„It actually does get easier.“ Brooks Brown über Columbine

Das sind die Worte, die Brooks Brown verwendete, als er im vergangenen Jahr seine kurzen Gedanken über das Massaker an der Columbine High School bloggte. Der Prototyp des "School Schootings" jährt sich nun zum zehnten Mal, Eric Harris und Dylan Klebold erschossen 13 Menschen. Brown war Beteiligter, kurzzeitig auch Verdächtiger, da er mit den Tätern befreundet war. Eric Harris, einer der Täter, schickte Brown am Tag der Tat nach Hause. Später beriet Brown Michael Moore für seinen Film Bowling for Columbine. Mittlerweile, sagt Brown, habe die Zeit einige seiner Wunden geheilt.

Foto vom Columbine Memorial: Jeffrey Beall via flickr.com

Um Bilanz zu ziehen, was alles leichter geworden ist, wie und ob Zeit die Wunden heilt, ist Brown vielleicht nicht der Richtige, den es zu fragen gilt, da er die 7 1/2 Minuten in denen die Täter in der Bibliothek der Schule wüteten und die die Polzei am Telefon mitschnitt, beispielsweise nicht miterlebte. Aber sein Blogbeitrag vom vergangenen Jahr zeigt, wie leicht unverlangte Informationen fließen und erhalten bleiben und vor 10 Jahren schon schuf der Tattag auch eine Zäsur, die bis heute zu spüren ist:  Den ungehemmten Ausstoß von Content und dessen ebenso ungehemmte, teilweise folgenlose, teilweise hysterische Wahrnehmung.

Der Täter Eric Harris schimpfte und beleidigte folgenlos schon seit 1996 auf einer persönlichen Website. Das Netz verbreitete die Fotos der Überwachungskameras aus der Schulcaféteria, Fernsehsender schickten Ausschnitte wie diesen durch das Netz. Noch vor 9/11 lieferte das Netzzu einem besonderen Ereignis eine Fülle an ungefilterten Informationen, von Gerüchten. Alles immer neu, Wahrheitsgehalt fraglich. Die Art, wie Informationen auch heute durch das Netz sickern. Mittlerweile gibt es sogar ein Hörspiel.

Aber noch etwas Anderes machte dieses School Shooting zu einer Zäsur: Die Aufbereitung der erlangten Informationen durch die klassischen Medien. Grob gesagt: "Wie erläre ich dem Fernsehzuschauer, was die Jugend (und gerade die den Massakern zugeneigte) vor dem Rechner treibt?"

Die damals begonnende Debatte über die Ego-Shooter, von ihren Gegnern gerne auch Gewalt- oder Killerspiele genannt, ist bis heute nicht abgeebbt. Die Namen Doom, Half-Life und Quake, um nur eine Auswahl der damals erhältlichen Titel zu nennen, die auch von den Columbine-Tätern gespielt worden seien sollen, dürften noch heute den Mittfünfzigern im Polzeidienst Schweißperlen auf die Stirn treiben. Die Spiele, die es den Spielern leicht machten, eigene Shooting-Areas zu erstellen, wurden und werden natürlich gerne dazu benutzt, die Räumlichkeiten der eigenen Schule nachzubilden, um sich dann dort mit anderen zu duellieren. Findet sich solch eine Schulkarte auf dem Rechner eines School-Shooters ist meist sofort klar, welchen Einfluss der Ego-Shooter auf den Einzellfall hatte. Niemand fragt, welches große Gebäude ein 17-jähriger so in-und auswendig kennt, sodass er es am Computer sofort nachzeichnen kann. Seine Schule. Krank? Nein, bestenfallls erwartbar.

Um zu beweisen, dass sich mit Ego-Shootern durchaus die Lust am aktiven und effektiven Waffengebrauch steigern lässt, eignet sich die US-Army besser: Sie vertreibt seit 2002 kostenlos America’s Army und konnte seitdem die Zahl ihrer Rekruten wieder erhöhen. Ob die alle durch das vorherige Spielen des Spiels zu Killern und Psychopathen geworden sind oder es vorher schon waren, sollen die Army-Psychologen feststellen. In Sachen Abu Ghraib dürfte übrigens eher "Thrill Kill" als vorheriger Katalysator gewirkt haben. Bitte selbst bei youtube suchen, ich werde hier zu diesem nie erschienenen Spiel keine Links posten.

Wenn das schon eklig ist, werde ich hier mal eine kleine Prognose abgeben: Binnen der kommenden zehn Jahre wird es jemand mit ’ner Webcam machen. Und ich will nicht wissen, wer alles hinschaut/hinklickt. Dass es die Technik dazu gibt, sollte uns nicht verstören, nur wie auf der Gedenktafel im Bild oben zu lesen ist,"dass Kinder Kinder töten". Und dass daran immer das Unverstandene, das Neue schuld sein soll, das ist schwer zu ertragen. Oder wie ich es heute (auf einer Shooter-Seite) las:

Sobald die Gewalt aus Spielen, Filmen, Medien und Sprache verbannt wurde, werden auch Sie bemerken, dass man Kinder auch erziehen muss.

Es lassen sich viele Zitate dieser Art im Netz finden. So schlimm kann es also um die Heranwachsenden nicht stehen, die um Erziehung betteln, nur damit sie nebenbei ein bisschen Counter Strike spielen können. Alles also wie früher. Wie sich die Zeiten ändern. Vielleicht sollten wir Herrn Brooks Brown aus Littleton noch einmal dazu befragen. Denn der arbeitet mittlerweile in der Computerspielbranche.

 

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Das Navigationssystem für das Ruhrgebiet und was sonst so noch da ist…

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Ausstellung „Antisemitismus? Antizionismus? Israelkritik?“

Ob der Boykottaufruf gegen Israel des ehemaligen Duisburger OB-Kandidaten der Linkspartei Herrmann Dierkes, Nazi-Schmiereien auf jüdischen Friedhöfen, der religiöse Fanatismus der katholischen Pius-Brüder oder die Hasstiraden radikaler Muslime: Antisemitismus hat viele Formen. Mit Ihnen beschäftigt sich nun eine Ausstellung im Jüdischen Museum in Dorsten.

Anti-Israel Demo in Duisburg Foto: Görges

Die Aktualität des Themas spürt man, wenn man das Jüdische Museum in Dorsten besucht: Hinein kommt man erst, nachdem man geschellt hat und ein Polizeiwagen bewacht das Gebäude.
„Und immer wieder regen sich Dorstener Bürger darüber auf, dass das Museum geschützt wird. Sie regen sich nicht darüber auf, dass so ein Schutz leider notwendig ist, sondern sorgen sich um die Kosten“, erklärt Thomas Ridder, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums und Kurator der Ausstellung „Antisemitismus? Antizionismus? Israelkritik?“ die seit heute und bis 29. Juni in Dorsten zu sehen ist.

Sie wurde in Zusammenarbeit vom Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem erarbeitet. Wer glaubt, beim Antisemitismus handelt es sich um ein aussterbendes Phänomen, der irrt“, sagt Ridder. „Judenfeindlichkeit ist weiterhin eine lebendige Strömung in unserer Gesellschaft, die sich vermischt mit antiisraelischen Stimmungen.“

Anhand aktueller Formen des Antisemitismus in Deutschland und Europa zeigt die Ausstellung „Antisemitismus? Antizionismus? Israelkritik?“ wie sich judenfeindliche Denkstrukturen in vielen gesellschaftlichen Gruppen bis heute gehalten haben. Die Motive, denen sich der Antisemitismus bedient, sind dabei immer die gleichen: Die Juden kontrollieren das Finanzsystem, die Medien (Wir erinnern uns an Dierkes Gejammer, er sei Opfer einer Medienhatz geworden) oder nehmen über mehr oder weniger geheime Kanäle Einfluss auf die Weltpolitik. Zum Teil sind die  Texte auf die sich die Antisemiten beziehen, sogar die selben: So finden die zum Zwecke der Stigmatisierung der Juden geschriebenen fiktionalen „Protokolle der Weisen von Zion“ heute sowohl in den Kreisen von Neonazis als auch unter fundamentalistischen Muslimen nach wie vor eine begeisterte und vor allem gläubige Leserschaft und so traten die antisemitischen Strömungen bei den Protesten gegen den Gaza-Krieg zum Jahresanfang besonders zu Tage: Friedensfreunde liefen zum Teil begeistert hinter der Fahnen der Hamas hinterher, welche die Vernichtung Israels will und die Polizei in Duisburg entfernte gar eine israelische Fahne aus einem Fenster, weil der Mob auf der Straße sich durch die Fahne provoziert fühlte.

„Oft“, erklärt Ridder, „versteckt sich Antisemitismus heute hinter dem Schlagwort Antizionismus. Da wird Israel kritisiert, aber alle Juden sind gemeint. Natürlich hat jeder das Recht, Israel zu kritisieren, aber warum werden an das Land immer ganz andere Maßstäbe angelegt als an alle anderen Länder?“

Begleitet wird die Ausstellung von mehreren Veranstaltungen. Informationen unter: www.jmw-dorsten.de.

Weißrussland: Geopolitisches Spiel als Mittel gegen die Finanzkrise

Ein Autoladen in einem belarussischen Dorf

Weißrussland, der östliche Nachbar der EU, ist von der Wirtschaftskrise mit am schwersten betroffen. Der Export in die Nachbarländer – nach Russland und Polen – sank auf die Hälfte. Die Lager sind mit unverkaufter Ware überfüllt. Der belarussische Rubel wurde im Januar auf einmal um 20 Prozent abgewertet. Der Durchschnittslohn der Weißrussen sank ebenso um 20 Prozent. Während das Volk sich den Gürtel enger schnallt, knickst Präsident Alexander Lukaschenko in verschiedene Richtungen – mal in den Westen, mal in den Osten. Dabei verspricht er liberale Reformen oder Anerkennung von Ossetien und Abchasien und hofft auf finanzielle Hilfe. Nicht ohne Erfolg.

Die Weltwirtschaftkrise hat auch die entlegensten Ecken Weißrusslands erreicht. Am Rande des Dorfes Galusy im Osten von Weißrussland versammeln sich die betagten Bewohner der Siedlung. Es ist Dienstag, 16 Uhr. Wie immer um diese Zeit soll ein Mercedes-Minibus vorbeikommen. Er bringt in das aussterbende Dorf ein Stück vom Luxus: frische Milch und Brot, gegrilltes Hähnchen, Schokolade und Bonbons, deren Etikette mit nicht-kyrillischen Buchstaben beschrieben sind. Der Bus kommt wie immer pünktlich. Doch abgesehen davon ist nichts mehr, wie es war.

Eine 60-Jährige fragt nach Obst. „Früchte und Limonade haben wir nicht mehr im Angebot“, sagt der Privatunternehmer Ruslan Alexeenko (25), Fahrer und Verkäufer in einer Person. Unter den Kunden sind nicht, wie gewöhnlich, nur Omas, sondern auch ein paar jüngere Frauen. Das sind die Frauen, die wegen Zwangsurlaubs aus Minsk in ihr Heimatdorf zurückgekehrt sind. Doch trotz ihres Besuches verkauft Alexeenko kaum mehr als sonst. Als er Galusy verlässt, zählt er zwei Paletten Brot und eine Kiste Milch, die nicht verkauft wurden. „Das war kein guter Tag“, resümiert der Unternehmer. „Alles wegen der Finanzkrise. Ich muss Preise nach oben treiben, weil die Einkaufspreise für mich auch steigen. Die Dorfbewohner können sich immer weniger leisten“.

Nach offiziellen Angaben stiegen die Lebensmittelpreise in Weißrussland im Januar 2009 im Vergleich zu Dezember 2008 um 3,3 Prozent. Sie wurden in belarussischen Rubeln verglichen. In Anbetracht der Abwertung der heimischen Währung ist der Preissprung deutlich höher. Der Durchschnittslohn der Weißrussen sank im Januar im Vergleich zu Dezember in US-Dollar Äquivalent um 20 Prozent – von 450 USD auf 330 USD.

Zuerst wollte der belarussische Präsident Lukaschenko nicht zugeben, dass es in Weißrussland wirtschaftliche Probleme gibt. „Es gibt keine Krise im Lande, und es wird um keine Krise gehen“, sagte er Ende Oktober 2008. Doch bald ließ sich die Rezession nicht mehr vertuschen. Am zweiten Januar 2009 wurde der belarussische Rubel im Vergleich zum US-Dollar und zum Euro auf einmal um fast 20 Prozent abgewertet. Es herrschte Panik in Weißrussland. Die einen stürmten die Banken, die anderen die Geschäfte. Es wurde alles gekauft – Kühlschränke, Mikrowellenherde, Staubsauger – auch das, was seit Monaten in den Ladenregalen verstaubte. Denn die Menschen wussten: Bald werden alle Importwaren sehr viel teurer sein.

„Lukaschenko sagte, dass der weißrussische Rubel sicher ist. Das ist unverschämt!“, empörte sich eine Studentin mit der roten Mütze im belarussischen Regionalzug. „Hör dem Präsidenten besser zu“, sagte ihr die andere Studentin. „Er hat auch gesagt: Wir werden schlecht leben, aber nicht lange.“

Präsident Lukaschenko gab sich weiter optimistisch. „Wir exportieren alles – Motoren, Schuhe, Kleidung. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise zeigen sich wegen der Exportorientierung auch bei uns. Trotzdem müssen wir 2009 mindestens 2.000 bis 3.000 Motoren mehr herstellen als 2008. Es gibt einen Anlass zum Optimismus“, munterte Lukaschenko die Mitarbeiter des Minsker Motorenwerks während seines Besuches bei dem Unternehmen auf. Seine Rede wurde im Fernsehen ausgestrahlt. Dass die Lager der weißrussischen Fabriken voll mit unverkauften Produkten sind, wurde dabei nicht gezeigt.

Das Gesamtvolumen der nichtrealisierten Erzeugnisse der Leichtindustrie beträgt zur Zeit 200 Prozent des monatlichen Produktionsumfangs. Die Regale der belarussischen Geschäfte sind mit inländischen Handtüchern, Geschirr und Waschmitteln überfüllt. Die Schildchen appellieren zu den Kunden: „Kauft das Weißrussische!“ Eine Packung der weißrussischen Flüssigseife kostet zum Beispiel ein Euro, ein Analogprodukt einer westeuropäischen Marke ist 2,5 Mal teurer. Man muss wohl kein großer Patriot sein, um sich fürs Weißrussische zu entscheiden. Die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt.

Die wirtschaftliche Lage des Landes verschlechtert sich dramatisch. „Die Rentabilität der Produktion ist im Vergleich zu Anfang 2008 um zwei mal gesunken. Fast ein Drittel aller Unternehmen machen Verluste, wie in den katastrophalen 90er Jahren“, schreibt der Professor einer Privathochschule in Minsk Boris Schiliba in der regierungskritischen Zeitung „Narodnaja Wolja“. In der zweiten (es gibt nur zwei) kritischen Zeitung „Nascha Niwa“ schreibt der Wissenschaftler Alexander Tschubrik, dass die Finanzkrise in Europa nur Lettland, die Ukraine, Ungarn und Island noch stärker als Weißrussland treffe. „Nur diese Staaten haben wie unser Land eine dringende Hilfe des IWF benötigt.“ Anfang des Jahres hat der IWF einen Kredit in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar für Weißrussland gebilligt. Zwei weitere Milliarden USD leiht sich Weißrussland vom Nachbarn Russland aus.

Belarus liegt zwischen der EU und Russland. Lukaschenko weißt die geopolitische Lage seines Landes zu nutzen, um aus der finanziellen Sackgasse rauszukommen. Er spielt gerne Figaro. Letzte Woche besuchte er den russischen Präsidenten Medvedev. Da machte Lukaschenko seinem Kollegen ein weiteres Mal eine Treue- und Liebeserklärung und bekam als Geschenk eine Gaspreissenkung versprochen. Genau eine Woche später, am 17. April, empfängt Alexander Lukaschenko zu Hause den tschechischen Außenminister Karl Schwarzenberg. Von ihm bekommt „der letzte Diktator Europas“ eine Einladung der EU nach Prag zur Gründung der „Östlichen Partnerschaft“.

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ThyssenKrupp – droht jetzt „Ruhr in Flammen“?

Foto: Flickr.com / Jochem Veenstra

Die Gewerkschaften stehen bei ThyssenKrupp vor einer riesigen Herausforderung. Wie die Welt am Sonntag heute schreibt, ist die Montanmitbestimmung bedroht, etliche Aufsichtsratsposten akut gefährdet und es dräuen Massenentlassungen. Die Frage ist ob sich die Gewerkschaften wehren oder der eigenen Entmachtung zustimmen. Ich denke, sie werden zustimmen. Denn der Aufsichtsratschef von ThyssenKrupp, Gerhard Cromme, wird sagen, dass es auch schlimmer kommen könne. Die ganz große Pleite nämlich. 

Ich finde es bemerkenswert, wie starr und zeistrebig Cromme ist und die jetzige Krise nutzt, um seinen alten Plan zu verwirklichen. Die feindliche Übernahme von Thyssen. Wie die WAMS heute enthüllte, erwägen die ThyssenKrupp-Vorstände um Cromme einen erheblich weiteren reichenden Konzernumbau als bisher bekannt. Schon Morgen will der Vorstand demnach die Grundzüge der neuen Konzernstruktur festzurren. Am Ende würde dann nur noch die ThyssenKrupp AG als Aktiengesellschaft existieren. Vorstandschef Ekkehard Schulz hatte schon Ende März einen Umbau des Konglomerates angekündigt, durch den jährlich rund 500 Millionen Euro gespart werden sollen.

Das war die direkte Reaktion auf den drastischen Einbruch der Konjunktur, der die Stahlhersteller besonders trifft. Ein Freund von mir, hat bei ThyssenKrupp in der Auftragsannahme gejobbt. Da haben die wochenlang keinen einzigen Auftrag reinbekommen. Nichts – Na – Da.

Schulz kündigte bislang an, die alten fünf Sparten auf nur noch zwei rechtlich eigenständige Sparten zu reduzieren. Gleichzeitig mussten zwei Vorstände gehen.

Das neue Konzept, zu dem nach Angaben der Welt bereits Präsentationsfolien im kleinen Kreis im Konzern kursieren sollen, würde einen massiven Kompetenzzuwachs für den Zentralvorstand bedeuten. Demnach sollen viele GmbHs die alten AGs entmachten.

Die Spartenchefs würden damit an Einfluss verlieren.  Genauso wie die Arbeitnehmervertreter. Denn vor allem die Aufsichtsräte fielen weg. Die Mitbestimmung würde drastisch eingeschränkt.

Es wäre ein schwerer Affront gegen die IG Metall, nachdem sich Vorstand und Arbeitnehmervertreter nach turbulenten Verhandlungen erst Ende März auf einen Kompromiss einigten.

Nach Recherchen der Welt entspricht der neue Plan dem alten Führungsmodell des Krupp-Konzerns, obwohl man sich bei der Fusion der beiden Stahlriesen vor knapp zehn Jahren grundsätzlich auf die Struktur der damals erfolgreicheren Thyssen AG geeinigt hatte.

Dieses Modell haben Vorstand, Betriebsrat und Gewerkschaftsvertreter noch einmal in ihrem Ende März dieses Jahres verfassten Grundsatzpapier bekräftigt.

Das was nun passiert wäre gut zehn Jahre nach der Fusion ein Rückwärtsgewandter Übernahme von Thyssen durch Krupp. So etwas ist in der deutschen Wirtschaftsgeschichte nahezu ohne Beispiel.

Denn anders als bei Thyssen mit seinen rechtlich eigenständigen Töchtern war Krupp vor der Fusion ein zentral geführtes Familienunternehmen, bei dem der heutige Krupp-Stiftungsvorsitzende Berthold Beitz die Strippen zog.

Der inzwischen 95-jährige Beitz war 20 Jahre lang Vorsitzender des Krupp-Aufsichtsrats, später dessen Ehrenvorsitzender; eine Position, die er heute noch bei ThyssenKrupp innehat, wenn er von der Villa Hügel aus als Alter vom Berg seinen Einfuss auf den Stahlriesen ausspielt. Es heißt, Beitz könne über den Baldeneysee wandern, soviele Gegner von ihm würden drin liegen.

Jetzt scheint es, als würden die Alten Konflikte im Konzern wieder aufleben, wenn Cromme und Beitz ThyssenKrupp nach Krupp’schem Vorbild umbauen wollen.

Das ist aber wohl nicht alles.

Offenbar sollen auch weit mehr Stellen wegfallen als bisher bekannt, berichtet die WAMS. Allein in den Stahlsparten würden 2000 Jobs gestrichen, heißt es, weitere 2000 in den anderen Geschäftsbereichen. Bislang war immer von 3000 Stellen insgesamt die Rede. In den 4000 Arbeitsplätzen ist dem Vernehmen nach der Personalabbau im Zuge der 500-Milllionen-Euro-Einsparungen durch den Umbau der Konzernstruktur noch gar nicht enthalten.

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Grafik via Prospero: Flickr/MrTopf

Zensur: Websperre verpufft…Zoom

WAZ: Monopol schlecht für das Klima in Gelsenkirchen…Hometown Glory

NRW: Morgen kommt der Superplan…Welt

Risen: Das Leben nach Gothic…Der Westen

XX09: Dortmunder Kurzfilmfestival…Ruhr Digital

Lulu: Leichtverdauliches Luder…Der Westen

Erneuerung: Buzz, wir brauchen Buzz…2.0

Geselligkeit: Zehntes Duisburger Bloggertreffen…Prospero

Die Angst des weissen Mannes vor der schwarzen Frau

Meine ersten fünf Lebensjahre brachte ich an der Stadtgrenze Gelsenkirchen/Gladbeck zu. Die damals sehr kinderreiche Siedlung, heute sieht sie wie eine akkurate Rentnerreihenhaussiedlung aus, wurde damals "Mau-Mau-Siedlung" genannt und noch heute hat ein Kartenspiel diesen Namen. Wenn meine Eltern mich veranlassen wollten, mein Kinderzimmer aufzuräumen, behaupteten sie häufig: "Hier siehts ja aus wie bei den Hottentotten."

 

Das war zwischen 1957 und 1962. Meine Eltern wählten CDU, die Großeltern waren keine Nazis, sondern beim Zentrum oder wählten SPD. Das war damals normaler Ruhrpottsprech, niemand dachte sich was dabei.

Heute geht es etwas anders zu, aber der projektive Rassismus feiert offensichtlich dennoch weiter fröhliche Urständ. Was uns der damalige Sprech als Kleinkind einbimste war ja, dass es auch Andere gab, Wilde, Unerzogene. Im heraufziehenden TV sahen wir, dass die nicht nur beängstigend dunkel aussahen, sondern auch schneller rennen und besser boxen konnten. Sie legten es, wie ein gewisser Cassius Clay mit seinem Großmaul, regelrecht darauf an uns Angst zu machen. Heute bedauern wir den gleichen Mann als erkrankten Ali und weinen zusammen, wenn er das olympische Feuer anzündet. Trotzdem glauben wir, dass die Schwarzen irgendwie mehr Rhythmus im Blut haben, und – ganz entscheidend: wilder rumvögeln, sonst gäbe es in Afrika ja nicht so viele Aids-Opfer.

Genau dieses Bild wird in dem Fall der Frau, die unter dem Vorwurf, mehrere Männer bewusst mit Aids infiziert zu haben, verhaftet wurde, unausgesprochen aber penetrant bedient. Die meisten Zeitungen beschäftigen sich ausführlich und extrem selbstbezogen mit der Frage, inwieweit der Fall die Pressefreiheit und das Persönlichkeitsrecht berührt. Heribert Prantl hat heute in der Süddeutschen zu dieser Abwägung, wie so oft, fast alles Nötige geschrieben.

Nirgends jedoch wird die rassistische und Gender-Komponente des Falles erörtert. Man lässt die Bilder und den Staatsanwalt sprechen, der Rest spielt sich in den Köpfen ab. Wer ist schwer im Kommen in unserer Gesellschaft? Es sind die Frauen. Und es sind besonders die bi- oder trikulturell gebildeten Migrantinnen. Dass sie bei den Castingwettbewerben der privaten TV-Sender so überdurchschnittlich reüssieren konnten, hat bereits etwas mit ihrer hohen Adaptionsfähigkeit neuer Spielregeln zu tun. Sie machen uns vor, wie frau heute Karriere macht, berühmt wird, dabei gut aussieht und im Bett immer öfter oben liegt.

Nun haben deutsche Juristen mal zurückgeschlagen. Diesem wilden Treiben durfte nicht mehr tatenlos zugesehen werden. Über ein Jahrhundert ist es gelungen, in der deutschen Rechtswissenschaft durch alle historischen Umbrüche Kontinuität zu sichern, vor allem auf den Lehrstühlen, aber auch in den Behörden. Da wächst selbstverständlich die Verantwortung, eigene Beiträge gegen wachsende gesellschaftliche Unordnung zu leisten. Vieles, was bereits den Verfassungsrichter Udo die Fabio in seinen Werken "Die Kultur der Freiheit" (2005) und "Gewissen, Glaube, Religion" (2008) beunruhigt hat, ist symbolisch mit der Verhaftung dieser schönen schwarzen Sängerin zielsicher getroffen worden.

Nachbemerkung: "Schwarz" wird hier nicht als identisch mit afrikanischer Herkunft angenommen, sondern als Sammelbegriff für rassistische Diskriminierung aufgrund äußerer Erscheinung. Es gibt, was nicht viele wissen, z.B. mehrere hunderttausend Schwarze Deutsche, die nicht nur zur Nazizeit, sondern auch zu Zeiten des "Mau-Mau"- und "Hottentotten"-Sprech extrem übler Diskriminierung ausgesetzt waren. Heute agieren sie mit erheblich größerem Selbstbewußtsein, z.B. in der Initiative Schwarze Deutsche. Durch die Einwanderungswellen der letzten Jahrzehnte hat sich zum Glück zumindest in den Städten das öffentliche Erscheinungsbild spürbar internationalisiert. Aber nicht jedem Weissen Deutschen gefällt das.

Noch ein Quellenhinweis vom Sonntag: zum Thema "HIV & Öffentlichkeit" Nils Minkmar in der FAS, eine seltene Stimme der Vernunft.

Der Folterpräsident

Ich habe den Ex-Präsidenten der USA, George Bush, für einen Pfosten gehalten. Für einen tumbem Mensch. Aber wie pervers dieser Mann als Präsident eine Foltermaschine bediente, wird erst jetzt klar. Präsident Obama hat vier Memos veröffentlicht, in denen klinisch sauber dargelegt wird, mit welchen Methoden die CIA foltern darf, und warum das ganze keine Folter im Sinne der UN-Konvention ist. Die Memos wurden im US-Justizministerium angefertigt.

Ich weiß, dass viele Staaten noch brutaler foltern, aber wenige foltern mit solchem pseudo-legalistischem Zynismus. Die meisten wissen wenigstens, dass sie Bastarde sind und versuchen sich nicht noch juristische Persilscheine auszustellen.

Ein Auszug aus den von Präsident Obama veröffentlichten Memos.

Gott sei dank ist Bush weg.

Das ist die Stärke der USA, die ich bewundere. Die wählen so einen Kerl ab. Die rechnen mit ihm ab und machen einen Neuanfang. 

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