Gesamtschule Erle: Vielfalt statt Halal

Das Halal-Logo zeigt an: Hier herrscht der Islam, Bild: Bruce The Deus Lizenz: CC BY-SA 4.0

Die Gesamtschule im Gelsenkirchener Stadtteil Erle wird nach den Sommerferien in ihrer Mensa nur noch Speisen anbieten, die „halal“ sind, also nach islamischen Gesetzen erlaubt sind. Das erste Wort, das einem dazu einfällt, ist aus guten Gründen „Unterwerfung“ – der Titel eines Romans des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq, in dem er die Islamisierung Frankreichs beschreibt. Denn was die Gesamtschule macht, ist nichts anderes, als sich islamischen Regeln zu unterwerfen. Nichts spräche dagegen, auch Halal-Speisen neben anderen anzubieten. Die Kinder hätten so die freie Wahl: Christliche Kinder könnten Halal-Gerichte probieren, muslimische Kinder Schweinefleisch. Sie könnten Gerichte entdecken, die sie vielleicht noch nicht kennen. Kinder sind neugierig – das ist eine ihrer größten Stärken.

Aber mit der Unterwerfung unter islamische Speiseregeln erstickt die Gesamtschule einen ihrer zentralen Aufträge: Kinder dabei zu unterstützen, selbstbestimmt die Welt zu entdecken und sich eine eigene Meinung zu bilden, unabhängig von den Eltern und irgendwelchen Religionen. Victor Hugo schrieb einmal: „In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer. Und jemanden, der dieses Licht löscht: den Pfarrer.“ In Gelsenkirchen braucht es weder einen Pfarrer noch einen Imam, der das Licht löscht – die Aufgabe übernehmen die Lehrer der Gesamtschule Erle – freiwillig.

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paule t.
paule t.
3 Monate zuvor

Ich würde mir nicht anmaßen, zu wissen, was „einem“ dazu einfällt. Mir fällt dazu ein: „pragmatisch“. Vielleicht will der Caterer einfach keinen Kulturkampf führen, sondern in einem Umfeld, in dem mutmaßlich viele Kund:innen halal essen möchten, Speisen anbieten, mit denen er möglichst viele der Kund:innen erreicht. Hat das irgendwelche negativen Folgen für die anderen Kund:innen?

Anscheinend befürchtet der Autor bei Schweinfleischunterversorgung aber so etwas:
https://www.der-postillon.com/2019/07/schweinefleisch.html

Entitaet
Entitaet
3 Monate zuvor

To: paule.t

  1. Ein Caterer bestimmt ganz bestimmt nicht, dass alle an einer Schule nur noch halal essen.
  2. Es hat auf die „Kunden“ einen Einfluss oder von mir aus Folgen, die nicht halal essen wollen. Deshalb verhalten sich die Lehrer dort letztlich feige, weil sie den Weg des auf den ersten Blick geringsten erwarteten Widerstands gehen. Was will man auch von Vertretern eines Milieus anderes erwarten, die im Falle einer „harten“ Auseinandersetzung maximal nur mit Wattebäuschen werfen?
paule t.
paule t.
3 Monate zuvor

@ Entitaet
Zitat: „1. Ein Caterer bestimmt ganz bestimmt nicht, dass alle an einer Schule nur noch halal essen.“

Der Caterer bestimmt es natürlich nicht allein, aber er bestimmt es mit. Die Schule macht eine Ausschreibung mit bestimmten Bedingungen, der Caterer macht ein Angebot, die Schule gibt einen Auftrag: so dürfte das ablaufen, denke ich, und also bestimmen Schule und Caterer zusammen.

Deren Interessen sind natürlich nicht gleich, aber bei der Menügestaltung doch ähnlich genug:
a) Man will ein Essensangebot, das für möglichst viele Schüler:innen interessant ist. –> Viele verschiedene Angebote für alle jeweiligen Interessen und Geschmäcker beim Essen. –> vegetarisches Essen, veganes Essen, Essen mit Fleisch, Essen mit Milchprodukten, halal Essen, koscheres Essen, gutbürgerlich deutsches Essen, viel mit Nudeln, Pizza und Pommes, abwechslunsgreiches internationales Essen …
b) Es soll nicht zu teuer sein, d.h. der Aufwand muss begrenzt werden.
–> Möglichst wenige Angebote gleichzeitig.

a) und b) gehen offenbar in entgegengesetzte Richtungen, es muss also irgendwie ein Kompromiss zwischen diesen Interessen gefunden werden. Mit regelmäßig zwei Angeboten – eins mit Fleisch, eins ohne, und das mit Fleisch ist halal, und diese zwei Essen werden dann möglichst abwechslugsreich gemacht – scheinen Schule und Caterer einen Kompromiss gefunden zu haben, mit dem sie sehr viele Schüler erreichen. Sieht für mich OK aus. Natürlich wären auch andere Lösungen möglich – man könnte auch sagen, dass man nur drei oder vier Tage halal Essen macht, dann gibt es für mehr Abwechslung auch mal Schwein, und an den Tagen essen die observanten Muslime halt mal vegetarisch. Ginge auch, wenn man Schwein denn wichtig findet.

b) Zitat: „2. Es hat auf die „Kunden“ einen Einfluss oder von mir aus Folgen, die nicht halal essen wollen.“

Und warum sollte jemand gezielt „nicht halal“ essen wollen?
Mir fallen als Möglichkeiten nur ein:

  • Skepsis gegenüber Halal-Schlachtung wegen Tierschutz: Sorry, aber wer das anbringt, aber kein Problem mit den Haltungs- und Schlachtbedingungen für das durchschnittliche deutsche Kantinenfleisch hat, ist ein Heuchler, der keine weitere Beachtung verdient.
  • „Ich will aber Schwein!!!11!!“ – Ja, dann iss halt am Abend oder am Wohenende dein Schwein. Wenn der Caterer und die Schule meinen, dass sie die Schülerschaft mit durchgehendem Halal-Angebot besser erreichen, dann ist das halt so.
  • reine islamfeindlichkeit: „Es gefällt (observanten) Muslimen, und das darf nicht!“ Klingt im Artikel mit dem Quatsch von wegen „Unterwerfung“ ja auch schon an. Etwas zu machen, was den einen gefällt, den anderen aber auch nicht schadet, ist aber keine Unterwerfung, sondern einfach normal rücksichtsvoll. Etwas bloß deswegen nicht zu machen, weil es den einen gefällt, obwohl es den anderen egal sein kann, ist dagegen gezielte Diskriminierung. Passt nicht zu unserem Land.

Ansonsten passt Halal-Essen doch für alle Leute, die keine besonderen Speisevorschriften beachten, auch prima. Wenn man nicht irgendwelchem magischen Aberglauben anhängt, dass man sich mit Islam infiziert oder so, wenn man halal isst. Oder was sollten sonst die „Folgen“ sein?

Natürlich ist die Regelung, die diese Schule und dieser Caterer gefunden haben, kein „Muss“. Wenn eine Schule eine relevante Anzahl Juden, Sikhs, Hindus oder Buddhisten unter ihren Schülern hat, wären natürlich andere Kompromisse besser. Wenn an einer Schule nicht besonders viele Musime sind (aber immer noch eine relevante Anzahl), wäre vielleicht Halal-Essen an nur 2 oder drei tagen auch OK. Usw. Aber wenn die Regelung für die Schülerschaft dieser Schule gut passt, ist das doch OK.

Warum sehen Sie denn eine Notwendigkeit für „Widerstand“ oder eine „harte Auseinandersetzung“?

Entitaet
Entitaet
3 Monate zuvor

To: paule t.

Da ich heute nicht so viel Zeit habe, antworte ich verkürzt und selektiv auf die lange Antwort.

Ich wollte und will nicht behaupten, dass eine harte Auseinandersetzung in der Schule zwingend erforderlich ist. Mein Punkt geht dahin, falls in der betr. Schule z. B. nur bis max. 8 Prozent der Schüler gelegentlich auch einmal Schweinefleisch essen möchte, die Schule einen Konflikt hat, wenn die Eltern das beispielsweise später einfordern. Mit der aktuellen Entscheidung der Schulleitung hat man sich eben für den Weg des geringeren Widerstands entschieden und geht damit Auseinandersetzungen zunächst aus dem Weg. Die Schule hat quasi mit der „Methode Merkel“ das Problem mit einem Schein- oder Formelkompromiss vermeintlich gelöst. Man hat seitens der Schulleitung darauf gesetzt, dass die von mir im Beispiel genannten Eltern der Kinder um des lieben Friedens willen bei „halal“ mitmachen und sich der Vorgabe unterwerfen.
Das genau war auch die wichtigste Kern-Botschaft, die Stefan Laurin in seinem kurzen Beitrag vermittelt hat.

paule t.
paule t.
3 Monate zuvor

@ Entitaet, Zitat:
„Man hat seitens der Schulleitung darauf gesetzt, dass die von mir im Beispiel genannten Eltern der Kinder um des lieben Friedens willen bei „halal“ mitmachen und sich der Vorgabe unterwerfen.“

Mein Punkt ist dagegen: Wem geht denn ohne das Schweinefleisch ernsthaft was ab? Es gibt dann immer noch Rind, Schaf, Geflügel oder Fisch – und es fiele mir sehr schwer, es ernst zu nehmen, wenn jemand sagte, dass ihm wirklich was fehlt, wenn Schwein in der Auswahl nicht dabei ist. Zumal man sich ja auch nicht ausschließlich in der Schulkantine ernährt …

Und wenn das so ist, dann ist es auch kein „Unterwerfen“, das so zu akzeptieren, sondern ein „ist mir doch egal“. Das ist jedenfalls mein Standpunkt zu so was.

Wobei es natürlich a) um die Anzahl der Schüler:innen geht, die diese Wünsche haben, und b) um die Schwierigkeit, diese Wünsche zu erfüllen. Und meine Schätzung ist, dass es in Gelsenkirchen vielleicht doch relativ viele Muslime in der Schülerschaft gibt, und dass das Erfüllen dieses Wunsches sehr einfach ist, weil kaum jemand ernsthaft etwas vermissen wird.

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