
Die Diskussionen rund um Borussia Dortmund nach dem 2:0 gegen Mönchengladbach am Freitag offenbaren weit mehr als nur die üblichen Emotionen eines Bundesligaspiels. Ja, da war Gesprächsbedarf wegen Schiedsrichterentscheidungen, wegen Tabellenplatz zwei – doch all das trat schnell in den Hintergrund. Stattdessen stand einmal mehr ein Thema im Mittelpunkt, das den BVB seit Monaten begleitet: interne Unruhe.
Und die Frage, wie ernst es der Klub eigentlich noch mit seinen einst so stolz vor sich hergetragenen Charakterprüfungen meint.
Ein Aufreger mit Symbolkraft
Die Szene um Karim Adeyemi ist dafür sinnbildlich. Ein Spieler, der nach einer völlig nachvollziehbaren Auswechslung zum wiederholten Mal beleidigt die Bank verlässt, Richtung Kabine marschiert und nur durch das Eingreifen des Sportdirektors zurückgepfiffen wird.
Sportdirektor Sebastian Kehl fand danach klare Worte, Trainer Niko Kovac ebenfalls. Geldstrafe, Ermahnung, das übliche Programm. Doch genau hier beginnt das eigentliche Problem: Diese Reaktionen kommen nicht überraschend. Adeyemi ist kein Einzelfall, sondern Teil eines wiederkehrenden Musters.
Kein Einzelfall, sondern ein Muster
Denn es ist nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Dortmunder Profis mit Undiszipliniertheiten, Egotrips oder mangelnder Akzeptanz von Trainerentscheidungen auffallen. Flaschenwürfe, öffentliche Unzufriedenheit, unterschwellige Nebengeräusche – alles schon dagewesen. Und jedes Mal wird betont, wie intensiv man das Thema intern bespreche. Umso irritierender wirkt es, dass solche Szenen dennoch regelmäßig auftreten.
Die große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Gerade beim BVB war jahrelang zu hören, dass man bei Neuverpflichtungen nicht nur auf sportliche Qualität, sondern vor allem auf Mentalität und Charakter achte. Dass Spieler nur dann verpflichtet würden, wenn sie „ins Gefüge passen“. Die Realität auf dem Platz und der Bank erzählt inzwischen eine andere Geschichte. Entweder wurden diese Prüfungen zuletzt vernachlässigt – oder sie waren nie so tiefgehend, wie es die Verantwortlichen gern vermittelt haben.
Mehr als nur ein Nebenkriegsschauplatz
Dabei geht es nicht darum, Emotionen aus dem Fußball zu verbannen. Im Gegenteil. Doch zwischen Leidenschaft und Respektlosigkeit gegenüber Mannschaft, Trainer und Verein liegt ein klarer Unterschied. Wer diesen Unterschied immer wieder missachtet, stellt nicht nur sich selbst ins Abseits, sondern untergräbt die interne Autorität und lenkt vom Wesentlichen ab.
Der BVB steht sportlich zum Jahresende 2025 durchaus ordentlich da, keine Frage. Doch der Blick hinter die Kulissen zeigt: Die eigentlichen Baustellen liegen tiefer. Wenn Charakter nur dann eingefordert wird, wenn es öffentlich kracht, ist er kein Fundament, sondern bloße Rhetorik. Und genau daran muss sich Borussia Dortmund messen lassen.
