Homöopathie: Morgens dumm, abends Elmex

Zahnpasta Elmex Foto: Onderwijsgek Lizenz: CC BY-SA 3.0

Dumme Menschen sind ein großer Markt und ein großer Markt will erschlossen werden. Zum Beispiel durch zielgruppengerechte Werbung: Der Hersteller der Zahnpasta Elmex wirbt damit, dass seine Zahnpaste „homöopathieverträgliche Kariesschutz frei von ätherischen Ölen“ bietet. Denn, schreit Elmex auf seiner Internetseite:

„Im Rahmen der homöopathischen Therapie soll der Genuss von koffeinhaltigen Getränken, Pfefferminz- und Kamillentee, sowie die Anwendung von Präparaten, wie Kampfer, Menthol oder andere starke ätherische Öle enthalten, vermieden werden, weil diese Stoffe die Wirkung homöopathischer Arzneimittel beeinträchtigen oder gar aufheben können. Dies schließt auch den Gebrauch der meisten, herkömmlichen Zahnpasten aus.“

Nun ist es vollkommen egal, ob man homöopathische Mittel zusammen mit Menthol-Zahnpasta, Frühstückskorn oder Petersilie nimmt: Sie wirken nie.  Nicht umsonst steht auf den Globuli-Packungen „Registriertes homöopathisches Arzneimittel, daher ohne Angabe einer therapeutischen Indikation“. Es ist untersagt, diese Kügelchen und Tinkturen als Medikamente gegen Kopfschmerzen, Entzündungen oder gar ­Tumore zu bewerben, denn ihre Wirksamkeit wurde nicht, wie bei konven­tionellen Medikamenten, in Versuchen und Testreihen belegt. Sie benötigen keinen Wirksamkeitsnachweis, und da sie keinen oder nur sehr wenig Wirkstoff enthalten, ist es auch egal, was auf der Packung steht. Die Namen der wirkungslosen Medikamente sind reines Marketing.

In Hunderten Studien konnte nie eine Wirkung homöopathischer Mittel belegt werden, die über den Placebo­effekt hinausging. Trotzdem bekommt man sie nur in Apotheken. Das ist reines Marketing: Es gibt keinen Grund, etwas ohne Wirkstoff nur in Apotheken zu verkaufen. Homöopathische Mittel könnte es an jedem Kiosk geben neben Lakritzen und Kaugummis. Die Apothekenpflicht, die der Homöopathielobby  wichtig ist, verleiht den Zuckerkügelchen die Aura von Medikamenten. Aber sie sind keine.

Elmex springt auf den Zug auf, denn auch Dummköpfe haben Geld, das man ihnen aus der Tasche ziehen kann.

 

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Sigrid Herrmann-Marschall

Die Elmex-Angabe ist unvollständig. Die vollständige Liste der Dinge, die man unterlassen muss, damit Homöopathie angeblich wirken soll, ist schon nach Meister Hahnemann (dem Begründer) wesentlich umfangreicher. Meidet man all das Genannte, ist man schon tot, denn das kann man gar nicht alles vermeiden. Und schon ist die Ideologie wieder mit sich (aber nur da) im Reinen. Zum Lesen und Staunen (vorher setzen!):

https://buecher.heilpflanzen-welt.de/Hahnemann-Organon/organon_260.htm

Joachim Bomann
Joachim Bomann
5 Jahre zuvor

Morgens Elmex, Abends Aronal.
Oder war es umgekehrt?
Egal, wer daran glaubt, daß die Benutzung einer Zahncreme jeweils für morgens oder abends Sinn ergibt, der ist sicherlich für Homöopathie besonders empfänglich.

Johannes Güntert
5 Jahre zuvor

Moin Barone,

der Text gefällt mir deswegen nicht, weil er Homöopathieanhänger pauschal abqualifiziert. Sie sind nicht dümmer sind als andere, allerhöchstens im Nachdenken blockiert.

Denkt dran: Homöopathie hat durch Ärzte und Apotheker eine seriöse Fassade – die Patienten bekommen durch ihren eigenen arzt solche Tipps wie mit der Zahnpasta und kaufen sie dann. Bei den Multiplikatoren muss man ansetzen, nicht bei den durch jahrzehntelanges betrügerisches Marketing irregeführten Kunden.

Ich sage allerhöchstens:

„ihr seid intelligent, ihr könnt hinterfragen, warum macht ihr das hier nicht? Homöopathie kann man mit Mittelstufenphysik und -biologie angehen…..“

Das packt dann doch viel mehr Leute aktiv bei ihrer Ehre ?

Ursula
Ursula
5 Jahre zuvor

@ Johannes Güntert
Ja, ich sehe das genau wie du.
Meine z.T. Homöopathie verrückte Verwandtschaft ist sicher nicht dumm, aber ich beiße immer auf Granit wenn ich dagegen halte, weil, warum wird Homöopathie nur in Apotheken verkauft, warum verschreiben Ärzte, warum werden Fortbildungen von den Ärztekammern bepunktet (zumindest bei uns in Österreich) usw.
Ich habe einen kleinen Fragenkatalog zusammengestellt und werde demnächst dazu auffordern den verschreibenden Arzt dazu zu befragen.
Eine gewisse Sturheit und Trotzigkeit muss ich schon unterstellen, weil auf die Gegenargument nicht eingegangen wird, und meine weitergegebenen Quellen nicht gelesen werden. So kommt natürlich keine Diskussion zu stande.

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