GEMA kam mit einstweilige Verfügung gegen Youtube nicht durch

Die GEMA ist mit  ihren Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen Youtube vor Gereicht nicht durchgekommen. Der Grund: Das Landgericht-Hamburg hat entschieden, dass es keine Eilbedürftigkeit gibt.

In dem Streit zwischen der GEMA und Youtube geht es Vordergründig um 600 angeblich von Youtube illegal genutzte Stücke, von denen noch nicht alle gelöscht wurden. Im Kern geht es aber um die Macht der GEMA ihre Positionen durchzusetzen. Und die sind nicht mit den Interessen der meisten Musiker identisch: Das Ausschüttungsprinzip der GEMA ist umstritten. Kritiker bemängeln, die GEAM bevorzuge die wenigen  Vollmitglieder auf Kosten zahlreicher weiterer, der GEMA nur angeschlossenen Musiker.

Allmachtsträume auf Chinesisch: Shanghai Expo 2010

Shanghai Expo 2010, Bild: Gerhard Holzmann Nicht nur im Pott gibt es Leute, die sich unbedingt zu Lebzeiten ein Denkmal setzen wollen. Noch schlimmer als RUHR.2010 ist die Shanghai EXPO 2010.

Ein guter Freund war dieser Tage beruflich in Shanghai und nutzte die Gelegenheit, sich auch die EXPO 2010 anzusehen. Für diese wurde ein ganzer Stadtteil evakuiert und plattgemacht.

Er war nicht begeistert:

Ich war nur in drei oder 4 Pavillions…Wartezeiten von 3 bis 6 Stunden in den guten Pavillons – dafür war mir die Zeit zu schade.

Was mir aufgefallen ist – so gut wie jeder Pavillon hat einen starken Bezug zum dargestellten Land, der auch international erkennbar ist. Nur die Deutschen und die USA haben irgendein Hightechklotz hingehauen der m.E. mit Deutschland oder eben den USA so rein gar nichts zu tun hat.

Deutschland hatte übrigens weit mehr als drei Stunden Wartezeit in der Schlange um überhaupt hineinzukommen (siehe Bild, das war ca. bei dreiviertel der Warteschlange gestanden). Wenn man da auch nur annähernd alle Pavillons ansehen wollen würde, dann würde man mind. eine wenn nicht zwei Wochen Zeit benötigen…

Aber im Grunde ist es nicht mehr als eine Touristenmesse, vielleicht interessant für den ein oder anderen Architekten aber richtig technische Neuigkeiten, Erfindungen oder ähnliches waren nicht zu sehen. Dazu noch die vielen Menschen und die Hitze … Naja – ich war mal auf einer Weltausstellung und damit isses auch schon gut 🙂 wird mir wohl nicht mehr passieren, dass ich mich durch so ein Ding quäle….

Gut, das ist die Seite des Besuchers – doch auch für die Chinesen ist dieses Monsterprojekt keine Freude: Wie der Dokumentarfilm „Shanghai Dreams“ verrät, wurde ein ganzer Stadtteil Shanghais für die EXPO „entwohnt“, abgerissen und planiert. Und ich persönlich finde nicht nur den deutschen und auch den (im Film gelobten) französischen Pavillion häßlich, sondern die meisten, die mein Freund fotografiert hat.

Bildungswende in der Backsteinsiedlung

Bürgerliche Siedlungen und Bierzelte - und bald eine Schule für alle: Ascheberg

Mitten im Münsterland wird die Bildungswende eingeleitet. Dort, wo Christdemokraten seit Jahrzehnten regieren, die Junge Union riesige Bierzelte füllt und Familien reihenweise in backsteinfarbenen Häusern wohnen, entsteht gerade die erste Gemeinschaftsschule. Die Gemeinde Ascheberg hat vom nordrhein-westfälischen Bildungsministerium in diesen Tagen grundsätzlich grünes Licht dafür bekommen, unter einem Dach die Abschlüsse der Haupt- und Realschule und das Abitur anzubieten. „Für uns ist das der einzig sinnvolle Weg“, so der CDU-Bürgermeister Bert Risthaus.

Die CDU besetzt mit 16 Sitzen die Hälfte aller Ratsmandate – die Grünen kommen in der knapp 15.000 -Seelen-Gemeinde gar nicht vor, die SPD hat 5 Sitze. Und dennoch macht Ascheberg nun die Bildungspolitik, für die die neue rot-grüne Minderheitsregierung in Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. „Der Antrag der Gemeinde Ascheberg entspricht in großen Teilen den im Koalitionsvertrag formulierten Zielen“, sagt die neue grüne Bildungsministerin Sylvia Löhrmann. Nach einigen formalen Nachbesserungen will sie den Antrag nun „sehr bald genehmigen.“

Löhrmann will in Nordrhein-Westfalen einen Eklat um die Schulform wie bei der Hambuger Volksabstimmung vermeiden. „Von unten“, so betont die ehemalige Lehrerin immer wieder, solle die Reform wachsen. Sie könne nicht verordnet werden, sondern müsse vor Ort gewollt sein. In Ascheberg ist dies der Fall. Alle vier Fraktionen des des CDU-dominierten Rates sprachen sich einstimmig für das längere gemeinsame Lernen aus, auch Eltern stimmten auf Konferenzen dafür. „Unsere Gemeinde wird für Eltern attraktiver, wenn wir dieses Angebot machen“, sagt Stadtchef Risthaus.

Risthaus

Der 39-Jährige scheint seiner Zeit voraus zu sein. Die rot-grüne Landesregierung will in den nächsten fünf Jahren mindestens 30 Prozent der weiterführenden Schulen zu Gemeinschaftsschulen umwandeln, in denen die Schüler der 5. und 6. Klasse gemeinsam unterrichtet werden. Ab der 7. Klasse gliedert sich die Schule dann in einen Hauptschul-, einen Realschul- und einen gymnasialen Zweig auf.

Noch vor wenigen Monaten standen Christdemokraten mit grellen Plakaten auf Pausenhöfen und warnten davor, die Gymnasien würden unter rot-grün geschlossen. Der Wahlverlierer Jürgen Rüttgers malte das düstere Bild eines „Schulkampfes“ an die Wand. Auch die Gemeinde Ascheberg hatte schon vor einem Jahr ihr Konzept in Düsseldorf vorgestellt. Aber unter der abgewählten schwarz-gelben Regierung „tat sich wenig“, so Risthaus. Der Antrag blieb weitgehend unbearbeitet liegen.

Aber im Flächenland Nordrhein-Westfalen drängen nun die Eltern zur Reform: Die Hauptschulen verlieren jährlich ganze Klassengrößen und Gesamtschulen müssen viele interessierte Familien abweisen. Auch in Ascheberg ist die Hauptschule nur noch einzügig, vor wenigen Jahren hatten sich noch ausreichend Schüler für zwei Klassen pro Jahrgangsstufe angemeldet. Inzwischen besuchen die Hälfte aller Schüler ein Gymnasium oder eine Gesamtschule in der Nachbargemeinde. Sie pendeln dafür zwischen 15 und 30 Kilometer am Tag. „Das ist eine ungeheure Belastung“, so Jurist Risthaus. Dem 39-Jährigen blies nach eigenem Bekunden nur „wenig Gegenwind“ für sein Projekt ins Gesicht. „Vor Ort haben wir keine Alternative.“

In Ascheberg soll nun bereits 2011 die sogenannte Profilschule eröffnen. Sie wird den Startschuss für viele weitere Anträge geben. „Das Interesse der Gemeinden ist groß“, so Löhrmanns Sprecherin. Und auch Bürgermeister Risthaus sagt: „Zahlreiche Städte haben sich schon bei uns erkundigt.“ Wiederum sind es viele CDU-Städte aus dem Münsterland, die interessiert sind. Der deutschlandweit erbittert geführte Schulstreit wird vor Ort offenbar pragmatisch gelöst.

Ruhr2010 im Dialog mit Hausbesetzern

Dieter Gorny

Sowohl in Essen als auch in Dortmund  die Ruhr2010 GmbH den Dialog mit den Hausbesetzern aufgenommen. Ruhr2010-Direktor Dieter Gorny hält ihr Anliegen für wichtig.

Auf der gestrigen Vorstellung des Ruhr2010 Spin-Offs ECCE bekundete Dieter Gorny seine Sympathie für die Hausbesetzer in Dortmund: „Was die machen ist wichtig.“ Sowohl mit den Besetzern des DGB-Hauses in Essen als auch mit der UZ-Initiative in Dortmund ist die Ruhr 2010 im Gespräch. Gestern gab es ein erstes Treffen zwischen den Besetzern der Kronenbrauerei in Dortmund und Gornys Mitarbeiter Bernd Fesel. Gemeinsam mit der Stadt soll nach geeigneten Räumen für ein freies Kulturzentrum gesucht werden. In der kommenden Woche geht es dann in Essen mit Gesprächen zwischen den Besetzern, dem DGB und der Ruhr2010 weiter. Hier könnte am Ende eine Galerienutzung im Parterre des DGB Hauses stehen. Eine Lösung für die gesuchten Atelierräume gibt es allerdings noch nicht.

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Der Ruhrpilot

2010lab: Gorny hält an teuerem Ruhr-2010-Projekt fest…Der Westen

Ruhr2010: E-Culture Fair, Dortmund – schlecht vermarktete Gehirnflutung….Indiskretion Ehrensache

ECCE: Kreative der Ruhr.2010 arbeiten 2011 weiter…Ruhr Nachrichten

Wirtschaft: Tengelmann-Chef räumt Fehler bei Kik ein…Der Westen

Kultur: Theater der Region servieren Lebensmittel Kunst…Der Westen

Kultur II: Ein sehr amerikanischer Blick auf das Ruhrgebiet…Welt

NRW: Linke wollen ran an die Kohle!…DL

Dortmund: Sierau will friedlichen Protest gegen Nazis…Ruhr Nachrichten

Dortmund II: Envio am Runden Tisch nicht mehr erwünscht…Der Westen

Duisburg: Fraktion der Grünen stellt sich gegen OB Sauerland…Der Westen

Duisburg II: Pleitgen – der erschütterte Macher…RP Online

Lünen: Die Kanzlerin und das Kraftwerk…Ruhr Nachrichten

„Die meisten Juden halten Adorno für einen Rotwein“

In seinem Buch „Der koschere Knigge“ gibt Autor Michael Jonathan Wuliger Tipps für den entkrampften deutsch-jüdischen Dialog. Im Interview spricht er über Klischees, den durschnittlichen Juden und wohlmeinende, aber auch sehr nervige Menschen – die Philosemiten.

Herr Wuliger, Ihr Buch „Der koschere Knigge“ verspricht, trittsicher durch die deutsch-jüdischen Fettnäpfchen zu führen. Ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Juden immer noch so verkrampft, dass ein solcher Leitfaden nötig ist?

Ja. Aus den bekannten historischen Gründen können offenbar die meisten Deutschen nicht unbefangen mit Juden umgehen. Lassen sie in einer Gruppe von Deutschen einen Juden los – schon verkrampft sich alles, einschließlich der Körperhaltung. „Er ist Jude, aber sehr nett“, habe ich vor einiger Zeit mal bei einer Party aufgeschnappt. Der Satz war keineswegs böse gemeint, aber er bringt die deutsch-jüdischen Verklemmtheiten voll auf den Punkt. Übrigens, dem „Knigge“ im Titel zum Trotz ist mein Buch kein ernstgemeinter Benimm-Leitfaden. Es müsste eigentlich heißen: trittsicher in die deutsch-jüdischen Fettnäpfchen. Das Schöne am verkorksten deutsch-jüdischen Dialog ist ja, dass er jede Menge komplett absurder Situationen produziert und so unfreiwillig zu einer unerschöpflichen Quelle komischer Geschichten wird – und genau die sind Thema meines „Knigge“.

Dabei geben sich doch viele Deutsche so große Mühe, es ihrem jüdischen Gesprächspartner Recht zu machen.

Sie meinen die Philosemiten. Sehr wohlmeinende, aber auch äußerst nervige Menschen. Sie haben ein so positives Bild von Juden, dass man ihren Erwartungen nur sehr, sehr schwer gerecht werden kann. In den Augen solcher Leute muss jeder Jude mindestens ein Martin Buber sein. Darunter tun sie es nicht. Man wagt sich kaum in der Nase zu bohren, wenn man mit ihnen redet, weil man fürchten muss, dass dadurch ihr mühsam aufgebautes Judenbild ins Wanken geraten könnte.

Als exemplarisches Beispiel für das Verhalten von Philosemiten berichten Sie von Ihrem alten Klassenlehrer…

… der mir in der 10. Klasse, nachdem ich zum vierten Mal hintereinander ein „Mangelhaft“ in Physik auf dem Zeugnis stehen hatte, sagte, ich solle mich gefälligst mehr anstrengen. An der Begabung könne es ja wohl nicht liegen – Einstein sei schließlich auch Jude gewesen.

Das klassische Klischee: Alle Juden sind reich, gebildet und außerordentlich intelligent.

Ich empfehle allen Philosemiten den Besuch einer jüdischen Gemeinde in Deutschland, und sie werden feststellen, dass es ungemein viele strohdoofe Juden gibt. Das Gros der Juden gehört soziologisch und von der Mentalität her zur Spezies des Kleinbürgers. Sie sind genauso borniert wie die Mehrheit der Bevölkerung. Adorno halten die meisten Juden wahrscheinlich für einen italienischen Rotwein. Falls gerade Juden das lesen: Ihre Gemeinde ist natürlich nicht gemeint. Dort ist es selbstverständlich völlig anders.

Was ist der Grund dafür, dass Juden nicht als normale Menschen wahrgenommen werden, sondern zu Projektionsflächen werden?

Dafür gibt es eine schlichte statistische Erklärung: In der Bundesrepublik leben rund 80 Millionen Menschen. Von denen sind rund 200.000 Juden. Das macht gerade mal 2,5 Promille der Gesamtbevölkerung, ein Wert, der sonst nur bei Straßenverkehrsdelikten relevant ist. Der durchschnittliche Deutsche ist deshalb in seinem Leben noch nie einem Juden begegnet. Was er von Juden weiß, hat er aus den Medien oder dem Schulunterricht. Und dort tauchen Juden vor allem in zwei Kontexten vor: der Schoa und dem Nahostkonflikt. Eventuell kommt noch Religiöses dazu. Der durchschnittliche Jude in Deutschland hat aber in der Regel weder eine Nummer auf dem Arm tätowiert, noch trägt er eine Uzi. Fromm ist er meist auch nicht. Wenn er einen Bart hat, dann einen in der modischen 3-Tage-Variante.

Was also empfehlen Sie Ihren nichtjüdischen Lesern, wie sie reagieren sollen, wenn sie zum Beispiel auf einer Party einen Juden treffen?

Gehen Sie mal davon aus, dass dieser Jude höchstwahrscheinlich Ihnen ähnlicher ist, als Sie vermuten. Die Bundesliga interessiert ihn mehr als die Lage in Gaza, über die Fahreigenschaften seines Wagen denkt er häufiger nach als über die Vergangenheitsbewältigung. ABBA hört er lieber als Klezmermusik. Und öfter als den Talmud liest er den Kicker. Also nerven Sie den armen Mann – oder die Frau – nicht mit Ihrer Betroffenheit beim Besuch des Holocaustmahnmals oder Ihren Ideen zum Nahostkonflikt. Fragen Sie ihn bitte auch nicht nach komplexen Details der religiösen Speisegesetze. Er kennt sie wahrscheinlich nicht. Sie würden ja auch, wenn Sie Katholik sind, beim Bier keine Debatte über die theologischen Aspekte der Transsubstantion führen wollen. Ach und noch was: Sie müssen einen Juden auf der Fete nicht zwingend mit „Schalom“ begrüßen. Ein freundliches „Guten Tag“ reicht völlig aus.

Wie reagieren Sie selbst, wenn jemand es dennoch nicht lassen kann, Ihnen als Beleg für seine Verbundenheit zum Judentum beispielsweise ausführlich von seiner Zeit im Kibbuz zu berichten?

Ich bin heute in einem Alter, in dem ich nicht mehr versuche, den deutsch-jüdischen Dialog auf eigene Kosten voranzubringen. Es gibt Interessanteres. Wenn jemand mich damit nervt, wechsle ich mehr oder weniger höflich das Thema. Das führt natürlich auch wieder zu Verstimmungen. Da hat jemand mühsam sein gesammeltes Halbwissen über Juden hervorgekramt, um mir vermeintlich einen Gefallen zu tun – und ich bin gelangweilt. Schon ist der deutsch-jüdische Dialog wieder empfindlich gestört.

Wann glauben Sie wird der deutsch-jüdische Dialog frei von diesen Verkrampfungen sein?

Das deutsch-jüdische Verhältnis wird an dem Tag ein normales sein, wenn jemand einem jüdischen Arschloch begegnet und hinterher sagt: „So ein Arschloch“ und nicht: „Ein typisch jüdisches Arschloch.“ Ich fürchte, bis dahin dauert es aber noch eine Weile.

Das Gespräch, das auch auf „Cicero Online“ erschien, führte Philipp Engel.

Informationen zur Person: Michael Jonathan Wuliger wurde 1951 in London geboren, wuchs in Wiesbaden auf und lebt heute in Berlin als Feuilletonredakteur der »Jüdischen Allgemeinen«. Er geht so gut wie nie in die Synagoge, isst gern Serrano-Schinken und hört lieber Georges Brassens als Giora Feidman. Sein jüdisches Idol ist Krusty der Clown aus der TV-Serie „Simpsons“.

Informationen zum Buch: Michael Wuliger: Der koschere Knigge. Trittsicher durch die deutsch-jüdischen Fettnäpfchen, S. Fischer, Frankfurt am Main 2009, 105 S., 8 €

Richter: Vier Quadratmeter zum Leben

Rechtlos hinter Gittern

Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat heute entschieden: 8,3 Quadratmeter Zelle für zwei Häftlinge inklusive Klo sind ausreichend. Die Richter wiesen die Klage eines Häftlings auf Schadenersatz wegen „menschenunwürdiger Haftbedingungen“ ab. Die perfide Begründung: Wenn der Gefangene die Situation während seiner dreimonatigen Haftzeit in Duisburg-Hamborn als unerträglich empfunden hätte, hätte er sich vehementer um eine Verlegung gekümmert. Dabei hatte der Mann einen Vollzugsbeamten um die Verlegung in eine Einzelzelle gebeten. Danach aber, so die Richter, habe er „sein Anliegen nicht weiter verfolgt.“ Hätte er „nachdrücklich“ um eine Verlegung gekämpft, so sei davon auszugehen, dass die Anstaltsleitung seinem Gesuch nachgekommen wäre.

Ein lebensfremdes und unwürdiges Urteil. Denn erstens sind die Gefängnisse so überfüllt, dass den Gesuchen auf Einzelzellen nicht nachgekommen werden kann. Und zweitens verkennen die Düsseldorfer Juristen das stramm hierarchische System Gefängnis. Die Gefangenen sind darauf angewiesen, sich mit den Beamten gut zu stellen. Sie vergeben Freigänge, lassen den Besuch zu und teilen zu den begehrten Sportkursen ein, konfiszieren oder vergeben Fernseher. Ein ewig quengelnder Knacki muss um Vergünstigungen fürchten. Nur dem Leben im Gefängnis entrückte Richter können glauben, ein Mensch müsse auf vier Quadratmeter nicht leiden, müsse sich nicht schämen, auf der Toilette beobachtet zu werden.

Zum Glück gibt es inzwischen auch menschenfreundliche Urteile. Die Zahl anhängiger Beschwerden in gerichtlichen und in außergerichtlichen Verfahren von Gefangenen wird in NRW auf einige hundert geschätzt. Verschiedene Landgerichte und Oberlandesgerichte hatten in der Vergangenheit Schadenersatzforderungen von Häftlingen und früheren Insassen teils bestätigt, teils aber auch abgewiesen. Auch der Duisburger Häftling hatte vom Landgericht Duisburg zunächst Recht bekommen.

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Razzia bei Duisburgs OB Sauerland

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Adolf Sauerland

Gerade meldet Bild, dass es heute Vormittag eine Razzia im Duisburger Rathaus gegeben hat.

Die Polizei durchsuchte danach die Diensträume von OB Sauerland und zweier Dezernenten. Der Grund: Die Staatsanwaltschaft glaubt, nicht alle relevante Akten von der Stadt erhalten zu haben. Es wurden weitere Akten sichergestellt. Nach Angaben der Stadt handelte es sich um einen vorher ausgemachten Termin.   Wie dem auch sei. Das nicht alle Akten übergeben wurde wirft es merkwürdiges Licht auf Sauerlands ewiges Gerede von der Aufklärung, die er vorantreiben will.

Arte TV: Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely – Bonnie & Clyde der Kunst

100823 bonnyclyde 04 Bild: ZDF / C. Serge DietrichDie „dicken bunten Frauen“, die Nanas von Niki de Saint Phalle, haben die Kunst bis heute geprägt. Sie traten oft zusammen mit den bewegten Maschinen von Jean Tinguely auf. Arte TV zeigt Beeindruckendes aus dem Leben eines Künstlerpaars.

Eine Nana war 28 m hoch, enthielt eine Milchbar (!) in einer Brust und ein Planetarium in der anderen. Sie war in Schweden nur drei Monate ausgestellt, enthielt auch noch ein Kino und war durch die Vagina zu betreten.

Doch das Material, Polyester-Kunstharz, aus dem die Nanas mit heißen Drähten geschnitten wurden, brachte Niki de Saint Phalle fast um.

Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely, zwei große Bildhauer von Weltruf, prägten jeder auf seine Weise die Kunst des 20. Jahrhunderts. Sie waren 25 und 30 Jahre alt, als sie sich in einem künstlerischen Umfeld begegneten. Der Arte-Dokumentarfilm „Bonnie & Clyde der Kunst„, der am Montag, den 6. September 2010 um 11.20 Uhr sowie am Samstag, den 11. September 2010 um 05.00 Uhr ausgestrahlt wird und bis zum 18. September außerdem online („Arte 7+“ bzw. Link „ansehen„) angesehen werden kann, erzählt die Geschichte ihrer leidenschaftlichen und kreativen Beziehung, die Triebfeder für zahlreiche künstlerische Geniestreiche und originelle Kunstwerke war.

Jo Frank1984083 Centre de George Pompidou 1984Beide Künstler hatten auch ein eigenständiges Werk. Zu den populärsten gemeinsamen Projekten gehören die Pariser Brunnenanlage „La Fontaine de Strawinsky“ vor dem Centre Georges Pompidou (links im Jahre 1984) und ein „Tarot-Garten“ südlich von Grossetto in der Toskana.

Wenigen Künstlern gelingt es, das Wesentliche ihrer Zeit zu erkennen und Leidenschaft und Schwärmerei zu entfachen. Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely hatten zu Lebzeiten schon Anhänger jeden Alters, nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, in Japan und Israel. Und posthum nimmt ihre Popularität noch zu.

Bis zum 29. August ist außerdem im Schloss Meinsberg (Château de Malbrouck) in Manderen in Lothringen noch eine Ausstellung über Niki de Saint Phalle zu sehen.

Bildrechte: ZDF / C. Serge Dietrich, Jo Frank