Williamsburg-Story Teil 4: Von Szene-Pionieren zu Szene-Buildern

williamsburg-4An der Bedford  gab es mit der Ausnahme von zwei kleinen öden Bierkaschemmen keine Kneipe weit und breit. Vom christlich-polnischen Greepoint bis zum jüdisch orthodoxen Viertel südlich der Williamsburg Bridge gab es außer Peter Lugers nur eine einzige ernst zu nehmende Bar: das Teddys.

Aber nicht an der Bedford Avenue sondern an der in gleicher Richtung laufenden Berry Street. An der Bedford gab es einen polnischen Metzger und einen italienischen Bäcker nahe der North 7th. Nicht weit davon eine noch heute von einheimischen Latinos betrieben Pizzeria und insgesamt zwei sogenannte Stehchinesen bei denen man auf ein paar abgewetzten Stühlen vor uralten resopalbeschichteten Tischen auch sitzen konnte.

Das eigentliche „Einkaufszentrum“ von Williamsburg lag damals entlang des  Broadways unterhalb der darüber aufgeständerten und schon erwähnte JMZ –Linie, genau auf der Grenze zwischen dem jüdischen und lateinamerikanischen Williamsburg. Eine kulturelle Demarkationslinie die drastischer nicht ausfallen konnte, denn es gibt nichts Widersprüchlicheres als der Unterschied zwischen dem Outfit einer lebenslustigen  Latina und einer strenggläubigen Jüdin.

Die  immer schwarz und mit Käppi und/oder Hut gekleideten jüdischen Männer mit ihre langen gekräuselten Schläfenlocken vielen ebenfalls schon auf 100 Meter Entfernung zwischen den meistens wesentlich kleineren in der Regel mit  Baseballkappen behüteten männlichen Latinos auf. Die damals wie ein Fort bewachte und gesicherte örtliche Poststelle lag und liegt heute noch, wenn auch nicht weit vom Broadway entfernt, auf Latinogebiet.

Ansonsten gab es fast an jeder Straßenecke die üblichen kleinen voll gepackten überteuerten und durch jede Menge Stahl  gesicherten „Marcetas/Markets“ für die Nahversorgung.  Sie wurden in der Regel von Latinos betrieben, die zwischen dem polnischen und dem jüdisch-orthodoxen Williamsburg entlang der Bedford Ave die Mehrheit der Bewohner stellten. Dazwischen haben sich in den letzten 2 Jahrzehnten kontinuierlich die mehrheitlich weißen Neubewohner geschoben und dabei vor allem die Polen und die Latinos verdrängt, bzw. deren angestammten Wohngebiete dezimiert.

Zu Anfang die Künstler und Studenten, später immer mehr gutverdienende Yuppies und junge wohlhabende Familien. Bevor jedoch die Letzteren in Williamsburg das Straßenbild bestimmten, musste erst der berühmt berüchtigte Sicherheitsfaktor erhöht werden. Auch als aus den ersten Pionieren eine kleine Community geworden war, waren Straßenüberfälle und andere gewalttätige Auseinandersetzungen in L-City nämlich nichts Ungewöhnliches. Sie hatten sogar manchmal eine geradezu absurde Note, wenn man nicht selbst betroffen war.

Ich hatte mittlerweile zusammen mit der Universität Aachen und der Columbia-Universität ein großes Studentenprojekt vorbereitet, dessen Kern ein  3monatiger Entwurfsworkshop  im Loft von S. war. Mit insgesamt 120 Studenten. Die waren jedoch nicht alle gleichzeitig da, sondern reisten jeweils in 10-20ger Gruppen an um dann 2 Wochen  intensiv  vor Ort zu arbeiten und zu recherchieren. Eine der anstrengendsten und zugleich spannendsten Zeiten meines ganzen Lebens, denn ich war der einzige fachliche und soziale Betreuer dieser jungintellektuellen Rasselbande.

Insgesamt hatten wir  in den Monaten drei  Überfälle, zwei Diebstähle und die völlige Zerstörung eines Leihwagens zu verzeichnen.  Die Überfälle fanden  in den drei damals klassischen Formaten statt: Messer, Baseballschläger und Pistolen. Alle glücklicherweise ohne jeden Personenschaden, denn alle StudentInnen waren von mir und S. direkt nach ihrer Ankunft ausführlich in „Streetsmartness“ unterrichtet  worden.  Keiner der Täter wurde trotz Anzeige  je von der Polizei gestellt wurde.

Eines Abends schlugen wir uns mal wieder zu Teddys durch.  Wir waren guter Laune bis von Hinten jemand „Attention“ brüllte.  Wir sprangen sofort auseinander und zwischen uns durch raste ein junger Schwarzer mit Irgendetwas, um das er fest seine rechte Hand klammerte. 10 Meter vor uns drehte er im vollen Lauf noch mal kurz den Kopf und rief laut und deutlich „Sorry“.  Ehe wir aus dem Staunen heraus kamen wetzte schwer atmend  ein älterer Latino zwischen uns durch. In einer Hand ein längeres Messer  und offensichtlich der Verfolger des flinkeren Afroamerikaners.  Und auch er drehte nach einigen Metern noch mal kurz seinen fast kahlen Schädel zu uns und brachte, wenn auch nicht so glasklar wie sein Vorläufer, ein deutlich hörbares „Sorry“ heraus.

Das war genau das, was  Prince viel später in seinem wundervollen Song „Style“ präziser besungen hat. „ I got no job, but I got style“.  Man könnte  die beiden Protagonisten dieser Geschichte aber auch im wahrsten Sinne des Wortes als Vorläufer der Street  Art bezeichnen, von der die spätere Künstler-Community Williamsburgs behauptet, dass sie sie erfunden habe.  Mit Sicherheit kann ich jedoch sagen, dass sie im Straßenraum  Williamsburgs mindestens 10 Jahre eher ästhetisch präsent war, als in Berlin. Zu der Zeit allerdings gab es noch keinen der in den üblichen Gazetten über Williamsburg schreiben wollte. Das etablierte Feuilleton hat es halt auch gerne etwas sicherer, ehe es auf Entdeckungsreise geht.

Für eben diese Sicherheit  sorgte dann die Künstler- und Studenten-Community  von Williamsburg selbst.  Zusammen mit den angestammten  Bewohnern, die die Zuzügler erst einmal sehr skeptisch beobachteten. Über die Jahre stellten sie jedoch fest, dass die Neuen auch Vorteile brachten.  Der wichtigste war ihre Anwesenheit selbst, und zwar auf den Straßen und das auch am Abend. Denn Künstler und Studenten gehen weltweit gerne aus, und wenn es nichts in der Nähe auszugehen gibt und die „Restos“  in Manhattan viel zu teuer sind, dann machen die sich schon mal selbst ihre Kneipen auf. Mit der Folge, dass dann auch im Dunkeln mehr Menschen auf der Straße sind und das macht diese  sicherer und die Überfälle auf ihnen weniger.

Erst recht wenn man dabei mit der Polizei zusammenarbeitet, bzw. diese sofort informiert, wenn was passiert oder aber sie immer wieder drängt, endlich was zu unternehmen. Oder aber wenn man sich einen bedrohlich aussehenden Hund kauft, der einen Nachts begleitet, wie es vor allem viele  der weiblichen heute so genannten Kreativen in Williamsburg zu dieser Zeit getan haben. Wenn man dann das preiswert gemietete und selbst renovierte Fabrikloft  noch preiswerter  an die etwas Mutigeren unter den Touristen untervermietet, kommen noch mehr Leute ins Viertel, füllen die selbst eröffneten Kneipen  und die Straßen die zu ihnen führen weiter auf.

Die New Yorker Polizei  fühlte sich ab da in diesem Stadtteil  wieder wohler, weil sie sich von der Bewohnerschaft beim Kampf gegen das Verbrechen unterstützt fühlt.  Sie kam häufiger, was wiederum die Straßensicherheit erhöhte und das lockte wiederum neue Leute in den Stadtteil, die sich bislang nicht getraut hatten und das wiederum vermehrte das Straßenleben und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. So ging allmählich die Zeit der Szene-Pioniere in die Zeit der sogenannten Scene-Builder über. Hierzu mehr in der nächsten Folge.

Was bisher geschah:
Die Willamsburg Story I…Klack

Die Willamsburg Story II…Klack

Die Willamsburg Story II…Klack

Ruhrpilot – Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

dierkesAntisemitismus: Bedingungslos für Israel?…xtranews

NRW: Kraft will aus der Westerwelle-Ecke…Zeit

Bochum: Weiter pleite…Der Westen

Ruhrgebiet: „Die Revierstädte werden abgekoppelt“…Der Westen

Ruhr2010: Local Hero Herten…Hometown Glory

Ruhr2010 II: Schimanski und Supermann…Sächsische Zeitung

Ruhr2010 III: Hast Du mal ´ne Straße?…Zeit

Pro NRW: Sitzblockaden sind keine Straftat…Hometown Glory

Grimme Preis: „Inas Nacht“ beste Unterhaltung …Stern

Schwule: NRW-Wahl – Hoffen auf den Wechsel…Queer

Pop: Tom Liwa…Coffee & TV

Abmahner: Weiße Weste für Katja Günther…Lawblog

SPD: Sozialdemokratische Zeitenwende…FAZ

Debatte: Die heimliche schwarz-grüne Republik…Welt

SPD-Kraft will Hartz-IV-Kindern kein Geld für Nachhilfe geben

ruhrbarone_sozialdemokraten_wasselowskiGerade eben sagte die Spitzenkandidatin der SPD im NRW-Landtagswahlkampf, Hannelore Kraft, in der Sendung „Hart aber Fair“, sie sei dagegen, dass der Staat Kindern von Hartz-IV-Empfängern die Nachhilfe in der Schule bezahlt – als einzige Teilnehmerin der Diskussion. Kraft sagte, sie sei stattdessen der Meinung, dass man ein Schulsystem bräuchte, in dem keine Nachhilfe mehr nötig sei. Dafür solle der Staat sorgen.

Warum ich diese Position dumm finde? Weil sie so unrealistisch ist, wie eine Gehaltserhöhung nach der Weltrevolution. Übersetzen wir Hannelore Krafts Forderung nach einem Wahlsieg der SPD in Realpolitik, heißt das: Zuerst wird das Geld für die Bildungschancen armer Kinder weggelassen. Und drauf verwiesen, dass irgendwann das Bildungssystem die Nachhilfe überflüssig macht. In der Zwischenzeit schauen halt die armen Kinder in die Röhre.

Da das Schulsystem seit Jahrzehnten nicht in einen Nachhilfefreien Zustand gebracht werden konnte, vermute ich, Hannelore Krafts Idealbildungsystem kommt auch erst in ein paar Jahrzehnten – wenn überhaupt. Sie benachteiligt in der Zwischenzeit die Kinder, die sowieso wenig Chancen haben, um ihre geringe Chance auf Chancengleichheit.

Reiche können sich nämlich auch heute und morgen Nachhilfe leisten, bis irgendwann einmal das Ideale Bildungssystem von Kraft Realität ist.

Die SPD-Spitzenkandidatin argumentiert wie ein politisches Greenhorn. Was würde Willi sagen?

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Pro NRWs braune Freunde

Ende März will Pro NRW in Duisburg einen „Moschee Kongress“ veranstalten und in zahlreichen Städten des Ruhrgebiets vor Moscheen „Mahnwachen“ halten. Rechtsradikal? Das will Pro NRW nicht sein. Man gibt sich demokratisch, bieder und engagiert. Der Monitor Beitrag aus der vergangenen Woche blickt hinter die Fassade der Partei des ehemaligen Funktionärs der rechtsradikalen Deutschen Liga für Volk und Heimat, Markus Beisicht. Er zeigt auf, wie eng die Partei mit Neonazis aus ganz Europa zusammen arbeitet und im Prinzip vor allem eine Waschanlage für angebliche Ex-Nazis ist: Die bekommen bei Pro NRW eine Krawatte um den Hals gehängt, mässigen ein wenig ihr Auftreten und werden als gute, demokratische Politiker präsentiert.
Auch wir haben hier bei den Ruhrbaronen schon häufiger über Pro NRW berichtet:

Pro NRWs zwielichtiger Gspusi aus Österreich…Klack

Ex-Pro  NRW Boss im Ruhrgebiet konvertiert zum Islam…Klack

Pro NRW: Kevin braucht Kohle…Klack

Pro NRW: Hauer verliert vor Gericht…Klack

Protest gegen Pro NRW…Klack

Linkenpolitiker Dierkes: „Das läppische Existenzrecht Israels“

Für Hermann Dierkes, den Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei im Duisburger Rat, ist das Existenzrecht Israels „läppisch“.  Am 16. April will Dierkes im Internationalen Zentrum in Duisburg aus seinen Buch:

Bedingungslos an der Seite Israels – nur bedingt auf der Seite des internationalen Rechts“ vorlesen.

Das Video zeigt Dierkes auf dem Trotzkistenkongress Marx is muss, der im vergangenen November in Berlin stattfand. Dort diskutierte er  mit Gesinnungsgenossen über sein Buch. Gleiches könnte am kommenden Dienstag in Duisburg passieren: Israelhetze in städtischen Räumen – im Duisburger Internationalen Zentrum (IZ). Ein Gespräch mit dem Leiter des IZ: Hier, im Update unten.

Die Williamsburg-Story Teil 3: Im Visier der Spekulanten

williamsburg3Die  metropolitane Immobilienwirtschaft, New York nennt sich nicht umsonst  „ The World Capital of Real Estate“ , hatte zu dieser Zeit schon länger einen Blick in die „Outer Boroughs“ geworfen. Die Entdeckung der Urban-Waterfront war seit dem spektakulären städtebaulichen Projekt Battery-Park-City in vollem Gange, aber noch sehr stark auf die Wasserlinie um Manhattan fokussiert.

Die weitsichtigeren unter New Yorks Immobilienspekulanten, die örtlichen Banken eingeschlossen, hatten Williamsburg jedoch schon im Visier. Ebenso den  heute so genannte DUMBO-Bezirk unterhalb der Manhattan-Bridge, der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls hafenzugehöriges Gewerbegebiet mit riesigen Lagerhäusern war. Down Under the Manhattanbrige Overpath, wie DUMBO mit vollem Namen heute heißt, wurde jedoch aus einer (Immobilien)Hand entwickelt, während Williamsburg von mehreren Developern und lokalen Hauseigentümern/Spekulanten stufen- und straßenweise in den Griff genommen wurde.

Williamsburg war nämlich, im Gegensatz zum sehr sehr viel kleineren DUMBO-Bereich, außerhalb seiner Waterfront zum großen Teil bewohnt. DUMBO, was auch eine eigene Story wert wäre, war dagegen reines Gewerbegebiet das damals schon fast völlig leer Stand. Umgewandelt musste die  arbeitsbezogene  Waterfront jedoch in beiden Fällen werden ehe damit richtiges  Geld verdient werden konnte und zwar in ein Wohngebiet mit eben dem spektakulärem Blick auf Manhattan, der mich bei  meinem ersten Besuch  so fasziniert hatte.

Sowas dauert auch im schnellen aber doch sehr demokratisch organisierten New York sehr lange. In Williamsburg wuchs, im Gegensatz zum  DUMBO-Bezirk, obendrein in der kommenden Zeit etwas heran was die Developer zwar nicht geplant, was ihn aber letztlich die beabsichtigte Aufwertung  erheblich erleichtert hat. S. und seine Freunde waren nur die erste Vorhut von etwas, das in nur wenigen Jahren zur regelrechten Invasion werden sollte. Die Übernahme der reichlich vorhandenen gewerblichen und wohnungsmäßigen Leerstände durch die heute so genannten „Kreativen“.

Williamsburg g a l t in der Stadt nicht nur als arm und gefährlich. Es  w a r es auch wirklich. Wenn auch weniger als das nicht weit davon gelegenen Bushwick oder das sogenannten und gänzlich schwarze BedStuy, ausgeschrieben Bedford Stuyvesant. Diese No-Go-Arrea wurde durch die späteren Filme bzw. „Joints“ von Spike Lee, dem ersten in Amerika und später auch in Europa berühmten afroamerikanischen Regisseur, auch über Brooklyn hinaus bekannt. Er war zu der Zeit als ich Brooklyn zum ersten Mal aufsuchte knapp über 20 Jahre alt und hatte seinen ersten Independent Film gedreht: She´s gotta have it. Eine wundervolle Komödie über eine Afroamerkanerin, aus Brooklyn natürlich, die gleichzeitig mit 4, natürlich afroamerikanischen, Männern flirtete. Natürlich in schwarz weiß gedreht und  Spike Lee war, wie in independent Filmen mit Minibudget nicht unüblich,  nicht nur Regisseur  sondern auch einer der 4 schwarzen  (Proto)Typen. Alle wurden im Plot witzig und selbstironisch persiflierte.

Nicht nur das schwarze New York lachte sich einen Ast, aber alle weißen New Yorker wussten natürlich, dass keiner von ihnen diesen Film hätte genauso drehen dürfen. Und Spike Lee wusste das natürlich auch. Am meisten schmunzeln mussten jedoch  alle darüber, dass einer der Liebhaber aus Manhattan kam. Er war affektiert, selbstverliebt und obendrein kein guter Liebhaber, und diese Anspielung verstand natürlich auch ganz New York City. Der ewige Zwist zwischen den eingebildeten und hochnäsigen „Manhattanies“ und den ehrlich-offenen und bodenständigen „Brooklynites“, den ich erst später so richtig durchschaute, war hier ganz in schwarzer  Haut gespiegelt.

Jahre später lernte ich nämlich beim argentinischen Tango im Central Park ein  eingefleischtes  Manhattan-Girl   kennen. Auch sie ist mir bis heute eine sehr gute Freundin geworden, während ich S. später wieder aus den Augen verloren habe. J. war aber erst vor einem Jahr bereit, mit mir nicht in Manhattan sondern in Brooklyn essen zu gehen, weil man das ihrer Meinung nach, außer bei Peter Lugers,  genauso wenig könnte, wie wohnen.

Peter Lugers galt und gilt bis heute als das beste Steakhouse von ganz New York. Man muss  sich mindestens eine Woche vorher dort einen Tisch buchen. Die Limousinen standen damals in Reihe vor der Tür und die Security. Denn das wunderschöne alte Brownston-Gebäude, in dem der deutsche Einwanderer Peter Luger Ende des 18. Jahrhunderts sein Restaurant eröffnete, stand zwar nicht weit von Manhattan, genauer gesagt am Brooklynfuß der Williamsburg Bridge. Aber eben der Williamsburg- und nicht der gar nicht weit davon entfernt gelegenen Brooklyn Bridge.

Da stand und steht heute das weltberühmte River-Cafe direkt am Wasser und man konnte dort, und kann natürlich auch heute noch, an warmen Sommerabenden unbeschwert draußen herumlaufen, um die Skyline von Downtown Manhattan in der Abendsonne erglühen zu sehen. Wenn man aus Peter Lugers raus kam, wollte man dagegen ganz schnell in die mitgebrachte Limo mit Fahrer oder in das nächste Taxi. Da es aber in der Gegend aus verständlichen Gründen nicht viele gab, hatten die Manager von Peter Lugers selber welche angeheuert, die immer abfahrbereit zur Verfügung standen.

Heute würde einem das kaum einer mehr glauben, denn die Williamsburg Waterfront ist mittlerweile genauso so sicher wie die Wasserterasse des River Cafes. Und viel größer. Damals allerdings standen dort bedrohlich leere und herunter gekommene Lagerhäuser, die riesige, noch aktive Domino-Sugar-Raffinerie und einige der zentralen Müllverarbeitungs- und Weitertransportstationen der Stadt New York. Alles was die „Manhattanies“ halt nicht mehr so haben wollten. Und genau so sahen das auch die noch verbliebenen Einwohner von Williamsburg.

Anders die Künstler und Studenten in Manhattan.  Sie waren, wie S. auf Grund ihres in der Regel knappen Budgets dort immer mehr unter Druck geraten. Soho war zu diesem Zeitpunkt schon komplett gentrifiziert.  Die Lower Eastside  und das East Village standen kurz  davor bzw. war die Sache rund um den Tomskin Square schon im vollen Gange.  Den ebenso herunter gekommenen und drogenverseuchten Union Square  an der 14th Street versuchten die Stadtväter durch die Einrichtung einer Dependance der New York University zurück zu erobern und hatten damit in den kommenden Jahren auch zunehmend Erfolg.

In der Welthauptstadt der Immobilienspekulation hatte das jedoch eine unausweichliche Folge: kontinuierliche bis exponentielle Mietpreissteigerungen. In dieser Zeit schrieb eine Studentenzeitschrift, ich glaube sogar die der Columbia Universität, dass Williamsburg eigentlich gar nicht so unsicher sei wie behauptet würde und nur eine Station von Manhattan entfernt läge. Was eindeutig stimmte, vor allem aber insgesamt nur 4 U-bahnstationen vom Union Square, an dem genau die neue Filiale der NYU entstand. Mit einem mal war damit eine U-Bahnlinie ins Bewusstsein der Stadt gerückt, die bislang – mit Ausnahme der „Brooklynites“ die sie regelmäßig benutzen mussten – kaum jemand kannte: Die L.

Die L-Linie läuft im wahrsten Sinne des Wortes quer durch Manhattan um dann, im Gegensatz zur JMZ, unter dem Wasser nach Brooklyn vor zu stoßen. Über Williamsburg und Bushwick geht sie dann über die Broadway-Junction ebenfalls tief in dieses Stadtgebiet hinein. In dem kurzen Stück innerhalb Manhattans heißt die L auch die 14Th Street Line, weil sie dort von der 8Th Avenue komplett und genau unterhalb dieser Verkehrsader verläuft.
Dadurch hat sie verkehrstechnisch einen für ihre Nutzer uneinholbaren Vorteil: Sie quert nicht nur alle wichtigen Subwaylinien Manhattans sondern sie erlaubt dank ihrer Bahnhöfe auch den schnellen Umstieg in jede von ihnen. Selbst zur Columbia Universität in Harlem geht es dadurch, dank des Express-Local-Systems selbst von Brooklyn aus vergleichsweise schnell.

Aber nur, wenn man in Williamsburg, also genau auf der anderen Seite des Eastriver, eine Studentenbude hatte. Möglichst nah am ersten L-Haltepunkt hinter dem Fluss. Der hieß damals wie heute Bedford Avenue und um ihn herum ist das äußerst quirlige, hippe  und teure Zentrum des neuen Williamsburg entstanden.

Als ich die Bedford Avenue zum ersten Mal in meinem Leben entlang lief, und sie ist verdammt lang, war sie das genau Gegenteil. Hierzu weiter in der nächsten Folge…
Die Williamsburg Story Teil 1…Klack

Die Williamsburg Story Teil 2…Klack

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Ruhrpilot – Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet

dierkesAntisemitismus: Es muss in Deutschland möglich sein…xtranews

Antisemitismus II: Lieber Herr Dierkes…Prospero

Antisemitismus: III: Lieber Onkel Adolf, mach was!…Unkreativ

NRW I: Umfragetief für Bundesregierung…Spiegel

NRW II: Hannlore Kraft und ihre Patzer…RP Online

NRW III: Kommt ein Lichtlein her…Sprengsatz

Opel I: Widerstand gegen Einenkel…Zeit

Opel II: Bochumer Werk in Gefahr…Der Westen

Ruhr2010 I: „Die Städte im Ruhrgebiet sind geteilt“…NZZ

Ruhr2010 II: Kemnade International in Gefahr…Ruhr Nachrichten

Ruhr2010 III: Als Kölns Erzbischof zu Tode kam…Welt

Fußball: Bloggen über das kleine Derby…Pottblog

Sicherheit: Datenleck in Münster…Netzpolitik

Pop: Farside…Kochplattenteller

Rechte: Zwei Nazis vor Gericht…Der Westen

Steuer-CD: Nicht nur für UBS-Kunden wird es eng

ubsLangsam sickert durch, welche Daten sich auf den angekauften Steuer-CDs befinden. Für Steuerhinterzieher wird die Luft immer dünner – und das Zeitfenster, in dem man sich stellen kann immer kleiner.

Nach Informationen der Ruhrbarone sollen den Steuerbehörden zum Teil Kundendaten  der Banken UBS, HSBC, Julius Baer und dem Versicherungskonzern Generali vor. Die Datensätze zeigen teilweise  sowohl den Einzahler, den Zeitpunkt von  Einzahlungen und die erzielten Zinserträge. Nach Einschätzung von Experten ist damit die Indentifikation der Täter über einen Abgleich mit den Finanzamtsdaten problemlos möglich.

Noch, so unsere Informationen, seien die Täter nicht ermittelt und könnten mit einer Selbstanzeige einem Strafverfahren entgehen. Dieses Zeitfenster wird sich aber in wenigen Tagen schließen. Dann drohen neben hohen Steuernachzahlungen auch Vorstrafen.