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In den Betroffenheitsfächern hilft Peer Review auch nichts

Drei Wissenschaftler haben in einer verdeckten Aktion nachgewiesen, dass in den Gender Studies und ähnlichen Feldern akademisch unsauber gearbeitet wird.

Ruhrbarone-Gastautorin Helen Pluckrose, James Lindsay und Peter Boghossian haben über ein Jahr lang frei erfundene Aufsätze bei renommierten kulturwissenschaftlichen Journalen veröffentlichen können und für absurde Ideen auch noch Zuspruch erhalten. Die Motivation und Durchführung ihrer Operation haben sie in Areo ausführlich beschrieben. Das Wall Street Journal berichtet ebenfalls.

Ein Highlight unter den haarsträubenden Aufsätzen ist „Our Struggle is My Struggle: Solidarity Feminism as an Intersectional Reply to Neoliberal and Choice Feminism“ . Hierfür haben die Autoren ein Kapitel aus Adolf Hitlers Mein Kampf mit intersektionellem Jargon gemischt und das feministische Journal Affilia hat den Aufsatz zur Veröffentlichung akzeptiert.

Mehr lesen: Academic Grievance Studies and the Corruption of Scholarship, Areo.

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Helmut Junge
5 Jahre zuvor

Helen Pluckrose, den Namen muss ich mir i positivem Sinne merken.

ke
ke
5 Jahre zuvor

Als Hörer von "Methodisch Inkorrekt" (minkorrekt.de) bin ich immer wieder überrascht, was so alles als Studie in den "Laber-Fächern" vorgestellt wird. Insbesondere, wenn es um die Anzahl der Versuchsobjekte etc. geht. Dass es im Bereich Gender eher um den richtigen Slang als um Inhalte geht, wurde bereits mehrfach diskutiert. "Respecting dog's privacy" ist natürlich extrem wichtig.
Aber wenn man einmal in diesem Bereich aktiv ist, muss man wohl auch stark darauf achten, dass man die Bodenhaftung durch den neuen Blick auf die Welt nicht verliert.

Zum Peer Review und zur Rolle der Verlage:
Wissenschaftler müssen publizieren. Die Verlage haben enorme Gewinnspannen. Die Unis zahlen. Hier sind einige wirtschaftliche Daten, die den Steuerzahler überraschen dürften:
https://detektor.fm/wirtschaft/streit-mit-wissenschafts-verlag-elsevier

Der gesamte Bereich der Veröffentlichungen muss reformiert werden. Der Peer Review Prozess ist nicht mehr zeitgemäß. Leider ist Deutschland im Bereich der offenen Modelle eher im Bereich der Bremser.

Hier ist dann auch noch eine interessante Studie aus dem Bereich der Medizin, die dann zurückgezogen wurde.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/39922/Lancet-zieht-Studien-zurueck

DAss unsere Kids nach Gehör schreiben, obwohl die Methode keine Resultate erzielt, ist auch so ein zweifelhaftes Ergebnis.

Dann gibt es noch die normalen Journalisten, die Studien einfach nicht mehr auf Plausibilität prüfen, sondern zu oft nur das Fazit veröffentlichen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

Ist es eigentlich irgendwie "luststeigernd", wenn man dieses "Methodisch Inkorrekt" abonniert und beklatscht, ohne eine einzige wissenschaftliche Methode selbst korrekt erfunden und/oder korrekt veröffentlicht zu haben?

Bebbi
Bebbi
5 Jahre zuvor

Wie wissenschaftlich tragfähig ist es, von der Qualität einzelner Zeitungen auf die Qualität einer ganzen Disziplin zu schleißen? Gab es nicht schon diverse Fälle, in denen Hoax-Artikel in naturwissenschaftlichen, technischen, medizinischen Zeitschriften publiziert wurden? Da käme auch kein Ruhrbarone auf die Idee, die Wissenschaften komplett in Frage zu stellen.

Konkret hierzu:
https://netzpolitik.org/2017/fake-news-mit-fake-journals-gender-studies-hoax-als-verlagsversagen/

Der Verfasser schreibt in einem Kommentar unter'm Artikel:
"Nein, das würde nur dann der Fall sein, wenn es in einer disziplinär einschlägigen, seriösen Zeitschrift erschienen wäre. Ist es aber nicht. In Fake-Zeitschriften kann ich jede Disziplin „entlarven“, die ich möchte."

Bebbi
Bebbi
5 Jahre zuvor

Ich fand es sehr erhellend, sich mal damit zu befassen, was Statistiker zur statistischen Qualität von medizinischen Studien sagen. Hinter dem vermeintlich neutralen Statistik-Jargon muss sich größtenteils schlicht Ahnungslosigkeit verbergen. Da wird mit Signifikanzen etc. hantiert ohne das konzept begriffen zu haben. Aber es hinterfragt keiner, weil es im richtigen Jargon geschrieben ist und mit einer methodisch wertlosen Studie bekommt man sein Dr. med. Das Problem fängt aber schon eine stufe eher an. Die wenigsten Studien beginn damit, dass man statistisch begründet die Größe der Stichprobe etc. bestimmt sondern einfach eine willkürliche Zahl nimmt.

GeorgK
GeorgK
5 Jahre zuvor

@Bebbi: der Vorwurf, dass es sich bei den fraglichen Zeitschriften um unseriöse fake-Zeitschriften handelt, gilt allenfalls für das erste "conceptual penis"-paper. Bei den folgenden Veröffentlichungen legte man Wert darauf, diese bei als seriös geltende Zeitschriften einzureichen. Das dog-park-paper wurde in Gender, Place & Culture veröffentlich, laut der englischen Wikipedia hat es "According to the Journal Citation Reports, […] a 2015 impact factor of 1.180, ranking it 13th out of 40 journals in the category "Women's Studies"." Zwei weitere Artikel erschienen bei Zeitschriften des Springer-Verlages, eines bei Wiley, einige weitere bei SAGE Publications (Wikipedia: 2012 wurde SAGE vom Independent Publishers Guild als „Academic and Professional Publisher of the Year“ ausgezeichnet)

Bebbi
Bebbi
5 Jahre zuvor

Selbst Nature und Co. müssen hin und wieder Aufsätze zurückziehen. Von daher halte ich es für möglich, in jeder Peer Review-Zeitschrift Bullshit unterzubringen, nur diskreditiert das dann nicht die Fachdisziplin sondern die Zeitung und vor allem die das ach so gelobte Peer Review-Verfahren und die Überhitzung des Wissenschaftsbetriebes, in dem Quantität vor Qualität geht und man die Forschungskarriere mit Ergebnissen beginnt und nicht beendet. Wie gut kann dann so ein Verfahren dann funktionieren, wenn die Leute immer mehr Artikel publizieren und reviewen müssen während zumindest der Reviewer dauerhaft annonym bleibt, also keinerlei Reputationsverlust zu erwarten hat, wenn er nur pro Forma auf dem Klo seiner Reviewertätigkeit nachgeht?

Kann es sein, dass es hier auch gar nicht um Kritik an Sytemfehlern geht sondern um ideologisch begründete Diskreditierung ganzer Wissenschaften? Das unter dem Segel von Gender Studies sicherlich auch wissenschaftlich fragwürdiges segelt, will ich nicht ausschließen. Aber das passiert auch in der Medizin (alternative Heilmethoden etc.) und da kommt auch keiner auf die Idee, die Medizin als Ganzes in Frage zu stehen.

Klar, Unfug ist als solcher zu benennen. Aber Sippenhaft für andere?

ke
ke
5 Jahre zuvor

@#3 K Lohmann:
Minkorrekt hat einige Längen, aber die Berichte, die sich auf Publikationen, den Uni-Alltag beziehen etc. finde ich sehr interessant. Das gilt wohl auch für viele andere Zuhörer. Ebenso ist es großartig, dass die Protagonisten sich dafür einsetzen, Wissenschaft zu kommunizieren.

Ich kann ihnen aber nicht mitteilen, wie dies bei Menschen "ohne eine einzige wissenschaftliche Methode selbst korrekt erfunden und/oder korrekt veröffentlicht zu haben" ist.

@5 Bebbi:
Ja, die Qualität der medizinischen Ausbildung insbesondere im Bereich der stochastischen Verfahren muss aus meiner Sicht verbessert werden. Insbesondere, da Wirkungen etc. nach meinem Wissen überwiegend über statistische Verfahren bewertet werden.

Dann haben wir noch das Problem, dass der Dr. med. wenig mit dem wissenschaftl. Arbeiten in anderen Disziplinen zu tun hat. Dies habe ich bereits mehrfach angesprochen.

Norbert
Norbert
5 Jahre zuvor

Was ist eigentlich der Gegenteil von Betroffenheitsfächern? Mir-Egal-Fächer? Und wie wissenschaftlich ist es, überhaupt einen sicherlich nicht positiv gemeinten Ausdruck zu verwenden?

hierzu ein Kommentar bei SO, der u. a. darauf hinweist, dass die Aktion vor Abschluss aufflog, also wohl nicht alle alles mitmachten.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/sozialer-konstruktivismus-forschungsstreich-in-den-usa-a-1231820.html

Helmut Junge
5 Jahre zuvor

NORBERT für mich sind es Fächer, die vom Bauchgefühl her argumentieren, und ihre daraus gewonnenen Erkenntnisse deshalb nicht der öffentlichen Kritik aussetzen wollen, weil diese Kritik aus ihrer Sicht per Definition niemals die ethischen Normen erfüllen, die diepropheten ihrer Lehre, Glaubensrichtung als Messlatte aufgestellt haben. Sie verweigern jede Diskussion auf Augenhöhe, weil sie denken, dass ihre Moralvorstellungen universal wären. Ihnen geht es um ihre Gefühle und ihre Betroffenheit. Ob andere Menschen auch betroffen sein dürfen, dafür haben sie allein den passenden Schlüssel. Dh. Im Klartext, dass ich, wenn ich ihre Meinung nicht teile, auch gar nicht erst anfangen soll zu diskutieren. Damit hatten sie einige Jahre die Meinungsbildung in einem Teil der westlichen Welt beherrscht. Diese Zeit ist allerdings zeitlich begrenzt, wie alles in der Welt. Dass das so ist, erkennt man exakt daran, dass immer häufiger Menschen, wie der Autor einfach zur Diskussion auffordern. Diskussion aber ist Gift für Menschen, die das Wissen über die Wahrheit haben, weil die aus ihrem Bauch kommt.

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[…] den alltäglichen Wahnsinn in den akademischen Kreisen der Betroffenheitsfächer auf, wir berichteten. Der kürzlich von Vojin Saša Vukadinović herausgegebene und im Querverlag erschienene Essayband […]

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