Dortmunder Schauspiel soll nicht nahezu ausschließlich gesellschaftliche Nischen besetzen.

Julia Wissert Foto: Hupfeld/Schauspiel Dortmund Lizenz: Copyright


Julia Wissert, die Intendantin des Dortmunder Schauspielhauses, findet nur eine geringe Akzeptanz beim Publikum. Ein Anfang Mai in der WAZ erschienener Artikel belegte ihr Scheitern: Keine 116 Menschen besuchten im Schnitt zwischen  August 20022 und Februar 2023 das Theater. In einem Gastbeitrag formuliert nun die  CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund Anforderungen an das Schauspielhaus.

Leitgedanke für die Anforderungen an das Dortmunder Schauspiel ist für die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Dortmund die Frage der Relevanz. Das Dortmunder Schauspiel ist dann ein erfolgreiches Schauspiel, wenn es relevant ist, wenn es als Sprechtheater als ein Ort der Kunst und Kultur in der Stadtgesellschaft fest etabliert ist. Die hierzu notwendige Relevanz kann auf unterschiedlichen Ebenen erreicht werden, die wie folgt lauten und innerhalb derer die Intendanz im Rahmen der Kunstfreiheit frei agieren kann:

Die Ebene der Publikumsrelevanz:

Eine Publikumsrelevanz ist dann gegeben, wenn der Spielplan Stücke zur Aufführung bringt, die ein hohes Besucheraufkommen generieren und im Idealfall auch ausverkaufte Vorstellungen zur Folge haben. Dies kann gerne auch durch die Aufnahme von „klassischen“ Stücken des Genres passieren. Das Schauspiel soll hier im besten Sinne für gute Unterhaltung sorgen. Es wird dann ein von der Stadtgesellschaft angenommenes Schauspiel sein, einer Stadtgesellschaft, die durch ihre Steuermittel die Tätigkeit des Schauspiels überhaupt erst ermöglicht.

Die Ebene der künstlerischen Relevanz:

Die künstlerische Relevanz ist dann zu bejahen, wenn Stücke zur Aufführung gelangen, die sich durch die Inszenierung, die schauspielerischen Leistungen oder den Inhalt der Stücke selbst in besonderer Weise hervorheben und diese Hervorhebung durch die Aufnahme und Besprechung in Feuilletons, Einladungen zu Theatertreffen, Übernahme der Inszenierungen durch andere Bühnen oder die Auszeichnung mit renommierten Branchenpreisen zur Geltung kommen.

Die Ebene der gesellschaftlichen Relevanz:

Gesellschaftliche Relevanz besitzen Stücke, die für breite gesellschaftliche Schichten inhaltlich relevante Fragestellungen zur Aufführung bringen und so zum Gegenstand des öffentlichen Diskurses machen. Die Besetzung gesellschaftlicher Nischen wird dem Anspruch an eine gesellschaftliche Relevanz in der Breite nicht gerecht.

Die genannten drei Ebenen sind hierbei alternativ, nicht aber zwingend kumulativ zu verstehen. Im Sinne einer ausgewogenen Spielplangestaltung ist es im Idealfall so, dass in einer Spielzeit Stücke aus allen drei Ebenen zur Aufführung kommen. Dies sorgt in jeder Hinsicht für ein in der Breite stehendes Schauspiel, das für Jedermann ein Angebot hat und über das im positiven Sinne gesprochen werden wird.

Zur Bemessung der Leistung gehört ein ehrliches Controlling. Mit Blick auf die Auslastungszahlen bedeutet dies beispielsweise, dass die Anzahl der regulär verkauften Karten ins Verhältnis zu den in der jeweiligen Vorstellung angebotenen Plätzen gesetzt werden muss. Es versteht sich von selbst, dass eine solch transparente und ehrliche Ermittlung des Auslastungsgrades im Interesse eines zu großen Teilen aus Steuermitteln finanzierten Hauses zu liegen hat. Hierbei sind die Einnahmen aus Kartenverkäufen strikt von den Einnahmen aus Fördermitteln zu trennen. Nur erstere sind tatsächliche Einnahmen, da die Fördermittel letztlich auch aus Steuermitteln stammen. Ferner ist ein Zielauslastungsgrad pro Spielzeit zu definieren, bspw. von 65%. Dieser zwingt die Intendanz dazu, Schauspiel für ein Publikum in der Breite machen zu müssen.

Die Generierung von Fördermitteln und die Eingehung von Partnerschaften gehören zum Tagesgeschäft von Kulturinstitutionen. Mit Blick auf Förderungen stammen diese oftmals von der Öffentlichen Hand, so dass hier Steuermittel verausgabt werden. Diese sind möglichst effektiv im Sinne des Relevanzgedanken einzusetzen. Mit Blick auf die Eingehung von Partnerschaften sollten diese dem Relevanzgedanken mit Blick auf die gesellschaftliche Breite entsprechen und nicht nahezu ausschließlich gesellschaftliche Nischen besetzen.

Im Falle der Auswahl von Intendanzen ist es die Aufgabe der entscheidenden Gremien, die künstlerische und auch die unternehmerische Expertise als die Kernqualifikationsmerkmale zum Maßstab der personellen Auswahlentscheidung zu machen. Hier besitzen die in der Regel aus Lokalpolitik und dem Dezernat für Kultur bestehenden Auswahlkommissionen eine hohe Verantwortung, derer sie sich bewusst sein müssen.

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