Werbung

Eintracht Frankfurt als Mahnung: Das passiert, wenn man den Ultras zu viel Macht zugesteht

Die Frankfurter Commerzbank Arena. Foto: Mario Thurnes

Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt muss zwei Auswärtsspiele in der Europa League ohne eigene Fans austragen. Das hat die Kontrollkammer der Uefa jetzt entschieden. Eine harte Entscheidung, gar keine Frage!

Schließlich haben Fans und Mannschaft gerade von diesen Reisen quer durch Europa lange geträumt, sich in einer langen und harten Saison überhaupt erst für diese besonderen Auftritte auf der großen Bühne qualifiziert. Als Fan jetzt in London und Lüttich nicht dabei sein zu können, das ist für tausende Anhänger bitter. Und für das Team natürlich auch, fehlt der Mannschaft doch jetzt dort die Unterstützung des eigenen Anhangs..

Dennoch ist die Entscheidung nachvollziehbar und nur konsequent. Streng genommen war sie sogar längst überfällig.

Denn der Anhang der Eintracht sorgt schon seit Jahren neben viel Freude auch immer wieder für massenhaft Ärger. Dass nun Konsequenzen auf den vielen Ärger folgen, kann nur richtig sein, auch wenn es viele Unschuldige in Mitleidenschaft zieht.

Die Strafe gegen die Eintracht war kaum ausgesprochen, als ein Vorstandsmitglied bereits eine juristische Überprüfung ankündigte. Auch das ist normal und natürlich zu erwarten gewesen.

Dennoch hat der Verein eigentlich keinen Grund sich groß aufzuregen, duldet er doch schon über etliche Jahre die Ausschreitungen seiner Fans, ohne das daraus bisher irgendwelche sichtbaren Konsequenzen gezogen wurden. Der Verein hat seine Ultras einfach zu mächtig werden lassen.

Schon vor Jahren tauchten die Frankfurter in Dortmund auf und präsentierten neben einen Transparent ‚Deutscher Randalemeister‘ eine große Pyro-Show im Gästeblock. Damals konnte man das noch beiläufig zur Kenntnis nehmen, wurde der BVB seinerzeit doch tatsächlich Deutscher Fußball-Meister, so dass eine solche Retourkutsche seitens der damals ‚kleinen‘ Eintracht auf der Nordkurve im Westfalenstadion irgendwie zu verschmerzen war.

Auch bei den beiden DFB-Pokalendspielen der Eintracht in der Jahren 2017 und 2018 fielen die Anhänger der Hessen neben ihrer Stimmgewalt und schönen Choreos immer wieder auch durch Aktionen außerhalb der Legalität auf. Auch in Berlin zündelte der Block der Hessen mächtig.

Vorläufiger Höhepunkt der demonstrierten Fan-Macht war dann der Empfang der Mannschaft auf dem Frankfurter Römer nach dem Pokalsieg gegen den FC Bayern München im Mai 2018.

Neben einer so noch nie gesehenen Pyro-Show, demonstrierten die Ultras ihren übergroßen Einfluss auf den Klub durch die Tatsache, dass allen Ernstes auch Fan-Vertreter neben der Mannschaft auf dem Balkon stehen durften, sogar einige Worte an die auf dem Römer versammelte Masse richten durften. Ein Unding, das auch damals schon öffentlich heftig kritisiert wurde.

In den vergangenen Tagen sorgten die Frankfurter Ultras dann abermals für Negativschlagzeilen, wollten sie doch die einstimmige Entscheidung der Vereinsverantwortlichen Ex-Spieler Andreas Möller zum Nachwuchschef der Eintracht zu bestellen mit Macht noch verhindern.

Während der vergangenen Europa League-Spiele kam es zudem immer wieder zu Problemen rund um den Frankfurter Anhang. Dass die UEFA darauf jetzt dermaßen hart reagiert hat, ist in Anbetracht dieser langen Vorgeschichte also nur konsequent.

Es war eine Entscheidung mit viel Vorlauf und großzügigem Wegsehen auf vielen Ebenen. Wirklich überraschen dürfte die jetzt verhängte Strafe niemanden.

Warum ich mich hier und heute ausnahmsweise einmal mit Eintracht Frankfurt und der Macht der dortigen Ultras beschäftigt habe? Weil der Anhängerschaft des BVB da womöglich schon bald Ähnliches drohen könnte.

Auch der Anhang der Schwarz-Gelben gerät wegen irgendwelcher dämlichen Pyro-Aktionen immer wieder in Verruf, zerrt an der Nerven vieler Beteiligter. Der Verein hat schon zig Geldstrafen schlucken müssen.

Soll also auch hier keiner meckern, wenn die Dortmunder oder ein anderer Klub unserer Region irgendwann einen vergleichbaren Fan-Ausschluss beklagen muss.

Die Eintracht aus Frankfurt dient ja jetzt allen als deutlich sichtbares, mahnendes Beispiel für das, was einem als normalen Fan passieren kann, wenn die Ultras im eigenen Klub zu viel macht bekommen.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
7 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Bochumer
Bochumer
4 Jahre zuvor

Die Strafe ist viel zu lasch. Entzug von Fernsehgeldern und Heimspiele ohne Zuschauer wären richtig. Das wird aber ebensowenig passieren wie eine Abstrafung der türkischen Spieler für die Unterstützung des Militarismus.
Denn das würde die Ware Fußball beschädigen. Es sind eh alle Entscheidungsträger korrupt sind. Das zeigen ja die Austragungsorte der WM deutlich.

hannes
hannes
4 Jahre zuvor

"Vorläufiger Höhepunkt der demonstrierten Fan-Macht war dann der Empfang der Mannschaft auf dem Frankfurter Römer nach dem Pokalsieg gegen den FC Bayern München im Mai 2018. "

inwiefer wurde dort macht demonstriert ?

ALEX
ALEX
4 Jahre zuvor

Das waren noch Zeiten als Journalisten noch recherchiert haben, diese Zeiten wünscht sich man sich wieder. Egal von welcher Zeitung, es gibt etliche zu dem Thema, fast jeder Artikel ist 1:1 identisch… Man kann darüber streiten ob Ultras zu viel "Macht" haben oder auch nicht, aber in diesem Fall ging die Auseinandersetzung nicht von den Ultras aus sondern aus dem Bereich des Blocks wo die Fanclubs und Einzelpersonen sitzen. Es wurde niemand verletzt , zu mindestens stand das in keinem einzigen Artikel, aber darum geht es ja auch nicht. Stimmung machen gegen Ultras, dass interessiert die Menschen und erzeugt mehr Klicks als eine journalistische Aufarbeitung, traurig aber wahr.

Niklas
Niklas
4 Jahre zuvor

Inwiefern ist hier macht demonstriert worden? die Frankfurter Ultras sind ein Teil des Vereins und gehören dazu. Es ist in diesem Falle angemessen denen auch einen Teil wieder zu geben, was der Verein durch die Unterstützung der Fans bekommen hat. Wie man jetzt bin zu Pyro und Randale von Fanszenen steht ist jedem selbst überlassen, aber ich denke, es ist einfach so, dass einem Verein selbst überlassen werden sollte auch darüber urteilen zu können, wie jeder andere Mensch auch. Denn der Verein bekommt ja schließlich die Strafe und nicht irgendeine andere Person. Zudem empfehle ich auch, den neuen Jahresbericht der ZIS von der Saison 2018/2019 zu lesen. Darin heißt es, dass deutlich mehr Menschen durch Polizeiliche Maßnahmen verletzt wurden, als durch von Fans gezündete Pyro. Auch würde ich gerne einen Kritikpunkt an den Autor des Artikels da lassen: "Die Fans des Vereins sorgen seid Jahren immer wieder für viel Ärger" und "eine konsequente Strafe sei längst überflüssig " hieß es im Artikel. Eintracht Frankfurt hat seit Jahren immer wieder Strafen dafür bekommen für das Verhalten der eigenen Fans. Sei es letztes Jahr der Zuschauerausschluss in der Europa League oder auch immer wieder kleinere Teilausschlüsse oder sogennante Geisterspiele oder auch Geldstrafen. Man könnte jetzt diskutieren ob dies nicht schon über längere Zeit genug Strafen gewesen sind, oder dies noch nicht einmal reicht, aber ich denke, dass diese ganzen Verteilten Strafen schon genug sind. Und zu alle dem denke ich, ist nicht zu kritisieren, wie die Eintracht aus Frankfurt mit ihren Fans umgeht und was sie ihnen alles erlaubt. Eher müsse man so etwas hinnehmen und einfach akzeptieren. Niemand beschwere sich ja über einen Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern viel Freiraum lässt. Dieser Vergleich ist vielleicht nicht Vergleichstechnisch passend, aber dennoch aus meiner Sicht korrekt. Meiner Meinung nach, ist es sogar lobenswert, dass der Verein so unglaublich Fanfreundlich ist und den Ultras viele Freiräume lässt in ihrer Szene.

trackback

[…] folgte der unschöne Auftritt der Frankfurter Ultras beim Empfang auf dem Frankfurter Römer nach dem DFB-Pokalsieg 2018, als sich aufplusternde Fanvertreter vor den Augen eines Millionenpublikums im TV versuchten die […]

Werbung