Greulich-Versorgung: Im Duisburger Sumpf

Ein Neuanfang? In Duisburg? Auch nach der Abwahl von Adolf Sauerland (CDU) und der Wahl von Sören Link (SPD) zum Oberbürgermeister hat sich kaum etwas geändert. Kommunalpoltiker nahezu aller Parteien sehen die Stadt weiter als Beute.

Als Sören Link (SPD) im Juli die Stichwahl gegen  den CDU-Kandidaten Benno Lensdorf gewann und Duisburger Oberbürgermeister wurde, gehörte NRW-Minsterpräsidentin und Landeschefin der SPD Hannelore Kraft zu den ersten Gratulanten: „Ich bin davon überzeugt, dass Sören Link die Stadt Duisburg als Oberbürgermeister mit seiner politischen Erfahrung und fachlichen Kompetenz in eine gute Zukunft führen wird.“ Kraft und der Duisburger SPD-Chef, Innenminister Ralf Jäger, konnten damals zufrieden sein: Eine weitere Ruhrgebietsstadt würde zukünftig wieder von einem SPD-OB geführt werden. Doch ob die Zukunft, die Link die Stadt führen sollte, so gut sein würde, bezweifelten schon damals die Kritiker: Link war in seiner Zeit als Landtagsangeordneter ein profilloser Hinterbänkler, dessen Name auch professionellen Beobachtern der Landespolitik weitgehend unbekannt war.  Und heute, wenige Monate nach seiner Wahl, bei der ersten Bewährungsprobe, versagt Link auf ganzer Linie: Link schaut zu, wie die Parteien weiterhin die Stadt und ihre Töchter schamlos zu ihrer  Beute machen, wenn Politiker versorgt werden müssen. Es geht um Peter Greulich, Mitglied der Grünen, Stadtdirektor Duisburgs und einstiger Intimus von Adolf Sauerland. Nach Sauerlands Abgang könnten die Zeiten für Greulich im Verwaltungsvorstand der Stadt ungemütlich werden. Er steht für die Kooperation von Grünen und CDU und hielt Sauerland bis zuletzt die Stange. Das er weg will ist verständlich, das SPD, Linkspartei und Grüne im Rat extra für ihn einen dritten Vorstandsposten bei den Wirtschaftsbetrieben einrichtet, um ihm einen lukrativen  Job zu verschaffen, nicht.

Wenn es um Leistungen der Stadt für die Bürger geht, spart Duisburg wo es kann: Man sieht der Stadt ihre Armut an, es mangelt an allem. Ob Kultur, Bildung oder Familienbetreuung – überall wird gestrichen und gekürzt. Aber um dem grünen Versorgungsfall Greulich einen angenehmen, überflüssigen und gut bezahlten Job zu verschaffen, haben SPD, Grüne und Linkspartei Geld. Und OB Link? Schweigt. Nein, es hat sich durch die Abwahl von Sauerland kaum etwas geändert. Sie hätte eine Chance für Duisburg sein können, doch die Chance wurde vertan: Von den Bürgern, die nicht zurWahl gingen, von denen, die Sören Link ihre Stimme gaben und von den Kommunalpolitikern, für die die Stadt weiterhin nur eine Beute ist, die es zu verteilen gilt.

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Arnold Voß
Arnold Voß
11 Jahre zuvor

Ein neuer, sicherer und gut bezahlter Arbeitsplatz mit angemessener Altersversorgung wurde in Duisburg geschaffen. Da sollten wir uns doch eigentlich alle freuen, oder?

Freidenker
Freidenker
11 Jahre zuvor

Die Entwicklungen in Duisburg und vielen anderen Städten sind systemimmanent in Gesellschaften, in denen vernunftfreie Wichtigtuer Politiker spielen dürfen und für die Folgen ihres ideologischen Murks natürlich haftungsfrei bleiben. Allein die Menschen selbst könnten, würden sie nicht von Staatslenkern und Bürokraten daran gehindert, Gesellschaften wieder in eine bessere Zukunft führen.

Erdgeruch
Erdgeruch
11 Jahre zuvor

Oh, nach Tagen der laufenden Debatte – aber wenn in Dortmund ein Sack Reis umfällt… 😉

Zum Thema Link: Link war im Landtag kein Hinterbänkler, das zitieren von „Beobachtern“ macht die Aussage nicht stichhaltiger. Er hatte sich in der Schulpolitik breit gemacht und ohne gewonnene Landtagswahl, hätte er innerhalb der SPD Ute Schäfer endgültig verdrängt. Da würde ich mal Profibeobachter und nicht Kristian Frigelj befragen.

Zu Links Problem: Wenn er sein Veto bei diesem Parteideal einlegt, dann platzt die Ratskoalition und die SPD müsste sich eine Mehrheit jenseits der Grünen suchen. Damit fiele auch eine Ampel aus und es bliebe nur eine große Koalition, die in Duisburg nun gerade gar nicht geht.

Freilich kann Greulich also nur von den Grünen erledigt werden. Die Partei mag das sogar wollen, aber deren Einfluss auf die Ratsfraktion ist doch fast bei Null, wie sich in den Vorjahren gezeigt hat. Ich denke, deren ganzer Protest ist sowieso nur Eigen-PR, um Link und der SPD die ganze Schuld zuzuschieben und sich selbst reinzuwaschen.

Zum Kern des Problems: Fehlleistung wird hier noch belohnt. Das Verhalten Greulichs in den letzten Jahren war mehr als unterirdisch. Aber das ist egal, sein grünes Parteibuch schützt ihn. Das ist wirklich staatsvergessen und machtbesessen. Wie muss es den Menschen in bestimmten Quartieren, die sich von der Stadt vergessen fühlen gehen, die das Geschachere sehen?

Arnold Voss
11 Jahre zuvor

Danke Erdgeruch. Ich habs immer geahnt, aber nach ihrem Kommentar ist es endlich sonnenklar: die wirklichen guten und geradezu ultimativ nachhaltigen Arbeitsplätze in Duisburg werden von den Grünen geschaffen .

Erdgeruch
Erdgeruch
11 Jahre zuvor

@Stefan Kaurin: Dafür habe ich Theo Schumacher 😉 Das sehen wir eben unterschiedlich.

Nun, natürlich sehe ich es als übles Geschacher, aber eben nicht als alleiniges Problem Links, da er nicht gegen den Rat regieren kann. Übrigens sehe ich ihn viel kritischer als sie, da ich noch nicht erkennen kann, wie er mit den großen Problemen Duisburgs umgehen will. Aber ich kritisiere ihn eben für das, wofür er was kann.

Stumpe
Stumpe
11 Jahre zuvor

Sören Link war und ist ein Parteisoldat der sich konsequent hochgedient hat und gehört(e) zu den Hoffnungsträgern in Duisburg. Als Ziehsohn von Johannes Pflug und seiner Frau Ellen wurde er schon früh in der Partei positioniert. Auch UB Nachfolger Ralf Jäger u.a. gehören mit zur Clique.

Es gibt zwei ungleiche Fraktionen innerhalb der Duisburger SPD. Trauriger Höhepunkt war die Kampfkandidatur für den Süd-Wahlkreis, wo mit ganz knapper Mehrheit die Wunschkandidatin der Clique durchgepaukt wurde. Eine gewisse unterschwellige Spaltung innerhalb der Partei zeichnet sich bis heute ab.

Die letzten Personalentscheidungen sind bei einem breiten Teil der Basis ziemlich sauer aufgestossen. Ich zitiere mal GenossInnen:
"Bürger sind über diesen SPD Filz erbost",
"unsere Ratsmitglieder diesen Schachzug plump und laienhaft umgesetzt",
"...ist und bleibt ein Drecksgeschäft",
"Die Basis darf sich das aber nicht gefallen lassen!",
"[Ratsmitglieder,] nehmt ihr die Menschen in dieser Stadt überhaupt noch wahr?"

Es sind Einzelstimmen, der große Rest schweigt. Jedoch trägt dies zu einer weiteren Spaltung und Verdrossenheit bei, wenn man sich als Mitglied von der Realität der Parteiarbeit überraschen läßt.

Klar ist doch, das Greulich als Stadtdirektor & Sauerland-Spezl weg muss, um den Weg einer eigenen Personalie freizuschaufeln. Da kann man auch dem politischen „Feind“ den Abschied versüssen, wenn man mit der „Basis der Grünen“ künftig noch schön weiterregieren mag?!

Mein Stil wäre es nicht. Sobald jemand Amtsmüde ist, darf er gehen. Ganz von selbst und ganz ohne Mithilfe…

Was geht Dich das an
Was geht Dich das an
11 Jahre zuvor

Alles Vampire!
Ist eigentlich bekannt, dass Sau. den Link im Hintergrund berät, dessen Mentor ist?
Und dass die Hamburger Henry-Nannen-Journalistenschule Sau. 2011 zum Prominenten erkoren hatte?
hier hast Du: https://www.spiegel.de/quiztool/quiztool-59177.html?a=11
Herr Laurin, Sie haben sehr gut herausgearbeitet, weshalb der Link OB werden konnte, denn wenn er kompetenter wäre und mehr Profil, Visionen, Willen und Charakter hätte, wäre er es nicht geworden.
Er ist der Diener dieser skrupellosen Bande.
Lensdorf passt übrigens gut auf, dass der Link das tut, was die/der Sau. ihm weist.
Wenn Sie jedoch glauben, dass der Weggang Greulichs einer darstellt, so irren Sie. Denn die Wirtschaftsbetriebe sind eine 100%ige Tochter der Stadt DU.
Und was glauben Sie, wer dessen Aufsichtsratvorsitzender ist, und wer überhaupt derjenige ist, der die meisten Posten dieser Art inne hat? Tipp: Das ist nicht anders als früher.
Weshalb glauben Sie, könnten für Greulich die Zeit im Rathaus ungemütlich werden? Bullshit, wo er doch nach wie vor dort herrscht (stellvertretend für Sau., denn der ist doch nicht weg nach DEM Disaster!)
Die Leute sind übrigens mehrheitlich deshalb nicht zur Wahl gegangen, weil sie den Trick von SPD UND CDU erkannt hatten, alles dafür zu tun, damit es der parteiunabhängige Michael Rubinstein NICHT wird.

trackback

[…] – natürlich erst, nachdem in den vergangenen Monaten zahlreiche politische Freunde gut versorgt wurden. Der Vorstoss der Duisburger SPD, deren Vorsitzender NRW-Innenminister Ralf Jäger ist, […]

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