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Ein weiblicher Woyzeck im Theater Duisburg

Woyzeck-Premiere in Duisburg mit einem komplett weiblich besetzten Ensemble | Foto: Sascha Kreklau

Die Woyzeck-Inszenierung von Damira Schumacher setzte im Theater Duisburg auf ein komplett weibliches Ensemble – auch das Drumherum von Kostüm, Bühnentechnik und Regieassistenz wurde fast komplett weiblich besetzt. Mit Stilmitteln des absurden Theaters und mit einem kargen Bühnenbild sollte das Stück neu befeuert werden. Doch die schauspielerische Leistung bewegte sich gestern Abend bei der Premiere zwischen „Jugend Forscht“ und ungelenken Experimenten einer Theater AG.

Schon der große George Tabori sagte, dass es im Theater nie um Perfektion geht. Seiner Meinung nach sollte Theater sein wie das Leben selbst: eben nicht perfekt. Doch wie sich die Schauspielerinnen um Lulu Feuser, Michelle da Silva und Lucy Mathias beim Duisburger Woyzeck auf der Bühne geben, hat ihre Darbietung nichts von Unterdrückung, Selbstzweifel, Humor, Persiflage, feministischer Selbstbehauptung oder Sozialkritik. Es wirkt wie unbeholfen zusammengemengt und am Ende fehlte der große inszenierte Wurf.

Die Story kennt man vor allem aus der Werner Herzog-Verfilmung aus dem Jahr 1979 mit Klaus Kinski in der Hauptrolle als einfacher Soldat Franz Woyzeck. Das Geld ist knapp, er will seine Freundin Marie und das gemeinsame uneheliche Kind finanziell unterstützen – und arbeitet als Diener für einen Hauptmann. Um sich einen zusätzlichen Verdienst zu seinem mageren Sold, den er restlos an Marie abgibt, zu sichern, lässt er sich von einem skrupellosen Arzt zu Versuchszwecken auf Erbsendiät setzen. Woyzeck beginnt an Wahnvorstellungen zu leiden, die Beziehung zu Marie wird brüchig.

Der Hauptmann und der Arzt nutzen Woyzeck physisch und psychisch aus – und demütigen ihn obendrein in aller Öffentlichkeit. Musikalisch gibt es vom Selfmade-Spielmannszug bis hin zu Kirmesliedern mit Minimal Techno Beats einen bunten Mix. Im Mittelpunkt des kargen Bühnenbilds stehen ein graues Rohrgestänge und zwei Sitz-Elemente. Das Hauptproblem ist die fehlende Schauspiel-Qualität – die Figuren wissen nicht zu fesseln. Lulu Feuser als Woyzeck wirkt nicht wie ein paralysiertes Menschen-Monster, sie kann für den Grundkern der Figur kein Feuer entfachen.

Die Fallhöhe der Hauptfigur und die Erschütterung der Vertrauensbrüche werden nur amateurhaft gestreichelt, aber nicht zum Leben erweckt. Das dramatische Eigenleben samt Gründungsmythos wird nicht freigelegt, das Figuren-Ensemble kratzt unbeholfen an Oberflächlichkeiten herum. Schade, da wäre mehr drin gewesen.

Tickets für die nächste Aufführung gibt es hier

Theater Duisburg
Neckarstraße 1
47051 Duisburg

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