Ein Bild der Hoffnungslosigkeit

Bosnische Arbeiter warten in Banja Luka auf den Pendlerbus in die Slowakei. Foto: Božidar Mihajlović

Dieses Foto zeigt die Hoffnungslosigkeit der jungen Menschen in Bosnien. Diese Menschen warten in Banja Luka auf den Bus in die Slowakei. Dort werden sie drei Monate lang in einer Fabrik arbeiten. Um 500 Euro im Monat.

Es ist ein schnelles Foto, das Božidar Mihajlović mit dem Handy gemacht hat, als er am Mittwoch einen Freund zum Busbahnhof gebracht hat.

Der Freund, Armin, wird wie die anderen jungen Menschen auf diesem Bild und dutzende weitere zum Arbeiten in die Slowakei fahren. Bis zu 200 Menschen hätten in Banja Luka auf die Fahrt gewartet, schreibt Božidar.

Gut zehn, elf Stunden Busfahrt haben diese jungen Menschen vor sich.

„Armin zittert vor Angst, weil er nicht weiß, wie es in der Slowakei wird“, schreibt Božidar.

Armins Zweifel sind gerechtfertigt

Die Bedingungen, unter denen Armin und die anderen ihre Arbeitskraft verkaufen, sind widrig genug, um Zweifel zu haben.

90 Tage lang werden sie in einer Fabrik Autoteile herstellen. Zwölf Stunden am Tag. Der Lohn beträgt 2 Euro 30 die Stunde. Den Arbeitern werden 500 bis 650 Euro Lohn pro Monat in Aussicht gestellt.

Untergebracht werden sie in Wohnheimen. Die sind gratis und haben Internet – in der Regel sind es aber Zwei- oder Dreibettzimmer, schreibt die bosnische Leiharbeitsfirma FTA auf ihrer Homepage.

Bettwäsche und Essen für die ersten zehn Tage sind selbst mitzunehmen.

In der Fabrik gibt es eine gratis Mahlzeit am Tag.

Das ist der vergleichsweise angenehme Teil.

Dem Arbeitgeber auf Gedeih und Verderb ausgeliefert

Die Leiharbeitsfirma empfiehlt, 30 bis 50 Euro Bargeld für die Rückfahrt mitzunehmen. Nimmt einen die Fabrik nicht auf, muss man die Busfahrt nachhause selbst bezahlen.

Das gleiche gilt für den Fall einer Kündigung.

Zusätzlich dürfen die Eigentümer einer Fabrik eine Pönale verlangen, wenn ein Arbeiter oder eine Arbeiterin gekündigt wird. Wie hoch die ist, gibt FTA nicht an.

Armin und die anderen jungen Menschen, die am Mittwoch in Banja Luka auf den Bus in die Fabrik gewartet haben, sind dem Arbeitgeber und FTA in den nächsten drei Monaten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

FTA versorgt nach eigenen Angaben mehrere Fabriken in der Slowakei mit billiger menschlicher Arbeitskraft aus Bosnien.

Die Arbeitslosigkeit lässt kaum eine Wahl

Nach 90 Tagen müssen sie wieder nach Bosnien. Nach 90 weiteren Tagen dürfen sie – theoretisch – wieder in einer der Fabriken arbeiten, die FTA beliefert.

Freiwillig macht das keiner. Die hohe Arbeitslosigkeit lässt den Betroffenen nur kaum eine Wahl.

Landesweit liegt sie offiziell bei um die 30 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit ist doppelt so hoch.

Besonders schlimm ist es in der Republika Srpska (RS), dem serbisch dominierten Teilstaat Bosniens. Er ist die ärmere Landeshälfte.

Banja Luka ist die Hauptstadt der RS.

Arbeit ist auch für slowakische Verhältnisse schlecht bezahlt

Das lässt Arbeit attraktiv erscheinen, die selbst nach slowakischen Maßstäben schlecht bezahlt ist. Durchschnittlich verdienten Slowaken im Jahr 2016 845 Euro brutto im Monat.

Aus der Slowakei wandern wegen hoher Arbeitslosigkeit und niedriger Löhne jährlich tausende Menschen aus, vornehmlich nach Deutschland, Österreich und Tschechien.

Dazu kommen Tausende, die zu Hause leben, aber in einem Nachbarland arbeiten.

Der Exodus hat aber bei weitem nicht die Dimensionen erreicht, mit denen die meisten Länder Ex-Jugoslawiens konfrontiert sind.

Aus Serbien und Bosnien wandern pro Jahr jeweils zwischen 30- bis 50.000 Menschen aus. Nicht viel anders dürfte es in Kroatien sein.

Mitarbeit: Jugoslav Krminac

Foto: Božidar Mihajlović

Dieser Beitrag ist auch auf Christophs Blog Balkan Stories erschienen.

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ke
ke
6 Jahre zuvor

Arbeit ist nicht unbedingt da, wo man wohnt.
Die Fahrtzeiten, Montage, Projektarbeit nehmen viele Arbeitnehmer auf sich. Insbesondere am Sonntag sieht es seit vielen Jahren nach einem Massen-Exódus nach Süddeutschland, Österreich, Schweiz aus.
Die vielen KM Stau aus den heutigen Vekehrsnachrichten in NRW sprechen auch eine deutliche Sprache.
Kollegen aus dem Ausland pendeln täglich große Strecken zum regulären Arbeitsplatz.
…..
Einfach mal um 5 Uhr morgens den Radio-Moderatoren zuhören, wenn sie von ihren Aufstehzeiten und Anreisen erzählen oder morgens in einem Pendler-Zug schauen ….

ke
ke
6 Jahre zuvor

@2:
Hier haben wir ein Foto von einem Pendlerbahnhof an einem düsteren Novembertag.
Ein Bild von einer Gruppen Spitzenberater, die Mo morgens in Richtung Kunde fliegt, würde auch nicht großartig anders aussehen. Natürlich würde mehr in Kleidung investiert sein.
Aber auch dort wird bei vielen die Angst vor dem Termin, die Angst vor dem ausgetauscht werden … dabei sein.
BTW: Hier geht es dann um "Spitzenlöhne". Die Effekte auf den Menschen sind auch nicht unerheblich.

Das Beschreiben von Arbeitsbedingungen in vielen anderen Ländern, die keine großen Standards haben, können wir uns sparen. Hier hilft es oft, einfach mal auf die Inhaltsstoffe und Sicherheitshinweise der verwendeten Stoffe zu schauen. Das geht auch beim Besuch der Fabrik im Urlaub. Wie kommen wohl die vielen Dienstleister in die Hotels am Ende der Welt ohne Wohnsiedlung in der Nähe. Warum sind sie morgens um 7 und abends da?

Ich komme aus Dortmund. Hier muss ich nur in Siedlungen gehen, die nicht dem neuesten Standard entsprechen, aber in der Nähe der Logistikparks liegen. Auch hier gibt es viele Menschen aus fremden Ländern, die nur zum Arbeiten gekommen sind. Der rumänische Bus am Rhein mit den vielen jungen Menschen sah auch nicht nach einer Reisegruppe aus, sondern schien etwas mit den Bediensteten im Hotel zu tun gehabt zu haben.
Wahrscheinlich hatten sie auch noch Probleme, auf dem Autobahnparkplatz einen Platz zu finden, weil er von LKWs, die auf Ladung warteten blockiert war ….

Dann haben wir noch Soldaten am Ende der Welt, die ihr Leben bei großer Hitze oder Kälte risikieren und auch nicht aus dem Lager kommen ….
Die Bauarbeiter, die irgendwo am Ende der Welt Brücken, Tunnel bauen und im Container leben …

Was ist also das besondere? Beim Pendeln ging es mir auch um Zeiten von >>1h pro Strecke.

Insgesamt muss hier jeder seine Möglichkeiten finden und sehen, was für ihn möglich ist bzw. welchen Aufwand er auf sich nehmen will.
Ein eher armes Leben in der Heimat?
Die Chance in der Fremde suchen?
Was ist meine Freizeit im Vergleich zu mehr Einkommen Wert?
Lebe ich in der Stadt oder auf dem Land und werde Pendler? Was mache ich, wenn mein Job sich ändert ….

Wie soll dies geändert werden? In D haben wir den Mindestlohn. Wie gilt er aber für Werkverträge? Wie wird er überwacht?
Um höhere Löhne für Jobs ohne Sprachkenntnisse und großen Qualis zu erreichen hilft nur eine Verknappung des Arbeitsangebots. Aber würde es den vielen temporären Arbeitskräften helfen?
Würde dann nicht eher noch stärker automatisiert werden bzw. würden Stellen entfallen.

In der Boom-Branche Paketzustellung kann man den Service auch einfach so weit herunterfahren, dass die Kunden freiwillig die Ware zum Depot liefern lassen und sie selber abholen. Dann gibt es die Jobs gar nicht mehr. Später kommen dann die Roboter.

ke
ke
6 Jahre zuvor

@4:
Dann aber auch konkret:
Wo soll die Situation verbessert werden?
Wie soll die Situation verbessert werden?
Falls es etwas kostet, wer soll es bezahlen?
Was ist mit vielen anderen Situationen, in denen Menschen für Arbeit reisen, pendeln oder die Heimat verlassen?
Was denn für demographische Statistiken? Was ist an der Demographie hier interessant? Dann ist noch die Frage, warum es welche statistischen Daten gibt.

Welche Aussagen zur Arbeispsychologie sind aus ihrer Sicht relevant?

Die zentrale Frage ist aber:
Warum ein Bild der Hoffnungslosigkeit? Hier befinden sich aktive Menschen auf dem Weg aus ihrer Situation etwas Besseres zu machen. Natürlich ist das mit Unsicherheiten verbunden. Aber dank Internet und einer größere Menge etc. sind sie in der Lage auch etwas über die realistische Situation Vorort zu erfahren.

In Bosnien gibt es auch Zulieferer….

Final kann man dann noch prüfen, wie viele Jobs von D in das Autozentrum Slowakei gewandert sind. Das bedeutet auch in D einen Rückgang des Wohlstands. Dass die Jobs nicht lange in der Slowakei bleiben werden, ist dann der nächste Schritt.

Bei mir auf dem Schreibtisch liegt die Weihnachtspost mit Bitten um Spenden, weil Menschen, insbesondere Kinder, unter schrecklichen Bedingungen mit Arbeit aufwachsen ….

Was kann ich tun?
Lokal kaufen? Was ist mit den anderen Ländern, die auch leben müssen?
Nur Produkte kaufen, deren Hersteller angemessene Steuern zahlen und die Sozialstandards einhalten?

Tobias
Tobias
6 Jahre zuvor

Wenn zynisch und fatalistisch gleichbedeutend mit falsch sind, was ist richtig? Eine moralisierend zwnagsoptimistische Weltanschauung?

Ich sehe auf dem Bild übrigens keine Hoffnungslosigkeit. Aus hoffnungslosigkeit fährt man nicht für ein Vierteljahr in ein anderes Land. Die Menschen auf dem Bild wissen, das es ihnen damit immer noch besser geht als anderen. Sie können sich ernähren und Familie in Bosnien.

Das der Autor ebenfalls nur sagen will, was alles scheiße sei, aber die Ursachen dieser Probleme noch Lösungsansätze aufzeigt, macht den Artikel auch nicht besser.

Daniel
Daniel
6 Jahre zuvor

Ein Autor, der auf abweichende Perspektiven pampig-trotzig reagiert, löst bei mir neben Unwohlsein nur Mitleid aus. Das war wohl nichts. Seine persönlichen Ansichten moralisch einzufärben, um sie dann als alternativlos und im Abweichungsfall als niederträchtig hinzustellen, ist auch eher niveaulos.
Konkrete Antworten blieben ja bisher aus….
Ich schließe mich der Ansicht von #5 und #6 an.

Karl
Karl
6 Jahre zuvor

@ Tobias #6

Sie schreiben: "Wenn zynisch und fatalistisch gleichbedeutend mit falsch sind, was ist richtig? Eine moralisierend zwangsoptimistische Weltanschauung?"

Richtig wäre: eine Ökonomie, die Menschen LEBEN lässt – und nicht: mit Mühe und Not ÜBERLEBEN.

Sie schreiben: "Sie können sich ernähren und Familie in Bosnien."

Sklaven hat man in der Regel auch nicht verhungern lassen, man wollte ihre Arbeitskraft nicht verlieren.

Willkommen in der modernen Sklaverei für alle – Charles Bukowski in einem Brief an seinen Verleger John Martin:

"You know my old saying, «Slavery was never abolished, it was only extended to include all the colors.»"

der ganze, sehr gute Brief hier: http://www.lettersofnote.com/2012/10/people-simply-empty-out.html

Tobias
Tobias
6 Jahre zuvor

@Karl
achja, Charles Bukowski, der berühmte Soziologe und Wirtschaftsweise. Kopf->Tisch.

Das es einen Unterschied zwischen leben und überleben gäbe, ist völlig haltlos.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

"Bosnische Arbeiter"…….

Nur ein Mosaik aus einem Gesamtbild der Welt, wie ich es sehe:

Millionen Kinder, die jährlich verhungern. Weltweite Hungersnöte , z.Zt. besonders gravierend im Jemen mit zu befürchtenden Millionen (!!) Toten, Kinderarbeit, Kinderarmut -auch in Deutschland-, Menschen ohne Obdach -mit steigender Tendenz auch in Deutschland-, Millionen Kindern, die keine Schulbildung erhalten, gegen Zahlung von Hungerlöhnen mit einem 12 St.Arbeitstag in sklavenähnlichen Zuständen arbeitenden Menschen, offenkundig " um jeden Preis und für jeden Preis" arbeitssuchende Menschen, Millionen Menschen, die aus Not und Elend in ihren Heimatländernzu flüchten versuchen und die oftmals auf sich menschenunwürdig, ja erbarmungswürdig verhaltenden Menschen in der "Fremde" stoßen, Millionen Menschen, denen z.B. wegen ihrer Hautfarbe ein gleichwertiges, gleichberechtiges Leben in Würde verweigert wird

( selbst in einem zivilisierten Land wie den USA, das in seiner Verfassung jedem Mensch ein Recht auf Glück verspricht, für mich heißt das, ein Recht, als gleichwertiger, gleichberechtiger Mensch auf ein Leben in Zufriedenheit.)

Wer dieses Gesamtbild nicht vor Augen hat bzw. ein gänzlich anderes von dieser Welt ,wird folglich dieses "bosnische Mosaik " entweder gar nicht als solches wahrnehmen oder es völlig anders interpretieren als ich.

In einer Welt, in der nach wie vor nicht der Mensch im Mittelpunkt steht, sondern Geldgier und Gewinnmaximierung seit altersher das Tun/das Unterlassen ihrer machtbesitzenden Akteure diktieren, könnte dieses "bosnische Bild" , wenn es denn als Mosaikstein des Großen und Ganzen begriffen würde, dazu beitragen, 'mal wieder über die Erbärmlichkeit der Welt, in der wir Menschen leben und in der es sich trotzdem oder gar gerade deshalb viele Menschen gut gehen lassen können -ich auch-, 'mal wieder nachzudenken, was ja selbst dann, wenn es nicht unmittelbar handlungsanleitend wirkt, dem Menschen nicht schadet.

Und Lösungsansätze?
Da lassen sich viele benennen: Grundsätzliche, revolutionäre, reformistische ,gescheiterte, in Ansätzen gelungene.
Wenn -beispielsweise -das Prinzip des s o z i a l e n Rechtstaates, dass nach dem GG der Bundesrepublik eine verfassungsrechtlich verankerte sog. Staatszielbestimmung ist, in der ganzen Welt Bestand hätte -vordringlich und nahe liegend in der EU-, könnte so der von mir erbärmlich genannter Gesamt- Zustand substantiell abgebaut oder gar weitestgehend beseitig werden –ohne das die Welt eine vollkommen "heile" sein würde, denn das wird den Menschen, wird der Menschheit nie gelingen können solange jeder Mensch das ist und das bleibt was er nun 'mal ist, nämlich ein fehlerhaftes ,ein zum Guten wie zum Bösen fähiges, ein zwar vernunftbegabtes, aber auch emotional gesteuertes und ein in der Regel egoistisch und nicht altruistisch motiviertes Wesen.

(Deshalb ist auch der von mir zur Problemlösung "empfohlene" s o z i a l e Rechtstaat nach dem Modell Deutschland a.) kein Istzustand in Vollendung, sondern ein permanentes Staatsziel mit vielen Fragwürdigkeiten , Enttäuschungen, Fehlentwicklungen, Unterlassungen , stets kritik- und verbesserungsbedürftig und b.) eben deshalb weiterhin und dauerhaft ein Staatswesen, in dem ich immer wieder so manchen Zustand sozialpolitisch erbärmlich nennen und für staatsverfassungsrechtlich äußerst bedenklich erklären und mich folglich immer wieder politisch/parteipolitisch/gesellschaftspolitisch -theoretisch wie praktisch- einbringe werde, um ein klein wenig mitzuhelfen, der Erbärmlichkeit dessen was ist zu begegnen.

ke
ke
6 Jahre zuvor

Geld muss im globalen Zusammenhang auch erwirtschaftet werden. Dabei ist ein Konkurrenzfähigkeit erforderlich.
Das Leben in Isolation haben viele Staaten versucht. Es führte im Regelfall zur Armut für alle, die nur halbwegs erträglich war, weil es noch Bestand gab, den man über viele Jahre herunterwirtschaften konnte.

Insgesamt ist alles natürlich auch eine Frage der Zumutbarkeit. Die typischen Lebensverhältnisse im Ruhrgebiet der unteren Lohngruppen in meiner Kindheit gilt heute wohl als unzumutbar. Wir haben mit vielen Personen so gelebt. Meine Eltern sind im Nachkriegsdeutschland groß geworden….

Eine Welt in der jeder ein bedingungsloses hohes Grundeinkommen hat und in topisolierten umweltfreundlichen großen Wohnungen lebt, wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Wer soll die Arbeit, die dafür notwendig ist, erbringen.

Was würde denn passieren, wenn bspw. höhere Mindestlöhne, kein ausländischer Wettbewerb und das Einzelzimmer im großen Hotel für auswärtige Standard wäre? Die Stellen würden verlagert, nicht besetzt oder aber wegautomatisiert.

Dass Menschen dahin wanderten, wo bessere Chancen/Ressourcen sind, erleben wir überall. Im Ruhrgebiet sind wir im Regelfall alle mit einer Herkunft aus anderen Regionen/Ländern etc. Wie haben unsere Vorfahren vor 100 Jahren in den Werkssiedlungen gelebt? War das unzumutbar? Für die meisten wohl eher ein Fortschritt bzw. zumindest eine Chance, unter Anstrengungen in einem definierten Zeitraum mehr Geld zu verdienen als in der Heimat. Versprechen gibt es bei neuen Jobs immer viele, was gehalten wird, zeigt sich oft später.

Mosaiksteine wie im Artikel kann man präsentieren. Als Leser muss man aber nicht mit den Aussagen übereinstimmen.

Ich war im Ausland, habe unter nicht optimalen Umständen gearbeitet, war Pendler etc. Die wirklich großen Probleme des Planeten sind woanders. Ich kann auch keine Menschen verstehen, die sich einerseits offiziell beklagen, dass sie keine Arbeit finden, andererseits aber auch nicht umziehen, pendeln etc. wollen und sich dann noch über den schrecklichen Lohn beklagen, wenn denn doch ein angenehmer Job vor der Haustür da ist. In diesen Fällen habe ich einen gesunden Egoismus und fordere auch Leistung ein, da ich keine Lust habe Steuern/Beiträge etc zu zahlen, wenn Menschen keine Lust haben, die Komfortzone zu verlassen. Wer morgens durch die Strassen fährt, sieht genügend Menschen, die auch für relativ wenig Geld dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft funktioniert. Haben Pfleger, Krankenschwester, Zeitungsausträger, Putzkräfte etc. immer Lust aufzustehen? Wohl kaum.

Karl
Karl
6 Jahre zuvor

@ Christoph Baumgarten

hier beten einige Kommentatoren einfach nur die Mantren des Kapitalismus nach …

Arnold Voss
6 Jahre zuvor

Zu fragen ist doch,, wo der tendenziell lohnsenkende Wettbewerbsdruck aufhört und wo die Ausbeutung anfängt? Wo und wann führt Gewinnmaximierung zum ungerechten Lohn, und wer bestimmt das? Beginnt sie schon beim Abbau von Arbeitnehmer Rechten, bzw. das diese gar nicht vorhanden sind? Und wäre dann bei ungleichen Arbeitnehmerrechten nicht jede Internationalisierung der Produktion automatisch Ausbeutung?

ke
ke
6 Jahre zuvor

@14:
Nein: Es geht übergeordnet um Logik und rationales Verhalten und den Verzicht auf einen übermäßigen "Schutz", den keiner braucht bzw. der dazu führt, dass er von anderen Teilnehmern ohne großen Widerstand unterboten wird.

Wenn mein Nachbar auf seinem Grundstück Eiskugeln nur ab 10 EUR die Kugel verkauft lässt, es auf meinem Grundstück aber möglich ist, sie schon für geringere Kurse anzubieten, wird sich schnell zeigen, wie die Kunden reagieren. Alternativ kann dann natürlich eine übergeordnete Instanz kommen, die es nur erlaubt, Eiskugeln ab 20 EUR zu verkaufen. Die Konsequenzen kennen wir auch. Realer Sozialismus zeigt sich doch aktuell bspw. in Venezuela. Dort schaffen sie es sogar ein Land mit riesigen Ölvorkommen gegen die Wand fahren zu lassen.

Wir haben hier eine soziale Marktwirtschaft, die auch gut funktioniert. Wenn die gleichen Bedingungen auch in Bosnien gelten, das immer noch instabil ist, wird sich zeigen, wohin Menschen siedeln bzw. Geld ausgeben.
In Bosnien gibt es aber wohl gute Möglichkeiten für Investoren aus dem arabischen Raum.
z.B..:
http://www.deutschlandfunk.de/araber-in-bosnien-herzegowina-sarajevo-und-die-saudis.922.de.html?dram:article_id=389763

ke
ke
6 Jahre zuvor

@15:
Hier ist aus meiner Sicht noch entscheidend, was von Menschen erwartet werden darf, dass sie sich motivieren Arbeit aufzunehmen. Wir leben länger, d.h. wir leben mehrere Leben in einem und haben oft auch viele Berufe. D.h. ständige Weiterbildung ist erforderlich. Das ist aber schon allein deshalb sinnvoll, weil sich auch die Lebensumgebung ständig ändert und bspw. das Smartphone als neue Technologie nur wenige Jahre benötigte, um fast alle Lebensbereiche zu durchdringen.

Viele Menschen haben bspw. aktuell Probleme Geld zu überweisen, weil die Banken fehlen ….
Dann gibt es noch das Mega Problem der Fußball Live Übertragungen die blöderweise teilweise fast nur übers Internet erreichbar sind ….

"Ich habe Fernsehtechniker gelernt, wenn ich nichts finde muss sich der Arbeitgeber, der Staat um mich und meine Ausbildung kümmern" passt nicht in diese Welt. Sie funktioniert nur mit Eigeninitiative.

der, der auszog
der, der auszog
6 Jahre zuvor

@Karl

War denn früher alles besser, als das Staatsgebilde in der Region noch" Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien" hieß und die politisch Verantwortlichen durch kollektive Enteignungen und anschließenden Verstaatlichungen eine sozialistische Planwirtschaft entwickelten, mit Arbeiterselbstverwaltung und allem Schnickschnack,. quasi als Gegenmodell zu dem von Dir hier kritisierten "angebeteten" Kapitalismus?

Karl
Karl
6 Jahre zuvor

@ der, der auszog #18

sind Sie noch "eingefroren" im Kalten Krieg?

so wie Austin Powers:

https://www.youtube.com/watch?v=et-s_GnUNBw

Basil Exposition: "This is Commander Gilmour, US Strategic Command – and General Borschevsky, Russian Intelligence"

Austin Powers: "Russian Intelligence? Are you mad?"

Basil Exposition: "A lot’s happened since you were frozen – the Cold War is over!"

Austin Powers: "Well – finally those capitalist pigs will pay for their crimes, eh? Eh comrades? Eh?"

Basil Exposition: "Austin … we won."

Austin Powers: "Oh, groovy, smashing, yay capitalism!"

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Der, Der…. -18-

Ich habe angenommen, daß mit dem Zusammenbruch der sogenannten kommunistischen Herrschaftsordnung in Russland pp. -also auch im ehemaligen Jugoslawien- einer naheliegenden und m.E. regelmäßig berechtigten, weil begründeten Kritik an gravierende Mängel kapitalistischer Gesellschafts- und Staatsordnungen -generell und in konkreten Fällen- nicht mehr begegnet würde mit dem Hinweis darauf, die sog. kommunistischen Systeme seien ja nicht besser (gewesen) , sondern für die Menschen letztendlich schlechter (gewesen), und allein deshalb seien Unzulänglichkeiten, seien gravierende Mängel, seien menschenunwürdige Zustände in kapitalistischen Gesellschaft- und Staatsordnungen entweder als solche nicht nennenswert, zumindest nicht offen und öffentlich in aller Deutlichkeit/in aller Klarheit anzuprangern, so wie das u.a. hier in dem Eingangs Kommentar geschieht und in einigen Beiträgen zustimmend aufgegriffen wird.

Ich finde es im übrigen, losgelöst von der Diskussion jetzt und hier, interessant und be- sowie nachdenkenswert – für mich erfreulich-, daß derzeit weltweit die sog. kapitalistischen Gesellschafts- und Staatsordnungen generell mehr und mehr heftiger Kritik ausgesetzt sind , und zwar nicht nur in den einschlägigen Wissenschaften und in der Literatur, sondern mehr und mehr in der politischen Praxis. Das schien nach dem "End-Sieg" der kapitalistischen Welt über die sog. kommunistische über beinahe 25 Jahren undenkbar. In diese generelle kapitalismuskritische Debatte paßt der hier diskutierte Beitrag über "Arbeiter in Bosnien", also über das von mir sog. "bosnische Mosaik" als kleiner Teil aus einem "kapitalistischen Gesamtbild", das mehr und mehr und für immer mehr Menschen Erschreckendes erkennen läßt bzw. eine erbärmliche Grundeinstellung der Machthabenden im "Kapitalismus" gegenüber Millionen Menschen auf dieser Welt aufzeigt -sh. dazu u.a. die von mir unter -10- einleitend genannten Beispiele-.
Und wenn "man" nicht erneut eine Utopie entwickeln will und diese mit allen Mitteln zu erreichen versucht, um die kapitalistische Ordnung einhergehend mit einer so wahrgenommen scheindemokratischen durch eine menschenwürdigere, menschengerechtere "ideale Ordnung" abzulösen, ein Versuch, wie es mittels der "kommunistischen Utopie" versucht worden ist mit katastrophalen Folgen, dann müssen sich die kapitalistischen Gesellschafts- und Staatsordnungen eigenständig daran machen, sich im Bewußtsein ihrer gravierenden Mängel "von Grund auf" zu reformieren -in Europa, weltweit-. Und wenn das System des s o z i a l e n Rechtstaates, wie es in der Verfassung Deutschlands geschieht, dabei als Orientierung dient, wäre das für mich ein gewaltiger Fortschritt hin zu einer nicht nur, aber eben auch sozial gerechteren Welt. Und in Deutschland bedarf es folglich und permanent des politischen Nachdenkens -und ggfls. der verfassungsgerichtlichen Prüfung- , ob und inwieweit Gesellschaft und Staat diesem Staatsziel des
s o z i a l e n Rechtstaates entsprechend handeln bzw. zu handeln bzw. zu handeln unterlassen haben. Das schließt eine dem gemäße EU-Politik Deutschlands mit ein -auch in den bilateralen Beziehungen zu europäischen Staaten, z.B. wenn es um Arbeiter aus Bosnien geht.

Helmut Junge
Helmut Junge
6 Jahre zuvor

Walter diese heftige Kritik ist aber eine mehr oder weniger individuelle Kritik. Der Autor Christoff Baumgarten empfindet diese ausbeuterische Praxis als ungerecht, andere Kommentatoren aber nicht.Und was die Ausgebeuteten selbst betrifft, gibt es keinen Aufschrei. Ohne Aufschrei aber mache ich mir keinen Kopp ob und wie ich deren Seite einnehmen sollte. Es gibt ja noch viel größeres Unrecht auf der Welt, hat es sogar immer gegeben, auch in den letzten 25 Jahren, also nach dem Endsieg des Kapitalismus über den Sozialismus.
Ist es denn ein Zeichen für zunehmende Kritik, wenn die "sozialistischen Parteien" sich an Fragen zerreiben, die mit Allem, aber nicht mit sozialen Fragen zu tun haben?
Ich sehe da nicht, was du zu sehen glaubst.
Ich sehe aber die sozialen Fragen. Die sind offensichtlich da. Nur beherrschen andere Debatten das Denken der allermeisten Menschen mit der notwendigen intellektuellen Grundausstattung, die notwendig ist, sich diesen sozialen Fragen ohne Ideologie zu widmen.

der, der auszog
der, der auszog
6 Jahre zuvor

@Karl
Keine Lust zu diskutieren oder wieso versuchst Du mit dem Videoclip vom Thema abzulenken?
Schau mal: der Kalte Krieg bezeichnet den Konflikt zwischen den Westmächten und dem Ostblock, von mir aus auch zwischen den fiktiven Personen Commander Gilmour und General Borschewski, die durchaus symbolisch stehen für die beiden Führungsnationen in diesem Konflikt, nämlich USA und Sowjetunion.
Das, was die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien so außergewöhnlich macht, ist der Umstand, dass sie mit diesem Kalten Krieg nichts am Hut hatte. Sie hielt sich nämlich aus all dem schön raus, war sogar federführend in der Bewegung der sogenannten Blockfreien Staaten.
1948 brach Tito mit Stalin und so war Jugoslawien eines der wenigen kommunistischen Länder dieser Welt, die sich nicht vom Ostblock haben steuern lassen. Und auch der Westen konnte den Vielvölkerstaat nicht für sich vereinnahmen, entwickelte aber soviel Sympathien für das kommunistische Land, dass es streckenweise mit Devisen überschüttet wurde. Europäer, besonders Deutsche verbrachten in den 1970er und 80er Jahren ihren Urlaub in Jugoslawien und ließen ihre Kohle da. Anders herum kamen in derselben Zeit viele Jugoslawen nach Westeuropa um hier als Gastarbeiter zu malochen und das scheinbar zu wesentlich besseren Bedingungen, als die Gastarbeiter, die im Text oben beschrieben werden.

Anders ausgedrückt: Kapitalismus scheint auch für sozialistische/ kommunistische Systeme interessant zu sein. Der Staat kommt so an Devisen, ein Teil seiner Bürger ein Stück weit an Wohlstand. Jugoslawien machte zumindest auf mich bis zu seinem Zerfall Anfang der 1990er einen wesentlich besseren Eindruck, als in der Zeit danach und ich glaube, dass die Möglichkeit einer Teilhabe am westlichen Kapitalismus eine wichtige Rolle dabei gespielt hat. Denk da einfach mal drüber nach Karl.

Vielleicht hilft Dir dieser Film – eine Gemeinschaftsproduktion der Rialto Film, Hamburg und der Jadran Film, Zagreb – ein wenig auf die Sprünge:

https://www.youtube.com/watch?v=yBoeSLsnrFQ

@Walter
Seit es den Begriff Kapitalismus gibt, gibt es auch Kritik an selbigem und weil sich das System zumindest in unserer westlichen Welt etabliert hat, wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern. Kommunismus/ Sozialismus sind Ideologien und die Zeit der Ideologien geht gegenwärtig im Zusammenhang einer alles umspannenden Globalisierung vorbei, ähnlich wie im Mittelalter das geozentrische Weltbild durch ein heliozentrisches ersetzt wurde. Insofern finde ich es spannender sich Gedanken über Begriffe wie Marktwirtschaft zu machen. Wie f r e i darf Marktwirtschaft sein, wie s o z i a l muss Marktwirtschaft sein?
Die Frage, die ich in #18 gestellt habe, meinte ich übrigens ernst.
Das kommunistische Jugoslawien war erfrischend anders als der kommunistische Ostblock. Die Planwirtschaft war eine andere (Stichwort: Arbeiter-Selbstverwaltung), das Verhältnis Jugoslawiens zum westlichen Kapitalismus war ein anderes (s.o).

Bleibt bei uns im Westen von Titos Jugoslawien mehr, als die vielen Balkan-Restaurants, in denen man vorzüglich Zigeunerspieße mit Paprika oder Cevapcici mit Duvec Reis essen kann?

Karl
6 Jahre zuvor

@ der, der auszog #22

ist der Kapitalismus keine "Ideologie"?

ich würde sagen: es ist die Weltreligion Nummer Eins, auch Sie glauben dran, ganz fest …

ke
ke
6 Jahre zuvor

In diesem Kapitel geht es um einfache Arbeiten, die offenbar von gesunden und motivierten Menschen ohne große Einarbeitung, Sprach-/Kulturkenntnisse durchgeführt werden können.

Was wird aus diesen Jobs in der nahen Zukunft?
http://www.businessinsider.de/stephen-hawking-ai-automation-middle-class-jobs-most-dangerous-moment-humanity-2016-12?r=UK&IR=T

ke
ke
6 Jahre zuvor

Sozialismusten/Kommunisten sind mir im Regelfall zu theoretisch. Die Konzepte passen schon gar nicht mehr in die moderne, schnelle und globale Welt. Aber es war schon immer ein Punkt, dass die großen Vordenken aus diesem Bereich im Regelfall Arbeit nur vom Hörensagen kannten.

Wo sind die Antworten für die Zukunft mit einer immer schnelleren, vernetzten Welt mit immer mehr Automatisierung, KI, 3D-Druck etc.?
Was soll der Quatsch, dass wir unsere Bevölkerungsmenge im D mit überdurchschnittlich starken Bevölkerungsdichte erhalten müssen?

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

DER, Der……-22-
"Wie f r e i darf Marktwirtschaft sein, wie s oz i a l muss sie sein"?

Der, Der…
ich habe unter -2o- abschließend wohl im Sinne Deiner Fragestellung für mich festgestellt, daß das System des s o z i a l e n Rechtstaates….

..D.h. u.a., daß es für mich im Spannungsfeld von Freiheit und deren Beschränkungen, im Spannungsfeld von dem individuelle Freiheit garantierendem Rechtstaat einerseits und dem Sozialstaat andererseits auch um die "richtige" Wirtschaftsordnung bzw. darum geht, ob das Wirtschaftsgeschehen ein weitgehend "staatsfreies" allein von den sog. Kräften des Marktes oder ein weitgehend staatlich bestimmtes oder ehe ein von den Kräften des Marktes frei bestimmtes sein kann , es sei denn, daß das Sozialstaatsprinzip, z.B.die soziale Bindung des Eigentumes nach Art. 25 GG, staatliche Lenkung/staatliche Eingriffe, also eine durch den Staat zu vollziehende Beschränkung des freien Marktes erfordern -oder sogar der Freiheit des Marktes wegen -sh. das Kartellrecht, sh. das "staatliche Verbot" des sog. unlauteren Wettbewerbes.

Für mich ist allerdings das permanente Spannungsverhältnis in einem s o z i a l e n Rechtstaat zwischen Freiheit und deren Schranken eines, das alle gesellschaflichen/staatlichen Handlungsfeldern betrifft, also nicht nur das der Wirtschaft. Das ergibt sich aus der Annahme (der Wert-Vorstellung ), die der Verfassung zugrundeliegt und die mehrfach durch das BVerfG anerkannt und bekräftigt wurde, nach der jeder Menschen eine eigenständiges, eigenverantwortliches Individuum ist, das als solches seinem Wesen gemäß frei sein will, frei sein muß, aber eben kein selbstherrliches, als isolierte Existenz lebensfähiges ist, sondern ein in die Gesellschaft hineingeborenes und dieser vielfältiges verpflchtetes Wesen (ein s o z i a l e s.)

DER, DER….
insofern sind wir bezüglich der Folge aus dieser Grundannahme bezogen auf die Wirtschaftsordnung uns einig : "Freiheit des Wirtschaftsgeschehens (bestimmt von den "Kräften des Marktes") soweit wie möglich, staatlich gesetzte Schranken dieser Freiheit (Lenkung/Steuerung des Marktes durch den Staat) soweit wie sie das Sozialstaatsprinzip gebieten.

DER, DER….
Und seit Inkrafttreten des GG (ja, schon bei der Diskussion über seine wesentlichen Inhalte) wird politisch über Inhalt und Schranken der Freiheit im allgemeinen,konkret über die Freiheit des Marktes und über diese beschränkenden staatlichen Regularien kontrovers diskutiert -über ihr Ob und über ihr Wie). Das ist nicht nur "gut so", daß kann auch nach der Verfassung gar nicht anders sein.
Der Beitrag über die "Arbeiter in Bosnien" hat als kleiner Mosaik-Stein daran erinnert, wie außerhalb Deutschlands die Freiheit des Marktes als grenzenlose, als schrankenlose verstanden und gehandhabt wird, deren jede "Sozialpflichtigkeit" fremd ist.
Ich habe diese "Vorlage" aufgegriffen, weil ich meine, daß diese Auffassung von Freiheit im Wirtschaftsgeschehen-grenzenlos/schrankenlos, bar jeder "Sozialpflichtigkeit"-, sozusagen als Ausprägung eines "klassischen Kapitalismus" sich in den letzten 25/25 Jahren -nach dem Wegfall des Korrekives durch die "sozialistische/kommunistische Ordnung" im sog. Ostblock- immer mehr, immer öfter, immer brutaler, immer rücksichtsloser weltweit, europaweit (und teilweise auch in Deutschland) breitgemacht hat und daß dem "aller Menschen wegen", daß dem der Idee von sozialer Gerechtigkeit wegen, daß dem, wenn man dem Verfassungsgebot vom s o z i a l e n Rechtstaat gerecht werden will, durch Gesellschaft und Staat aktiv und aggressiv zu begegnen ist.

Helmut Junge
-21-
Ich stimme Dir bezüglich Deines kritischen Hinterfragens der Politik der sog. sozialistischen/sozialdemokratischen Parteien zu -weltweit, europaweit, mit Einschränkungen auch in Deutschland , denn gerade sie haben sich zu fragen, ob sie in ihrer nationalen und internationalen Politik stets und stets hinreichend dem s o z i a l e n Rechtstaat entsrpechend gehandelt haben.
Ich sehe, insofern bin ich Optimist, daß sich hier weltweit, europaweit und in Deutschland etwas bewegt, für mich positiv bewegt, nämlich gegen die menschenunwürdigen Auswüchse eines grenzenlosen Kapitalismus hin zu mehr "Sozialstaatlichkeit".
Ob das die herkömmlichen sozialdemokratische/sozialistischen Bewegungen schaffen werden oder gänzlich neue "soziale Bewegungen"?
Und ob das dann nicht mehr über eine nationale, sondern z-B. über eine europaweite "neue" sozialistische/sozialdemokratische Bewegungen geschehen könnte?
Helmut,
in diesem Sinne wird zunehmend in Wissenschaft und Politik diskutiert -in Deutschland, in Europa–
Vielleicht gibt es ja irgend wann in Deutschland dadurch die mir notwendige erscheinende neue Bewegung wider die radialen Auswüchse eines grenzenlosen Kapitalismu hin zu einer Rück-bzw. Neubesinnung auf das Wesen eines s o z i a l e n Rechtstaates, wenn SPD und LINKE sich "näher kommen"!

PS
DER,DER….
ich habe die Begriffe Kapitalismus/Sozialismus/Kommunismus nur deshalb verwandt, um der gebotenen Kürze wegen das für mich Wesentliche klar zu machen.
Über die Begrifflichkeiten ist selbstverständlich zu diskutieren, differenziert und fundiert. Nur darum ging es hier m.E. nicht.

ke
ke
6 Jahre zuvor

Sozialstaatlichkeit setzt insbesondere voraus, dass der Staat in der Lage ist, die Regeln in seinem Gebiet effizient zu überwachen und durchzusetzen. Hier gibt es genügend Baustellen schon im Inland. Bei internationalen Beziehung kommen dann die Behörden schnell an ihre Grenzen. D.h. es sieht in vielen Bereichen noch nach Wildwest aus, bei dem jeder selber sein Glück/Erfolg suchen muss, weil staatliche Strukturen nicht in der Lage sind grenzübergreifend zu arbeiten bzw. zeitnah auf globalisierte Strukturen zu reagieren.

Plusminus zeigt hier einige Fälle:
http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/videos/arbeit-ohne-lohn-100.html

Dass Firmen aber Löhne nicht zahlen, weil sie es (angeblich) nicht können, kann überall passieren. Konkurse können jeden treffen. Bei Air Berlin gab es bspw auch genügend Menschen, die Geld verloren hatten.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Ke
"Sozialstaatlichkeit setzt insbesondere voraus…….."

Nee, nee, da ist zwingend Widerspruch geboten.

Jeder (!!)Staat muß gewährleisten, daß das von ihm gesetzte Recht, welches das Zusammenleben der Menschen in seinem Hoheitsgebiet regelt, beachtet wird. Geschieht das nicht, stellt er seine Staatlichkeit in Frage.

"Auf einem anderen Blatt" stehen u.a Fragen danach
a.) durch wen dieses staatliche Recht gesetzt wird -in einem demokratischen Prozess oder mittels
Diktat seitens…….;
b.) ob nach dem jeweiligen "Staats-rechts-Verständnis "das staatlich gesetzte Recht vereinbar
sein muß mit überstaatlichem/vorstaatlichen Recht -sh. die sog. "naturgegebenen" Menschen-
recht, wie das z.B.in Deutschland der Fall ist
und
c.) eben auch die Frage danach, ob dieser Staat seine Rechtsetzungsbefugnis u.a. dazu nutzt,
sich als s o z i a l e r Staat zu betätigen -z.B. dann, wenn es um die Rechtstellung der in einem
persönlichen und wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnisse beschäftigen Menschen geht,
also um den Arbeitnehmer.
Bekanntlich versteht sich die große Mehrheit der Staaten auf dieser Welt weder de jure -nach
ihrer Verfassung- noch de facto -also in der Lebenswirklichkeit der Menschen als Sozial-
Staaten, was jedoch nicht daran ändert, daß sie Staaten sind , oftmals solche, die besonders nachdrücklich tagtäglich zeigen, daß sie Staaten sind, indem sie sehr, sehr effektiv sind, wenn
es präventiv/repressiv darum geht, die Beachtung der von ihnen gesetzten Normen zu erzwingen.

ke
ke
6 Jahre zuvor

@28:
Wie sollen Regelungen wie den Mindestlohn, Steuerehrlichkeit, Sozialversicherungspflicht etc. durchsetzen, wenn der Staat nicht in der Lage ist, die Gesetzte/Spielregeln im Wettbewerb durchzusetzen, weil Gesetze/Regeln nur auf dem Papier existieren oder aber der globalen Entwicklung erst mit ca. 20 Jahren Verzug entgegentreten?

Wie sieht denn der Wettbewerb aus, wenn Laden A seine Einnahmen/Steuern abführt, während Laden B seine Leistungen "schwarz" anbietet? Schon das Durchsetzen von halbwegs manipulationssicheren Kassen ist ein Problem. Wie sollen legale Selbständige Putzkräfte in einem Markt der überwiegend bar abläuft konkurrieren?

Ein Wettbewerb ohne Spielregeln, die auch durchgesetzt werden funktioniert nicht. Wenn Überwachung nur offiziell existiert, ohne zeitnah zu sanktionieren, kann ich sie vergessen.

Walter Stach
Walter Stach
6 Jahre zuvor

Ke
"Gesetze und Regeln nur auf dem Papier"….
Wir sind uns einig, daß der Staat letztendlich keiner mehr ist, wenn das die Regel sein sollte -und das gilt für jeden Staat.

Auch ich beklage dann und wann "fehlende Staatsgewalt" angesichts unzureichenden -präventiven und repressiven- Tuns seiner Exekutiv- und Judikativorgane, wenn es um die Durchsetzung geltenden Rechtes geht , ohne daß ich es deshalb für gerechtfertigt halte, dem "deutschen Staat " prinzipielles Staatsversagen vorzuwerfen oder ihm diesbezüglich gar Vorsatz vorhalten zu wollen.
Nur hat das "bestenfalls" ganz am Rande mit der hier anstehenden s o z i a l staatlichen Problematik zu tun, sondern diese Thematik gehört in einer umfassende Diskussion über das Wesen und den Zweck eines Staates weltweit, dh., sie betrifft auch all die Staaten, die nichts im Sinne haben mit dem was wir "Sozialstaatlichkeit" zu nennen pflegen und um die, um deren Definition, um deren Inhalte und Schranken geht es hier -"aufgehängt am von mir sog. Mosaikstein "Arbeiter in Bosnien".

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