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Norwegen: Amoklauf oder Terroranschlag oder was?

Gibt es“,  fragt die Financial Times Deutschland (FTD) in einem Leitartikel, „angesichts der Unbegreiflichkeit der  Mordtaten von Oslo und Utøya irgendeinen sinnvollen Gedanken, der über die  ersten Reflexreaktionen hinausgehen kann?“ Eine rhetorische Frage, deren  Antwort wir bereits vor der Lektüre in der Überschrift zur Kenntnis genommen  hatten: „Kein Schutz vor Wahnsinn“.  Und deswegen, so schreibt heute Falk Heunemann in derselben Zeitung, solle man „einfach mal die Klappe halten“. Der Linie des FTD-Leitartikels ist nämlich nicht Folge geleistet worden; stattdessen meldeten sich alle möglichen  Politiker mit ihren „Reflexreaktionen“ zu Wort.

Hans-Peter Uhl, innenpolitischer Experte der CSU, leitete  aus dem Massaker in Norwegen die Notwendigkeit der Vorratsdatenspeicherung ab.  Sevim Dagdelen, linke MdB aus dem Ruhrgebiet, begründet damit, dass nun wirklich ein neuerliches NPD-Verbotsverfahren eingeleitet werden könne. Cem  Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen, empfiehlt – etwas allgemeiner gehalten  – einen „verstärkten Kampf gegen den Rechtsextremismus“. Und die Gewerkschaft der Polizei empfiehlt eine Datenbank über Menschen mit „kruden  Gedanken“, die freilich nicht ohne Mithilfe der Bevölkerung angelegt  werden könne.

Das Wesen all dieser „Reflexreaktionen“: altbekannte  Forderungen werden mit den Toten aus Norwegen upgedatet. Oder, um es deutlicher zu sagen: auf dem Gemetzel im  Norden kochen manche ihr politisches Süppchen. Da ist man schon geneigt, auf  die Linie der FTD einzuschwenken und sich ihrem Aufruf anzuschließen, der den zitierten Kommentar betitelt: „Einfach mal die Klappe halten!“ Bedauerlicherweise verschwindet auch hier das  Phänomen. Ob nun irgendwelche „Konsequenzen“, die nachweislich keine sind, „angemahnt“  werden, oder ob mit dem resignativen Hinweis, gegen einen Amoklauf sei ohnehin kein Kraut gewachsen, zum Klappe halten aufgefordert wird, das Ergebnis ist das gleiche. Nämlich Null.

Dies kann nicht weiter überraschen; denn all diese  Reaktionen sind tatsächlich – allein ihre Schnelligkeit belegt es – nichts Anderes als Reflexe. Um sinnvolle politische  Handlungsmöglichkeiten auch nur diskutieren zu können, wäre zunächst einmal ein  gewisses Maß an Klarheit darüber erforderlich, worum es sich bei dem Doppelanschlag in Norwegen überhaupt gehandelt hat. Nicht einmal dies kann zur Stunde mit hinreichender Sicherheit festgestellt werden. Ist Breivik wirklich  der Einzeltäter oder hatte er vielleicht doch Komplizen? Gar ein Netzwerk diverser über Europa verteilter Terrorzellen? Ist Breivik ein von Wahnvorstellungen heimgesuchter psychisch Kranker oder handelt es sich bei ihm  um einen politischen Überzeugungstäter, der „kalt wie Eis“ vorgegangen ist?

Auf den Punkt gebracht: haben wir es bei den Massakern in  Oslo und Utøya mit einem Amoklauf oder mit einem Terroranschlag zu tun? So gefragt droht allerdings auch wieder das Phänomen zu verschwinden. Will man sich nämlich in dieser Dichotomie auf  die „richtige“ Seite begeben, ist man gezwungen, die Beantwortung der Frage auf  den Gebieten der Psychologie und der Psychiatrie zu suchen. Irgendwann landet  man dann bei der Untersuchung, bei wie vielen der 1500 Seiten aus Breiviks Pamphlet Plagiate gefunden werden. Breiviplag  – wenigstens korrekt Zitieren können hätte dieser Kerl! Die Toten von Oslo und  Utøya – irgendwann ein strafverschärfender Begleitumstand?

Ob nun irre oder nicht: Anders Behring Breivik hatte  gemordet, um gegen die offene Gesellschaft vorzugehen, um – eigenen Angaben zufolge – den Sozialdemokraten größtmöglichen Schaden zuzufügen. Seine Taten weisen die unverkennbaren „Markenzeichen“ des politisch motivierten Terrors auf.  Linker Terror mordete stets exakt ausgewählte Personen (als Vertreter des verhassten „Systems“) – allenfalls Kollateralschäden“ (Begleiter, Fahrer) wurden  billigend in Kauf genommen. Faschistischer Terror zielte bislang darauf ab,  möglichst viele Opfer in der Zivilbevölkerung zu verursachen. Mit seiner  Strategie, möglichst viele, gezielt junge Sozialdemokraten zu massakrieren, scheint Breivik die zentralen Elemente linken wie rechten Terrors kombiniert zu  haben.

Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei Breivik um einen rechten Terroristen handelt.  Er selbst lässt darüber keinerlei Zweifel aufkommen, und die Auswahl seiner  Opfer spricht für sich. In Oslo die Angestellten einer sozialdemokratischen  Regierung und auf Utøya Jungsozialisten. Junge Menschen, die in ihrer Mehrheit  der künftigen Elite ihres Landes angehören sollten, und die „Alten“, also die  heute Regierenden, höchstens dafür kritisiert hatten, dass die  Einwanderungspolitik nicht noch liberaler, dass die Sozialpolitik nicht noch egalitärer ausgefallen ist. Breivik hat erklärt, er sehe sich in einem „Krieg“.

Einen Krieg führt man aber nicht allein. Breiviks Taten „werfen ein Schlaglicht auf den Zulauf  rechtspopulistischer Parteien in den nordischen Ländern“, schreibt auch die  FTD, um  fortzufahren: „Dabei hat die Tat weniger  mit Politik als mit Wahn zu tun.“ Womit abermals die Frage aufgeworfen  wäre: Terroranschlag oder Wahnsinnstat? „Rechter  Aufmarsch in Nordeuropa“ hatte die FTD über diesen Artikel geschrieben und  Land für Land die wahlpolitischen Erfolge der Rechtspopulisten, wie sie genannt  werden, in Skandinavien aufgelistet. Und dennoch der Hinweis, Breiviks Tat habe  „weniger mit Politik als mit Wahn zu  tun“.

Wohlbemerkt: die FTD ist nun wahrlich kein rechtes Blatt,  und statt der FTD hätte ich diese Verwirrung genauso gut anhand irgendeiner anderen liberalen Zeitung darstellen können. Der zuletzt zitierte  Artikel erschien online gestern Nachmittag gegen halb vier. Fast drei Tage lang wurde die skizzierte Linie gehalten. Heute, genau 24 Stunden später, bringt  die FTD den ArtikelRechte in Europa spielen Unschuldslamm“.  Das Blatt scheint sich zu wenden; der Text beginnt so: „Anders Behring Breivik nannte Rechtspopulisten als Vorbild oder war  Mitglied bei ihnen. Sie brandmarken den Mörder von Oslo und Utøya als irren  Einzeltäter – doch auch sie haben den ideologischen Nährboden bereitet.“

Die Darstellung, Breivik sei Amok gelaufen, er sei ein  psychisch Kranker, der sein rechtes “Geschwafel” sozusagen nur auf seinen  kranken Schädel draufgesattelt habe, scheint somit allmählich aus der  veröffentlichten Meinung zu verschwinden. Das kann nicht verkehrt sein; denn sie verharmlost die Gefahren, die das Erstarken der politischen Rechten in  Europa mit sich bringt. Überall in Europa verbuchen die Rechtspopulisten  zweistellige Wahlergebnisse, nur in Deutschland haben sich bislang keine Erfolge bei Wahlen eingestellt. Doch auch hierzulande hat Breivik deutsche  Brüder im Geiste, wie Stefan  Laurin heute ausführlich belegt hatte. Dass auch ein gewaltiges Wählerpotenzial nur darauf wartet, dass eine erfolgversprechende Formation antritt, ist seit der Diskussion über die Sarrazin-Thesen hinlänglich bekannt.

Aber Anders Behring Breivik ist selbstverständlich irre.  Der Typ ist völlig verrückt. Es geht mir weder darum, sein Massaker zu entpolitisieren, noch darum, für ein mildes Strafmaß zu plädieren. Weder noch!  Aber Breivik ist total bestusst. Intelligent, ja sicher: dieser perfide Plan!  Auch dieses 1500-Seiten-„Manifest“, verfasst in einer Fremdsprache – kopiert  hin oder her, das kann nicht jeder. Intelligente Menschen neigen eher dazu,  verrückt zu werden, als dumme. Wahnsinnstat Amoklauf oder politisch motiviertes  Attentat? Die Frage ist falsch gestellt; denn diese Dichotomie trägt nicht. Wir wissen z.B. auch von den „unpolitischen“ Amokläufern, dass sie ihre entsetzlichen Taten von langer Hand geplant hatten.

Breivik soll sich neun Jahre lang auf „seinen großen Tag“  vorbereitet haben. Das wäre wirklich ein außergewöhnlich langer Zeitraum. So lange dauerte es damals auch nicht bei den RAF-Leuten. Die Planungsdauer kann also kein Kriterium dafür sein, welches Morden verrückt und welches politisch ist. Zu Recht wird geltend gemacht, dass Breiviks „Erhalt des christlichen Abendlandes“ ein Vorwand sei für seine Selbstinszenierung. Auch ein Vorwand; nichts spricht dafür, dass er nicht von der  kollektiven Paranoia, die große Teile der skandinavischen Bevölkerung erfasst hat, angesteckt worden wäre. Und dass es den gutsituierten Bürgerkindern der  RAF ausschließlich um die Völker der Dritten Welt gegangen wäre, darf ebenfalls bezweifelt werden.

Ein Amoklauf ist immer Terror, und ein Terroranschlag ist immer ein Amoklauf. Verzweiflungstat ist Verzweiflungstat. Der Grad der Politisierung in den Ausführungen der Täter über deren Motive sagt zunächst einmal nur etwas über den Politisierungsgrad der Täter aus. Inwieweit die  Mordtaten „politisch“ sind, entscheidet sich nach ganz anderen Kriterien, z.B. an den Reaktionen der Regierenden und der Öffentlichkeit. Ginge es nach den Bekenntnissen der Täter, wären Anders Behring Breivik und sein Massaker eher politisch, die Attentate der RAF angesichts des kleingeschriebenen Gestammels eher psychopathisch. Aber danach geht es nicht, und deswegen geht es auch nicht darum.

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Helmut Junge
12 Jahre zuvor

Wenn jemand sagt, dass so etwas nur einer tun kann, der Geisteskrank ist,
also meint, ein Gesunder Mensch sei dazu nicht fähig, dann kommt meist sofort der Satz: „Das müssen wir so hinnehmen, gegen so etwas können wir uns nicht vorbereiten.“
Dieser Gedankengang führt aber immer in Richtung „psychiatrische Behandlung“,
als wenn es tatsächlich für solche Fälle eine Behandlungsmethode gäbe.
Dabei haben die Psychologen nicht mal einen Namen für diese sogenannte Krankheit.
Aber machen wir uns da mal nichts vor. Psychologen fordern immer eine psychothereutische Behandlung. Das ist bei ihnen berufsbedingt so.
In der „Welt“ sagt heute der Psychiater Josef Ludin, dass solche Menschen häfig vorkommen, dass sie aber nicht zu erkennen sind, und dass wir uns vor ihnen in Acht nehmen sollten.

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article13508620/Breiviks-Islamhass-war-fuer-seine-Tat-nebensaechlich.html

Meine Vorstellung von eiener gutachterlichen ultima ratio sieht anders aus.
Der Massenmörder hat Verbündete gesucht und hat sie gefunden. Es gibt ganze Gruppen von Menschen, die seine Ansichten teilen!
Das ist dann aber Politik, pervers zwar, aber Politik.
Ich glaube dass so etwas nicht in psychotherapeutischen Sitzungen behandelt werden kann. Dann müßte es dafür erst mal eine Theorie geben.
Wenn aber eine maximale Strafe von 21 Jahren nicht überschritten werden darf, ist der Typ gerade mal gut 50 Jahre bei seiner Entlassung.

crusius
crusius
12 Jahre zuvor

Einerseits: Wenn eine besoffene Horde von Jungnazis ein wehrloses Opfer zusammenprügelt, sind wir wenig geneigt, etwaigen Alkoholismus der Täter als Grund für moralische Entlastung anzusehen. Wer die unfaßbaren Ereignisse in Norwegen dadurch zu begreifen sucht, daß er den Täter pathologisiert, steht auf ähnliche Weise unweigerlich im Verdacht, die politische Dimension des Geschehens verharmlosen zu wollen.

Andererseits: Die Ungeheuerlichkeit des Verbrechens läßt einen ebenso vor der Überlegung zurückschrecken, daß eine solche Tat eines Einzelnen ohne seelische Störung erklärt werden könnte. Denn das hieße, daß es eine nicht krankhaft verzerrte Sicht der Welt gäbe, in der eine solche Tat Sinn machen könnte. Damit wäre die Tat wohlgemerkt nicht moralisch gerechtfertigt: Ein Raub bleibt verwerflich, auch wenn wir die Bereicherungsabsicht des Täters nachvollziehen können. Daß B. in diesem Sinne ein „gewöhnlicher Verbrecher“ sei, wird aber niemand ernsthaft behaupten wollen.

Man darf aber meines Erachtens nicht übersehen, daß der Rechtsextremismus/populismus, wie er in den letzten Jahren zutage getreten ist, selbst eine tendenziell wahnhafte Überzeugung ist, weil der Streit über Gründe und Werte durch den Appell an niedere Instinkte ersetzt wird. Unter welchen Bedingungen ein solcher Wahnsinn der Ideologie in wahnhaftes Handeln eines Einzelnen umschlägt, mögen uns Psychiater erklären. Wie wir mit der Virulenz des derzeit um sich greifenden Alltagsrassismus umzugehen haben, werden wir Demokraten noch herauszufinden haben. Bislang war unser Land in dieser Hinsicht nicht allzu erfolgreich. Die Zeit drängt.

Krischan Piepengruen
Krischan Piepengruen
12 Jahre zuvor

Ein Vorschlag zur Güte – machen wir es doch mit den Islam-Kritikern einfach so, wie wir es nach Terroranschlägen der Islamisten machen:

– Bloß kein General-Verdacht gegen Islamkritiker und Rechtspopulisten!

– Nicht die Islamkritik ist verantwortlich, sondern die, die sie mißbrauchen!

– In meiner Fjordman-Übersetzung findet sich kein Aufruf zur Gewalt!

– Wir müssen jetzt mehr staatl. Förderprogramme für Islamkritiker auflegen! Warum gibt es keinen rechtspopulistischen Lehrstuhl in Deutschland?

– Wir sollten mehr Islamkritiker und Rechtspopulisten im eigenen Land ausbilden und von ihnen gute Kenntnisse der deutschen Sprache verlangen!

– Bitte keine Ausgrenzung von Islamkritikern! Das führt nur zu neuen Anschlägen!

– Wir müssen uns stärker fragen, was wir falsch gemacht haben, daß es zu dieser islamkritischen Gewalt überhaupt kommen konnte. Haben wir wirklich eine Willkommenskultur für Islamkritiker in Deutschland?

– Aufgrund demographischer Entwicklung können wir auch in Zukunft nicht auf den Zuzug von Islamkritikern verzichten!

– Wir sollten in kultursensibler Sprache über die Islamkritiker berichten!

Ich würde selbst zwar nicht so weit gehen, die Islamkritiker und Rechtspopulisten “mit ihrer vielfältigen Kultur, ihrer Herzlichkeit und ihrer Lebensfreude (als) eine Bereicherung für uns alle” zu sehen, aber man kann ja mal darüber nachdenken.

Was aber unbedingt angegangen werden muß und zwar gesamtgesellschaftlich, ist diese in der Mitte des Feuilletons ungeheuer verbreite Rechtspopulistenphobie.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

Ich verstehe die Begriff Irresein, Wahnsinn usw. in diesem Zusammenhang nicht. Das Morden bzw. die dahinter stehende Aggression ist eine in jeder Weise menschlicher Trieb. Wir alle sind unter bestimmten Bedingungen zum Morden fähig. Einzig und allein unsere jahrtausende lange Kulturalisierung macht diese Form der Aggression in den meisten Ländern dieser Welt zur Ausnahmeerscheinung.

Aber auch die zivilisierte Menscheit kennt immer noch den Krieg als besonderen Ausnahmezustand in dem sie das absichtliche Töten erlaubt, ja Menschen darauf systematisch abrichtet. Ich bin kein Pazifist und käme deswegen nicht im Traum darauf Soldaten grundsätzlich als Mörder zu bezeichnen. Aber der Tötungstrieb ist eindeutig mobilisierbar, ja er kann in Notwehrsituation sogar überlebenswichtig sein.

Der Attentäter von Oslo wollte töten, ja er hat sogar für sich den Ausnahmezustand Krieg geltend gemacht, um dem ganzen noch soetwas wie einen zivilisierten Hintegrund zu geben. Absurd, aber doch folgerichtig. Also nicht wahnsinnig sondern rational vorbereitet und zielgerichtet durchgeführt. Er hat sich auch zum Schluss nicht noch selbst umgebracht, was darauf schließen lässt, dass es sich mitnichten um eine Verzweifelungstat gehandelt hat.

Der Mann machte auch meines Wissens nach auf niemanden einen verzweifelten Eindruck. Weder vor noch während noch nach seiner Tat. Weswegen sollte er auch verzweifelt sein. Er führt Krieg und für hin heißt das, dass er sich gegen etwas wehrt, dass er politisch nicht will. Ganz persönlich und konkret scheint mir diese Mann nicht unter der von ihm bekämpften offenenen und multikulturellen Gesellschaft gelitten zu haben. Er wollte vielmehr handeln und nicht wie die anderen, die genaus denken wie er, zuschauen bzw.die für ihn falsche Entwicklung passiv hinnehmen.

Für mich ist er ein Terrorist und kein Wahnsinniger. Und auch kein Amokläufer. Terrorismus ist eben kein Amoklauf obwohl er genauso aussehen kann. Amokläufe werden zwar auch mehr oder weniger geplant, aber sie brechen nichtsdestotrotz aus dem Menschen hervor. Sie haben immer ein nicht steuerbaren Anteil. Behring Breivik dagegen hat getötet so lange man ihn ließ um sich dann festnehmen zu lassen. Er wollte weder als Märtyrer sterben noch als Psychopath in der Klappse landen sondern stattdessen ein Kriegsheld mit möglichst vielen getöteten Feinden sein. Wir mögen das wahnsinnig finden. Er sieht das mit Sicherheit nicht so. Er will ernst genommen werden, und wir sollten ihn auch ernst nehmen.

Helmut Junge
12 Jahre zuvor

„Wir mögen das wahnsinnig finden. Er sieht das mit Sicherheit nicht so. Er will ernst genommen werden, und wir sollten ihn auch ernst nehmen.“
Genau! Und dazu kommt noch, daß ein kurzer Blick in ein gutes Geschichtsbuch uns auch die Erkenntnis liefert, daß es mehrere Zeiträume gab, in denen solche Typen mehrheitsfähig gewesen sind.
Und genau auf solche Zeiten hin hat B. auch gehandelt.
Deshalb darf es auch unsererseits kein achselzuckendes „kann man eh nichts dran machen, wenn einer wahnsinnig wird“ geben.
Das ist kein Fall für den Psychiater, sondern ein Problem für die Gesellschaft!

mir
mir
12 Jahre zuvor

#4 A.Voss
Mir wird ganz mulmig bei ihrem Kommentar.

Würden sie sich tatsächlich mit diesem Attentäter an einem Tisch setzen und diskutieren mit ihm über Krieg und Politik und juristische Notwehr.

Ich würde lieber von der Ruhrtalbrücke in die Tiefe springen und sage mir die Welt ist schlecht, als so einen einzelnen Massenmörder auch noch ernst zu nehmen in seinem Denken.

Die Tat ist ein Verbrechen ob schuld oder keine schuld ist eine medizinische oder juristische Frage und auch wie Norwegen ihn bestrafen will.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

Mir, natürlich ist die Tat ein Verbrechen. Eines der fürchterlichsten der letzen Jahrzehnte. Aber es nicht das Verbrechen eines Wahnsinnigen. Mit Ernstnehmen meine ich einserseits, dass dieser Terrorist keine mildernden Umstände bei der Bestrafung verdient hat und andererseits, dass sich die Gesellschaft mit seinen Gedanken und Parolen offensiv auseinandersetzen muss.

Es sind nicht nur sein Gedanken und Parolen sondern auch die vieler anderer, von denen allerdings nur ganz wenige selber zu einer solchen Tat schreiten geschweige denn sie billigen würden. Aber einer reicht eben schon aus um aus Gedanken eine Tat zu machen, die wenn auch singulär nichtsdestortrotz ein ungeheuer großes und zugleich brutales Ausmass annehmen kann.

Ob man mit diesem Massenmörder selbst diskutieren kann bezweifele ich jedoch genauso wie sie.

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