Wagenknecht: „Ich frag mich, wann die Klimakleber sich mal in Ramstein ankleben“

Diether "Willy" Dehm und andere "Friedensaktivisten" in Berlin; Foto: Peter Ansmann
Diether „Willy“ Dehm und andere „Friedensaktivisten“ in Berlin; Foto: Peter Ansmann

Große Überraschungen erwartete ich gestern, beim Eintreffen am Brandenburger Tor, nicht: Wenn Sahra Wagenknecht, Gabriele Krone-Schmalz und andere russlandverstehenden Apologeten der „Friedensbewegung“ auf einer „Friedensdemonstration“ auftreten, weiß man, womit man rechnen muss: 

Mit harter Kritik an der Politik des Westens, mit viel Verständnis für die Terroristen und Tyrannen dieser Welt – so lange sie irgendwie gegen den Westen agieren – und mit sehr vielen Trotteln, die häßliche Schilder, mit noch hässlicheren Aussagen, in die Höhe halten. Enttäuscht wurde ich diesbezüglich nicht. Meine Erwartungen wurden erfüllt.

25.11.2023: Friedensdemo

Im direkten Vergleich zu den letzten Demonstrationen, die ich für die Ruhrbarone besuchen durfte, war das gestrige Event eine entspannte Abwechslung: Weder islamistische Fanatiker, die ihre Hassbotschaften in arabischer Sprache verbreiten und auch keine offensichtlichen Hamas-Fans, deren einziger Lebensinhalt darin besteht, laut „Allahu Akbar oder Takbir“ zu grölen, waren vor dem Brandenburger Tor anzutreffen.

Etwas überrascht war ich bei meiner Ankunft am Pariser Platz durch die Musikauswahl der Veranstalter: 90er Dance-Floor-Hits waren aus den Lautsprechern zu hören. Was offensichtlich nicht nur mich verwirrte. Ein älteres Paar, das hinter mir stand, schmecken die lauten Beats nicht. Er zu ihr: „Diese Musik. Man hätte Wader spielen können. Oder Ernst Busch. Ernst Busch. Aber wir sind da jetzt wohl zu alt.“

Ansonsten sah man das, was man erwarten durfte: Viele Fahnen von allen möglichen linksextremen Grüppchen und Parteien, selbstgemalte Schilder. Eine ältere Dame neben mir hat Probleme ihr Was-auch-immer-Fahne permanent in die Höhe zu halten, alle paar Minuten landet der Stoff in meinem Gesicht. Vor mir stehen Demonstranten, die aus dem fernen Essen angereist sind: Mit Baskenmützen, Emblemen und Aufnähern auf denen Hammer und Sichel zu sehen sind. Ein selbstproduziertes – ziemlich hässliches – Schild, dass einer der beiden Essenern immer in die Höhe hält und während der Demo die Köpfe sämtlicher anderer Demonstrationsteilnehmer in seiner Nähe touchiert, fordert Solidarität mit den iranischen Volksmudschahedin. Eine Gruppierung, die in Opposition zu den Mullahs im Iran steht. Mit einer anderen Demonstrantin tauscht er sich während der Demo über die Lage im Nahen Osten aus: Er mag die Hamas. Was, aus ideologischen Gründen, wenig Sinn macht, wenn man eigentlich ein Gegner des iranischen Regimes ist.

Flaggen der MLPD, Die Linke, DKP und SDAJ sind zu sehen. Demonstranten mit Verdi-Westen, einige Teilnehmer haben Bluetooth-Boxen dabei: Die Warschawjanka ist zeitweise zu hören. In Steinwurfweite von mir steht Diether Dehm, ehemaliger MdB von Die Linke und eine Art sozialistischer Barde. Auf seiner Uschanka ist ein Emblem der ehemaligen Sowjetischen Armee befestigt. Die Mütze hängt etwas schief. Das ist wohl dem fortgeschrittenen Alter geschuldet.

Sahra Wagenknecht thematisierte in ihrer Rede, was bei dem Motto des Events nicht verwunderte, den aktuellen Konflikt zwischen Israel und den islamistischen Terrororganisationen. Und, was nicht verwundert, den Krieg in der Ukraine: „Wir alle waren am 7. Oktober entsetzt und schockiert über die furchtbaren Massaker der islamistischen Hamas, über die Morde an unschuldigen Zivilisten, an Frauen und an Kindern. Nichts, kein Unrecht dieser Welt, rechtfertige solche Verbrechen.“ Um einen Augenblick  später den Satz zu ergänzen und damit die Verurteilung der Hamas zu relativieren: „Wir sollten genauso schockiert sein und genauso entsetzt sein über die rücksichtslosen Bombardements im Gazastreifen.

Wagenknecht weiter:

„Die Weltlage hat sich seit Februar noch weiter verschlimmert und wir sind entsetzt, was in Gaza gerade vor den Augen der Menschen geschieht. Mit massiver ideologischer und materieller Unterstützung der Bundesregierung, die jegliches Maß an Empathie verloren hat und die Unterwürfigkeit unter eine rechte israelische Regierung auch noch mit der deutschen Schuld an den Juden in Nazi-Deutschland begründet. Wie schändlich ist das?“

„Völkermord“ wird dabei, vereinzelt, aus der Menge gerufen. Dass ein direkter Terrorangriff, der nur das Ziel hat möglichst viele Zivilisten abzuschlachten (während eines Waffenstillstandes) etwas anderes als die Reaktion auf diesen Anschlag: Kein Thema auf der „Friedensdemo“. Die Warnaufrufe an die Zivilbevölkerung in Gaza, hinter denen die islamistischen Terroristen verstecken, sind ebenfalls kein Thema. Es wird eine Blockade von Militärausrüstung, die für Israel und die Ukraine bestimmt ist, erwähnt.

In diesem Zusammenhang kam Sarah Wagenknecht auch auf die Klimakleber zu sprechen:

Alle reden über Klimaschutz, aber dass das US-Militär mehr CO2 in die Luft bläst als die gesamte deutsche Industrie und dass ein Kampfjet in einer Stunde mehr Treibstoff verbraucht als ein normaler Autofahrer in sieben Jahren: Komischerweise findet das in der Debatte nicht statt. Ich frag mich wann die Klimakleber sich mal in Ramstein ankleben. Da würden sie auch was gutes tun wenn sie das täten.

Gabriele Krone-Schmalz bemängelte, dass man zu wenig auf Moskau eingeht. Und wünscht sich mehr „Druck“ von unten: „Ich möchte mich nicht auf das Glück verlassen, dass wir im Kalten Krieg mehrfach hatten. Das Glück mit dem uns ein heißer Krieg erspart geblieben ist den Druck von unten den sollte man nicht gering schätzen.

Wagenknecht kam nicht überall gut an

Um 13:15 Uhr, eine Stunde nach dem Beginn der Veranstaltung, zog sich der Zug auf eine Demonstration in Bewegung. Die restlichen Reden habe ich mir gespart – den Marsch durch das kalt-nasse Berlin ebenfalls. Auf der Demonstration wurde die Teilnehmerzahl, 10.000 Menschen waren angemeldet, mit „über 20.000“ angegeben. Ein Polizeisprecher sprach mir gegenüber von ca. 5000 Teilnehmern. Die realistischere Zahl.

Beim Verlassen des Kundgebungsort, gerade lief irgendwas von Michael Jackson, stoße ich noch auf ein paar Versprengte der DKP und SDAJ: Der weltbekannte Ortsverein Königs-Wusterhausen der Altkommunisten ist im Gespräch mit Demonstranten. Die DKP-Kader nicht so überzeugt von der neuen Leitfigur der Querfront: “Sahra Wagenknecht ist Sozialdemokratin. Die möchte mit uns Kommunisten nix zu tun haben.

CIA, Kennedy, Tonkin, Lügen, etc.; Foto: Peter Ansmann
CIA, Kennedy, Tonkin, Lügen, etc.; Foto: Peter Ansmann

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