Humanisten gegen PEGIDA!

Finden PEGIDA irgendwie OK: Dr. Uwe Lehnert (Foto: Screenshot Youtube)
Isoliert von den humanistischen Organisationen: PEGIDA-Versteher Dr. Uwe Lehnert (Foto: Screenshot Youtube)

Vor knapp einer Woche berichteten wir Ruhrbarone über PEGIDA-Schnullernazi-Apologeten aus Reihen der Humanisten.

Nun stellen die großen humanistischen Verbände Humanistischer Verband Deutschland (HVD),  Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) und der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) sowie der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW) klar: PEGIDA? Nicht mit uns!

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Die Macht der Provokation – eine andere Perspektive auf den Salafismus

aladin_koelnSalafismus. Das ist Wahnsinn. Das ist das Böse unserer Zeit. Das ist der Untergang des Abendlandes. Diese erste, intuitive Regung ist nachvollziehbar: In einem zweiten Schritt sollte man versuchen zu verstehen und sich selbstkritisch fragen: Wie kann es sein, dass eine Ideologie, die es seit Ewigkeiten gibt, gerade heute bei den Jugendlichen Westeuropas einen Aufschwung erlebt? Warum sehnen junge Männer und Frauen mit und ohne „Migrationshintergrund“ das Frühe Mittelalter herbei und bilden damit eine der dynamischsten gegenwärtigen Jugendbewegungen? Diesen Fragen kommt man näher, ohne theologische Diskurse zu führen. Man muss das Ganze vielmehr mit den Augen der Jugendlichen sehen. Unser Gastautor Aladin El-Mafaalani ist Professor für  Politikwissenschaft, Politische Soziologie, und Sozialpolitik an der FH Münster.

Jugendliche neigen dazu, sich von Vorgängergenerationen abzugrenzen. Dabei können extreme Gegenpositionen zutage kommen. Ein veränderter Lebensstil ist hierfür typisch. Kleidung, Frisuren, Drogen und Musik waren häufig sinnlich wahrnehmbarer Ausdruck von Abgrenzung und Provokation. So war es bei Studentenbewegungen, den Punks, der Hip Hop Kultur. Und

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Was darf Comedy? Islamist erstattet Anzeige gegen Dieter Nuhr.

Nuhr
Quelle: Youtube

Erhat Toka von der Muslimisch Demokratischen Union hat Anzeige gegen den Komiker Dieter Nuhr erstattet und verlangt den Boykott seines Auftritts in Osnabrück. Der Vorwurf lautet »Beschimpfung von Religionsgemeinschaften«. Für diese Straftat sieht der Gesetzgeber eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vor.

An der deutschen Comedy-Landschaft nimmt für gewöhnlich niemand ernsthaft Anstoß. Das Milieu der RTL-affinen Witzarbeiter übt sich zwar zumeist in trivialem Verbal-Slapstick unter der kulturellen Gürtellinie. Comedy gibt sich jedoch ansonsten betont unverfänglich. Das geschieht nicht unbedingt nur aus kommerziellem Interesse. Mit Ausnahme der Satiriker von Titanic und Heute Show ist der hiesige Comedian oft nur ein zotiger Duckmäuser. Hape Kerkeling bestätigte dies mit achtbarer Offenheit: »Ich würde und werde mich öffentlich mit dem Islam nicht beschäftigen. Aus Angst.«

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Morde am Frankfurter Flughafen – der Uka, die Kufar und die Mär vom Einzeltäter

Arid Uka

Am 2. März 2011 hat der 21 Jahre alte Kosovo-Albaner Arid Uka am Frankfurter Flughafen auf US-Soldaten geschossen. Zwei GI´s erlagen sofort den hinrichtungsartigen Kopfschüssen, ein weiterer ringt noch mit dem Tode. Dass nicht mehr Blut geflossen ist, lag ausschließlich daran, dass die Tatwaffe nicht völlig in Ordnung war. 

Tatzeit war kurz nach 17:00 Uhr am Mittwoch. Am Donnerstag Nachmittag (!) sickert durch, dass die Morde vermutlich politisch motiviert sind. Was wird man bis dahin angenommen haben? Unbezahlte Spielschulden? Eine Eifersuchtstat? Eine Drogengeschichte? – Wie dem auch sei. Der Täter, also Arid Uka, handelte aus islamistischen Motiven. „Der mutmaßliche Täter“ muss es heißen; denn im Rechtsstaat gilt die Unschuldsvermutung. Und deshalb „anonymisiert“ der stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum – am Freitag (!) – den mutmaßlichen Täter als Arid U. und vermutet „die Tat eines radikalisierten islamischen Einzeltäters“. Schließlich hat Arid Uka dies in seinem Geständnis genau so gesagt.
Griesbaum äußerte in dieser Pressekonferenz „nur hypothetische Zweifel an der Einzeltäter-Theorie“, so der Spiegel. Zwar: „Wahre Einzeltäter sind unter dschihadistischen Attentätern selten“, weiß man dort, „aber es gibt sie. Arid U. könnte ein solcher Fall gewesen sein.“ Könnte sein, könnte aber auch nicht sein. Spiegel-Leser wissen nicht mehr.

Welt Online wusste schon am Freitag Morgen um sieben, dass man selbst nichts weiß und die Polizei leider auch nicht: „Dem ersten Anschein nach war Arid U. ihnen unbekannt. Er war weder durch Propaganda noch durch Kontakte in einschlägige islamistische Kreise aufgefallen.“ Unter diesen Umständen kann freilich – klare Sache – „den Sicherheitsbehörden kein Vorwurf gemacht werden“.
Ohnehin sollte man mit Vorwürfen vorsichtig sein, und nach dem ersten Anschein hält man am besten ganz den Mund. Oder man bringt einen Artikel mit der Überschrift „Mord mit vielen Fragen“ – wie die Welt in dem zitierten Beitrag, demzufolge „den Sicherheitsbehörden kein Vorwurf gemacht werden“ kann. 

Im Laufe des Freitags klärten sich einige der vielen Fragen auf, so dass Welt Online eine neue Frage aufwerfen konnte; nämlich diese: „Handelte der Frankfurter Islamist wirklich allein?“ Nach Ansicht des stellvertretenden WAZ-Chefredakteurs Wilhelm Klümpersteht diese These auf wackligen Beinen, da er sich bereits vor Jahren mit einem radikal-islamistischen Deutsch-Syrer getroffen haben soll. Dieser sitzt seit seiner Rückkehr aus Pakistan im Gefängnis. Überdies entdeckten die Ermittler unter den 140 Facebook-Freunden des Attentäters auch namhafte radikale Salafisten.“
Bei dem Deutsch-Syrer handelt es sich um Rami M., der in Weiterstadt bei Frankfurt einsitzt und auf seinen Prozess wegen Mitgliedschaft in der “Islamischen Bewegung Usbekistans“ wartet. „Rami M. gilt“, so das hessische Nachrichtenportal nh24, „als einer der bekanntesten Islamisten Deutschlands.“ „Zwei Freunde im Dschihad“ heißt der Bericht über Arid Uka und Rami M., der im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet seine „Aufgabe“ in der „Unterstützung des heiligen Dschihads“ gesehen hatte – mit der Aussicht auf einen „Märtyrertod“.

Arid Uka lebte eine Weile gemeinsam mit Rami M. in einem Mehrfamilienhaus. In Frankfurt hatte Uka auch Kontakt zu „Haddid“, einem gewissen Zainulabuddin N., den die Frankfurter Polizei zur Beobachtung ausgeschrieben hatte. „Es gab den Verdacht, er wolle nach Afghanistan reisen, um sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen“, schreibt der Spiegel. In diesem Januar sei „Haddid“ von US-Truppen festgenommen, inzwischen jedoch aus Mangel an Beweisen wieder auf freien Fuß gelassen worden. 

Die Einzeltäter-Hypothese bestimmt auch jetzt noch die Berichterstattung in Deutschland, obgleich es seit Donnerstag „erste Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund gegeben (hat). Laut Berichten des Hessischen Rundfunks, von NDR Info und dem Berliner „Tagesspiegel“ soll der Täter, der gestern zwei Menschen tötete und zwei weitere schwer verletzte, Kontakte zu islamistischen Kreisen haben. Die Medien berufen sich dabei auf Informationen aus nicht näher genannten Ermittlerkreisen, die angegeben hätten, dass sich der Angriff gezielt gegen die amerikanische Armee gerichtet habe“ (Tagesanzeiger).
Arid Uka, der Frankfurter Attentäter, hatte sich nicht allzu sehr um Konspiration bemüht. Auf Facebook, wo er den Kampfnamen „Abu Reyyen“ trug, verfasste er regelmäßig Einträge, die den Dschihad, den heiligen Krieg, preisen. Am 7. Januar 2011 bspw. stellte er diese Zeilen ins Netz:

und selbst wenn jemand zum Jihad ausrufen würde na und?
das ist nun mal teil dieser schönen religion.
man darf nun mal Kufar [Nichtmuslime, W.J.] bekämpfen wenn man angegriffen wird.
Abu Maleq [aka Deso Dogg] ich liebe dich für Allah!
 

Dies konnte den deutschen Sicherheitsbehörden freilich nicht verborgen geblieben sein. Seit mehreren Wochen sollen sie über Arid Uka informiert gewesen sein. Dass sich das Bundesamt für Verfassungsschutz dabei Arid Ukas, „Abu Reyyens“, Netz aus Facebook-„Freunden“ genau angesehen hatte, ist wenig spektakulär, im Grunde eine Selbstverständlichkeit. Sollte sich jedoch herausstellen, dass der Verfassungsschutz über fast jeden Schritt Ukas genauestens informiert gewesen wäre, könnten die Morde vom Frankfurter Flughafen den Ausgangspunkt für eine Geheimdienst- bis hin zur Staatsaffäre bilden.
Das Bundesamt, aber auch das hessische Landesamt für Verfassungsschutz haben Geheimdienstexperten zufolge Arid Uka engmaschig überwacht. Sein Festnetzanschluss, so heißt es aus Fraport-Kreisen, habe der Telefonüberwachung unterlegen, sein Mobiltelefon soll ständig gepeilt worden sein. Üblicherweise werden aus diesen Daten Bewegungsprofile erstellt, die permanent erneuert werden.
Nun wusste man ohnehin, wo sich Arid Uka aufhielt. Die Frage wäre nur, wenn auch nur einige dieser Informationen zuträfen, weshalb der Attentäter überhaupt im Sicherheitsbereich des Flughafens beschäftigt sein konnte. Sollten jedoch alle diese Informationen unzutreffend sein, die Verfassungsschutzämter also keinen blassen Schimmer davon gehabt haben, was für eine Dschihad-Hetze Arid Uka auf Facebook betrieben hatte, ergäbe sich daraus eine ganz andere Frage. 

Ich bin überzeugt davon, dass die Herren Schlapphüte über den 21-jährigen späteren Mörder bestens Bescheid wussten. Ich hätte nur noch ganz gern gewusst, was in dieser Sache warum so grandios schief gegangen ist. Die Schlapphüte werden es mir nicht sagen. Aber die Amerikaner möchten es auch gern wissen. Die Eltern der Ermordeten und die Kameraden, die New York Times und CNN, Pentagon und CIA sowieso. Deshalb, hochgeschätzte Schlapphüte, noch einmal die Frage: was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht, einen Typen aus diesem gefrusteten, halbstarken Mördergesindel im Airport hin- und herflitzen zu lassen?! Was habt Ihr da wieder für einen ausgeklügelten Plan gehabt?! Merkt Euch eins: diese islamistischen Killerbubis sind total kaputt und unfassbar blöd. Alles noch viel schlimmer als bei Euch. Verstanden?!!!

„Tag des Sieges“ auf dem Tahrir-Platz: es spricht der moderate islamische Rechtsgelehrte

Yusuf al-Qaradawi

Gestern, am Freitag, den 18. Februar 2011, versammelten sich abermals mehrere Hunderttausend Menschen in Kairo auf dem Platz der Befreiung, dem Tahrir-Platz. Die Ägypter feierten ihre Befreiung; sie begingen den „Tag des Sieges“ genau eine Woche nach diesem Sieg. Am Freitag, den 11. Februar 2011, hatte die Demokratiebewegung ihr vorrangiges Ziel erreicht. Husni Mubarak hatte die Segel gestrichen.

Ernüchterung sei eingetreten am „Tag des Sieges“. „Die Institutionen des alten Regimes und die Regierung fühlen sich jetzt wieder sicherer“, zitiert die FAZ einen der Organisatoren der Proteste. Die Euphorie des Sieges sei daher in den letzten Tagen verflogen. Gut also, dass der Prediger Yusuf al Qaradawidie Bewegung in seiner Freitagspredigt auf dem Platz auf(rief), nicht aufzugeben und bis zum Sieg der Revolution durchzuhalten – sie sei noch nicht zu Ende.“ Yusuf al Qaradawi konnte auf Einladung der “Jugend der Revolution” (The Revolution’s Youth), die auch zu der gestrigen Großkundgebung aufgerufen hatte, das Freitagsgebet sprechen.
Die ARD-Tagesschau berichtete darüber folgendermaßen: „Heute Mittag hatte der bei vielen Ägyptern beliebte konservative Fernsehprediger Yusuf al-Qaradawi auf dem Tahrir-Platz das Freitagsgebet gehalten. Er forderte das Militär auf, die Grenze zum Gazastreifen zu öffnen. Bald, so hofft er, werde er auf dem Tempelberg in Jerusalem predigen. Dies ist als Provokation Israels gemeint. Wegen solcher Äußerungen hat er jahrelang nicht in Ägypten predigen dürfen.“ Das war´s; mehr erfahren wir nicht über den Geistlichen.

So wird ganz beiläufig Ägyptens Demokratiebewegung denunziert: „Provokation Israels“. Wodurch denn? Die Forderung, die Blockade des Gazastreifens aufzuheben, wird doch nicht nur auf dem Tahrir-Platz erhoben, sondern auch von der gesamten westlichen Welt. Und der Gazastreifen wird nun einmal nicht nur von Israel, sondern auch – so ist die Geographie – von Ägypten abgeriegelt. Ist es da eine „Provokation“, wenn ein muslimischer Prediger fordert, dies zu beenden?
Oder dass al Qaradawi auf dem Tempelberg predigen möchte? Ja, Du lieber Himmel. Dort steht bekanntlich die al-Aqṣā-Moschee, in der (nicht nur) jeden Freitag gepredigt wird. So what? Was will uns Jörg Armbruster, der ARD-Korrespondent in Kairo, damit sagen? Oder damit, dass der Fernsehprediger Yusuf al-Qaradawi „konservativ“ sei. So etwas soll bei Klerikern vorkommen. Oder sind die US- Fernsehprediger etwa „progressiv“? – Also bitte!
Dass al-Qaradawi von der “Jugend der Revolution”, also den Facebook-Revolutionären eingeladen wurde, ließ Armbruster übrigens unerwähnt. Genau wie den Grund dafür, warum ausgerechnet dieser Prediger bei vielen Ägyptern so beliebt ist. In dieser Hinsicht wissen Spiegel-Leser mehr. Denn in der aktuellen Printausgabe des Nachrichtenmagazins findet sich ein ausführliches Porträt des ehrwürdigen Scheichs, das bislang jedoch nur in englischer Sprache online steht.

Yusuf al-Qaradawi ist ein respektierter Gelehrter, die prominente, namhafte, weltbekannte Stimme des sunnitischen Islam. Ein „globaler Mufti“ sozusagen, dessen Einfluss auf die Sunniten – übrigens auch in Deutschland – gar nicht überschätzt werden kann. Schon seit fünfzehn Jahren läuft jeden Sonntag auf al-Dschasira seine Sendung „Scharia und Leben“ mit etwa 60 (sechzig!) Millionen Zuschauern.
Auf solche Informationen wartet der deutsche Fernsehzuschauer jedoch vergebens. Wir hören, der Imam sei „konservativ“. Wir erfahren aber nicht, dass er sich „den Ruf eines Moderaten“ erworben hat. Weil auf korrektes Zitieren zur Zeit besonders viel Wert gelegt wird: Alexander Smoltczyk, Jussuf und seine Brüder, „Der Spiegel“ 7 / 2011 vom 14.2.11, S. 84 f. Qaradawi plädiert für „die Toleranz gegenüber Andersgläubigen und verurteilt die Anschläge der Qaida“.
Doch auch dies erwähnt Jörg Armbruster mit keiner Silbe. Stattdessen erweckt er in der Tagesschau den Eindruck, dass sich Israel völlig zurecht provoziert fühle. Kein Wort darüber, dass sich der Scheich „auch gegen die systematische Züchtigung von Ehefrauen (ausspricht). Dumm sei so etwas“.

Auch wir sind modern“, sagte er in einem Spiegel-Gespräch, weil „wir auch von den großen Erfindungen des Westens, von der Revolution des Informationszeitalters profitieren.“ Der Spiegel, das ist schon etwas ganz Anderes als die Tagesschau. Noch einmal ein ganzes Stück seriöser ist freilich Die Zeit. Sie stellte uns bereits 2002 den muslimischen Top-Gelehrten mit dem Aufsatz „Globalisierung auf islamisch“ auf vorbildliche, weil objektive Art und Weise vor. Nämlich so:
„Er predigt die Rückbesinnung auf den Islam: Nur so könnten die Muslime den ihnen in der Welt zustehenden Platz wiedererlangen. Die Bücher des Scheichs sind Bestseller, seine Seiten im Netz die wohl am meisten besuchten in arabischer Sprache. Der gebürtige Ägypter, der an der berühmten Azhar-Universität in Kairo studiert hat, lebt heute in Doha, der Hauptstadt Qatars. Auch in Deutschland ist der Gelehrte ein häufiger Gast bei Großveranstaltungen der Muslime. Die Themen: Fragen des Lebens, der Moral und, nicht zuletzt, der Politik. Sein Wort ist für viele Muslime Gesetz.“

Oder wir sehen nach bei Wikipedia: „al-Qaradawi kann als eine der obersten zeitgenössischen Autoritäten im sunnitischen Islam betrachtet werden und gilt in der islamischen Welt als wichtige moralische Instanz.“ Der heute 84-jährige Präsident der „Internationalen Vereinigung Muslimischer Rechtsgelehrter“ (IAMS) und des Europäischen Rats für Fatwa und Forschung ist „gegen Angriffe auf Homosexuelle“, wie er dem Londoner Labour-Linken Livingstone versichern konnte.
Für diese „geschlechtliche Abartigkeit“ (al-Qaradawi) setzt es 100 Peitschenhiebe, dekretiert der Großmufti, womit er die Scharia zweifelsfrei recht moderat auslegt, wenn man bedenkt, dass dafür andernorts die Todesstrafe fällig ist. Die Todesstrafe hält al-Qaradawi bei außerehelichem Geschlechtsverkehr für angemessen. Unattraktiv für Berlusconi, wenn außerehelicher Verkehr doch nicht besser ist, als schwul zu sein. Selbst Prostituierten ist mit läppischen 100 Peitschenhieben die Barmherzigkeit des beliebten Fernsehpredigers sicher.
Na klar, Schwule und Huren erhalten im Falle der Rückfälligkeit noch einmal eine Tracht Prügel. Aber das ist immer noch besser als die Todesstrafe. Irgendwann werden die Peitschenhiebe schon die erhoffte Wirkung erzielen, vermutlich bei den Huren früher als bei den Schwulen. Letzteren dürfte aber ein höheres Maß an Diskretion und gesellschaftlicher Anpassung durchaus helfen können. Und, wie gesagt, wenn es doch einmal sittlichen Ärger geben sollte, hat ein Scharia-Richter das gottgefällige Urteil zu sprechen – und nicht der erzürnte Pöbel.

Die ägyptische Muslimbruderschaft hatte al-Qaradawi im Jahr 2002 gebeten, sie zu führen, was er ablehnte, weil ihn diese Funktion zu stark einschränken würde. Inzwischen dürfte er auch für die Übernahme einer solch verantwortungsvollen Position zu alt geworden sein. Selbst seine Vortragsreisen nach Deutschland werden allmählich seltener. Dabei hat der Fernsehstar auch hierzulande eine Vielzahl von Fans. Wie auch immer: jetzt wird al-Qaradawi in Ägypten, seiner Heimat, gebraucht. Und als Prediger auf dem Tahrir-Platz nützt er der Bewegung gewiss genauso viel wie als als politischer Führer der Muslimbruderschaft.
Oder nützlicher. Die Muslimbruderschaft wird jetzt auch offiziell zur Partei, und Partei kommt vom lateinischen pars (Teil), ist also nur ein Teil der Bewegung. Besser ist es, sich von dem breiten Bündnis der “Jugend der Revolution” einladen zu lassen. Und da die Generation Facebook sich schwer tut mit den Auffassungen des älteren Herrn zur Sexualmoral, ein aus dem christlichen Abendland nur allzu bekanntes Phänomen, stellt al-Qaradawi dieses Trennende (vorläufig) ein wenig zurück und konzentriert sich auf das ihn mit der Jugend Einende.

„Die Revolution muss weitergehen“, sagte er gestern auf dem Tahrir-Platz. Ob mit oder gegen die ägyptischen Militärs. Der Gazastreifen muss geöffnet, der Blick nach Jerusalem gerichtet werden. Es geht schließlich um die „Befreiung Palästinas“, wie in Tunesien, so auch in Ägypten. Dies wollen nicht nur die Alten und die Frommen, sondern auch die Jungen und die Revolutionären. Sonst hätten sie diesen alten Hetzer nicht die Predigt zum „Tag des Sieges“ halten lassen.
“Die ganze Geschichte hat Gott Leute gesandt, um sie für ihre Verkommenheit zu bestrafen. Die letzte Bestrafung ist von Hitler ausgeführt worden“, predigte al-Qaradawi vor zwei Jahren auf al-Dschasira. Sie, das sind die Juden, die er zu „Feinden Gottes“ erklärt. Yusuf al Qaradawi stimmt die Muslime auf einen neuerlichen Holocaust schon einmal ein: „So Gott will, wird das nächste Mal diese Strafe Gottes durch die Hand der Gläubigen erfolgen.“
Auch Frauen und Kinder sind keineswegs von der „Strafe Gottes“ auszuschließen, so al-Qaradawi. Selbst das im Islam strenge Suizidverbot hat der islamische Rechtsgelehrte für den Kampf gegen Israel außer Kraft gesetzt. Zum Märtyrertod darf die Muslima erforderlichenfalls sogar ohne Kopftuch antreten.

Kampf der Religionen – oder doch nur ein Milieu-Problem?

Es ist ein heikles Thema, das immer wieder tabuisiert wurde. Und das aus gutem Grund. Zu schnell haben ewig Gestrige das Thema instrumentalisiert und grenzdebile Parolen geschwungen. Aus Angst vor den Rechten hat die politische Elite daher das Thema vermieden. Nun entpuppt sich diese Strategie als Bumerang: Offenbar gibt es einen Zusammenhang zwischen Religionszugehörigkeit und Gewaltbereitschaft.

Konkret lässt sich die Studie, die aus einem Forschungsprojekt des Bundesinnenministeriums und des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) hervorgegangen ist, auf einen Nenner bringen: Je größer die Bindung junger Männer an den Islam ist, desto größer ist ihre Gewaltbereitschaft. Zudem nehme mit der Religiosität auch die Akzeptanz von Machokulturen und die Nutzung gewalthaltiger Medien zu. Es ist inzwischen der zweite Bericht zu diesem Thema – und deckt sich teilweise mit der Kriminalstatistik, derzufolge die Zahl der Straftaten von Tätern mit Migranten-Hintergrund steigt.

Als Erklärungsansatz ziehen die Autoren Befunde des türkischstämmigen Religionswissenschaftlers Rauf Ceylan heran. Dieser hatte festgestellt, dass die Mehrheit der Imame in Deutschland den Rückzug in einen konservativen Islam fördert. Die meisten Geistlichen seien nur zeitweise in Deutschland, könnten kein Deutsch und deshalb keine positive Beziehung zur deutschen Kultur aufbauen. Für sie sei die Dominanz der Männer selbstverständlich. Verantwortlich für die Phänomene sei nicht der Islam selbst, meinte der zuständige Studienleiter Pfeiffer: „Das ist kein Problem des Islam, sondern der Vermittlung des Islam.“ Damit rückt er vorschnelle religiöse Urteil zurecht, die einen Kampf der Religionen sehen, anstatt tiefer zu blicken.

In dem Forschungsprojekt wurden im Zeitraum 2007/2008 bundesweit in 61 Städten und Landkreisen rund 45 000 Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse befragt. Ein Schwerpunkt war die Frage, wie sich die Zugehörigkeit zu einer Religion und die persönliche Religiosität auf die Einstellungen und Verhaltensweisen von 14- bis 16-Jährigen und insbesondere auf die Integration junger Migranten auswirken. Das Ergebnis: Während junge Christen mit steigender Religiosität weniger Gewalttaten begehen, ist bei jungen, männlichen Muslimen das Gegenteil der Fall. Junge Migranten ohne Konfession seien am besten in die deutsche Gesellschaft integriert. Sie würden zu 41,2 Prozent das Abitur ansteuern. Bei jungen Muslimen sei dies anders: Sie strebten zu 15,8 Prozent den Abiturabschluss an, hätten zu 28,2 Prozent deutsche Freunde und fühlten sich zu 21,6 Prozent als Deutsche.

Gerade im Ruhrgebiet dürfte diese Studie, auch mit Blick auf die Turbulenzen beim Moschee-Verein in Duisburg, für neue Diskussion sorgen. Die Zahlen sind, das muss ich zugeben, erschreckend. Ob sie wirklich belastbar sind, kann ich nicht beurteilen. Für mich stellt sich aber die Frage, ob es sich hier nicht eher um ein Milieu-Problem handelt – also die sozioökonomischen Faktoren eine Rolle spielen, die ferne vieler Migranten-Haushalte zum Bildungsbürgertum und die geringen Aufstiegsmöglichkeiten, die junge Muslime hier in Deutschland haben, die eben aus einem Elternhaus kommen, das auf Hartz IV angewiesen ist und ein post-modernes Männerbild besitzt.
Bin gespannt, was der Shooting-Star der CDU, Integrationsminister Armin Laschet, der garde fulimant unter die Buchautoren gegangen ist, aus dieser Studie macht. Oder ob er sich wie die letzten fünf Jahre auf verbales tabuisieren des Themas konzentriert und damit weiterhin notwendige Entscheidungen verschleppt. Die Studie zeigt, dass diese Strategie gescheitert ist.

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