Neuerdings berichtet der Ruhrverband schon per Pressemitteilung über meine Anfragen und Berichte. Nun denn, sei’s drum. Jedenfalls habe ich herausgefunden, dass der Ruhrverband offensichtich tiefer in den PFT-Skandal verstrickt ist, als bisher bekannt. So hat der Verband selbst tausende Tonnen Klärschlamm, offensichtlich auch mit PFT verschmutzt, an die Firma GW Umwelt aus Borchen geliefert. Zur Erinnerung: Diese Firma wird für die Verseuchung der Felder im Sauerland verantwortlich gemacht.
Eigentlich hieß es, die Firma GW Umwelt habe den PFT-Schlamm aus Holland oder Belgien importiert. Nun scheint es, als stamme einiges von dem Dreck aus dem Ruhrgebiet selber. Eine Katze also, die sich in den eigenen Schwanz beißt.
Tatsächlich ist es schwierig die Ursachen der PFT-Verschmutzung in der Ruhr zu finden. Bei Recherchen im zuständigen Ministerium stößt man auf eine unsichtbare Mauer des Schweigens. Je tiefer und je näher man der Wahrheit kommt, umso fester wird diese Mauer. Vor allem, wenn die Spur in Richtung des Ruhrverbandes führt.
So beharrt NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) auf der nachweislich falschen Behauptung, die PFT-Verschmutzung aus den Kläranlagen des Ruhrverbandes habe auf 147 Gramm gesenkt werden können. Tatsächlich liegt die Menge um gut 100 Gramm höher. Die Fracht wurde nicht gesenkt. Uhlenberg muss das eigentich wissen. Ist das schon eine Lüge?
Trotzdem meldet der Minister einen Erfolg: Die PFT-Konzentrationen in der Ruhr sinken. Doch das liegt nicht daran, dass weniger PFT aus den Klärwerken abgeht. Vielmehr wird schlicht mehr Rohwasser in der Ruhr mit der fast gleichen Menge PFT verunreinigt.
Warum Uhlenberg die Kläranlagen des Ruhrverbandes mit einer falschen Aussage schützt, ist schwer nachvollziehbar. Allerdings geht aus Unterlagen, die mir zugingen, hervor, dass der Ruhrverband Jahrelang KLärschlamm an die Firma GW Umwelt geliefert hat. Beispielsweise wurden allein im Jahr 2000 aus der Kläranlage Arnsberg-Neheim über 880 Tonnen nach Borchen gebracht. Aus Arnsberg kamen 414 Tonnen hinzu. Der Klärschlamm wurde in Borchen mit anderen Abfällen durchmengt und auf die Felder verklappt. Dafür gab es amtliche Genehmigungen.
Der Ruhrverband gibt zu bis mindestens 2004 Klärschlamm an die Firma GW Umwelt zum weiterverklappen geliefert zu haben. Dies sei auch rechtens gewesen, da der Verband für seine Klärschlammentsorgung Ausschreibungen hätte machen müssen und dabei habe halt GW Umwelt gewonnen.
Wie viel Klärschlamm der Ruhrverband an die Firma GW Umwelt lieferte, ist allerdings weiter unklar. Große Mengen wurden zunächst in Zwischenlager gebracht und erst später im Sauerland abgekippt. Aus den vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass GW Umwelt weit über 80 000 Tonnen Klärschlamm aus kommunalen Klärwerken angenommen hat. Das Treiben wurde erst eingeschränkt, als das NRW-Umweltministerium im Jahr 2002 die Verbrennung des Klärschlamms durchsetzte. Auch der Ruhrverband hat noch keine Antwort auf diese Frage gegebem.
Es ist aber auf jeden Fall davon auszugehen, dass etliche Tonnen Klärschlamm bereits in den 90er-Jahren mit PFT verseucht wurden – auch wenn erst seit wenigen Jahren bekannt ist, wie gefährlich das Gift ist. Die Firma Gerhardi aus Lüdenscheid beispielsweise verwendet nach eigenen Angaben seit Anfang der 90er-Jahre PFT. Aktuell leitet das Unternehmen etwa 26 Gramm PFT am Tag in das Klärwerk Rahmedetal ein. Ein Sprecher der Firma sagte, bis zum Ende des Jahres werde die Emission auf Null reduziert.
Der Ruhrverband sagt nun, die Belastuing mit PFT könne nicht so hoch sein, da die betroffenen Klärwerke, aus denen Schlamm weggekarrt worden sei, allesamt wenig PFT belastet gewesen wären.
Wie dem auch sei. Auf jeden Fall bedeutet diese Recherche: Ziemlich sicher wurde auch PFT-belasteter Klärschlamm aus Anlagen des Ruhrverbandes auf Ackerflächen im Sauerland verklappt. Damit lässt sich die These des Alleinverursacher GW Umwelt nicht mehr aufrechterhalten.