
Trump lässt sich nicht auf einen Diktatfrieden nach Putins Wünschen ein, die Europäer haben sich durchgesetzt. Das Scheitern des Gipfels von Anchorage gibt Anlass zu Hoffnungen.
Wenn eins den amtierenden US-Präsidenten auszeichnet, dann seine Unberechenbarkeit. So äußerte sich Donald Trump auch vor seiner Begegnung mit dem russischen Kriegsherrn erratisch, sodass man Schlimmstes befürchten musste. Doch die europäischen Fünf, allen voran Kanzler Merz, scheinen bei ihm im Vorfeld durchgedrungen zu sein, dass es keinen Deal zu Lasten der Ukraine und Europas Sicherheit geben darf. Den Rest erledigte die Weigerung Putins, auch nur einen Millimeter von seinem Plan abzuweichen, sich das gesamte überfallene Land einzuverleiben.
Von einem Waffenstillstand, Trumps Ziel auf dem Weg zum erhofften Friedensnobelpreis, war daher nach dem nur dreistündigen Treffen keine Rede. Mit seiner einfältigen Taktik, dem mit internationalem Haftbefehl gesuchten Kriegsverbrecher aus dem Kreml den roten Teppich auszurollen, ihn zu umschmeicheln und ihm weitere Gebiete der Ukraine sowie Handels- und Rohstoffgeschäfte anzubieten als Gegenleistung für ein Ende des Kriegs, ist er aufgelaufen. Putin, das zeigte der in der anschließenden gemeinsamen Presseunterrichtung einmal mehr, will keinen Frieden. Sondern sein Imperium vergrößern und die Nato aus Osteuropa zurückdrängen.
Die Befürchtungen des ukrainischen Präsidenten Selenskyi und der Regierungschefs der führenden europäischen Länder waren vorher groß, dass Trump ihm nachgeben würde, um das lästige Problem im fernen Europa los zu werden. Doch der eiserne Wille Putins, sich den ganzen erhofften Sieg zu sichern, ließ ihm offenkundig keine Wahl, als die Gespräche abzubrechen.
Trumps Taktik ist geplatzt
So kam es weder zu einer Begegnung unter vier Augen noch zu den geplanten anschließenden Verhandlungen mit den jeweiligen Handelsvertretretern. Und Trump, der sich sonst selbst immer in den höchsten Tönen lobt, blieb vor der internationalen Presse völlig ungewohnt kleinlaut, fast schweigsam. Während Putin zuerst das Wort ergriff und höhnisch den US-Präsidenten nach Moskau einlud, gab es für Trump diesmal nichts schön zu reden. Keine Waffenruhe, kein angekündigtes Dreiertreffen mit Selenskyi, nicht mal einen Termin für eine weitere bilaterale Begegnung: Trump, der angeblich unübertreffliche Dealmaker, ist auf ganzer Linie gescheitert.
Für die Ukrainer, die unter den ständigen immer heftigeren russischen Angriffen und der Besatzung leiden, ist das zunächst furchtbar. Der Krieg wird vorerst unverändert weitergehen. Und die Putin-Fans auch in Deutschland triumphieren: Ihr Kriegsheld wankt nicht. Noch nicht.
Aber Trump, von narzistischer Eitelkeit getrieben, wird die Demütigung von Alaska nicht wegstecken. Auch wenn er unmittelbar nach dem geplatzten Gipfel nicht wieder von neuen harten Sanktionen sprach, die er für den Fall angedroht hatte, dass Putin einer Waffenruhe nicht zustimmt, ist gut möglich, dass er sie verhängen und der Ukraine weitere Waffen liefern wird.
Taurus jetzt!
Er unterrichtete zunächst Selenskyi und die E5. Auch das ein gutes Zeichen. Die Ukraine und die Europäer werden, anders als befürchtet, eingebunden. Trump hört offenbar auf sie, soweit man so etwas bei ihm sagen kann. Wenn sie weiter Druck machen, können sie bei ihm Erfolg haben. Trump hat ja bereits in weitere Waffenlieferungen eingewillig, wenn die Europäer bezahlen. Er sprach auf dem Hinflug nach Alaska sogar erstmals von Sicherheitsgarantien für die Ukraine.
Und die Europäer haben die Möglichkeit, selbst weitere Sanktionen gegen das Moskauer Kriegsregime zu erlassen und ihrerseits der Ukraine weitreichende Waffen zu geben. Deutschland zum Beispiel den Taurus, wie es Merz vor der Wahl versprochen hatte.
Der eisige Gipfel von Anchorage hat bewiesen: Für einen Friedensschluss und ein Ende von Putins Vernichtungskrieg gegen ganz Europa und den freien Westen gibt es keine Chance, solange der sich auf der Siegesstraße sieht. An den Europäern ist es, ihn zum Verlierer zu machen – vielleicht sogar mit Hilfe von Trump. Dafür hätte der dann wirklich einen Friedenspreis verdient.

„Während Putin zuerst das Wort ergriff und höhnisch den US-Präsidenten nach Moskau einlud, gab es für Trump diesmal nichts schön zu reden. Keine Waffenruhe, kein angekündigtes Dreiertreffen mit Selenskyi, nicht mal einen Termin für eine weitere bilaterale Begegnung: Trump, der angeblich unübertreffliche Dealmaker, ist auf ganzer Linie gescheitert.“
Nun ja, es gab ja viele im Vorfeld, sie ja auch miteingeschlossen, dass Trump scheitern soll und wenn überhaupt erwartet, dass der einen All-for-Russia-Deal machen wird.
Aber Trump hat ja das gemacht, was europäische Politiker bei jedem Konflikt ja mantraartig vor sich hertragen, dass man am Verhandlungstisch persönlich reden soll.
Und das wurde gemacht. Ich habe nicht viel erwartet, weil ja die russische Seite seit mindestens einem Jahr eine sehr seltsame, eine von der Abkehr der Realität gegenzeichnete Attitüde an den Tag legt. Lawrow hat ja seinen Nancy-Faeser-Moment mit dem CCCP-T-shirt gehabt. Die sind da wahrscheinlich in dem Glauben reingegangen, als Kriegssieger zu verhandeln. Und das sind die einfach nicht, da sie zum einen seit drei Jahren von einer deutlich kleineren Armee aufgehalten werden und die USA ja kein direkt mit Kampftruppen beteiligter Akteur ist.
Und das Trump nach dem Treffen nun Müde und Erschöpft wirkt hat unter anderem damit zu tun, dass er von der russischen Seiten eine Form von Kompromissbereitschaft haben wollte. Und die hat er nun überhaupt nicht bekommen. Der russischer Hinterhof in Asien erodiert immer mehr, in Syrien ist der Partner weg und der Iran ist ja auch kein stabiles Gebilde. Mit Aserbaidschan hat nun der wichtigste der drei Kaukasus-Staaten eine neutrale, tendenziell Pro Westlich, vor allem Pro Türkische Position eingenommen (und über Ilham Alijew, reden wird lieber nicht, eigentlich ein Putin 2.0). Und wer Nordkorea als Soldatenlieferant benötigt, der hat ehrlich gesagt sehr wenig Argumente auf seiner Seite.
Russland hat hier eine Chance weggeworfen, durch ein konziliantes Verhalten seiner Seit gewisse Zugeständnisse zu bekommen. Aber am Ende hat man gesehen, dass die russische Führung eine von der Wirklichkeit geblendetes Regime ist, das zu Rationalen handeln nicht Fähig ist. Und das wird langfristig auch auf andere Bereiche der Welt ausbreiten, die eher neutral oder leicht in die Pro-Russische Richtung tendieren. Wenn die mit so einer Anmaßung mit den USA verhandeln, wie werden die dann mit Ländern in Afrika und Asien verhandeln.
„An den Europäern ist es, ihn zum Verlierer zu machen“
Wie, wie sollen die Europäer Putin auf die Verliererstraße führen. Sie wissen schon, dass Europa auf einem radikalen Weg der Deindustrialisierung ist durch die EU-Klimapolitik. Krieg kann man nicht mit Null-Emissionen führen. Und die EU ist ohne eine starke deutsche Wirtschaft nicht Handlungsunfähig, da in den letzten 150-200 Jahren die deutsche Wirtschaft der Kraftmotor des Kontinents war. Weder Frankreich, GB, Italien und Spanien kommen da ran. Und zum Thema Krieg und Kriegseinsatz werden wir hier noch sehr starke gesellschaftliche Spannungen bekommen, in einer Gesellschaft die in den letzten 10-15 Jahren schon durch einen Spaltungsprozess gelaufen. Und ich sehe Sie schon an vorderster Front Menschen in diesem Land als Russen- und Putinknechte und Trolle zu Beleidigung. Ma kann gegenteiliger Meinung sein, aber was man nicht braucht ist eine immer weitere Spaltung der Gesellschaft.
Und Sie können es echt mal sein lassen im gefühlt jeden dritten Satz Ihre Anti-Trump-Haltung/Trump-Hass niederzuschreiben, dass hat man in mehreren Artikeln schon raus gelesen und macht das lesen des Textes sehr mühselig.
Wie ich geschrieben habe, war von Trump Übles zu befürchten bei dem Treffen. Aber ich habe ja in meinem Beitrag ausdrücklich gewürdigt, dass er sich von Putin nicht hat einseifen lassen. Wahrscheinlich nicht aus tieferer Einsicht, sondern weil WP sich eben kein bisschen bewegt und ihn das schon länger nervt. Das spielt jedoch keine Rolle. Fakt ist, dass es nun wohl bessere Chancen gibt, dass die Ukraine nicht einem Diktat aus Moskau und Washington unterworfen wird.
Zu den anderen Punkten gebe ich Ihnen weitgehend recht. Was die Europäer betrifft und ihre leider sehr reduzierten militärischen Fähigkeiten: Immerhin stehen die großen 5 eng beeiander und haben der Ukraine nach dem gescheiterten Gipfel erneut ihre volle Unterstützung versichert, incl. Sicherheitsgarantien und Perspektive Nato-Mitgliedschaft. Abwarten, ob sie das umsetzen (können). Für Merz wäre wie geschrieben die Probe der Taurus. Aber auch da lässt er sich wahrscheinlich weiter von der SPD und der veröffentlichten Meinung bremsen.