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Je weniger Akzeptanz die öffentlich-rechtlichen Anstalten haben, umso besser ist es für die privaten Medien

Fernsehempfänger Foto: Robert Anders Lizenz: CC BY 2.0


Robert von Cube ist der Ansicht, dass wir
den ÖRR mehr denn je brauchen. Ich sehe das anders.

Ich halte den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für überflüssig und gehöre schon eher zu denen, die Robert von Cube in seinem Artikel als „Liberale, denen jedes Gramm Staat zu viel“ beschrieben hat. Aber es macht keinen Sinn, über die Abschaffung von ZDF, ARD, Deutschlandfunk und all ihren Sendern und Unternehmen zu streiten, denn das Bundesverfassungsgericht hat den Anstalten eine Bestandsgarantie zugesprochen. Ob die in ferner Zukunft noch gelten wird, wenn eine Generation von Richtern in Karlsruhe arbeitet, die mit Netflix und Youtube aufgewachsen ist und nicht weiß, wer die Mainzelmännchen sind, bleibt abzuwarten. Aber heute ist es noch nicht so weit.

Ich muss mit meiner Haushaltsabgabe ein Angebot bezahlen, das ich kaum nutze. Es kostet mich 18,36 Euro im Monat, um Dutzende TV- und Radiosender, Intendanten, die zum Teil mehr verdienen als der Bundeskanzler und Landesmedienanstalten zu finanzieren. Dazu kommen noch privatrechtlich organisierte Produktionsfirmen, die großen Pensionskassen und zahllose Immobilien. Ab und an im Auto höre ich Radio, ab und an schaue ich mir einen Tatort, eine Talkshow oder eine Dokumentation über die Mediathek an. Meinen TV-Anschluss, der Teil eines Triple-Play-Angebots war, habe ich schon vor Jahren gegen einen sehr schnellen Internetzugang getauscht

Viel öfter als die Angebote von ARD und ZDF nutze ich Spotify, Netflix und Prime, für die ich freiwillig zahle. Aber anstatt vor dem Fernseher zu sitzen, lese ich lieber.

Höre ich WDR oder Deutschlandfunk im Auto, nervt mich das zunehmende Gegendere. Nach einer aktuellen Umfrage von Civey lehnen es fast 60 Prozent ab, keine zehn Prozent wollen es vorbehaltlos. Die Genderei steht für mich symbolisch für das Verhältnis der Sender und ihrer Mitarbeiter zu ihren Zuschauern und Zuhörern: Sie werden nicht als Kunden angesehen, denen man ein möglichst attraktives Angebot liefern will. Das ist eine realistische Einschätzung, denn wenn alle sowieso dank Zwangsgebühren das Programm bezahlen müssen, ist es egal ob es ihnen gefällt oder nicht.

Die Zuschauer und Zuhörer  dienen vielen der Macher in den Anstalten als Objekte ihrer eigenen pädagogischen Ambitionen. Da wird schon zu Beginn einer Kochshow auf WDR2 darauf hingewiesen, dass man ja eigentlich kein Fleisch mehr verwenden solle und wenn, dann das „gute Biofleisch“. Bei ARD und ZDF weiß man, wie wir zu leben haben und nutzt jede Gelegenheit, es uns kundzutun. Da werden Verbote und Verzicht gefordert, dass jedem grünen Catweazle das Herz aufgeht:

Damit sind die Anstalten nicht allein. Auch private Medien sind zum Teil von einem solchen missionarischem Eifer erfüllt. Nur die muss ich nicht bezahlen, wenn sie mir mit ihrem Volkserziehertum auf die Nerven gehen.

Auch was Fakten betrifft, sind die öffentlich-rechtlichen Anstalten keine sichere Bank. Woke Ideologie schlägt immer öfter naturwissenschaftliche Fakten: Da bekommen Männer Kinder und sind Transfrauen Frauen. Damit kann man zwar sicher in einem betroffenheitswissenschaftlichen Seminar an der Humboldt-Universität in Berlin punkten, aber solche Fakenews haben in Medien, die von sich behaupten, seriös zu sein, nichts zu suchen.

Dass postmoderne, postmaterialistische und grüne Einstellungen bei den in der Regel gut verdienenden Mitarbeitern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterx der Anstalten weit verbreitet sind, ist nicht neu. Nach einer Umfrage unter Nachwuchsjournalisten der ARD, berichtete die FAZ 2020, käme „Rot-Rot-Grün auf einen Stimmenanteil von 92 Prozent. 57,1 Prozent votieren für die Grünen, 23,4 Prozent für die Linkspartei, 11,7 Prozent für die SPD, die Union landet bei drei, die FDP bei 1,3 Prozent.“ Die Umfrage ist nicht repräsentativ und unter älteren Mitarbeitern der Sender, die sich am Besitz einer eigenen Immobilie erfreuen und ihr Geld in Aktien angelegt haben, dürften die Ergebnisse vielleicht anders ausfallen, aber viele in den Anstalten sind in ihrem Denken schon sehr weit von ihrem Publikum entfernt.

Natürlich gibt es auch gute Sendungen. Vor ein paar Tagen schickte mir ein Freund einen Link zu einer ZDF-Dokumentation zum Thema Energiewende. Ich kann sie nur empfehlen: 


Wie soll es weiter gehen mit den Sendern? Durch den Skandal um die abgetretene RBB-Intendantin Patricia Schlesinger hat die Krise der Anstalten an Fahrt aufgenommen. Ich könnte mir sicher einen besseren oder schlankeren öffentlich-rechtlichen Rundfunk vorstellen, aber ich glaube nicht, dass die Politik den Mut hat, so etwas durchzusetzen. Von mir aus können die Sender sich gerne weiter von ihrem Publikum entfremden, woken bis der Arzt kommt und Millionen und Abermillionen für schlechte Moderatoren, teure Sportübertragungen und langweilige Shows ausgeben. Je weniger Akzeptanz die Anstalten haben, umso besser ist es für die privaten Medien, die ihnen von Unterhaltung bis Politik in der Regel sowieso meist überlegen sind.

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Berthold Grabe
Berthold Grabe
1 Jahr zuvor

So weit wie der Autor zu gehen, den öffentlich rechtlichen Rundfunk für überflüssig zu halten halte ich für deutlich überzogen.
Wir brauchen eigentlich einen unabhängigen Rundfunk für die Grundversorgung, vor allem bezogen auf die Informationsaufgabe.
Allerdings ist der öffentlich rechtliche Rundfunk in seiner derzeitigen Verfasstheit nicht in der Lage das anzubieten.
Dafür ist er zu staatsnah und zu realitätsfremd.
Das Dilemma liegt darin, das ohne „Brot und Spiele“ und Suggestion der öffentlich rechtlichen Medien die Machtfrage in Berlin völlig neu beantwortet werden müsste.
Es bleibe keine Stein auf dem Anderen. Er ist eine Blitzableiter für die Repräsentanten der Demokratie, wodurch die repräsentative Demokratie ein gutes Stück undemokratischer geworden ist.
Würde sich die Volksseele mangels Ablenkung durch die Medien tatsächlich auf die Politik richten wären eine Menge Leute ihre Mandate los.

Ein staunender Bauklotz
Ein staunender Bauklotz
1 Jahr zuvor

Herr Laurin schrieb im Artikel:
„Höre ich WDR oder Deutschlandfunk im Auto, nervt mich das zunehmende Gegendere.“

Früher habe ich viel WDR5 gehört. Der Sender ist inzwischen unerträglich geworden. ( Ausnahmen sind Politikum, Tiefenblick, die Features und auch Musikbonus.)
Ich bin inzwsischen vom WDR5 nach DLF gewechselt. Der ist noch richtig herrlich altmodisch. Gendersprech ist mir beim DLF noch nicht besonders aufgefallen. Ich muss mal demnöchst drauf achten, ob ich Herrn Laurin recht geben muss.

plebejuice
plebejuice
1 Jahr zuvor

Friedrich März ist mit dem eigenen 920.000 Euro teuren Flugzeug zur Sylter Hochzeitssause geflogen. Verglichen damit ist der Fall Schlesinger „Peanuts“.

P.D.
P.D.
1 Jahr zuvor

Der öffentlich rechtliche Rundfunk ist mittlerweile ein 7 Millarden Euro/Jahr schwerer Fleischtopf, bei dem das Geld mit vollen Händen ausgegeben wird und auch ausgegeben werden muss (das kommt übrigens oft so entschuldigend daher). Dass eine solch bombensichere Geldquelle geradzu prädestiniert ist für Verschwendung, Selbstbereicherung und Vetternwirtschaft sollte ja keinen überraschen.

Tut es aber anscheinend. Aus irgendeinem Grund wird der ÖRR von einem „Nimbus der Vernunft“ umgeben und ich würde mal tippen,
dass man sich dort dafür auch gegenseitig auf die Schultern klopft. Aber dieses vernünftelnde Selbstverständis stört mich
auch immer mehr, da melden sich meine alten (und sehr verlässlichen) Klassenchaoteninstinkte weil ich das Gefühl habe wieder in der
Schule zu sitzen. Und übrigens: Einem Lehrer eine Lederjacke anzuziehen macht ihn nicht cool sondern nur noch peinlicher.

Dieses vernünftelnde Selbstverständnis gepaart mit gigantischen finanziellen Mitteln aus-dem-Nichts machen die Skandale für mich nicht überraschend aber wesentlich schlimmer. Da sitzen Leute auf verdammt hohen Rössern und ich verstehe auch gar nicht warum die da sitzen können, die Maschine scheint ganz gut geölt zu sein.

Dieses oberlehrerhafte Getue beim ÖRR muss dringend aufhören und der Fleischtopf muss viel, viel kleiner werden. Auch das Argument
der „Grundversorgung“ @1 ist nett, stammt aber aus einer Zeit praktisch ohne private Angebote und hat auch nichts mehr mit dem ganzen Unterhaltungsgedöns im ÖRR zu tun. Und mit einer Schlagkraft von 7 Mrd. Euro kann ich auch gründlich dafür sorgen, dass ich ein Monopol auf meine Alleinstellungsmerkmale einrichte, nur um dann mit dem Finger auf andere zu zeigen. Es sei denn natürlich, da erdreistet sich jemand
mit Innovation (Alphabet/Youtube, Amazon/Prime etc.).

paule t.
paule t.
1 Jahr zuvor

Dass wenig Akzeptanz für den ÖRR gut für die privatwirtschaftlichen Medien ist, ist völlig banal – jedenfalls wenn man mit „gut“ den wirtschaftlichen Erfolg meint; wenn man die Qualität des Programms meint, ist das im Gegenteil höchst zweifelhaft – Länder mit schwächerem öffentlichen Rundfunk zeichnen sich mMn nicht unbedingt durch einen qualitativ hochwertigeren privaten Rundfunk aus, eher im Gegenteil.

Jetzt müsste mir der Autor nur noch erklären, warum der wirtschaftliche Erfolg der privaten Medien mich interessieren sollte.

paule t.
paule t.
1 Jahr zuvor

Einen Schmarrn garantiert der wirtschaftliche Erfolg. Das ist genau der unsinnige Privatwirtschaftsfundamentalismus, der alles Private rein aus Prinzip in jeder Hinsicht für besser hält, egal wie es konkret aussieht.

Wenn der wirtschaftliche Erfolg mit einer Medienkonzentration bei den privaten Medien einhergeht und es keine öffentlichen Medien als Korrektiv gibt, ist es mit der Pressefreiheit auch Essig. Dann hat man uU einige wenige Privatunternehmen, bei denen Pressefreiheit die Interessenvertretung ihrer Kapitaleigner bedeutet, und nichts anderes. ZB mag ein Lügensender wie FoxNews wirtschaftlich noch so erfolgreich sein, ein Gewinn für die Pressefreiheit ist er bestimmt nicht.

Pressefreiheit wird dadurch befördert, dass es eine vielfältige Medienlandschaft gibt, sprich sowohl öffentliche als auch private Medien und dazu im Idealfall noch Genossenschaften, gemeinnützige Unternehmen usw., die dann inhaltlich (nicht priomär wirtschaftlich) konkurrieren. Dafür ist es nötig, dass die privaten Medien soweit erfolgreich sind, dass sie als Unternehmen bestehen, aber auch nicht mehr. Gewiss ist es für die Pressefreiheit nicht nötig, den privaten Medien die Konkurrenz der öffentlichen Medien einfach aus dem Weg zu räumen. Im Gegenteil wäre das durch die Verengung der Medienlandschaft eine Gefahr für die Pressefreiheit.

paule t.
paule t.
1 Jahr zuvor

Weil alle möglichen Rechtsformen von Medien verschiedene Probleme hinsichtlich der unabhängigen Berichterstattung haben können, ist es gut, dass es verschiedene gibt. Schon insofern richtet sich Ihr beständiges Genöle gegen die ÖRR damit auch gegen Medienvielfalt und freie Berichterstattung.

Was Sie bei den ÖRR, “ in deren Aufsichtsgremien Politiker sitzen“, unterschlagen, ist, dass der Anteil der Politiker:innen maximal ein Drittel betragen darf (je nach Sender ist es noch weniger) und der Rest von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen kommt. (Würde eine ehrliche Argumentation das nicht benennen, statt so zu formulieren, dass ein:e unbedarfter Leser:in denken könnte, dort säßen _nur_ Politiker:innen?)

Und ich mag in dem Punkt komisch sein, aber ich halte auch diese Politiker:innen, die erstens selbst wieder verschiedene politische Strömungen repräsentieren und zweitens immerhin durch demokratische Verfahren dahingekommen sind, immer noch für bessere Kontrolleur:innen als Leute, die einfach deswegen in privatwirtschaftlichen Aufsichtsräten o.Ä. sitzen, weil es den Leuten mit dem Geld so gefällt. Das mag nicht jeder so sehen, aber genau deshalb ist es ja wieder gut, dass es verschiedene Formen von Medien gibt.

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