Das Ruhrgebiet ist reich – vor allem an Volkseigenen Betrieben. Im Januar starteten das Recherchebüro Correct!v zusammen mit den Ruhrbaronen das Projekt „VEB-Atlas Ruhr“. Über Crowdfunding kam das Geld zusammen, dann wurde gearbeitet. Bis vorhin. Nun ist alles fertig – die Filzdecke ist gelüftet. Die Zusammenarbeit mit dem Team von Correct!v – vor allem mit David Schraven, Ariel Hauptmeier und Stefan Wehrmeyer – war nicht weniger als ein Genuss. Mit dem Ergebnis sind wir jetzt alle zufrieden. In den kommenden Tagen und Wochen werden ich mehrere Artikel veröffentlichen, die ohne diese Recherche nicht möglich gewesen wären.
Es gibt nun ein E-Book und eine Datenbank mit hunderten von Unternehmen und über Tausend Politikernamen, die ihr selbst durchsuchen könnt.
Ich möchte mich auch noch einmal bei allen bedanken, die das Projekt durch Spenden ermöglicht haben.
Hier geht es zum VEB-Atlas Ruhr
Ein erster neugieriger Blick in den Atlas – und gleich ein Fehler! Das spricht leider nicht für die Qualität der Arbeit – so gut ich die Idee auch finde.
Da sitzt eine gewisse "Martina Herrmann" mitten im Spinnennetz. Und sie gehört angeblich zugleich dem Rat der Stadt Duisburg und dem der Stadt Herten an. Unmöglich? Ja, ist es – und stimmt auch nicht: In Duisburg gibt es die SPD-Ratsfrau Martina Herrmann und die Hertener Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN hat zufällig den gleichen Namen…
Wer mit so brisanten Polit-Verquickungen agiert sollte zuvor ordentlich recherchieren…
Vielen Dank für die Mühe. Aufklärung ist der erste notwendige Schritt für eine mögliche Verbesserung.
@Mario Herrmann: Danke für den Hinweis. Das ist kein Problem der Recherche – da kommt die Datenbank an ihre Grenzen. Es wird nachgearbeitet.
Interessant wird es immer dann, wenn die VEBs für ihr großzügiges Sponsoring viele schöne Werbeseiten und neue Kunden bekommen, die gerne ein paar Cent mehr für die lokalen Helden zahlen.
Wie lächerlich ist doch ein 500 EUR Scheck, wenn der Chef ein Vielfaches pro Jahr verdient. Ich warte immer noch darauf, dass Journalisten bei den tollen Berichten auch auf solche Sachen hinweisen.
Aber in diesem Fall ist die Presse sich wirklich einig.
@keineEigenverantwortung: Die Gehälter der meisten VEB-Chefs sind ausrecherchiert: http://www1.wdr.de/themen/monitor/betriebe100.html
Im Zuge aller mir bekannten Privatisierungen kommunaler Einrichtungen, haben sich deren Chefs den Übergang vom Beamtendasein in die Marktwirtschaft "mit in der Marktwirtschaft üblichen Gehältern". leichter gemacht. Ratsausschuß und Rat bestätigen dann im "Nichtöffentlichen Teil" der Ratssitzung solche oft derben Gehaltserhöhungen. Wenn es jemals zu einer Ablehnung gekommen wäre, wäre das vermutlich durchgesickert. Die Erwartungen die mit diesen Privatisierungen verknüpft waren und sind, lassen dagegen ein bis zwei generationen auf sich warten. Meist geht es mi der Wirtschaftlichkeit nie aufwärts, sondern bleibt als Mißwirtschaftsdauerthema erhalten.
Und gleich noch ein Fehler:
"Sebastian Pewny ist Mitglied in der Partei SPD".
Ist der nicht bei den Grünen?
Aber die Formulierung
"Ottilie Scholz sitzt im Oberbürgermeister von Bochum"
ist schön. Könnte von Volker Steude sein. 😉
@Ben: Einmal isser verrutscht – sonst war er immer bei den Grünen 🙂 Ist in der Datenbank jetzt korrekt und wird morgen früh aktualisiert.
Es ist zum einen Schade, dass nicht zu Ende recherchiert werden konnte, weil die Liste der Personen zu lang wurde und es sich wohl als umfangreicher als gedacht entpuppte.
Mir fällt bei den Personen auf, dass nur aktive Kommunalpolitiker berücksichtigt wurden in den Verwaltungs- und Aufsichtsräten. Schade, dass es nicht dazu gereicht hat, die Geschäftsführungen zu durchleuten, wo einen dann auffällt, wieviele davon früher Fraktionsgeschäftsführer o.ä. waren …
Spannender find ich das correct!v an sich. Liest sich gut.
Ich kann mir ein klein wenig vorstellen, welch massive Datenmengen da bewältigt werden müssen. Insofern ist das ein astreines Produkt geworden, welches einiges an Mehrwert, z.B. die Datenbank für Recherchen, bietet. Klasse, Stefan, hat sich echt gelohnt!!
@Klaus Lohmann: Vielen Dank. Ein paar Patzer sind noch drin, aber die werden morgen früh korrigiert. Hab gerade noch einmal zwei Stunden dran gesessen.
Und auch noch ein Bravo von mir, Stefan.
Mich würde interessieren, wie es sein kann, dass sich der kleine Projektentwickler
Kölbl/Kruse seit den Aktivitäten im Innenhafen Duisburg inzwischen zu einem
Unternehmen entwickelt hat, auf das keine Stadt mehr verzichten kann/will.
Sogar die RAG-Immobilien (selbst Projektentwickler) scheint auf die Kompetenz
von Köbl/Kruse zu setzen.
In Dortmund BIG-Krankenkasse, Landesarchiv Duisburg und noch weitere.
Dieses Unternehmen wäre eine eigene Untersuchung wert.
@#14 W.K.: Die Kölbl&Kruse-Masche ist ziemlich einfach und sogar fast genial legal, weshalb sich die Staatsanwaltschaften die Zähne dran ausbeißen.
Zumindest in den Fällen RWE-Neubau Dortmund und Landesarchiv Duisburg sind Spenden an die lokalen Fürsten/Parteien unterhalb der Meldepflicht von 10.000 Euro aus den privaten Schatullen der Firmengründer geflossen. Legal.
Illegal wäre eine damit verbundene wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit. Aber durch die jeweilige intransparente Verwirrung der Verwaltungen um das Ausschreibungsobjekt an sich (wer bewirbt sich worauf) und um plötzliche Rückzieher der ursprünglichen Bauherren, woraufhin Kölbl&Kruse dann selbst "heimliche" Gespräche mit den kommunalen Trägern führten und Aufträge einsackten, ist eine illegal zweckgebundene Spende einfach nicht mehr stringent nachweisbar. Also auch legal.
Ob sich die verantwortlichen Bau- und Planungsdezernenten und ihre Sachbearbeiter über gewisse "Extensions" von Kölbl&Kruse für die heimischen Weinkeller gefreut haben, wird bei der verschworenen, mafiösen "Familienstruktur" mancher Ruhrstadt-Verwaltung nur schwer aufzudröseln sein.
Ist mir eine Extraspende wert. Chapeau aus OWL.
Die Suche ist nicht gerade berauschend. So findet "duisburg" nichts, aber "Duisburg" alles.
Lobenswert! Verdienstlich! Eine Leistung, die ich Correct! und Laurin gar nicht zugetraut hatte! Fehler im Detail sind unvermeidlich und kein ernsthafter Einwand. (Als dokumentarische Leistung erinnert es mich ein bisschen an Alfred Mechtersheimers "Handbuch Deutsche Wirtschaft" 2003/4-2007. Aber den Vergleich mögt Ihr vermutlich nicht so gern.)
Danke für diese schöne Recherche.
Als nächstes rege ich an, den Geburtsort der Ratsleute auszuwerten, wie er in der Liste der Wahlbewerbungen amtlich aufgeführt wird.
Es besteht Bedarf an Erkenntnissen, wer uns die VEB-Betriebe des Ruhrgebiets eingebrockt hat.
These: Das Ruhrgebiet ist international, vielfältig und multikulturell! Die Stadträte sind einheimisch, einfältig und Revier-verprollt?
Was da geschieht ist falsch – mein Bauchgefühl. In den letzten Wochen fühle ich mich als Revierbürger zunehmend wie Tsipras und auch wie eine Dulcinea, die in Griechenland oder im Ruhrgebiet lebt.
Der Artikel kann als Auftakt zum Kampf gegen die Windmühlen der Parteihochburg werden, so wie ihn Don Quijote einst antrat. Mit Don Quijote wird Tsipras verglichen in seinem Kampf gegen die Euro-Staaten und ihren Institution: Der Kampf gegen das System – anstelle eines Einsatzes für das Leben.
Verhandlungfehler bei Tsipras! Das behauptet aktuell ein Kundiger als Kommentator in Kathimerini (griechisch Καθημερινή „Die Tägliche“), einer Athener Morgenzeitung: Unterrichtsstunde über Verhandlungen für angehende Don Quijotes
http://www.ekathimerini.com/199379/opinion/ekathimerini/comment/negotiation-lessons-for-aspiring-don-quixotes (englisch)
Sein Vorschlag: Statt frontal wie Don Quijote auf die Windmühlen loszugehen, ist es besser, sich die einzelnen Flügel der Windräder vorzunehmen und das langfristig
Ein Hinweis für das Ruhrgebiet – es ist Griechenland so ähnlich.
„Greek politicians need to park their ass outside the windmill and start working from within.“ Twitter: @nkatsimpras
(dtsch: Griechische Politiker müssen ihren Arsch außerhalb der Windmühlen parken und anfangen von innen heraus zu arbeiten.) Was Community Organizing für Journalisten bedeuten könnte als Metamorphose des Reporters zum Proporter.
@20:
Wir kennen die Regeln, nach denen die Welt funktioniert.
Wir haben die Möglichkeit, unsere Heimat zu verlassen.
Kurz: Wir haben unser Schicksal selbst in der Hand, müssen dafür aber auch aktiv werden.
Wenn ich nur auf die Hilfe von Außen baue, obwohl ich selber agieren kann, bin ich abhängig.
Das Problem Griechenlands und des Ruhrgebiets ist es, dass dieses Engagement, das für die Globalisierung gebraucht wird, fehlt. In beiden Bereichen versucht die Politik, irgendwelche Transferzahlungen zu erreichen. Gleichzeitig gibt es viel Staat bzw. staatsnahe Betriebe/Organisationen, in denen gut verdient wird.
Der griechische Ministerpräsident zementiert diese Ordnung. Wenn er es gewollt hätte, wäre eine Liberalisierung bzw. eine Steuerreform, die die Reichen auch zahlen lässt, möglich gewesen.
In beiden Fällen sind die Wähler nicht willens, sich einem internationalen Wettbewerb zu stellen. Dynamische Entwicklung ist deshalb woanders.
'ersatz emotion', ich war überrascht.
Hat doch die englische Sprache das deutsche Wort Ersatz gefunden, um etwas als „nicht wirklich“ und in schlechter Qualität zu beschreiben.
http://www.oxforddictionaries.com/de/definition/englisch/ersatz
Sollte das Wort 'ersatz' heimgeholt werden ins Ruhrgebiet?
'ersatz leader' sind verantwortlich für 'ersatz life'.
(angeregt von XENIA KOUNALAKI, Revolution by proxy (dtsch etwa Revolution durch Bevollmächtigten), Kathimerini, Athener Morgenzeitung
http://www.ekathimerini.com/199295/opinion/ekathimerini/comment/revolution-by-proxy )
Danke, #21
» Wir haben unser Schicksal selbst in der Hand, müssen dafür aber auch aktiv werden.
Mit #20 wollte ich eher für einen Weg als für einem Standpunkt werben.
Sicher, in Griechenland und im Ruhrgebiet fehlt dieses Engagement. Doch warum? Ich kenne viele Bürger, die sich in den letzten Jahren engagiert haben und dann zu „sekundären“Trittbrettfahrern zweiter Ordnung wurden, weil sie plötzlich als Opfer von politischen und administrativen Vergeltungsmaßnahmen (ganz allein) dastanden.
Oder sich politisch organisieren? Um dann als Opposition in den Stadträten regelmäßig abgewatscht zu werden?
Selbst einstimmige Beschlüsse verschwinden auf Jahre in der Schublade, wenn es dem Oberbürgermeister oder Unterbezirksvorsitzenden nicht passt.
https://www.duisburg.de/ratsinformationssystem/bi/vo0050.php?__kvonr=20063920&voselect=20054581
Zum Wesen der Kooperation gehört, ständig höhere Ebenen der Organisation anzustreben (Martin A. Nowak 2006). Das war auch die Verhandlungs-Lexion für Tsipras. Laurins VEB-Atlas Ruhr kann zur Aufforderung und Ermutigung werden.
Wird er aber leider nicht sein.
http://www.ruhrbarone.de/pottemkin-ein-fass-ohne-boden-namens-ruhrgebiet/92762
Doch, in 2016 ist Ruhrbarone anders: strukturierte Kooperation. Da ist noch reichlich Luft.
z. B. kann althergebracht um Kommentare zu einem Beitrag gebeten werden. Oder es wird demnächst zusätzlich eine konkrete Frage gestellt und die Bitte um Rat geäußert.
So kann in etwa die Frage gestellt werden, ob der Wikipedia-Artkel https://de.wikipedia.org/wiki/Bernd_Wilmert ergänzungsbedürftig ist und Ruhrbarone koordiniert die Vorschläge journalistisch sauber.
Eine interessante Form von recherchenkaschierter Verdachtsberichterstattung …
Diese Empfehlung im Einzelfall folgt dem wissenschaftlichen Verständnis über Trasch (engl. gossip), Jonathan Haidt 2007.
@Steiger: Nö, das ist alles gut belegt. Aber dass es Leute wie sie stört, ist schon klar. Übrigens: Als hoher SPD-Funktionär wäre es anständig, wenn sie ihren Namen nennen würden, wenn Sie hier einen Beitrag posten.
@Stefan: Namen nennen, brrr, das würde den SPD-Bonzen doch nur wieder kreatürliche Angst (Teufel/Weihwasser) vor Transparenz und Ehrlichkeit einjagen…
… ergänzender Vorschlag zu #25: strukturierte Kooperation via Ruhrbarone
Wie lassen sich die Informationen von 'VEB-Atlas Ruhr: Die Filzdecke des Ruhrgebiets wurde ein wenig gelüftet' mit Hilfe eines „Schwarmantrages“ als Petition an den Landtag NRW richten? Die Bitte um Kenntnisnahme wäre die einfachste Version (mit dem Vorschlag, die Befangenheit des Innenministers NRW als Kommunalaufsicht zu prüfen und festzustellen).
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtregierungsorganisation#Kreislauf_eines_politischen_Prozesses
@ Tour & Tores
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ruhrbarone je zu einer NGO werden. Wozu sollte das auch gut sein.
#31 Danke, Arnold Voss
Der Link verwies auf Kreislauf_eines_politischen_Prozesses (bei NGO, aber nicht nur da). Jeder Beitrag bei Ruhrbarone kann als Agenda-Setting verstanden werden. Und während sich das Ruhrgebiet weiter im Kreise dreht, versinken wichtige Ruhrbarone-Artikel mit aller Regelmäßigkeit im Archiv und im Vergessen.
Wie gelingt es den Kreislauf_eines_politischen_Prozesses in Gang zu setzen? Gibt es interessierte Ruhrbarone-Leser, diesen Prozess in Gang zu setzen? Wenn ja, welche Strukturen nutzen sie dann, ihre gemeinsamen Interessen in die Stadträte oder das Landesparlament zu befördern?
Schriftmedien sind bisher unidirektional. Neu wären Strukturen der Reziprozität z.B. in der Förderung von Kooperation, was dann die Nachhaltigkeit eines Beitrags wie 'VEB-Atlas Ruhr: Die Filzdecke des Ruhrgebiets wurde ein wenig gelüftet' steigern würde.
Ich denke an #21 von keineEigenverantwortung: » Wenn ich nur auf die Hilfe von Außen baue, obwohl ich selber agieren kann, bin ich abhängig. «
Wir haben Bürgerrechte gegenüber der Politik. Doch wer nutzt sie? Wer damit Erfahrung hat weiß, als mutiger Einzelner kann man in Probleme geraten. Im Kollektiv vorgetragen ist das deutlich überschaubarer, besonders wenn es die Rückendeckung eines Blogs wie Ruhrbarone gäbe.
Nehmen wir den Kreislauf_eines_politischen_Prozesses. Wie können reziproke Medien jeden einzelnen Schritt unterstützen? Das geht nicht von heute auf morgen, aber es geht.
Es geht auch anders. Die wachsende Gruppe der Wahlverweigerer wendet das Prinzip Meiden an. Im Sinne von Haidt ist das sehr kostengünstig.
Die UN wird im September über Sustainable Developement Goals (SDGs) für *alle* Mitglieder beraten. Kooperation ist eins davon.
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