Zwischen TikTok und Wahlkabine – Die Politikwelt von Lena (14)

Das ist nicht Lena, und Lena heisst auch nicht Lena. Weil wir die Persönlichkeitsrechter einer 14jährigen schützen. (Bild: Sebastian Bartoschek/ Midjourney)

Lena ist 14. Wählen darf sie nicht, aber politikinteressiert ist sie trotzdem. Politik ist für sie kein abstraktes Erwachsenenthema, sondern ein fester Bestandteil ihres Alltags. In der Schule, im Freundeskreis, auf Social Media – überall stößt sie auf Wahlplakate, Nachrichten und Debatten. Sie nimmt bewusst wahr, was um sie herum passiert.

Vor der Europawahl fand bei ihr an der Schule an einer Jugendwahl teil. Eine Wahl mit Wahlkabinen, Zetteln und Listen – nur ohne Konsequenzen. „Ich habe es ernst genommen“, sagt sie. Manche Mitschüler nicht. „Einige haben einfach zwei Kreuze gemacht oder Quatsch geschrieben.“ Das Ergebnis überraschte sie: CDU, Grüne und AfD vorne.

Die meisten politischen Informationen begegnen ihr zufällig. Wahlplakate in der Stadt, Nachrichten in der Schule, Gespräche mit Familie und Freunden. Am präsentesten ist aber TikTok. „TikTok ist keine Vertrauensplattform“, sagt sie entschieden. Sie sieht, wie dort politische Inhalte inszeniert werden, besonders von der AfD. Alice Weidel erscheint in ironischen Edits oder locker-lässigen Clips, in denen sie tanzt, Bücher signiert oder sich mit Jugendlichen fotografieren lässt. „In den Videos wirkt sie nett. Aber man sollte sich trotzdem mit der Wahrheit auseinandersetzen.“

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Demenzkranke: was erwarten sie von der Politik?

Demenz (Bild: Sebastian Bartoschek/ Midjourney)

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat klare Forderungen an die Politik. Als bundesweite Interessenvertretung setzt sie sich für die Belange von Menschen mit Demenz und deren Angehörige ein. Angesichts steigender Fallzahlen und immer noch mangelhafter Strukturen brauche es gezielte Maßnahmen. Das Thema Demenz werde häufig mit Absichtserklärungen bedacht, doch konkrete Veränderungen blieben rar.

Kernproblem: Es fehle an fast allem. Wer heute in Deutschland mit Demenz lebe oder einen Betroffenen begleite, stoße schnell an Grenzen – sei es bei der medizinischen Versorgung, der Pflege oder der gesellschaftlichen Teilhabe. Fachkräfte? Mangelware. Unterstützung für Angehörige? Zu wenig. Forschung? Unterfinanziert. Während viele politische Debatten geführt würden, bleibe der Handlungsdruck in diesem Bereich erstaunlich gering.

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Zur Bundestagswahl mit dem Wahl-Kompass segeln

Tools. (Symbolbild: Sebastian Bartoschek/ Midjourney)Mit dem Wahl-O-Mat erfahren, wen man wählen sollte; das machen viele. Eine wissenschaftlich fundierte Alternative bietet der Wahl-Kompass, entwickelt von einem Team um den Politikwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Kersting von der Universität Münster. Die Online-Anwendung ist ab sofort unter wahl-kompass.de verfügbar.

Der Wahl-Kompass basiert auf 31 Thesen zu politischen Themen, die Nutzerinnen und Nutzer bewerten können. Auf Grundlage der Antworten berechnet die Anwendung eine individuelle Position und vergleicht diese mit den Parteien. Neben der klassischen Prozentliste bietet das Tool eine grafische Darstellung in einem Koordinatensystem (s. Grafik1).

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Wie scheiße ist eigentlich unsere Jugend?

Alles hedonistisches Pack – meine regressive Medien. Foto: fogouriou Lizenz: CC BY-SA 4.0

Um die Frage direkt zu beantworten: gar nicht. Dabei muss man nicht promovierter Soziologe sein, um zunächst einmal zu wissen, dass es „die“ Jugend gar nicht gibt, ebensowenig wie „die Alten“. Es sind heterogene Gruppen, aber eben doch mit durchaus verbindenden Elementen. Und seit Sonntag tun eben jene „den“ Alten mit Blick auf „die“ Jungen weh. Und dabei insbesondere einer bestimmten Subgruppe der Alten: den regressiven Alt-68ern links-regressiver Prägung, die eh schon immer besser wussten, wie das alles zu laufen hat, es aber nie in ihrem Leben hinbekommen haben, „dem System“ dahin den Dreh zu geben.

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Der angekündigte große Tag der Abrechnung mit der Corona-Politik in diesem Lande blieb aus!

Das vorläufige amtliche Endergebnis der Bundestagswahl 2021 liegt inzwischen seit ein paar Stunden vor. Deutschland steht demnach vor besonders spannenden Koalitionsverhandlungen und danach womöglich vor großen politischen Veränderungen. Da sind sich alle Beobachter soweit völlig einig.

Viele Politiker und Bürger diskutieren daher aktuell über die konkreten Auswirkungen der Wahl auf unser Land. Doch ein Thema spielte in den vergangenen Stunden dabei erstaunlicher Weise fast gar keine Rolle, obwohl sich besonders lautstarke, teilweise sogar handgreiflich werdende Kräfte seit Monaten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln darum bemüht hatten, diese Wahl sogar zu einem regelrechten Tag der Abrechnung mit der verhassten Politik der Vergangenheit machen wollten.

Die Corona-Pandemie, die uns alle seit Frühjahr 2020 tagtäglich in Atem hält, wurde am Wahlabend kaum einmal erwähnt.  Aus der geplanten großen Abrechnung der Querdenker-Szene und Corona-Leugner ist offenkundig nichts geworden.

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Die schwachen Linken schwächen auch (fast) alle anderen

Er profitiert: Christian Lindner (FDP), Foto: Roland W. Waniek

Man mag von der Linken halten, was man will, aber man muss festhalten, dass ihr schlechtes Abschneiden fast alle anderen Beteiligten geschwächt hat. Das Ausscheiden einer rot-rot-grünen Koalition aus den Rechenspielen hat die Verhandlungsmasse erheblich beschädigt. Nun liegt es an der FDP und den Grünen, sich den nächsten Kanzler auszusuchen.

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Olaf Scholz will mit Hungerstreikenden sprechen: Darf sich ein zukünftiger Kanzler erpressen lassen?

Olaf Scholz (SPD), Foto: Roland W. Waniek

Am Samstagabend sickerte eine zunächst scheinbar nur unbedeutende Nachricht durch, die jedoch immense negative Konsequenzen nach sich ziehen könnte.

Wie auch wir hier im Blog in der Vorwoche schon kurz diskutiert haben, verweigerten mitten im Berliner Regierungsviertel seit Tagen einige junge Menschen die Nahrungsaufnahme, seit dem gestrigen Samstag auch das Trinken. Sie wollten so mit aller Macht und großer Bockigkeit u.a. ein Gespräch mit den Kanzlerkandidaten erzwingen.

Einen Tag vor der Bundestagswahl wurde ihr kindisch anmutendes Verhalten tatsächlich doch noch belohnt, indem SPD-Kandidat Scholz eine solche Debatte zusagte.  Damit endete der Hungerstreik. Das Zugeständnis macht Scholz aus Sicht vieler im Lande sicherlich zunächst einmal sehr sympathisch. Aber ist das auch bei näherer Betrachtung wirklich eine kluge, eine kanzlerwürdige Entscheidung?

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#BTW2021: Was passiert eigentlich nach der Wahl?

Ein wenig gewürdigtes Wahlplakat im September 2021. Foto: Robin Patzwaldt

Noch erscheint völlig offen, wie die kommende Bundestagswahl am 26. September 2021 am Ende ausgeht. Jüngsten Umfragen zur Folge hat die Union den Rückstand auf die SPD wieder ein Stück weit verkürzen können. Das sorgt für ungeahnte Spannung in den letzten Tagen des Wahlkampfs.

Und doch steht im Prinzip schon fest, was uns allen danach ‚droht‘. Es wird in den kommenden Tagen und Wochen ein Machtpoker einsetzen, bei dem vermutlich nicht lange der aktuell noch gesuchte vermeintliche Wahlsieger, also Armin Laschet (CDU/CSU), oder aber Olaf Scholz (SPD), im Mittepunkt stehen wird, sondern die Frage nach der zukünftigen Koalition rasch ins Zentrum des Interesses rücken wird.

Nachdem beide ‚großen‘ Parteien in den Meinungsumfragen aktuell zwischen 22 und rund 25 Prozent Zustimmung eingestuft werden, braucht ein zukünftiger Bundeskanzler, wer immer es am Ende werden wird, allem Anschein nach zwei Koalitionspartner. Das macht es kompliziert, aber auch ungewöhnlich spannend.

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#BTW2021: Warum ich trotz diverser Vorbehalte auch diesmal wieder DIE LINKE wählen werde

Die meinungsstarke Sahra Wagenknecht (Die Linke) im Bundestagswahlkampf 2021. Foto: Roland W. Waniek

Wir leben bekanntlich in komplizierten Zeiten. Und das auf sehr vielen Ebenen. Politik ist nur eine davon. Wie viele Millionen anderer Menschen in diesem Lande auch, tue ich mich zunehmend schwer damit, mich an Wahltagen für eine Partei zu entscheiden.

Früher war das mal anders. Ich komme ursprünglich aus einer typischen SPD-Familie aus dem Ruhrgebiet. Einige Verwandte arbeiteten in meiner Kindheit noch aktiv auf der Zeche, andere verdingten sich als kleine Angestellte oder mittlere Beamte. Da war eigentlich immer klar, wen man an Wahltagen zu unterstützen hatte. Die Interessen der ‚Arbeiter‘, der einfachen Leute, die vertrat die SPD damals noch eindeutig am besten.

Die Zeiten änderten sich.

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Dann wählt doch grün – ich finde es OK, aber falsch

Am Sonntag steht die Bundestagswahl an. Ja, echt. Nur für diejenigen, die die letzten Monate in einer Höhle verbracht haben, sei das kurz betont. Und ich zumindest bin wirklich gespannt, was danach an Koalitionsverhandlungen geschieht. Ja, ich sehe die SPD als die Gewinnerin der Wahl, mit ihrem Kanzlerkandidaten Scholz – und ich spare mir jetzt den Verlauf der letzten Wochen des Wahlkampfes nochmal und nochmal zu skizzieren. Mir geht es hier um etwas anderes: den Umgang mit dem Wahlverhalten des Einzelnen.

Ich werde FDP wählen. Jeder, der irgendwas Politisches in den letzten Monaten von mir wahrgenommen hat, weiss das. Und ich bin kein Freund der Grünen, auch das ist bekannt. Ich sehe die Grünen nach wie vor als eine Partei, die in besonderem Ausmaß glaubt, dass ein paternalistischer Ansatz dem Einzelnen und mit Blick auf die großen Transformationsaufgaben unserer Gesellschaft, hier besonders dem Klimaschutz, gut tut. Das widerspricht meiner grundsätzlich Haltung.

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