
Zwei holländischen Journalisten wird ab Februar vor dem Amtsgericht Eschweiler der Prozess gemacht. Der Vorwurf: Sie haben einen Nazi-Mörder mit versteckter Kamera gefilmt.
Heinrich Boere ist 90 Jahre und sitzt im Knast. Dafür gibt es gute Gründe: Der ehemalige SS-Mann Boere ist ein mehrfacher Mörder: Er hat im Krieg drei niederländische Zivilisten im Rahmen einen „Vergeltungsaktion“ ermordet – die Nebenklage hat ihm im Prozess sogar sieben weitere Morde vorgeworfen. Boere kam erst so spät in Haft, weil die Deutsche Justiz seine Verbrechen über Jahrzehnte ignorierte. In Holland wurde er schon 1949 zum Tode verurteilt – in Deutschland begann der Prozess gegen ihn erst 2009. Das Urteil – Lebenslänglich – fiel 2010.
Noch bevor Boere in den Knast kam, besuchten ihn 2009 zwei holländische Reporter im Altenheim und interviewten ihn mit versteckter Kamera. Boere zeigte sie nun wegen Hausfriedensbruch und der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes an, der Prozess gegen die beiden Kollegen beginnt am 9. Februar in Eschweiler. Den beiden holländischen Journalisten droht bis zu drei Jahre Haft. Wie kann das bitte sein, das Journalisten für ihre Recherche bei einem Nazi-Mörder in Gefahr geraten ins Gefängnis zu müssen? Die beiden Kollegen haben nichts anderes als ihre Arbeit gemacht – und das ziemlich gut. Boere ist eine Person der Zeitgeschichte. Um die Persönlichkeitsrechte seine Opfer kümmerte er sich nie. Ihre Nachfahren konnten nun sein Gesicht sehen und seine Stimme hören. Das ihm das nicht gefällt, kann ich verstehen. Aber das alles wäre nie passiert, wenn er nicht zum Mörder geworden wäre. Die Deutsche Anwälte erwarten nach niederländischen Medienberichten auf jeden Fall eine Verurteilung. Nicht die Maximalstrafe, sondern eine Geldbuße. Doch die beiden Journalisten werden nicht zahlen, sondern ins Gefängnis gehen.
In den Niederlanden ist die Empörung über diesen Prozess verständlicherweise groß – Jahrzehntelang ließ die Deutsche Justiz den Mörder Boere frei herumlaufen – bei der Verfolgung zweier Journalisten ist sie wiederum fix.
Update:
Und hier Teile des Interviews um das es geht:
Dank an Berry für die Unterstützung.





