DJ sets: Koljeticut, Maik Ollhoff, Sir Fired / Easy Klickz
Die überaus faszinierende Verbindung aus Live-Drumming und Elektronik-Sounds und -Beats verspricht die Wuppertaler Band COMPING und weiß dabei überaus wirkungsvoll, Elemente von Dub-Step, Drum ’n Bass, HipHop und Electro zu einem eigenen Stil zu fusionieren. Maik Ollhoff (Schlagzeug) kann als studierter Jazzmusiker und erfahrener Trommler in verschiedensten Stilrichtungen auf ein umfangreiches Repertoire an Grooves zurückgreifen. Sein akustisches Drumset wird durch Percussion-Samples und Loops unterstützt. Der Soundspezialist Cestbon (Synthesizer) schraubt sich durch Oszillatoren und Filterbänke, entfesselt Basswände und Melodien, die während der Auftritte moduliert werden und immer neue Haken schlagen. Eine solide Sammlung von analogen sowie digitalen Synthesizern schafft die Grundlage für immer neue Soundausflüge. Als dritter Mann im Team: Koljeticut (Turntables). Als aktueller IDA Showcategory Worldchampion bringt er seine Skills an Plattenteller und MIDI-Pads in den Bandsound ein, feuert Samples ab, spielt Gesangsparts ein und webt sein Instrument tief in die Songs ein.
Komplettiert wird der Abend, der vermutlich zu einer langen Nacht werden wird durch diverse DJ-Sets von Künstlern aus der hiesigen Szene.
Mit dieser Nacht der gebrochenen Beats liefert der Kurator dieser neuen Reihe Mike Olhoff eine Fortsetzung nach einem überaus erfolgreichen Start im Rahmen der Dortmunder Jazztage Anfang Dezember.
Die Duisburger Jecken sind sauer auf den Geierabend. Der Grund: Sie kennen das Programm nicht. Oder verstehen es nicht.
Aufregung in Duisburg. Wegen dem Geierabend. Die Rheinische Post:
Joachim Loosen ist empört. „Da hört jeglicher Spaß auf“, sagt der Geschäftsführer der Duisburger Karnevalsgesellschaft (KDV). Er ist verärgert über die Macher der alternativen Dortmunder Karnevalssitzung „Geierabend“, die sich über den Umgang mit dem Loveparade-Unglück mit 21 Toten lustig machen. „Leider kann man das nicht verbieten, aber wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit davon.“
Was Loosen nicht weiß, weil er das Programm des Geierabends nicht kennt: Auch für die Dortmunder Kabarettisten hört beim Thema Loveparade der Spaß auf. Die Passagen, in denen es um die Opfer der Loveparade geht haben mit Klamauk nichts zu tun. Es sind bitterböse Texte, die Martin Kaysh zu dem Thema vorträgt. Im Saal kann man dann eine Stecknadel fallen hören. Mit dem Besoffski-Karneval, wie ihn der Duisburger Faschingsfundamantalist kennt, hat das alles nicht viel zu tun. Eher mit gutem Kabarett. Für mich gehörten die Loveparade Nummern zu den Höhepunkten des Geierabends. Und der Skandal sind doch nicht die Texte von Martin Kaysh, sondern die Tatsache, das eine Charaktermaske wie Sauerland noch im Amt ist.
Wie das manchmal so geht: Da blitzt einem was durch den Kopf und setzt sich dann fest, als wär’s kristallisiert. „Warum heißt es eigentlich Reißverschluss und nicht Reißöffner?“, kam es mir neulich spontan in den Sinn. Es gibt doch auch den Flaschenverschluss u n d den Flaschenöffner.
Sollte es sich etwa um die sprachliche Ausprägung der Prüderie handeln? Den Reißverschluss zumachen, bevor noch etwas Heikles passiert? Kann doch wohl nicht sein, in diesen permissiven, exzessiven Zeiten. Andererseits ist es ein althergebrachtes Wort, das abgestorbene Verhältnisse mit sich trägt. Sieht ganz so aus, als wären wir hier einem Mysterium zwischen den Epochen auf der Spur. Aber hallo! Daher die gravitätische Überschrift.
Übrigens fällt mir gerade noch ein, dass ganz im Sinne von Monty Python (Sketch über den toten Papagei) „Den Reißverschluss zumachen“ ein sinnfälliges Bild für den Tod abgeben könnte. Ich meine ja nur.
Naja, vergiss es. Schluss mit dem Unsinn. So eine Nebensache kannst du schwerlich bei den Ruhrbaronen `reinstellen, dachte ich mir. Hier solltest du lieber recherchieren wie ein Berserker und nach Möglichkeit eine investigativ ermittelte Erzschweinerei `raushauen; einen grellen Skandal, nach dessen Bekanntwerden Karrieren jäh abstürzen. Auf dass die Kollegen bei Zeitungen und Sendern abermals staunen: Woher haben die Teufelskerle das jetzt schon wieder her?!
Doch dann siegte mein Trotz. Denn ist es nicht auch eine Aufgabe, das Kleine und Leichte, das Unscheinbare aufzuspüren?
Aber was heißt hier unscheinbar? Jede(r) hat jeglichen Tag mit Reißverschlüssen zu tun, es sei denn, das kleidsame Leben verliefe ausschließlich zugeknöpft oder hinge nur noch am Klettband. So viel Alltag steckt zwischen den Zacken! Auch sind System-Entscheidungen nötig: Ich plädiere hiermit entschieden für den Einzelreißverschluss, der sich mit keinem gegenläufigen Pendant verheddert.
Wo die Kultur bleibe? Ha! Es ließen sich bestimmt pfundweise literarische Fundstellen sammeln, in denen Reißverschlüsse signifikant vorkommen. Vor allem die großen Erotomanen dürften einiges zu bieten haben. Instinktiv würde ich bei John Updike und Philip Roth beginnen…
Auch im Kino wäre gewiss einiges zu holen, mutmaßlich höher verdichtet in den neckischen 1950er und frühen 60er Jahren (Stichprobe bei Doris Day ratsam), am wenigsten hingegen im Pornofilm härterer Prägung, denn da sind die bisweilen umständlichen Dinger im Gegensatz zur Handlung immer schon längst offen. Ach was, es hat sie sozusagen nie gegeben.
Sodann werden wir, wenn wir die Zeit finden, bildende Kunst und Musik abgrasen, auf dass aus unserer souverän gedeuteten Materialsammlung ein kiloschwerer Prachtband und ein Standardwerk werde und auch dieser kümmerliche Einstieg gänzlich neu geschrieben werden muss.
Keine Frage, dass sich über alle Funde und Befunde endlich eine Sitten- und Kulturgeschichte sowie eine Philosophie des Reißverschließens wölben wird. Religion lassen wir hübsch aus dem Spiel.
Apropos: Wer jetzt glaubt, all das müsse man mit Michelangelos berühmtem Gottesfinger illustrieren, der an einem Zipper zuppelt, der kommt stracks in die Klischee-Anstalt. Nein, auch das von Andy Warhol gestaltete Stones-Plattencover mit dem Reißverschluss („Sticky Fingers“) ist für solche Zwecke quasi verboten. Nun reißt euch doch mal zusammen!
Heute ist Holocaustgedenktag. Er wurde in Deutschland 1996 durch den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt, der bei der Proklamation ausführte, der Tag solle „dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ Im Jahr 2005 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 27. Januar in einer Resolution offiziell zum internationalen Holocaustgedenktag. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz.
Weil es ihn gibt, finden an vielen Orten Veranstaltungen zum Holocaustgedenktag statt – auch im Ruhrgebiet. Zum Beispiel in Dortmund ab 19 Uhr im Rathaus am Friedensplatz. Oder in Duisburg um 19:30 Uhr in der Salvatorkirche neben dem Rathaus am Burgplatz. Das ist gut so. Allerdings steht zu befürchten, dass sich in diesem Jahr im Grunde auch wieder diejenigen einfinden werden, die schon letztes Jahr da waren.
Der jüdische Publizist Henryk M. Broder hält den Holocaustgedenktag für „ein Ritual, ebenso wohlfeil wie folgenlos“. Wichtiger als dieses Gedenken sei allerdings die Verhinderung des nächsten Holocaust, erklärt Broder, wobei: selbstredend „wiederholt sich Geschichte nicht, nicht einmal als Farce“. Na dann … – Auch dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland „persönlich bedeutet der Tag nicht besonders viel“.Dieter Graumann„braucht gar keinen speziellen Tag, um an den Holocaust zu denken“.
Für Graumann ist nämlich „eigentlich jeder Tag Holocaust-Gedenktag“, was man sich freilich nicht so vorstellen darf, dass er nun der Präsident einer „depressiven Trauergemeinschaft“ sei. Genau dies sind sie nämlich nicht, die Juden in Deutschland. „Wir sind keine depressive Trauergemeinschaft“, erklärt Graumann. Das wirft freilich die Frage auf, zumal Graumann persönlich ihn ja nicht braucht: „Braucht man dann überhaupt noch einen speziellen Gedenktag?“
Moment! So nun auch wieder nicht! Die Antwort des Präsidenten: „Auf jeden Fall. Es ist wichtig, dass möglichst viele Menschen an dieses einmalige Menschheitsverbrechen denken.“ Richten Sie sich bitte danach! Und sollten Sie heute Abend verhindert sein, keine Zeit oder aber auch einfach keine Lust (schon okay) haben, eine Gedenkveranstaltung zu besuchen, sehen Sie sich doch bitte einmal die Website der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem an. Die hat jetzt nämlich – in Zusammenarbeit mit Google – ihr Bildarchiv ins Netz gestellt. Es muss nicht unbedingt heute sein; es sollte allerdings in aller Ruhe gemacht werden. Wenn Ihnen mal danach ist …
Blogger Carsten Marc Pfeffer / Foto: Chantal Stauder
Frank Zappa trifft auf Radiohead: Literarische Altersmilde und ironisch-provokative Selbstinszenierung trafen sich auf Einladung der Literarischen Gesellschaft Bochum auf dem Betonboden, der die Welt bedeutet. Der Autor Enno Stahl und der Blogger Carsten Marc Pfeffer gewährten bei ihrer Lesung im Bochumer Rottstr5-Theater Einblicke in ihr literarisches Schaffen. Die Autoren treffen sich im Punk und Trash, arbeiten jedoch grundverschieden. Der eine rüttelt an den Tabus, der andere packt sie sanft in Watte.
Im anschließenden Autorengespräch befragte Germanistikdozent Markus Tillmann die zwei zur Situation deutschsprachiger Gegenwartsliteratur und der Suche nach neuen literarischen Formen.
Carsten Marc Pfeffer ist die Nervosität deutlich anzumerken. Es dauert jedoch nicht lange, bis er seinen Flow gefunden hat. Der Bochumer ist Blogger, Musiker und Dramaturg. Pfeffer liest zwei Beiträge aus seinem Local Heroe`s Diary: Weil es Liebe ist und Ein Fest für Boris (A-Seite). Pfeffer sagt, dass er zwar früher schon viel herumprobiert habe, aber eigentlich noch am Anfang seines literarischen Schaffens stehe. Das ist es jedoch, was seine Texte authentisch wirken lässt. Das Eckige, das Kantige, die Brüche sind es, die schließlich verfangen. Pfeffers Texte besitzen Aktualität, Präsenz und zeugen vom Versuch des Experimentellen. Die schöpferische Zerstörung von literarischen Formen betreibt er souverän und gerne provokativ. Pfeffer erklärt, er modelliere so lange, bis er es selber glaube. Das Publikum belohnt den Mut und die semantischen Grenzübertritte.
„Ein bisschen Ecstasy in den Tee wäre die gerechte Strafe.“
Autor Enno Stahl/Foto: Kirsten Adamek
Enno Stahl ist promovierter Germanist, Schriftsteller und Performer. 1988 gründete im Anschluss an seine Mitherausgeberschaft der Literaturzeitschrift ZeilenSprung den KRASH Verlag. Gefeiert wird er für seine „vitale, wendige High Speed Prosa“, mit der es ihm gelingt, Sozialisation literarisch einzufangen. Dazu widmet er sich einer Schau der Arbeitslosenwelt und den damit verknüpften Auswirkungen auf die menschliche Mentalität. Hierbei bedient er sich einer besonderen Erinnerungstechnik, bei der er zurückgeht zu Vergangenem und es in die Gegenwart holt. Stahl erklärt, man müsse viel „dran rummachen, dass die Sprache so schnörkellos und schlicht wird“.
Stahl ist „bekennender sozialer Realist“. In seinen Büchern widmet er sich Orten, Wegen und Pflanzen. Ein Aufbrechen alter literarischer Formen? – Nein. Das sei nicht das, was er will. Ein Abbild der Gegenwart möchte er liefern, Bilder die irgendwie „peppig“ sind. Seine Texte müssen auch nicht chronologisch gelesen werden, sagt er. Stattdessen könne man als Leser eine eigene Lesart finden. Stahl gibt zu, er sei auch ein wenig punksozialisiert. Aber Worte wie „Prollschlampe“ klingen in dem ausgearbeiteten und glatt gefeilten literarischen Kontext, in den Stahl sie bettet, brav und anständig. Er schreibt über die 80er Jahre, die Penne und Krawattennudeln, lässt seine Charaktere „Der letzte macht das Licht aus“ sagen und beschreibt aufgetragenen Lippenstift als „kitschigen Kranz“. Die Auszüge, die Stahl aus seinem aktuellen Buch Heimat und Weltall aus dem Jahr 2009 liest, sind deutlich temporeicher als die Passagen aus seinem Roman Diese Seelen von 2008.
Recherchieren für die Gegenwart
Ob Literatur aufrütteln helfen kann, sei ihm egal, sagt Stahl. Stattdessen plädiert er für eine grundsätzliche Kritik der demokratischen Gesellschaften, „die – wie alle immer sagen – die beste aller möglichen Welten sei“.
Er findet es belästigend, dass die nachfolgenden Generationen immer noch nationalsozialistische Geschichten erzählen müssen. Er vermutet, dass er es vielleicht nicht ertragen kann und nicht ertragen will, politisch tätig zu sein. Er ist auch der Ansicht, Literatur müsse nicht per se politisch sein, sie werde es lediglich durch Ideologiekritik. Stahl hat etwas gegen inhärente Politizität und „diese Neue Subjektivität“. Indem er ein bestimmtes soziales Milieu schildert, hebt er politische Angelegenheiten in seinen Protagonisten auf, so dass die Dinge auf einer Metaebene anders werden und Gestalt annehmen. Für Pfeffer hingegen ist Literatur als Kunstform „immer schon politisch, weil sie immer auch eine Differenz aufmacht.“
Um dir ein optimales Erlebnis zu bieten, verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.