„Nichts steht dem im Wege, dass die amtlichen Richter, die zur Entscheidung anstehenden politischen und juristischen Fragen mit den Genossen aus den mittleren und unteren Parteiinstanzen beraten. Ja, sie müssen es sogar, denn die Justiz ist richtig verstanden auch nur ein Verwaltungszweig. Er kann nur richtig gehandhabt werden, wenn in ihm dieselben politischen Impulse eingehen, wie in allen übrigen Verwaltungen.“ Max Fechner, 1948 Von unserem Gastautor Thomas Weigle.
Diese Einstellung ist etwa 250000 politischen Häftlingen zum Verhängnis geworden, viele andere wurden „zersetzt“, wie es im Stasijargon hieß und an der Stasihochschule in Potsdam gelehrt wurde. Dort wurde auch gelehrt, wie man unliebsame Menschen, „Feinde“ der DDR auf fremdem Territorium ermordet oder entführt.
Am Freitag feierte in Bochum das Stück „Die Kinder von Opel“, ein gemeinsames Projekt vom Schauspielhaus Bochum, kainkollektiv und Urbane Künste Ruhr, Premiere. Aktueller Anlass für das Stück ist die angekündigte Schliessung des Opel-Werkes in Bochum im Dezember diesen Jahres. Angesichts des laut IHK anstehenden Verlustes von fast 10.000 Arbeitsplätzen in der Region, eine Katastrophe. Glaubte man doch im Ruhrgebiet den Strukturwandel, trotz hoher Arbeitslosenquoten und Städten kurz vor der Pleite, insgesamt gut hinbekommen zu haben. Die Regisseure des Stückes, Fabian Lettow und Mirjam Schmucke, haben sich aufgemacht, die Lebensfäden der Menschen aufzunehmen, deren Vita eng mit dem Autowerk verbunden ist. Verschiedene Generationen – die Enkelin, deren Großvater schon bei Opel lernte, die Tochter eines Betriebsrates, der Opel-Arbeiter mit 39 Jahren Betriebszugehörigkeit, treffen sich auf der Bühne. Was beim Dortmunder Nordstadt Crashtest hervorragend gelungen ist – die Zuschauer in fremde Welten zu führen und sie dort unmittelbar andocken zu lassen – ist dem Regie-Duo am Freitag Abend nicht ganz gelungen.
Die Menschen, aus ihrem gewohnten Alltags-Kontext herausgenommen und auf die Bühne gestellt, haben an Authentizität eingebüsst. Gisberth Rüther, der als Farbmischer bei Opel fast vier Jahrzehnte gearbeitet hat, spielt zwar nicht sich selber, er ist er selbst. Doch war man bei dem Nordstadt-Stück wortwörtlich „zu Gast daheim“ bei den Leuten und für einen Weile Teil ihrer Lebenswelt, wird man bei der Bühneninszenierung von Opels Kindern zum Voyeur. Der Protagonist sitzt im Guckkasten, der Zuschauer ist außen vor. Angenehm war das nicht in allen Fällen. Ansehen sollte man sich das Stück trotzdem.
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MKK Dortmund, Eingang Foto: Lucas Kaufmann Lizenz: CC BY-SA 3.0
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