Der Waltroper Bestatter Sascha Müller bedankt sich bei Corona-Leugnern!

Bestatter Sascha Müller aus Waltrop wirbt im Internet. Foto: Screenshot Facebook

Bestatter Sascha Müller wirbelt die Bestatterbranche in Waltrop (Kreis Recklinghausen) seit etlichen Jahren gehörig durcheinander. Einst von Trauerhäusern von eher wenig Modernität und Flexibilität geprägt, hat er die Szenerie vor Ort durch sein berufliches Wirken ziemlich auf den Kopf gestellt seit er sich einst mit seinem Bestattungshaus selbstständig machte.

Vom kleinen Selbstständigen bis zum führenden Bestatter am Ort brauchte es zwar einige Zeit, gelungen ist Müller dieser Aufstieg mit etlichen ungewöhnlichen Aktionen und Plänen am Ende trotzdem.

Nicht alle Vorhaben des Unternehmers fanden dabei die ungeteilte Zustimmung von Konkurrenten, Lokalpolitikern und Bürgern. Nur eines konnte und kann man dem rührigen Bestatter nicht vorwerfen: Langeweile!

Warum ich das hier erwähne? Nun, auch am gestrigen Abend sorgte er mit einer gezielten Provokation auf Facebook wieder für viel Aufsehen. Müller bedankte sich nämlich bei den Corona-Leugnern dafür, dass sie Arbeitsplätze in seinem Bestattungshaus sichern würden.

Das kann man natürlich so machen, muss man aber nicht. Denn die unmittelbare Folge waren wieder extreme Reaktionen. Die einen lobten ihn für seinen Mut, die anderen kritisierten die Aktion als völlig daneben.

Wer jedoch die berufliche Entwicklung von Müller in den vergangenen Jahren beobachtet hat, den konnte und kann eine solche Aktion nicht überraschen.

Schon vor rund zehn Jahren sorgte dieser für etliche emotionale Reaktionen in Waltrop, als er in der 30.000-Einwohner-Stadt ein privatwirtschaftlich betriebenes Krematorium von beachtlicher Größe errichten wollte.

Kritiker sahen nach dessen Vorstellung einen drohenden ‚Leichentourismus‘ auf die Stadt zukommen, da der aufstrebende Bestatter die Preise, die für eine Einäscherung in Dortmund verlangt wurden, schon in der öffentlichen Vorankündigung im Rathaus deutlich unterbieten wollte.

Andere Zeitgenossen konnten hingegen ganz und gar nicht verstehen, warum die Stadt Waltrop das Recht zum Betrieb einer solchen Anlage ohne Not an ein Privatunternehmen abgab, andere befürchteten zukünftig Belästigungen durch den ihrer Meinung nach zu erwartenden Gestank und den Rauch.

Am Ende setzte sich Unternehmer Sascha Müller durch und baute sein Krematorium, trotz aller Widerstände, plant aktuell sogar eine Erweiterung.

Auch der stets engagierte und findige Müller konnte es aber letztendlich nicht verhindern, dass sich der Zustand des Friedhofs vor Ort in der Zeit des Aufstiegs seines Unternehmens bedenklich verschlechterte.

Das einst überdurchschnittlich gepflegte Areal präsentiert sich in den vergangenen Jahren immer mehr in einem kritikwürdigen Zustand. Die Unterschiede zwischen extravaganten, sehr teuren Luxusbestattungen und billigsten Beerdigungen gingen zuletzt deutlich sichtbar auseinander.

Nun also provoziert Müller gezielt im Internet, nutzt das Thema Corona-Leugner geschickt dazu, das Licht auf seine Branche und speziell sein Unternehmen zu lenken.

Den einen gefällt das. Die anderen finden es eher abstoßend. Zumindest ist er sich dabei in seinem Stil irgendwie treu geblieben. Everybody’s Darling war der Bestatter Müller ohnehin noch nie.

 

 

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Gimpel
Gimpel
3 Jahre zuvor
Guenter Rense
Guenter Rense
3 Jahre zuvor

Das Wiener Bestattungsmuseum (www.bestattungwien.at) als Originator des "..sichert Arbeitsplätze"-Spruchs (siehe Link aus #1) pflegt sowieso einen ziemlich kuhlen, österreich-typisch schwarzhumorigen Umgang mit dem Tod und der staatsreligiösen Bestattungskultur. Da gibt es unter "Praktische Dinge" ganze Trauerhallen aus Lego, einen USB-Stick in Minisarg-Optik oder das Turnsackerl "Ich turne bis zur Urne" für günstige 9,90€ :-)) Immer schön locker bleiben!

Bochumer
Bochumer
3 Jahre zuvor

In Bonn gibt es das Bestattungsinstitut "Muss" – sie haben aber leider nicht den Spruch " Was muss, das muss" als Motto.

trackback

[…] dass die zweite Welle der Corona-Pandemie offensichtlich nicht annähernd mit der gleichen Demut und Vorsicht empfangen wird wie die erste, zumindest von vielen nicht, das kann man derzeit schon […]

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

Ich habe einen ähnlichen Spruch auch schon vor Wochen gelesen. Was soll`s? Man kann ihn gar nicht oft genug wiederholen. Er wird ja von Tag zu Tag aktueller.
BTW: In Hanau wissen `se mit den Leichen nicht mehr wohin. Ganz schön heftig das.

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