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Fußball: ‚ProFans‘ fordert einen ‚fanfreundlicheren‘ Bundesligaspielplan

Die klassische Anstoßzeit in der 1. Bundesliga ist samstags um 15.30 Uhr. Foto: Robin Patzwaldt
Die klassische Anstoßzeit in der 1. Bundesliga ist samstags um 15.30 Uhr. Foto: Robin Patzwaldt

Seit Jahren schon gibt es unter den organisierten Fußballfans Bestrebungen der Zerstückelung der Spieltage in den Profiligen aus Vermarktungsgründen entgegenzuwirken. Allerdings mit bescheidenen bzw. gar keinem Erfolg.

Bereits vor über 10 Jahren wurde versucht die Zweitligaspiele am Montagabend zu verhindern, da den Fans des Auswärtsteams in erster Linie die Anreise an einem Werktag teilweise unmöglich sei. Unter dem Arbeitstitel ‚Pro 15.30‘ engagierten sich z.B. bereits um die Jahrtausendwende zahlreiche Fans dafür möglichst alle Spiele einer Liga zeitgleich an einem festen Wochenendtermin stattfinden zu lassen. Schwerpunkte, Details und sogar der Name dieser Aktionen änderten sich dabei über die Jahre.

Auch zur neuen Saison startet der vereinsübergreifende Zusammenschluss ‚ProFans‘ nun wieder eine Aktion in diese Richtung.

Aktuell verbreitet man unter den Fußballfans im Lande einen Aufruf mit folgendem Wortlaut:

„Während beim Großteil der Sportbegeisterten sich das WM-Fieber allmählich abkühlt, hat für viele Fans und Ultras der Vereine schon wieder der Alltag begonnen. Der Alltag beginnt für alle aktiven Fans dieses Landes mit dem Blick auf den Spielplan der neuen Saison. Bereits auf den ersten Blick erscheinen einige Ansetzungen, die vor allem bei den auswärtsfahrenden Fans für Kopfschütteln sorgen.

Die Fans vom FC Sankt Pauli etwa müssen an einem Freitagabend (Anpfiff 18:30 Uhr) mehr als 600km bis nach Aalen fahren. Ähnlich ergeht es den Fans von Borussia Dortmund, die ebenfalls an einem Freitag (Anpfiff 20:30 Uhr) in Augsburg spielen. Von der 1. bis zur 3. Liga lassen sich diese Beispiele allein für die ersten Spieltage fortsetzen. Wieder einmal ist nicht ersichtlich, dass es für die DFL eine Notwendigkeit gegeben haben könnte, zu diesen fanunfreundlichen Terminierungen zu kommen.

Die ersten Terminierungen der Saison waren dabei gewiss nur ein Vorgeschmack auf das, was in dieser Saison vermutlich erneut folgen wird. Besonders auf die Fans der 2. Liga werden erneut Anstoßzeiten warten, die eine Anreise für viele Anhänger unmöglich macht.

Das Bündnis ProFans gründete sich in der Saison 2000/01 unter dem Namen „Pro 15:30“. Es kam damals erstmals in der Geschichte der Fan- und Ultrakultur in Deutschland zu einem großen, überregionalen Protest. Thematisiert wurde ursprünglich die Zerstückelung des Spieltages auf vier Tage mit jeweils einer Anstoß-Zeit (Fr-Sa-So-Mo). Es wurden Vertreter der Initiative zur DFL geladen, Versprechungen gemacht und Erwartungen geweckt, die nicht eingehalten wurden. Seit über 13 Jahren finden regelmäßig Gespräche mit Verbandsvertretern statt, die Protestbanner in den Stadien sind oft besonders bei Montagsspielen der 2. Liga vielen Fernsehzuschauern bekannt. Nachdem die DFL unter anderem beim Fankongress 2012 professionelle Erklärungen zu den Hintergründen der Terminierung abgegeben hat, scheint sich in der Fanszene inzwischen etwas Resignation breit gemacht zu haben.

ProFans will dieser Entwicklung in der kommenden Saison 2014/2015 entschieden entgegenwirken. „Wir treten auf der Stelle. Die Verbände haben uns Verständnis beim Thema Anstoßzeiten entgegengebracht“, sagt ProFans-Sprecherin Sandra Schwedler und führt aus: „Verändert hat sich die Situation für uns Fans allerdings nur zum Negativen. Die Spieltagszerstückelung ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass in der 1. und 2. Liga an vier verschiedenen Tagen zu 12 (!) verschiedenen Zeiten angepfiffen wird.“

ProFans fordert die DFL und alle Beteiligten – die für die Terminierung verantwortlich sind – auf, die Spieltagszerstückelung schrittweise wieder rückgängig zu machen.

ProFans-Sprecher Jakob Falk: „Uns ist klar, dass wir das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen können und eine reine Fokussierung auf den Samstag um 15:30 Uhr als einzigen Spieltag utopisch ist. Realistisch erscheint uns allerdings, dass es nur eine Anstoßzeit an einem Tag gibt und vor allem die seit Jahren angesprochene 300km-Regel umgesetzt werden kann.“ Die sogenannte „300km-Regel“ fordert, dass nur zwei Vereine am Freitag, Sonntag oder Montag gegeneinander spielen sollen, deren Spielorte nicht mehr als 300km auseinander liegen. ProFans kritisiert grundsätzlich die „Englischen Wochen“ mit Spielansetzungen von Dienstag bis Donnerstag, sowie die unerträglichen „Montagsspiele“ der 2. Liga und fordert insbesondere für diese speziellen Termine die Einhaltung der 300km-Regel.

ProFans fordert die DFL auf, Fan-Interessen endlich höher oder mindestens gleichwertig zu den Interessen der medialen Vermarktung, der Vereine und weiteren beteiligten Mitsprechern zu behandeln. „Wir erwarten für die kommende Spielzeit ehrliche Erklärungen für nicht nachvollziehbare fanunfreundliche Anstoßzeiten und einen zielgerichteten Dialog mit der DFL“, betont ProFans-Sprecher Alex Schulz.

Das Bündnis ProFans wird in der kommenden Saison 2014/2015 mit speziellem Fokus auf die Spielansetzungen vor und hinter den Kulissen tätig werden. Alle Fußballfans sind dazu aufgerufen, sich unseren Aktionen anzuschließen.

Wir lassen uns unser Spiel nicht nehmen!“ (Quelle: profans.de)

Wie man sieht sind die Forderungen im Laufe der Jahre nun bereits deutlich ‚bescheidener‘ geworden. Ob eine Realisierung dadurch wahrscheinlicher wird bleibt vorerst einmal abzuwarten. Besonders wahrscheinlich erscheint eine Durchsetzung dieser Vorstellungen allerdings wohl auch diesmal nicht. Die Kommerzialisierung im Fußball und die Erfolgszahlen der letzten Zeit geben den Verantwortlichen bei DFB und DFL auf ihrem Weg scheinbar Recht. Auch wenn die Interessen vieler reisefreudiger Fußballfans dabei keine Berücksichtigung finden. Aber diskutabel und grundsätzlich nachdenkenswert sind die aktuell von ‚ProFans‘ formulierten Vorstellungen auch diesmal allemal. Nur ob sie damit auf offene Ohren bei den Verantwortlichen stoßen, das ist doch einmal mehr eher zweifelhaft.

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Liest sich wie ein Gewerkschafts-Pamphlet zur nächsten Tarifrunde, dieser „Aufruf“. Aber Away-Fahrerei ist ja auch schwerste Asi-Arbeit, oder?

Warum eigentlich nicht gleich alle Auswärtsspiele auf den eigenen Kiosk-Supermarkt-Tankstelle-Wirkungskreis beschränken, damit man bloß nicht mehr irgendwohin muss? „Faultier-Liga“ käme mir da als Marketing-Überschrift in den Sinn, weil Teutschland ja soooooooooo groß geworden ist.

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Martin Böttger
Martin Böttger
9 Jahre zuvor

Kann sich noch jemand an das Ergebnios der DFB-Elf gegen Brasilien erinnern? Winnie Schöäfer wies danach im ZDF auf die bei ihm in Jamaika zu empfangenden TV-Berichte der brasilianischen Liga hin: „Da wird Standfußball gespielt.“ Dazu muss man wissen, dass die brasilianische Liga ebenso wie fast alle Medien von „TV-Globo“ beherrscht wird. Und für dieses TV hat jedes brasilianische Ligaspiel einen eigenen Termin. Es wird also den ganzen Tag die ganze Woche gespielt, ohne Pause. Und entsprechend ist die Qualität. Brasilianische Profis flüchten, wenn sie können, also nicht n u r wegen des Geldes aus dem Land.
Vielleicht ist das ja mal ein Modell für unsere DFL?
Spielfreie Tage und Regenerationsphasen gibts ja heute schon nicht mehr, denn Di.-Do. sind von der UEFA belegt.

Thomas Weigle
9 Jahre zuvor

Ich finde den Bremer Ansatz sehr vernünftig!

Naja Meckermann
Naja Meckermann
9 Jahre zuvor

Wobei die Vorstellung, daß gerade bei Erstligisten nur oder vornehmlich Fans aus der Heimatstadt des Vereins zu Auswärtsspielen fahren, meines Wissens doch auch komplett an der Realität vorbeigeht.

in den unteren Spielklassen hingegen kann ich das Problem tatsächlich nachvollziehen.

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