Doch wieder ‚Vizekusen‘ statt ‚Triplekusen‘?

Für Bayer 04 Leverkusen heißt es 2024: Nur gucken, nicht anfassen! Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Das war es dann! Für Bayer 04 Leverkusen riss die Serie der ungeschlagenen Spiele ausgerechnet im ungünstigsten Moment. Nach zuvor 51 Pflichtspielen ohne eine einzige Niederlage verlor der frisch gebackene Deutsche Meister ausgerechnet im Finale der UEFA Europa League in Dublin gegen Atalanta Bergamo mit einem krachenden 0:3 (0:2).

Das neu gewonnene Selbstverständnis bei den Rheinländern erlitt dadurch erhebliche Schäden. War die extrem selbstbewusste Außendarstellung der vergangenen Tage etwa mit schuld an dem Desaster?

Jahrelang mussten sich Fans und Spieler von Bayer 04 Leverkusen von der Konkurrenz als ‚Vizekusen‘ verhöhnen lassen, da das Team in den vergangenen Jahren einfach keinen Titel mehr gewinnen konnte, stattdessen häufiger als Zweiter abschloss. Sei es wiederholt in der Liga, oder auch einmal in der UEFA Champions League. Das daraus resultierende Image war das eines Verliererklubs. Wer einen Titel feiern wollte, der ging als Spieler nicht zu den Rheinländern.

Seit Xabi Alonso als Trainer in Leverkusen arbeitet, hatte sich das zuletzt schrittweise geändert. Der Spanier führte den Verein von einem Abstiegsplatz bei Amtsübernahme bis hin zur Meisterschaft in diesem Frühjahr. Eine Truppe, die in der bundesweiten Wahrnehmung bis zuletzt kaum vorkam, mutierte zu einer von vielen für ihren großen Spielwitz und immense Spielfreude bewunderten Mannschaft, der man gerne beim Kicken zusah. Seit 2023, als Bayer in der Bundesliga am letzten Spieltag der Vorsaison beim VfL Bochum unterlag, blieb die Alonso-Truppe mit Glück und Geschick  ungeschlagen. Bis gestern eben. Mit der schwächsten Leistung der Saison unterlag der frisch gebackene Meister gegen den Tabellenfünften der Italienischen Liga. Und das Schlimmste daran: Er war chancenlos.

Eine logisch nicht zu erklärende Leistung der Mannschaft, die es in den finalen Wochen der Saison gleich mehrfach schaffte mit einem fulminanten Endspurt Spiele, in denen man über weite Phasen Probleme hatten, in der Schlussphase noch zu drehen oder aber zumindest zu egalisieren. Am Mittwoch war von diesen Fähigkeiten in Dublin nichts zu sehen.

Nachdem es rund um Leverkusen zuletzt immer häufiger den Spruch zu vernehmen war, dass aus ‚Vizekusen‘ nun ‚Triplekusen‘ würde, in Erwartung der sich nach der Meisterschaft womöglich noch anschließenden Titel in der Europa League und im DFB-Pokal, hat sich genau dieser nun womöglich als mitverantwortlich für den Nackenschlag gegen Bergamo erwiesen.

War es das zu große Selbstvertrauen, das Schuld an der Niederlage im wichtigsten Spiel des Jahres war? Hat man den Gegner schlicht unterschätzt? Vieles im Spiel machte den Anschein, war die Leistung der Mannschaft doch mit denen der vergangenen Wochen und Monate nicht ansatzweise zu vergleichen. Und das, obwohl viele Experten die Leverkusener doch genau davor warnten den Gegner zu unterschätzen. Schließlich hatte dieser auf seinem Weg zum Finale doch unter anderem Jürgen Klopps FC Liverpool ausgeschaltet.

Nun ist es relativ müßig heute über die Gründe für den leichtfertig verspielen Europapokal für die Leverkusener zu diskutieren. Aber man stelle sich einmal vor, auch das DFB-Pokalfinale am Samstag, gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, ginge für die Leverkusener verloren. Aus den Überfliegern der vergangenen zwölf Monate wären ganz plötzlich die ‚Deppen‘ der Saison geworden. Und der erträumte Titel von ‚Triplekusen‘ wäre ganz plötzlich wieder dem eigentlich für überwunden gehaltenen von ‚Vizekusen‘ gewichen…

 

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