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Drall nach QQ – Max Goldt liest im Ruhrfestspielhaus

Katz und Goldt

Katz und Goldt: the duo who does what duos should do.

Der Mann hat während seiner Auftritte auch mal Musik gemacht, allerdings gibt es mittlerweile höchstens noch eine knappe a-capella-Einlage als Zugabe, anders als bei seinem ehemals befreundeten Autor- und Musikerkollegen Wiglaf Droste ("Ist das Hirn zu kurz gekommen, wird sehr gern Moral genommen."), dessen Gesangsanteile – früher begleitet vom Essener Spardosenterzett – schon mal den halben Abend in Anspruch nehmen können, was ja ganz okay ist, aber auch nicht sein muss; dann doch lieber nur Texten lauschen.

Zum Beispiel denen von Herrn Goldt am morgigen Mittwoch, 20. Februar um 20.00 Uhr im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen. Karten gibt’s für ca 14 EUR.
Wer stattdessen lieber zuhause bleiben möchte, kann dies gerne tun und sich wahlweise eine seiner unzähligen Hörbücher reinziehen.

Sicher werden wieder vorwiegend frische Texte gelesen. Vielleicht auch mal Kostproben aus seinem aktuellen Werk "QQ" oder dem letzten "Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens":

Die Verbesserung von Jessicas Mutter mit Hilfe eines Mülleimers:

"Liefe jemand zum Zwecke statistischer Erhebungen durch eine Fußgängerzone, würde er zu dem Resultat gelangen, daß um die zehn Prozent aller erwachsenen Frauen (aber höchstens ein Prozent der Männer) eine Puppe, Tigerente oder, meistens, einen Teddybären an ihrer Tasche befestigt haben. Es ist dies ein Phänomen des frühen 21. Jahrhunderts; noch vor wenigen Jahren hätte man in jemandem, der sich mit einem solchen, von der Schnickschnackindustrie <<Bag Charme>> genannten Zierat ausstattet, einen Angehörigen einer therapeutischen Wohngemeinschaft gesehen, einen, der es schwer hat, sich im Leben zurechtzufinden, und professioneller Betreuung bedarf. – Leider sagt den Bärchenfrauen niemand, wie der Hase läuft. Sie haben keinerlei milieuüberschreitende gesellschaftliche Kontakte und empfinden vielleicht jeden, der sich kein Spielzeug ans Stadtgepäck heftet, als abgehoben und herzlos. Kinder sollten in dieser Frage auf ihre Mütter einwirken, denn <<Erziehung darf keine Einbahnstraße sein>>. "

"MODERATOR: Warum legen eigentlich heute so viele Frauen Wert darauf, möglichst gemein zu sein? Jede noch so biedere Seriendarstellerin sagt im Fernsehen, dass sie am liebsten ‚bitterböse‘ sei, und selbst meine gute Mutter liest nur noch Bücher, in denen Frauen ihre Gatten im Schornstein einmauern.

PETRA HIPPROTH (Krimiautorin): Ach, das sind halt ins Ritualhafte abgedriftete Überbleibsel eines einstmals berechtigten Widerstands gegen das Postulat des Sanften. Alter Käse, streng genommen. Das wird sich schon wieder beruhigen. Ich bewege mich schon seit längerem davon weg, ich verspüre mehr so einen Drall in Richtung QQ.

MODERATOR: QQ? Sie verwenden heute ziemlich exotische Ausdrücke.
PETRA HIPPROTH: Kennen Sie nicht QQ? Das steht für ‚quiet quality‘ – stille Güte. Ein neues Schlagwort aus den USA für alles, was nicht schreit und spritzt. Da ich mir allerdings einmal eine schöne Wohnung im Augustinum leisten möchte, also in einem dieser Altersheime für gut situierte Leute mit ein bisschen Hirn, habe ich mir ausgerechnet, dass ich noch fünf Jahre schreien und spritzen muss, und dann kann’s losgehen mit QQ."

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