Grauzone BVB: Dortmund-Fans im Farb-Kleinkrieg

Schönheit liegt auch beim neuen BVB-Trikot im Auge des Betrachters. Foto: Robin Patzwaldt

Die Fans spielen im modernen Profi-Fußball eine große und wichtige Rolle. Ohne sie macht das Ganze – wie man während der Corona-Krise gesehen hat, als die Stadien gähnend leer waren – fast keinen Sinn mehr.

Ihre Bedeutung ist also nicht zu unterschätzen, auch wenn die Hauptakteure natürlich die Spieler auf dem grünen Rasen sind und bleiben. Dass Fans sich und ihre Rolle in vielen Dingen aber auch überbewerten, lässt sich in diesen Tagen wieder beobachten.

Wenn Ultras Modedesigner spielen

So protestieren in München und Dortmund einige Ultras seit Wochen gegen die Gestaltung der neuen Trikots, die ihnen aus unterschiedlichen Gründen nicht gefallen und die sie deshalb gerne verbannt sehen würden.

In Dortmund richtet sich die Kritik gegen das neue Auswärtstrikot der Borussia, das manchen Anhängern mit seinem grauen Farbanteil zu wenig Schwarz-Gelb ist. Über Trikotdesigns lässt sich natürlich immer vortrefflich streiten – und auch in den Vorjahren war das in Dortmund bereits der Fall. Nicht jedes Design trifft den persönlichen Geschmack, das liegt in der Natur der Sache. Der Verein ist schließlich gezwungen, jedes Jahr eine möglichst neue Idee zu präsentieren, damit möglichst viele Fans bereit sind, mindestens 100 Euro zu investieren, um sich das neue Leibchen zu gönnen. Diesen Auswüchsen der Marktwirtschaft muss sich der Klub stellen, wenn er im Konzert der Großen mitspielen und auf diesem Wege möglichst viel Geld generieren will.

Alte Ideen in neuem Stoff

Dass den Ausrüstern dabei schnell die Ideen ausgehen können, zeigt sich aktuell ebenfalls beim BVB: Das neue Heimtrikot ist einem Design aus den 1990er-Jahren nachempfunden. Mal mehr, mal weniger Streifen, mal wilder gemustert, mal schlicht und fast einfarbig – die Variationsmöglichkeiten sind überschaubar. Wer schon ein paar Trikots im Schrank hängen hat, verliert rasch die Bereitschaft, sich zusätzlich das neueste Modell zu kaufen.

Mit dem diesjährigen Auswärtstrikot hat man beim BVB mit Grau eine ungewohnte Farbe in das gewohnte Schwarz-Gelb gemischt – und das dazu noch in einem unruhigen Muster. Natürlich gefällt dieser mutige Schritt nicht jedem. Deshalb jedoch gleich größere Protestaktionen ins Leben zu rufen, wie es Teile der Dortmunder Anhängerschaft getan haben, wirkt dann doch übertrieben.

Die Forderung, dieses neue Jersey in Spielen gar nicht erst zu tragen, erscheint weltfremd, wenn nicht sogar anmaßend. Als Fan hat man schließlich eine ganz einfache Möglichkeit, seinem diesbezüglichen Unmut Luft zu machen: Man kauft das missliebige Trikot einfach nicht. Das wäre eine Maßnahme, die den BVB empfindlich treffen würde – und bei der man seine eigene Rolle im Verein nicht überschätzen würde.

Kaufst du’s oder kaufst du’s nicht?

Wie groß der Erfolg eines solchen Boykotts ausfallen könnte, ist ohnehin fraglich. Viele BVB-Fans haben das neue Auswärtstrikot direkt am ersten Tag im Onlineshop bestellt und mussten – so wie ich auch – in der virtuellen Warteschlange ausharren. Offenkundig kam das neue, wie ich finde erfrischend freche Design, bei vielen doch ganz gut an. Zudem hat die Mannschaft die Spiele in Heidenheim und gestern in Mainz, bei denen sie dieses Trikot erstmals in der Liga trug, jeweils mit 2:0 gewonnen. Und das ist am Ende doch entscheidend, oder? 😉

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