
Wegweisend als Leuchtturm: Reiner Michalke, künstlerischer Leiter des Moers Festival

Wegweisend als Leuchtturm: Reiner Michalke, künstlerischer Leiter des Moers Festival
Moerser Jazzfestival: Auf dem Kulturpolitischen Forum herrschte weitgehend Einigkeit zwischen den Experten. Das Thema: Keiner redet über Jazz – liegt es an den Medien? Auf dem Podium: Ralf Dombrowski (Spiegel Online), Stefan Hentz (Die Zeit), Wolf Kampmann (Jazz thing), Wolfgang Rauscher (Jazzzeit) und Martin Woltersdorf (Kölner Stadtanzeiger). Die Ruhrbarone dokumentieren die Ergebnisse der Debatte:
Der Link zum Thema: www.radio-jazz-research.de
Ein Gast-Kommentar von Stefan Pieper
Ist der Jazz wirklich ein therapiebedürftiger Patient? An diesem sonnigen Ort beim Moers-Festival betreibt ein gewisser Prozentsatz der Festivalbesucher tatsächlich Diskurse – ständig aufs Neue angeregt durch die hier so manigfaltig offerierten Momente von ästhetischer Faszination in den vielen Konzerten und Live-Projekten. Der Jazz als solcher ist dabei zur Minderheiten-Sache geworden – vor allem in seiner historisch strengen Genre-Definition. Entspricht also der vibrierende Kosmos der Moerser Zeltstadt der heutigen kulturellen und gesellschaftichen Realität?
Wo sind die gesellschaftliche Relevanz, der Umsturzgedanke und das visionäre Potenzial geblieben – etwa wenn es norwegische Freejazz-Ensembles oder der legendäre Cecil Taylor freejazzig krachen lassen? Was in den Gründerjahrzehnten verstört, wird heute in unzähligen Nischen und zahllosen ausdifferenzierten Verästelungen gehegt und von einer spezialisierten Minderheit hoch geschätzt. Die Massenmedien stellen die Abschottung gegenüber der Masse zuverlässig sicher.
Musiksendungen, in denen einzelne Autoren bestimmte Künstler präsentierten, werden ins Nachtprogramm abgeschoben und in ihrer Zeitdauer gekürzt.Wenn die Anzeigenredaktion einer Tageszeitung eine halbseitige Anzeige beansprucht, fliegt als erstes das halbe Feuilleton raus. Und dort zuerst alles, was irgendwo zwischen den Stühlen von quotenträchtigerer Pop-Kultur und etabliertem bürgerlichem Kulturbetrieb eingezwängt liegt…
….aber der ist inzwischen wunderbar vielfältig aus den engen Genre-Gleisen ausgebrochen. Die Szene lebt! Musiker, Bands und Projekte befruchten einander, bringen ihren immer größer werdenden Output ans geneigte Hörer-Ohr, ohne noch den Mechanismen der Unterhaltungsindustrie unterworfen zu sein. Hier muss eine engagierte Medienarbeit ansetzen. Bernt Noglik, einer der berufensten Jazz-Autoren im Lande, moderiert dieses Podiumsgespräch.
Er plädiert dafür, dass sich die unterschiedlichen Medienformen zusammenschließen, um sich auf öffentliche rechtliche Kulturaufträge zu besinnen und um den interessierten Musikfans auf ihren Reisen durch den immer weiter wachsenden Dschungel an zeitgenössischen musikalischen Ideenwelten zur Seite zu stehen. Der Rundfunk als Bildungsinstanz: Das klingt – aus Sicht heutiger Sicht der medialen Wirklichkeit – so antiquiert wie etwas utopisch. Aber die Initiativen rund ums Moerser Festival zeigen Wege auf, das Besondere nicht nur ins Rampenlicht zu rücken sondern darüber hinaus auch öffentlich zu machen.
Stefan Pieper ist freier Journalist. Er schreibt
für die Recklinghäuser Zeitung und für die Jazzzeitung

Ich bin ein Antitranspirant
Vom Marketing noch unbenannt
Mein Vorschlagsname ist: No Sweat
Doch hier findet das keiner nett
Stellungnahme des bildenden Künstlers Julian (7) zum Kulturpolitischen Forum
auf dem Jazzfestival zu Moers
Die Ttukunak-Schwestern, gezeichnet von Ruhrbaron Ralf Wasselowski
Auf der großen Bühne mit und ohne John Zorn, im "Concert in the Dark", zur Untermalung
der Pressekonferenz, als Aufrufjingle zwischen den Darbietungen: Die Schwestern Sara
und Maika Gomez waren auf dem Festval Moers omnipräsent.
Und avancierten durch ihre perkussive Musik und ihre herzliche Art zum Publikumsliebling.
Zu Recht umarmten die beiden spanischen Schwestern einander nach jedem Auftritt.
Mein alter Kumpel Lomo-Lothar hat, bevor er lomografierte, Polaroid-Fotos geschossen. Das oben etwa.
Moers 2008: Wie isset?
Don’t think.
Welche militärischen Leistungen im Laufe der Weltgeschichte
bewunderst Du besonders?
Die Entwicklung der Lomo LCA durch Professor Radionov für den
russischen Geheimdienst KGB im Jahre 1938.
Dein aktueller Gemütszustand?
Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser schönen Maienzeit.
… sondern von Ruhrbaron Ralf Wasselowski:

John Zorn, Phillip Campbell (Campbell Brothers)
Der erste Tag bot neues Bemühen: Ringen um ewig Neues das ist Moers eh. Schon immer gewesen.
Und diesmal? Konzertant als Einstieg das European Jazz Orchestra. Die musikFabrik und Yannis Kyriakides kombinierten Kompositorisches und Improvisiertes zu einer spannenden Form.
Ttukunak: Zwei Mädels kloppten auf Bohlen vom Baumarkt, als Klängkörper auf Tapeziertischständer gelegt. John Zorn war auch kurz da. Die Holzhackerinnen holte er in einer Zwei-Stück-Kolloboration zu sich auf die Bühne. Damit schuf das Spontan-Trio den musikalischen Höhepunkt des ersten Tages.

… doch Gospel groovt nicht immer
Der Gospel von den Campbell Brothers konnte die Hälfte der Spielzeit begeistern. Für die andere Hälfte wäre ein fester Glaube an Gott, Gospel und Guitarren nötig gewesen.