
Das Projekt Bündnis Sahra Wagenknecht ist in einen perfekten Sturm geraten: Erst scheiterte der Einzug in den Bundestag, nun mag ihr in Thüringen niemand mehr folgen.
Die Putin-Partei steckt in einer existenziellen Krise. So sieht Machtverlust aus: Auf einem Landesparteitag beschlossen die Mitglieder des Bündnis Sahra Wagenknecht gestern, gegen den Willen der Gründerin und Namensgeberin der Partei, Katja Wolf erneut zur Vorsitzenden zu wählen. Wagenknechts Kandidatin Anke Wirsing fiel durch, obwohl Wagenknechts Paladin Christian Leye schon vor der Abstimmung posaunte, der alte Vorstand werde heute abgewählt – ein Satz, der in die Fußnoten der deutschen Parteigeschichte eingehen könnte.
Die Niederlage Wagenknechts zeigt das Ende ihrer Zeit als unumstrittene Herrscherin des BSW – und vielleicht auch das Ende des Versuchs, neben der AfD und der Linken eine dritte Putin-Partei in Deutschland zu etablieren. Das BSW ist dabei, zu einer Ostpartei zu werden. Dort regiert die Partei in zwei Bundesländern. In Thüringen erreichte das BSW bei der Bundestagswahl im Februar 9,4 Prozent, in Sachsen 9 Prozent und im Oblast Mecklenburg-Vorpommern sogar 10,6 Prozent. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen reichte es gerade einmal zu 4,1 Prozent. Aber ohne Erfolge im Westen kann das BSW nicht bundesweit erfolgreich sein. Allein in NRW leben mehr Menschen als in allen Ostländern zusammen.
Für die NRW-Kommunalwahl Mitte September hat das BSW bislang nur Kandidaturen im Rhein-Erft-Kreis und in Wuppertal sowie die Teilnahme an der OB-Wahl in Duisburg angekündigt. Selbst in den meisten Großstädten ist das BSW nicht in der Lage, bei der ersten wichtigen Wahl nach der Bundestagswahl anzutreten.
Der Panzerkreuzer Sahra Wagenknecht ist in Not – und das ist für jeden Demokraten ein Grund zur Freude. Gut möglich, dass Wagenknecht bald die Lust an der Partei verliert. Das BSW könnte ein Phänomen des Nahen Ostens Deutschlands werden und neben der Schill-Partei und den Piraten unter ‚kuriose Fußnoten der deutschen Politik‘ abgelegt werden.