – eine gute Nachricht für die Stadt Marl, denn so muss sie  die in den Jahren 1993 und 1995 bereits für die Herrichtung des soziokulturellen Zentrums gezahlten Fördermittel nicht mehr zurückzahlen. Die Landesregierung hat einen Schacht8-light akzeptiert: Konzerte und Party, einst die Aushängeschilder des Schachtes, wird es nicht mehr geben. Stattdessen Veranstaltungen, die eigentlich überall stattfinden könnten und für die es auch im Kreis Recklinghausen und sogar in Marl genug Räume gibt: Kabarett und Kleinstkunst statt Party und Pogo. Hui klingt das spannend. Und natürlich soll auch die Qualifizierung von Jugendlichen künftig im Mittelpunkt stehen. Hoffentlich stören die nicht auch die hellhörigen Nachbarn.   

Das Elend geht weiter – Zeit für neue Ideen

Die WAZ entläßt, Gruner und Jahr kürzt. Und andere wollen folgen. Selbst die taz steht, wie Gerüchte besagen, im kommenden Jahr mal wieder vor einer Rettungskampagne

Ach, da wird einem ganz kalt ums Herz. Und dann wieder warm. Wozu die Trauer? Es geht immer weiter. Irgendwie. Die Menschen wollen immer Geschichten hören. Es kommt darauf an, sie zu erzählen.

Wie so oft, sind uns die Amerikaner voraus. Dort gibt es analog zu Poetry Slams sogenannte Moth-Story-Slams. Da werden die besten Geschichtenerzähler gesucht. Cool. Sowas sollten wir auch bei uns machen.

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Aufguss 2008 – Coffee & TV lässt wählen

Coffee & TV bereitet den Aufguss 2008: In 20 Kategorien "die besten Irgendwasse des zurückliegenden Kalenderjahres" geählt werden.

In 20 Kategorien wie "Album des Jahres", "Beste Fernsehserie" oder "Beste Website" können die Leser ihre Lieblinge angeben und mit ein wenig Glück auch etwas gewinnen. Zum Beispiel Grand Hotel van Cleef Fanpakete oder ein Mixtape von Coffee & TV.
Mit große Spannung wird in Berlin sicher auch die Wahl zum "Depp des Jahres" erwartet. Im vergangenen Jahr sicherte sich Wolfgang Schäuble diesen begehrten Preis – mal schauen, ob es für ihn auch in diesem Jahr wieder reicht.

Hier geht es zur Wahl

Gewerkschaftsfunktionär wird WR-Chef

Kurz vor der Betriebsversammlung am morgigen Freitag in der Lichtburg muss sich ein Kollege aus der WAZ-Gruppe keinen Sorgen um seinen Job machen.

Malte Hinz, seines Zeichens Vorsitzender der Deutschen Journalisten Union (DJU) bei verdi, wird neue Chefredakteur der Westfälischen Rundschau. Er folgt nach einem Bericht der FAZ der bisherigen WR-Chefin Kathrin Lenzer, die überraschend gekündigt hat und sofort beurlaubt wurde.

Im Blog der WAZ-Mitarbeiter hält sich die Begeisterung über die Berufung von Hinz, der auch im Betriebsrat der WAZ-Gruppe ist, in Grenzen. Was die FAZ als einen "geschickten Schachzug der Geschäftsführung" bezeichnet, kommentieren die WAZ-Mitarbeiter in ihrem Blog durchaus differenziert.   

Doofe Studie aus Berlin – Familienmekka Pott?

Heute Mittag hat mich die Studie einer im Mai 2008 gegründeten Immobilien-Suchmaschine erreicht. Das Ding heißt Immobilo und soll alle möglichen Immobilienangebote zusammenfassen. Wie auch immer. Jedenfalls haben die Geschäftsmänner die PR-Idee aufgegriffen, über Studien ins Gerede zu kommen.

Dellplatzviertel in Duisburg

Angeblich wollen die Berliner 133.000 Wohnungsangebote in den 30 größten Städten auf ihre Familientauglichkeit durchleuchtet haben. Dabei wollen die Spezialisten herausgefunden haben, dass die „Ruhrmetropolen Duisburg und Essen“ Deutschlands familienfreundlichste Städte sind. Na, wer das glaubt, war noch nicht da. Auf so was können nur Berliner kommen.

Die PR-Frizzen behaupten, dass jede dritte Duisburger Wohnung vier bis fünf Zimmer hat und rund 100 Quadratmeter groß ist sowie mit einen mittleren Mietpreis von 548 Euro erschwinglich. Eine Familienwohnung in München schlage dagegen mit durchschnittlich 1.326 Euro Miete zu Buche. „Wir haben nicht nur die Objektpreise analysiert“, sagte Christian Scherbel von dem Portal. „In die Bewertung einbezogen ist auch die gute Erreichbarkeit von Schulen und Kindergärten, weil dies die Wohnqualität eines Quartiers maßgeblich prägt.“ Nach seiner Ansicht können Eltern, die in Duisburg wohnen, ihre Kinder in 55 Prozent der Fälle auf fünf verschiedene Schulen und Kindergärten schicken, die weniger als einen Kilometer von der Wohnung entfernt sind. Die bayerische Landeshauptstadt erreicht bei diesem Kriterium immerhin 48 Prozent, während Hamburg nur auf 31 Prozent kommt.

Der Berliner Studie spricht sogar von einem "Familienmekka" im Westen. Mit Duisburg, Essen, Wuppertal, Gelsenkirchen und Dortmund würden gleich fünf Städte aus der dicht besiedelten Region unter den Top Ten lanen. Die neuen Länder seien mit Chemnitz und Leipzig zweimal vertreten, während es aus anderen Teilen der Republik nur Kiel, Nürnberg und Berlin auf vordere Plätze schaffen.

Diese angebliche Studie bestätigt den Spruch, der Churchill zugeschrieben wird: Traue nur der Studie, die Du selbst gefälscht hast.

Was haben Wohnungsgröße und Mietpreise mit Familientauglichkeit zu tun. Nach der Methode haben Slums die besten Chancen auf vordere Plätze, wenn sie nur an einen Kindergarten angeschlossen sind. Dass es auch Arbeit vor Ort geben muss und Spielplätze und Grünzüge und keine dreckige Luft, das steht auf einem anderen Papier.

Ach egal. Ich habe Kinder und ich kann aus dem Fenster schauen. Ruhrgebiet ist OK, aber es gibt wirklich bessere Quartiere.

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Arbeitsmarkt: Die Welle baut sich auf

In den Arbeitsagenturen des Landes stehen die Unternehmen Schlange. Der Grund: Sie lassen sich über Kurzarbeit beraten. Auf den Arbeitsmarkt kommen harte Zeiten zu.

"Die Abfolge ist folgendermaßen: Erst bauen die Unternehmen die Zeitarbeiter ab, dann werden die befristeten Verträge nicht verlängert, schließlich werden die Überstundenkonten abgefeiert", dass alles oist, so Werner Marquis, der Sprecher des Arbeitsagentur in NRW, in den letzten Wochen und Monaten passiert. Jetzt kommen die nächsten Schritte: "Von August auf September ist die Zahl der Kurzarbeiter in NRW um 25 % gestiegen. Über die aktuelle Entwicklung haben wir noch keine sicheren Zahlen, aber die Zahl der Kurzarbeiter wird sich in den nächsten Wochen steigen – um deutlich mehr als das Doppelte." Aktuell sind in NRW 14.600 Menschen von Kurzarbeit betroffen. Die Zahl wird sich also bald vervielfachen.

Und nach der Kurzarbeit kommen die Massenentlassungen – über die Voranfragen für Massenentlassungen gibt es allerdings keine  Zahlen.  Und Marquis, seit über 20 Jahren im Job, glaubt auch, dass es noch ein paar Monate dauern wird, bis die Industrie Massenentlassungen vornehmen wird: "März, April und Mai werden die Monaten der Wahrheit." Für sechs Monate kann Kurzarbeit von den Unternehmen beantragt werden. In Ausnahmefällen kann diese Zeit auf bis zu 24 Monaten verlängert werden.

Allerdings seien viele Unternehmen mitterwerweile so schlank aufgestellt, dass sie sich nicht mehr ohne weiteres von Fachkräften trennen werden: "Wer Fachkräfte entlässt, muss häufig ganze Betriebsteile endgültig schließen. Die Unternehmen haben bei ihrer Kernbelegschaft kaum noch Spielräume." Und Fachkräfte sind rar – wer sich jetzt von ihnen trennt, wird  beim nächsten Aufschwung  kein Personal mehr haben, um  zu den Gewinnern zu gehören. Sie sind sogar jetzt noch gesucht: "Zerspaner und Fräser gibt es auf dem Arbeitsmarkt nicht.  Jedes Unternehmen wird sich gut überlegen, sich von diesen hochqualifizierten Leuten  zu trennen." Die Verlierer der Krise würden jetzt aber schon feststehen: Schlechtqualifizierte.

Aber alles, so Marquis, sei letztendlich eine Frage der Konjunktur. Die Welle auf dem Arbeitsmarkt baut sich auf, sprunghaft, jetzt wird es schnell gehen, und wenn sich nicht alles ganz anders entwickelt, als es jeder Experte voraussagt, wird es ein Frühjahr mit sehr schlechten Nachrichten.

 

Süddeutsche: WAZ-Berater empfehlen Aus für 261 Redakteure

Nach einem Bericht der Süddeutsche Zeitung empfiehlt die Unternehmensberatung Schickler der WAZ den Abbau von 261 Redakteursstellen.

150 dieser Stellen sollen über Teilzeit und Altersteilzeit abgfedert werden. 111 Redakteuren droht somit nach diesen Plänen die Kündigung. Besonders die Lokalredaktionen wird es hart treffen: Im Bereich der zentralen Kompetenz der WAZ sollen insgesamt 209 Stellen gestrichen werden. Der Produktionspreis für eine Lokalseite soll künftig bei 300 Euro liegen.

Nach den der Süddeutschen vorliegenden Zahlen macht nur noch die WAZ Gewinne: 20 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen 2008. WR , NRZ und WP haben indes wohl Verluste von 30 Millionen eingefahren. Ingesamt haben die WAZ-Titel damit einen Verlust von 10 Millionen Euro verursacht. Eine Menge Geld, aber angesichts der vielen Jahre, in denen die Zeitungen ihren Besitzern gute Gewinne gebracht haben kein Grund für Massenentlassungen. Ob sich die WAZ-Leitung an die Empfehlungen der Berater richten wird ist auch noch nicht sicher.

Laut Meedia wird es künftig an keinem Ort mehr zwei Lokalredaktionen geben: Der Marktführer übernimmt. Betroffen sein würden  von diesen Maßnahme wohl vor allem die Lokalredaktionen der NRZ im zentralen Ruhrgebiet. 
     
Für einen Überblick über die WAZ-Krise möchte ich  an dieser Stelle noch einmal die Serie auf Pottblog empfehlen