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Kampfkunst online lernen

Karate @ Home: Samurai-Kids bei einer Übung; Foto: Karate-Team Bodensee
Karate @ Home: Samurai-Kids bei einer Übung; Foto: Karate-Team Bodensee

Die Corona-Krise beeinträchtigt, natürlich, besonders sportliche Aktivitäten. Fußball, Cricket oder Polo lassen sich schwer Zuhause spielen: Weil es sich hierbei um Mannschaftssport handelt und diese Sportarten aktuell, wegen der erhöhten Infektionsgefahr, unoptimal sind. 

Bei Polo kommt erschwebend hinzu: Mehr als ein Pferd in der Wohnung zu haben ist grundsätzlich eine heikle Angelegenheit.

Anders ist das bei Sportarten, die auch alleine betrieben werden können. Das Kampfkunst-Kollegium, eine Bildungseinrichtung, die bundesweit Kampfkunstlehrer ausbildet und zertifiziert, geht jetzt neue Wege.Man kann seine Fähigkeiten im Kampfsport online verbessern.

Beim Karate, Kickboxing, Wing Chun und Escrima, um nur einige Kampfkunstarten zu erwähnen, geht es um Bewegungsabläufe. Die immer und immer wieder einstudiert werden müssen: Dehn- und Kraftübungen lassen sich ebenso in den eigene vier Wänden durchführen.

Die zertifizierte Bildungseinrichtung, die Dojos (Kampfkunstschulen) jeher mit Trainingsplänen und Videomaterial unterstützt startet aktuell online richtig durch.

Die Ruhrbarone haben heuer mit Toni Dietl – Leiter des Karate-Teams Bodensee in Friedrichshafen (Eines der größten Dojos im deutschsprachigen Raum!), Gründer des Kampfkunstkollegiums und Deutschlands (Laut Guinness Buch der Rekorde) erfolgreichster Sportler in Karate Kumite (Zweikampf) – gesprochen.

Über Sport in der aktuellen Situation, die Auswirkungen der Krise auf die Digitalisierung von Bildungsangeboten und – selbstverständlich – Kampfkunst @ Home.

Eine Krise, wie die aktuelle, ist nicht das beste Instrument um die Stimmung der Menschen zu heben: Die Ruhrbarone stellen in der Serie „Moral Booster“ Projekte vor, die aus der Krise heraus entstanden sind – oder sich in der aktuellen Situation besonders bewähren.

Die Ruhrbarone haben, in der vergangenen Woche, mitbekommen: Das Karatezentrum in Oer-Erkenschwick dreht Videos um den Unterricht, trotz Versammlungsverbot, aufrecht zu erhalten:

Karate@Home

Dieses Projekt, das heuer im Ruhrgebiet am Start ist, wird im Laufe der nächsten Tage vorgestellt. Das Ruhrgebiets-Dojo, das vom Kampfkunst-Kollegium zertifiziert wurde, nutzt auch Material dieser Bildungseinrichtung.

Auf der Website Kampfkunst-kollegium.com ist eine Ansprache an die Leiter von anderen Kampfkunstschulen in Deutschland zu sehen: Lasst uns da rein gehen!

Toni Dietl, Leiter des Kollegiums, stand den Ruhrbaronen heute Rede und Antwort.

Toni Dietl, Leiter des Kampfkunst-Kollegiums und des Karate-Teams Bodensee; Foto: Toni Dietl
Toni Dietl, Leiter des Kampfkunst-Kollegiums und des Karate-Teams Bodensee; Foto: Toni Dietl

Ruhrbarone: Grüß Gott Toni! Du bist Leiter des Kampfkunst-Kollegiums und hast eine der größten Kampfkunstschulen im deutschsprachigen Raum. Wie ist die aktuelle Situation in Deiner Schule?

Toni Dietl: Die aktuelle Situation ist traurig, die Schule ist geschlossen.

Ruhrbarone: Seit wann ist die Schule geschlossen?

Toni Dietl: Seit auch die öffentlichen Schulen geschlossen sind, Seit Montag, dem 16. März 2020.

Feedback auf der Facebookseite vom Karate-Team Bodensee; Screenshot Facebook
Feedback auf der Facebookseite vom Karate-Team Bodensee; Screenshot Facebook

Ruhrbarone: Damit unsere Leser das ungefähr einschätzen können: In einer „normalen Woche“, außerhalb von Pandemie-Shutdown und Ferien, wieviele Menschen trainieren in Deiner Schule?

Toni Dietl: Bei uns wird täglich von 15-21 Uhr trainiert. In unserem Dojo in Friedrichshafen üben sich täglich 150 bi 200 Menschen in Karate und Kickboxen . Wir haben aber auch Trainingsangebote in den Gemeinden rund um Friedrichshafen. Wenn man diese Standorte dazurechnet, kommen wir auf bis zu 250 Schülern pro Tag.

Ruhrbarone: Ist das viel, im Vergleich zu anderen Kampfkunstschulen?

Toni Dietl: Ja, wir sind mit 935 Mitgliedern, wenn man alle Standorte am Bodensee mitrechnet, eine der größten Kampfsportschulen in Deutschland.

Feedback auf der Facebookseite vom Karate-Team Bodensee; Screenshot Facebook
Feedback auf der Facebookseite vom Karate-Team Bodensee; Screenshot Facebook

Ruhrbarone: Wie sieht das von der Altersstruktur bei Euch aus?

Toni Dietl: 80 % der Leute die bei uns trainieren sind unter 14 Jahre alt. Unser Schwerpunkt liegt bei Kindern und Jugendlichen. Das Programm für diese Altersgruppe heißt Samurai Kids. Neben der sportlichen Aktivität, thematisieren wir in dieser Gruppe auch Themen wie sexuellen Missbrauch und Mobbingprävention. Natürlich für die entsprechende Altersklasse aufgearbeitet. Einen Polizisten, der in diesen Bereich präventiv an Schulen im Bodenseekreis unterwegs ist, haben wir auch öfter bei uns im Unterricht.

Ruhrbarone: Wir haben in Deutschland aktuell den kompletten Shot-Down. Sportveranstaltungen sind tabu. Wie läuft es im Augenblick im Dojo des Karate-Teams Bodensee?

Toni Dietl: Wir haben am Bodensee den totalen Shutdown, wie im ganzen Land. Das öffentliche Leben steht still. Gruppenaktivitäten sind nicht mehr möglich.

Feedback auf der Facebookseite vom Karate-Team Bodensee; Screenshot Facebook
Feedback auf der Facebookseite vom Karate-Team Bodensee; Screenshot Facebook

Ruhrbarone: Wir haben jetzt mitbekommen, Ihr geht neue Wege. Und zwar Online. Wie können wir uns das vorstellen?

Toni Dietl: Wir stellen unseren Mitgliedern online Trainingsvideos zur Verfügung. Dazu gibt es einen passwortgeschützten Memberbereich auf unserer Homepage. Nicht ganz neu der Gedanke, ersetzt auch nicht das Gruppenerlebnis vor Ort.

Hilft aber den Mitgliedern sich zu beschäftigen, dranzubleiben und hoffentlich auch abzuschalten. Das ist, in der aktuellen Lage, sicher nicht verkehrt. Wir wollen auch ein Zeichen setzen: Das Leben geht weiter! Trotz dieser üblen Situation, die wir nunmal aktuell haben in Deutschland.

Feedback auf der Facebookseite vom Karate-Team Bodensee; Screenshot Facebook
Feedback auf der Facebookseite vom Karate-Team Bodensee; Screenshot Facebook

Ruhrbarone: Das ist wichtig in diesen Zeiten. Wie lange lief die Vorlaufzeit für diese Online-Kurse? Also um „Schulungsmaterial“ zu produzieren?

Toni Dietl: Das ging dann in der Not und bedingt durch die freie Zeit schnell. Sehr schnell. Wir haben ja strukturierte Wochenpläne, die wir dann auf das Format Video übertragen haben.

Ruhrbarone: Wie läuft so ein Online-Kurs statt? Kann man da „bei Bedarf“ üben oder gibt es feste Zeiten, wie beim Offline-Training?

Toni Dietl: Man kann nach Bedarf trainieren. Das macht ja den Vorteil des E-Learnings aus. Wir sind aber, aufgrund der jetzigen Lage, daran auch ein Live-Training anzubieten. Das so ein Konzept nicht von heute auf morgen steht, ist klar. Wir arbeiten aber mit Hochdruck an einem interaktiven Online-Kurs.

Service für Schulen: Infos zur Krise und Trainingsprogramme; Screenshot dojoservice.com
Service für Schulen: Infos zur Krise und Trainingsprogramme; Screenshot dojoservice.com

Ruhrbarone: Wir ist das Feedback? Speziell von den Eltern, die ja ihre Kids Zuhause beschäftigen müssen?

Toni Dietl: Erstaunlich gut! Die Leute posten Bilder und Videos ihres Workouts in den sozialen Medien. Wir bekommen Feedback über Email und Messenger. Manchmal werden auch Fragen gestellt: Interaktion ist eine prima Sache. Das Web 2.0 und dessen Vorteile sind nicht zu verachten.

Ruhrbarone: Das haben wir gesehen und waren schwer beeindruckt. Was uns zur nächsten Frage bringt. Was die Kampfkunst-Community ja ausmacht: Es ist recht übersichtlich. Bei Kendo, kein wirklicher Breitensport, kennt man sich fast bundesweit untereinander. Wie macht sich dieser „Zusammenhalt“, den es da gibt, in den sozialen Medien bemerkbar?

Toni Dietl: es ist schon erstaunlich wie gut Informationen ausgetauscht werden und wie sich die Kampfsportler gegenseitig unterstützen. Mit dem Kampfkunst Kollegium sind wir ja bundesweit vernetzt, bzw. auch mit Schulen in Österreich und der Schweiz. Und man spricht miteinander und sieht was der andere macht. Beispiel: So ein Bericht, wie der über Krav-Maga den Ihr vor ein paar Wochen hattet, der wird natürlich geteilt. Da die Schule ja Mitglied bei uns ist – kriegen wir das, genau wie alle anderen Schulen in unserem Umfeld, mit.

Service für Schulen: Infos zur Krise und Trainingsprogramme; Screenshot dojoservice.com
Service für Schulen: Infos zur Krise und Trainingsprogramme; Screenshot dojoservice.com

Ruhrbarone: Wir haben gesehen, in Eurem Online-Bereich, gibt es Kumite-Übungen (Hinweis für den Leser: Zweikampf!). Sind diese Zuhause nicht heikel – Stichwort: Bruchschäden – oder gebt Ihr den Schülern die Regel Nr. 1, Zanchin, mit auf den Weg?

Toni Dietl (lacht): Ja, wir weisen darauf hin sich entsprechen zu positionieren und entsprechende weiche und unzerbrechliche Ziele zu benutzten. Es ist ja nicht optimal, wenn die Menschen sich in der aktuellen Krise auch noch die Wohnungseinrichtung zerschlagen.

Ruhrbarone: Das ist mit Sicherheit sinnvoll. Bei den Übungen im Schülerbereich des Online-Angebots, kommen auch Katas vor. Schleichen sich, wenn man Zuhause ohne Kontrolle durch einen Lehrer z.B. Heinan Godan praktiziert, nicht zu leicht Fehler ein?

Toni Dietl: Das ist im Moment wohl das kleinste Übel, damit kann ich gut leben. Irgendwann geht es ja normal weiter. Diese Fehler werden wir dann schnell korrigiert haben.

Ruhrbarone: Eure größte Gruppe bei den Schülern sind ja Jugendliche und Kids. Samurai-Kids, Euer Programm, legt einen Schwerpunkt auf Sicherheit und Gesundheit für Kinder. Wie kommuniziert Ihr die aktuelle Krise – und die Gefahren – mit den Schülern? Stichwort: Ansteckung und „Hausarrest“?

Toni Dietl: Schon als die Gefahr aufkam, stand in den Wochenplänen der Hinweis, richtiges Händewaschen und Ansteckungsgefahr im Unterricht zu thematisieren: Ich gehe davon aus, dass uns diese Thematik noch eine lange Zeit beschäftigen wird und wir hier verstärkt im Sicherheitsteil des Unterrichts darauf eingehen werden.

Klar: Die Trainingseinheiten müssen dokumentiert werden; Screenshot Facebook
Klar: Die Trainingseinheiten müssen dokumentiert werden; Screenshot Facebook

Ruhrbarone: Wir haben letzte Woche mit Paul Gruber, der im Kampfkunst Kollegium Mitglied ist, über die bayerische Kommunalwahl in Schatten von Corona gesprochen. Der bietet, wie wir am Rande erfahren haben,  ja auch eine App in seiner Schule an. Wir haben gesehen, Jörg Uretschläger bietet in seiner Karateschule in Oer-Erkenschwick auch Online-Kurse an – und produziert fleißig Videos. Hast Du da einen Überblick über die „Krisen-Aktivitäten“ Eurer Mitgliedsschulen im Kampfkunstst-Kollegium?

Toni Dietl: Die Schulen sind unglaublich aktiv und bieten Ihren Mitgliedern wirklich das Beste. Wir beobachten das sehr genau und stehen auch, es wird ja gefragt, mit Rat und Tat zur Seite. Ich wünsche das macht sich bezahlt. Da hängen ja Existenzen dran.

Service für Schulen: Infos zur Krise und Trainingsprogramme; Screenshot dojoservice.com
Service für Schulen: Infos zur Krise und Trainingsprogramme; Screenshot dojoservice.com

Ruhrbarone: Das Online-Angebot vom Bildungsträger Kampfkunst Kollegium wird also angenommen?

Toni Dietl: Den Unterricht stellen die Schulen selbst ein, aber die Theorieausbildung des Kollegiums zu den einzelnen Graden wird jetzt sehr wahrgenommen, da wir diese Kurse hierzu extra kostenlos gestellt haben. Andere Kampfkunstschulen können darauf zugreifen – und nehmen dieses Angebot natürlich gerne an.

Ruhrbarone: Ok: Zu unserer letzten Frage. Die Themen E-Learning und Homeoffice sind in Deutschland ja bisher, nun ja, exotisch behandelt worden. Der Breitbandausbau schwächelt. Ebenso mobile Kommunkaionssnetze. Denkst Du, diese Krise bewirkt da vielleicht auch einen positiven Schub?

Toni Dietl: Sicher, die Menschen werden feststellen, dass nahezu identische Ergebnisse durch Videokonferenzen erzielt werde, was lange und teure Reisen überflüssig macht. Ebenso lernen Sie Online-Ausbildung in unterschiedlichen Bereichen zu schätzen.

Wir haben aktuell eine unglaublich schlimme Krise. Wir leben aber auch, mit der weltweiten Kommunikation und Digitalisierung, in einer unglaublich spannenden Zeit. in sich viel verändert: Nicht nur im Bereich Kampfsport.

Lenny (Wird im Mai sechs Jahre alt!) beim Kickboxen-Workout @ Home; Foto: Toni Dietl
Lenny (Wird im Mai sechs Jahre alt!) beim Kickboxen-Workout @ Home; Foto: Toni Dietl

Ruhrbarone: Toni, wir danken Dir für die Zeit die Du Dir für uns genommen hast. Und wünschen Dir und Deinem Team, und dem Bodenseekreis: Viel Gesundheit! Wie sagt man im Karate? Osu!

Toni Dietl: Euch auch alles Gute! Und, natürlich: Gesundheit für’s Ruhrgebiet. Oss!

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