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Ruhrbarone-Ausflugstipp: Der Phoenix See in Dortmund-Hörde sucht noch nach seiner Identität

Der Phoenix See in Dortmund-Hörde. Foto(s): Robin Patzwaldt

Obwohl ich schon seit 1973 in Waltrop lebe, verstehe ich mich noch immer in erster Linie als Dortmunder. Und das hat nicht nur mit meiner Leidenschaft für den BVB zu tun. Dort wurde ich geboren und wuchs die ersten knapp drei Jahre meines Lebens dort auf. Egal wo und wie ich auf der Welt unterwegs war, nach Dortmund zurückzukommen war für mich Zeit meines Lebens eine große Freude. So gesehen verwundert es vielleicht, dass ich bis heute noch nie am Phoenix See in Dortmund-Hörde war.

Der künstlich angelegte See auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks existiert ja jetzt auch schon ein paar Jahre. Für unsere Reihe ‚Ruhrbarone-Ausflugstipps‘ habe ich mich daher heute einmal dorthin begeben, euch ein paar frische Eindrücke von dort mitgebracht, die ich hier jetzt zur Diskussion stellen und den einen oder anderen von unseren Lesern dadurch vielleicht zu einem Ausflug zum Phoenix See anregen möchte.

Der heutige Dienstag war sicherlich nicht der ideale Tag um den See kennenzulernen. Dichte Wolken, zeitweise leichter Sprühregen. Kein Wunder also, dass ich gegen Mittag fast alleine dort war, als ich meine gut einstündige Runde am Ufer entlang angetreten habe.

Zunächst einmal bleibt rückblickend aus meiner Sicht festzuhalten, dass die Gegend wunderbar sauber und gepflegt ist. Ganz im Gegenteil zu meiner gestrigen Erfahrung mit der Altstadt von Recklinghausen, die garantiert keinen Ausflugstipp hier im Blog wert gewesen wäre, konnte ich sich hier wohl fühlen.

Trotzdem vermochte mich auch diese Erfahrung heute nicht vollends zu überzeugen. Irgendwie fehlt dem Phoenix See (noch) das ruhrgebietstypische Charisma, seine Identität.

Gesichtslose Neubauten mit einer ziemlich steril anmutenden Ufergestaltung. So richtig begeistern konnte mich der Spaziergang nicht. Natürlich muss man der Anlage zu Gute halten, dass sie erst wenige Jahre alt ist. Trotzdem hätte ich mir hie etwas mehr Dortmund und etwas weniger Reißbrettarchitektur gewünscht. Na ja, vielleicht entwickelt sich das zukünftig ja noch….

Spannend, um es einmal neutral auszudrücken, wirkt in jedem Falle die chirurgische Art und Weise, wie die Planer hier ein solches Vorzeige-Projekt in einen armen Dortmunder Stadtteil gesetzt haben. Die Straßen an der Grenze zwischen Alt und Neu wirken schon recht bizarr.

Auf der Seeseite die immer gleich aussehenden Neubauten mit Gärten und ‚dicken Autos‘ davor, auf der anderen Seite verrottende Häuser mit abbröckelndem Putz. Ich kann mich nicht erinnern, solch krasse Gegensätze schon einmal auf so engem Raum gesehen zu haben. Das verschaffte mir ein Gefühl von Unwohlsein.

Hier zu wohnen kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht so recht vorstellen. Egal auf welcher Seite…. Auf jeden Fall war es eine interessante Erfahrung.

Meine Überzeugung ist, dass die Besucher hier alle sehr unterschiedliche Erfahrungen und Eindrücke schildern werden, wenn sie diese Szenerie einmal selber gesehen haben. Dem einen wird es gefallen, dem anderen nicht.

Ich kann also jedermann nur empfehlen sich den Phoenix See und seine Umgebung einmal selber vor Ort anzusehen. Dem einen wird es gefallen, dem anderen nicht. Ich selber bin gerade noch etwas unschlüssig. Aber einen Besuch lohnt er in jedem Falle….

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Ben
Ben
4 Jahre zuvor

Das Problem unserer Zeit ist halt, dass zwar immer mehr und mehr Architekten seitens der Hochschulen produziert werden, diese aber nichts über das ästhetische Empfinden gelernt haben, weil das schlichtweg nicht gewollt ist. Lediglich das Bauhaus und de Stijl werden als Referenz vor 1945 überhaupt noch herangezogen (wobei deren damalige Genialität ja erst durch den Gegensatz zu Jugendstil, etc. entstand).

Stattdessen werden seit den 1960ern tote und seelenlose "Landschaften" entworfen, die jeglichem Empfinden von Schönheit widersprechen. Nicht einmal mehr der in seiner Planung und Umsetzung raffinierte, aber simple Mindeststandard eines Englischen Landschaftsgartens wird heute mehr erreicht.

Und ein besonders trauriges Beispiel für all das ist der Phoenixsee – er hätte ein Glanzpunkt im Süden Dortmunds werden können und wurde am Ende ein bedrückendes Mahnmal unserer Zeit.

ke
ke
4 Jahre zuvor

Chris de Burgh – Fatal Hesitation:
"The cafes are all deserted, the streets are wet again
There's nothing quite like an out of season holiday town
In the rain "

Phoenixsee – Emscher mit Phoenix West und dann noch Rombergpark oder Westfalenpark.

Die Gegend hat sich hervorragend entwickelt, auch wenn es noch alles am Phoenixsee sehr steril wirkt.

trackback

[…] die vergammelte Altstadt von Recklinghausen inzwischen zu deprimierend und der sterile Phoenix See in Dortmund-Hörde vielleicht noch zu charakterlos ist, für den hätten wir in unserer losen Reihe der […]

Michael Wienand
4 Jahre zuvor

nu wartet doch mal ab.
Sicherlich kann man sich über die Dichte der Bebauung und den Stil einzelner Häuser streiten. Aber die Bebauung gehört zum Konzept aus dem sich das ganze Projekt finanziert. Insgesamt finde ich es ganz großartig. Nahezu ein Wunder wie aus einem krachenden und rauchenden Stahlwerk innerhalb weniger Jahre eine völlig andere Lebenswelt mit hohem Freizeitwert entstanden ist. Wegführung, Ufergestaltung, Spielplätze und Ruhezonen sind mit vielen liebevollen Ideen umgesetzt worden. Tausende von Menschen flanieren, picknicken und joggen an sonnigen Tagen hier. Das lange vernachlässigte Hörde hat es verdient so einen schönen neuen Bereich zu bekommen.
Einzig eine großzügige Anbindung an den Altstadtteil hat man vergessen, hier prägen natürlich noch die Wunden der Nachkriegs-Abrisswut und ihrer Horrorarchitektur die Schnittstelle zum See. Aber auch daran wird gearbeitet.
Insgesamt muß man den Planern und Politikern zu dieser wunderbaren Idee und ihrer konsequenten Umsetzung gratulieren. Und in einigen Jahren wird sich die klug geplante Begrünung auch noch stärker entwickelt haben und die jetzt noch dominante Bebauung ein wenig in den Hintergrund rücken.

M.W. Hörde

trackback

[…] Mai 2019 war ich zum bisher ersten und einzigen Male in meinem Leben am Phoenix See. Und das, obwohl ich in Dortmund geboren bin und seit 1971 noch nie weiter als rund 25 Kilometer […]

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