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Nach Derby-Krawalle: Kommt jetzt das Aussteigerprogramm für gewaltbereite Fußballfans?

Ungezählte Schlägereien, 200 Festnahmen, eine zerlegte Kneipe plus etliche weitere Sachschäden und der Einsatz von Pfefferspray und Wasserwerfer seitens der Polizei. Das Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 hielt, was es versprach. Die Behörden hatten derlei kommen sehen, wie u. a. Stefan Laurin vor ein paar Tagen hier auf den Ruhrbaronen mit Verweis auf die Ruhr Nachrichten bereits bemerkte. Die Tageszeitung hatte ebenfalls berichtet, dass Fangruppen beider Clubs im Vorfeld nicht zu Kooperationsgesprächen mit den Einsatzkräften bereit gewesen seien.

Wie gemein und damit nicht genug: Die RN zitieren in ihrer aktuellen Berichterstattung zu den Ausschreitungen rund um das Spiel den verantwortlichen Leiter der Dortmunder Direktion für Gefahrenabwehr, Dieter Keil mit den Worten: „Dortmunder und Schalker Gewalttäter haben unser Sicherheitskonzept bewusst unterlaufen und sind entgegen der Ankündigung konspirativ angereist.“ Kann es sein, dass hier eine gewisse Naivität im Umgang mit gewaltbereiten Fans an den Tag gelegt wird? Wie auch immer, etwaige Fehler im Umgang mit den Chaoten auf beiden Seiten werden in nachträglichen Auswertungen sicherlich aufgearbeitet und in Zukunft besser gehandhabt werden. Darauf kann ich mich doch verlassen, oder?

Apropos verlassen, wie kann man nur so was von allen guten Geistern verlassen sein, um jemand Fremden eins auf die Mappe geben, nur weil der oder die Sympathien für einen anderen Verein hegt. Geht es noch? Für die eigenen Farben jubeln versteht sich von selbst, sich ins Fäustchen lachen, wenn der große Rivale in der Schlussminute noch den Ausgleich kassiert, gar kein Problem. Nur wie minimiert und/oder herdengesteuert muss man sein, um aus voller Kehle „Tod und Hass dem…“ zu skandieren und diesem Aufruf  mit Fäusten und Knüppeln Nachdruck zu verleihen. Mir relativ egal, wenn sich Freizeit-Schläger irgendwo zum Prügeln auf der grünen Wiese treffen, aber wer auf so was keinen Bock hat, der sollte sich in Ruhe ein Fußballspiel im Stadion oder der Kneipe anschauen dürfen. Ist das machbar?

Ich setze jetzt übrigens mein vollstes Vertrauen in die Umsichtigkeit von Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau, dass dieser, um weiteren Schaden und Negativschlagzeilen von der Stadt abzuwenden, umgehend ein Aussteigerprogramm für gewaltbereite Fußballfans auf den Weg bringt. Wie man liest, ist ähnliches an anderer Stelle vor einigen Wochen bereits von Sierau angeboten worden, ohne dass es überhaupt zu Gewalttätigkeiten gekommen war.

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Britta
Britta
11 Jahre zuvor

Im Nachhinein hätte man das Spiel tatsächlich verbieten sollen, auch hier im Blog wurde ja schon gewarnt !!!

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

1.
Gewalttäter -die haben mit Fußballfans nichts, aber auch gar nichts gemein.
2.
Gegen diese Gewalttäter hat der Staat(!!) wie gegen allen anderen Gewalttäter in der Gesellschaft auch präventiv und repressiv mit allen seinen rechtlichen Mitteln und Möglichkeiten „ohne Wenn und Aber“ vorzugehen.

3.
Wegen solcher Idioten allen Fußballfans die Freude an einem Fußballspiel zu nehmen, insbesondere an einem Derby wie S O4 /BVB ?
Ich hoffe sehr, daß es dazu nie kommt.

4.
Ich bin gestern auf dem üblichen Weg mit einem Bekannten vom PKW-Parkplatz ins Stadion gegangen und später wieder zum Auto.
Ich habe keine einzige Gewalttat mitbekommen -Glück gehabt?

Vor den Eingangshäuschen stand in meiner Reihe ein einsamer So4 Fan. Ich fand es toll, daß der sich mit seinem blau-weißen Schal demonstrativ von den schwarz-gelb „beschalten“ BVBern unterschied. Mit ihm wurde „gefrozelt“, beiderseits wurde viel gelacht. Ähnliches galt auch für einige wenige So4 Fans auf „meiner“ Tribüne.

Ich habe ein sehr fares Fußballspiel erlebt, vor allem auch im Vergleich zu mancher „Schlacht“ in früheren Zeiten.

(Daß einige So4 Fans Feuerwerkskörper im Stadion abgebrannt haben – unmittelbar unter bzw. vor den Augen des Vorsitzenden von S o 4!! -war ärgerlich, aber „was soll’s“.)

Ich habe als BVB-Fan erleben und erleiden müssen, daß SO4 verdient gewonnen hat.

Wir , Gesellschaft und Staat, müssen uns leider mit stets wachsenden Gewalttaten in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen, auch mit solchen aus Anlaß von Fuballspielen, Das sollte allerdings nie dazu führen, den Anlaß als solchen zu hinterfragen oder ihn gar zu verbieten, eben auch kein Fußballspiel.

Kibu
Kibu
11 Jahre zuvor

@#2 | Walter Stach:

Ich denk es würde schon ein vernünftiges Zeichen setzen, wenn solch ein Chaos-Derby endlich einmal verboten wird, denn beim Antifa-Camp ging das ja auch.

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

Kann man denn überhaupt mit Sicherheit sagen, dass an den Krawallen in Dortmund auch Schalkefans beteiligt waren?… ich frag einfach mal etwas polemisch, weil die Vereinsführung des FC Schalke jüngst beteuerte, dass die Attacke eines Gelsenkircheners auf einen Bus von Fortuna Düsseldorf nicht von einem Schalkefan kommen könne, da der Täter weder Mitglied des Vereins noch im Besitz eine Dauerkarte war…

Als jemand, dem Bundesligafußball meist großspurig am Allerwertesten vorbei geht, bekomme ich jedesmal einen Hals, wenn ich von solchen Krawallen höre. Irgendwo zahlt man ja Steuern und damit auch die Großeinsätze der Polizei, die durch solche Krawalle immer häufiger und auch immer größer werden. Es wird Zeit, dass die Polizeieinsätze für Bundesligaspiele von den Vereinen getragen werden müssen. Steigende Ticketpreise als Folge würde vielleicht auch die Faninitiativen annimieren, disziplinierend auf ihre Leute einzuwirken.

Wolfgang Wendland
11 Jahre zuvor

Es fehlt heute einfach an Kulturellen Inhalten mit vermittelndem Charakter.

Michael Townsend
Michael Townsend
11 Jahre zuvor

Ein besonders gutes Aussteigerprogramm wäre vielleicht, wenn man den Gewalttätern die Kosten für den Polizeieinsatz in Rechnung stellte. Vielleicht wirkt sowas mehr, als sie noch sozialpädagogisch zu pampern.

christian
christian
11 Jahre zuvor

Dem „zerlegtem“ Vereinsheim geht es im uebrigen ganz gut. Nicht immer alles glauben und blind uebernehmen was so geschrieben wird.

C. Karpus
C. Karpus
11 Jahre zuvor

@ Michael Townsend

„Ein besonders gutes Aussteigerprogramm wäre vielleicht, wenn man den Gewalttätern die Kosten für den Polizeieinsatz in Rechnung stellte. Vielleicht wirkt sowas mehr, als sie noch sozialpädagogisch zu pampern.“

Den Grundgedanken vertrete ich beim Musikzentrum ja auch, wenn die Kulturpolitiker persönlich für falsch kalkulierte Betriebskosten persönlich haften müssten, wäre das Projekt schon längst beerdigt.

C. Karpus
C. Karpus
11 Jahre zuvor

@ Michael Blatt

Sie mögen es „schwach“ finden, seit Cato dem Älteren hat sich jedoch der Ceterum-Censeo-Einwand bewährt, ich zitiere Wikipedia:

„In der Zeit vor Beginn des Dritten Punischen Krieges beantragte Cato in jeder Senatssitzung die Zerstörung Karthagos. Dabei soll er alle seine Reden mit diesem Ausspruch beendet haben – unabhängig vom eigentlichen Gegenstand der Diskussion. Im Gegensatz dazu riet Publius Scipio Nasica, Karthago zu verschonen. 150 v. Chr. stimmte der Senat schließlich Cato zu, was zum Dritten Punischen Krieg und der Zerstörung Karthagos führte.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Ceterum_censeo_Carthaginem_esse_delendam#Geschichtlicher_Hintergrund

Und hier gibt es ja sogar einen Anknüpfungspunkt, da der Kommentator Michael Townsend als Kultur- und Schuldezernent Bochums letztlich für das Musikzentrum verantwortlich zeichnet.

Im übrigen bin ich der Meinung, dass keine weiteren Grundschulen in Bochum geschlossen werden dürfen.

http://www.schulzeichen.de

Kibu
Kibu
11 Jahre zuvor
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