Germans to the front

Bundeskanzler Merz und Verteidigungsminister Pistorius bei der Indienststellung der Bundeswehr-Brigade in Vilnius. Foto: Bundesregierung/Guido Bergmann


Die feierlich gestartete Litauen-Brigade der Bundeswehr ist keine Garantie, das kleine baltische Land gegen einen russischen Angriff auf die Nato zu verteidigen. Aber sie stellt sicher, dass sich Deutschland dann nicht mehr drücken kann.

Die Deutschen haben einen weiten Weg zurückgelegt von der Niederlage am Ende des Zweiten Weltkriegs, dem Nie-Wieder und Widerstand gegen die Wiederbewaffnung, der Friedensbewegung, den ersten Kriegsbeteiligungen nach 1945 im Kosovo und in Afghanistan bis zu den Bemühungen, das Land nun wieder kriegstüchtig (Pistorius) zu machen. Nicht nur für sich, sondern auch für die Nato-Verbündeten und europäischen Nachbarn. Viele fremdeln damit noch. Aber Deutschland nimmt endlich seine auch militärische Rolle an – in einer Zeit, in der womöglich schon bald ein noch größerer Krieg in Europa droht.

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„Hamas vernichten, die Palästinensische Verwaltung zerschlagen“

Gaza 2023 Foto Fars Media Corporation Lizenz: CC BY 4.0 DEED


Wenn ich wissen will, was in Palästina wirklich los ist, fahre ich zu meinem palästinensischen Friseur und Freund. Der hat an der FU Politikwissenschaft studiert und kennt sich da bestens aus. Nun war es wieder mal soweit: Die Haare mussten ab, meine Neugier war groß.

Manchmal gibt es im Leben schöne Zufälle. Jahrelang wohnte ich neben einem Friseursalon. Das war sehr praktisch, auch für meine Information über den Nahen Osten. Denn der Inhaber wurde in Jordanien geboren, ist also Palästinenser, weil die Briten das Königreich 1946 aus ihrem Mandatsgebiet Palästina gebildet haben. Palästinenser sind dort aber nur Bürger zweiter Klasse, erklärte mir Mohammed schon vor Jahren. „Das Sagen hat die arabische Elite um das aus Mekka stammende Könighaus. Die arabischen Herrscher interessieren sich für uns Palästinenser einen feuchten Dreck. Der Hass auf Israel dient ihnen nur dazu, von ihrem eigenen Versagen abzulenken.“

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The Cure XV – Songs Of A Lost World

Jetzt kommen wir also zum Ende dieser Reihe. Mindestens vorläufig. Wenn Smith fürs nächste Album wieder sechzehn Jahre braucht, wissen wir nicht, ob er bis dahin noch lebt. Wir wissen auch nicht, ob wir selbst bis dahin noch leben. Denn alles ist endlich und das ist ja das Schlimme.
Die Platte jetzt zu besprechen, gute zwei Wochen nach ihrem Erscheinen, ist etwas unfair gegenüber den anderen, die alle über Jahre ihre Langzeitwirkung beweisen mussten und die ich allesamt dutzende, wenn nicht hunderte Male gehört habe, bevor ich sie für diese Reihe seziert habe. Songs Of A Lost World habe ich erst ein paar Mal gehört, die kann ich nicht einfach in Dauerschleife laufen lassen. Die höre ich aufmerksam, in Ruhe, am Stück. Sie bewegt mich sehr. Und damit bin ich offensichtlich nicht alleine. Das Album landete in diversen Ländern auf Platz 1 der Charts.

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Von wegen, nach Corona folgen ein paar leichtere Jahre!

Donald Trump. Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Als die Welt vor ein paar Jahren aufgrund der Corona-Pandemie gefühlt kurzzeitig stillstand, da war auch mein Leben von einem Tag auf den anderen nicht mehr wiederzuerkennen. Plötzlich machten wir uns alle Sorgen, wollten unseren vertrauten Alltag wiederhaben. Es herrschte die Hoffnung vor, dass das Leben nach dem Ende der Pandemie wieder ‚leichter‘, wieder einfacher sein würde. Auch bei mir.

Nun wissen wir, diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil!

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Mehrheit der Deutschen will Friedensverhandlungen – ich auch!

Das war's!
Ikonisches Foto und Vorbild für Russland: Wilhelm Keitel unterzeichnet für den deutschen Aggressor die bedingungslose Kapitulation am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst. Foto: Lt. Moore (US Army); restored by Adam Cuerden, Public domain, via Wikimedia Commons

Wie der Spiegel heute berichtet, will eine Mehrheit der Deutschen Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland. Ich will das auch! Und ich habe sogar eine sehr genaue Vorstellung davon, wie diese aussehen sollen…

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Hoffen wir, dass Opa auch weiterhin Unrecht hat!

Gut geht es der Mehrzahl von uns. Aber wie lange noch? Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Mein Opa Paul, der im Jahre 1921 geboren wurde, war ein recht schlichter Mensch. Er war, wie für viele Menschen seiner Generation typisch, im Vergleich zu Menschen der Gegenwart, ziemlich ungebildet. Trotzdem hat er sich im Laufe seines 94-jährigen Lebens eine Menge Durchblick verschafft.

Opa hat viel erlebt. Er kämpfte als Soldat im zweiten Weltkrieg, erlebte den Wirtschaftsaufschwung der 1950er- und 1960er-Jahre im plötzlich geteilten Deutschland, zitterte in der Kuba-Krise, durchlebte den Kalten Krieg als Zeitzeuge, durfte sich über die Wiedervereinigung freuen. Ich habe vielen seiner Geschichten und Erkenntnisse aus seinen gut 90 Jahren Lebenszeit bis zu seinem Tode im Jahre 2015 immer gerne zugehört. Seine gesammelten Erfahrungen haben mich als Enkel sehr geprägt, wenn ich natürlich auch nicht alle seine Meinungen teilen konnte.

In einem hatte Opa Paul aber Unrecht: Er sah schon Ende der 1980er-Jahre den stetig steigenden Wohlstand in diesem Lande am Scheitelpunkt angekommen. Er prognostizierte uns allen damals schon einen steilen Absturz, da er in vielen Bereichen der Gesellschaft Krisen und Probleme auf uns alle zukommen sah.

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100 Tage Krieg: „Es ist an uns, die Ukrainer zu bitten, unsere Hilfe anzunehmen“

Zivilsten bereiten auf den Kampf gegen den russische Armee vor Foto: Yan Boechat/VOA Lizenz: Gemeinfrei


Vor 100 Tagen überfiel Russland die Ukraine. Ein Krieg begann, der vieles veränderte.

Als russische Truppen am 24. Februar die Ukraine überfielen, hat kaum jemand dem Land zugetraut, sich länger als ein paar Tage zu halten. Der Präsident war ein ehemaliger Lustigmann aus dem Fernsehen, über die Armee las man wenig Gutes und der Gegner war imposant: Russland, 160 Millionen Einwohner und wer an dessen Militär dachte, hatte die Rote Armee im Hinterkopf: Feldmarschälle wie Schukow, Rokossowski, die legendären Stoßdivisionen und natürlich die Rotarmisten, an deren Kampfgeist die Wehrmacht zerbrach.

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Prinzipiell pazifistisch

Zäune zu Patronen. Foto: R. v. Cube

Wie wohl für meine Generation typisch, kenne ich den Krieg aus den Erzählungen meiner Großmutter. Und dabei sind Gartenzäune das Bild, das mir am stärksten im Kopf geblieben ist. Abgesägte Gartenzäune. Das, und die Tatsache, dass ihr geliebter Bruder am Ende eingezogen wurde, als er eigentlich noch ein Kind war. Nur um getötet zu werden. Das mit den Gartenzäunen hatte sie mir beim Spazierengehen erklärt. Heute sieht man das gar nicht mehr so oft, aber in den 80er Jahren war es normal, dass die Vorgärten von kleinen Mauern gesäumt wurden, aus denen, wie abgebrochene Zähne, die Stümpfe von Eisenzäunen herausragten. Die wurden abgesägt, um daraus Munition zu machen. Diese Information hat mir als Kind schlagartig die Absurdität des Krieges klargemacht. Dass die Menschen immer noch weiterschießen, obwohl sie schon alles verfeuert haben. Dass sie, wie Hungernde auf der Suche nach Essensresten, durch die Städte laufen und verdammte Zäune absägen, um selbst die noch zu Kugeln einzuschmelzen – und das nur, damit auch noch die 17-Jährigen erschossen werden.

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Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg

Die Ukraine ist ein souveräner Staat, kein Spielball der russischen Armee

Schaut man sich den offenen Brief an, der in der EMMA veröffentlicht wurde, und betrachtet danach die Umfrage von infratest dimap bezüglich der Zustimmung zur Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine, muss man sich fragen, wie der Hälfte der Bevölkerung, angeführt vom Urinstein der zeitgenössischen „Prominenz“, angesichts ihrer Einstellung nicht jedes Mal kotzen muss, wenn sie in den Spiegel schaut.

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Standort, Kohle, Arbeitsbedingungen, Klima und jetzt Putins Krieg – Um das Kraftwerk ‚Datteln 4‘ zu stoppen musste schon vieles als Argument herhalten

Demo in Datteln im November 2019. Foto: Robin Patzwaldt

Am kommenden Wochenende soll am umstrittenen Kohlekraftwerk ‚Datteln 4‘ eine weitere Demonstration gegen die Inbetriebnahme des Meilers steigen. Unter anderem ruft der BUND aktuell zur Teilnahme am Samstag um 14 Uhr auf. Seit gut zehn Jahren wehren sich Teile der Bürgerschaft im Kreis Recklinghausen und darüber hinaus jetzt schon gegen den weit über eine Milliarde Euro teuren Neubau. Die gewählten Angriffspunkte sind dabei im Laufe der Zeit stets leicht modifiziert worden. Diesmal lautet das Motto der Aktion beim BUND „Datteln 4 stilllegen – Importe von Putins Kohle sofort stoppen“.

Es ist schon eine interessante Wandlung, die sich da in den vergangenen Jahren vollzogen hat. Zunächst war es im Kern der konkrete Standort des Kraftwerks, der zu den Protesten gegen das Vorhaben im Kreis Recklinghausen führte. Als das nicht wirklich zog, wurde  zunächst der große  Schulterschluss mit Kohlegegnern aus dem Rheinland gesucht. Als der erhoffte Zusammenschluss die Aufmerksamkeit auf Datteln dadurch auch nicht wirklich vergrößerte, legten einige Kritiker der Pläne das Augenmerk auf die ihrer Meinung nach menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Kohleförderung in Südamerika (Stichwort ‚Blutkohle‘).

Es folgte der Auftritt der Klimaschützer von ‚Fridays for Future‘, der dann von Corona ausgebremst wurde. Jetzt also der neue Ansatz mit Putin und der Importkohle aus Russland. Krass, wie sich der Protest gegen Datteln 4 über die Jahre gewandelt hat. Versucht wurde viel, was den Widerstand auf der Straße betrifft. Die größten Erfolge verbuchten die Kritiker der Pläne bisher jedoch eindeutig im Gerichtssaal.

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