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Was für eine Woche! – Fußball zwischen Titeln, Toren, Regeländerungen und Ermittlungen

Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach (Mitte). Foto: Robin Patzwaldt
Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach (Mitte). Foto: Robin Patzwaldt

Was für eine Fußballwoche! Zwei komplette Bundesligaspieltage innerhalb von wenigen Tagen, natürlich mit dem von vielen herbeigesehnten Highlight Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München. Da fällt es schwer das Thema bzw. die Themen der Fußballwoche hier auch nur einzugrenzen.

Bei aller Attraktivität der auch gestern gespielten Begegnungen, möchte ich mich hier und heute nun jedoch lieber noch einmal ein paar Sätze über Geschehnisse im vermeintlichen Hintergrund des Tagesgeschehens in der Liga verlieren.

Da war nämlich auch eine bisher wenig beachtete, aber doch von vielen lange erwartete und heiß diskutierte Regeländerung mit dabei. Und dann gab es ja auch noch den am Freitag präsentierten ‚Freshfields‘-Report rund um die internen Ermittlungen beim DFB.

Mein ganz persönliches Fußballhighlight der vergangenen Woche ereignete sich allerdings erst gestern. Und nein, es war eben nicht das auch durchaus attraktive ‚Topspiel der Woche‘ zwischen den beiden aktuell besten Fußball-Mannschaften Deutschlands.

Denn nach jahrelangen Diskussionen haben die Regelhüter des International Football Association Board doch tatsächlich endlich eine längst schon überfällige Modifizierung der umstrittenen Dreifachbestrafung beschlossen.

Demnach soll nun nicht nur eine offizielle Testphase in Sachen ‚Videobeweis‘ gestartet werden, sondern auch schon ab dem kommenden Juni (und damit übrigens auch schon bei der EM in Frankreich) ein Spieler für ein Foul im Strafraum nicht mehr mit der Roten Karte bestraft werden, sofern sein Vergehen denn keine Tätlichkeit ist.

Klingt vielleicht zunächst wenig spektakulär, ist es aber durchaus!

Wie oft hat man im Laufe der letzten Jahre darüber gejammert, oder zumindest häufig diskutiert, wenn ein Spieler für ein vergleichsweise harmloses Foul gleich dreifach bestraft wurde, er nicht nur einen Elfmeter gegen sich verhängt bekam, er zudem wegen der Verhinderung einer klaren Torchance des Feldes verwiesen und dann auch noch für die kommenden Begegnungen gesperrt wurde? Damit ist es nun vorbei. Damit entspricht die Strafe in vielen Fällen, verglichen mit einem wirklich gesundheitsgefährdenden Foul, oder einer üblen Tätlichkeit, in Zukunft wohl endlich wieder deutlich eher dem tatsächlich begangenen Regelverstoß.

Fast alle Aktiven hatten sich dies in den letzten Jahren wiederholt vom Board gewünscht, waren jedoch immer wieder mit diesem Anliegen gescheitert. Nun haben ‚die alten Herren‘ offenbar endlich ein Einsehen gehabt. Das ist schön!

Stattdessen sollen die Schiedsrichter ab Sommer dann auf Strafstoß und ‚Gelbe Karte‘ entscheiden. Die Entscheidung gilt offiziell zwar auch zunächst für eine Testperiode von zwei Jahren, doch ein Zurück zur Dreifachbestrafung rückt damit wohl in weite Ferne. Zum Glück!

Und dann war da ja auch noch die seit Monaten erwartete Präsentation der Ergebnisse rund um die Ermittlungen in der sogenannten ‚Sommermärchenaffäre‘ des DFB, durch die Anwaltskanzlei ‚Freshfields‘ am Freitag in Frankfurt am Main.

Und auch wenn die privat beauftragen Ermittlungen natürlich nicht die Möglichkeiten und damit auch nicht die Qualität staatsanwaltlicher Bemühungen hatte bzw. wohl auch nicht haben konnte, waren doch auch hier schon einige weitere ‚Puzzlestücke‘ mit dabei, die uns zumindest einige neue Erkenntnisse ermöglicht haben.

Dass das strittige Geld vom DFB nun offenbar in Richtung Katar floss, das Franz Beckenbauer und sein ehemaliger Manager Robert Schwan dort tatsächlich eine wichtige Rolle einnehmen, das überraschte dann doch eher wenig.

Neue Erkenntnisse gab es nicht nur über Details zum Zahlungsverkehr, sondern auch über die Tatsache, dass EX-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach doch wohl deutlich eher über diese Unregelmäßigkeiten informiert war, als er bei dieser inzwischen ‚legendären‘ Pressekonferenz im Herbst 2015 zugeben mochte. Sein Rücktritt erscheint somit im Nachhinein auch noch einmal in einem ganz anderen Licht.

Was ist mit dem Geld in Katar passiert? Ob es dort dann nochmals weitergeleitet wurde? Warum diese Zahlung überhaupt in Gang gesetzt wurde. Diese Fragen sind allerdings auch aktuell noch unbeantwortet. Und das sind nun die wirklich entscheidenden Fragen in dieser Affäre.

Ob sie jemals beantwortet werden können? Zweifel bleiben.

Der Blick der Öffentlichkeit geht nun in Richtung Staatsanwaltschaft und FBI. Werden die Ordner die ‚Freshfields‘ nun nicht zur Verfügung standen, da sie zu Dutzenden bereits bei der Staatsanwaltschaft lagerten, diesbezüglich vielleicht entscheidend weiterhelfen können? Weitere Monate werden erstz einmal vergehen.

Vieles, auch die Tatsache, dass nur vier Tage vor der WM-Vergabe ein Vertrag mit Jack Warner (Verband CONCACAF) unterzeichnet wurde, der viele korruptionstypischen Elemente enthielt, und der wohl zumindest teilweise dann auch so umgesetzt wurde, deutet aktuell auf eine zumindest nicht unwahrscheinliche Manipulation bzw. zumindest einen solchen Versuch durch den DFB bzw. seine Repräsentanten hin.

Dieser Verdacht hat sich seit Freitag wohl auch eher weiter verstärkt als relativiert, wenn ‚Freshfields‘ sich da auch nicht wirklich klar äußern mochte.

Wer zwischen den Zeilen lesen mochte, der konnte das am Freitag allerdings tun. Und dann zeichnet sich ein immer dunkler werdendes Bild ab. Nicht umsonst sprach DFB-Interims-Präsident Dr. Rainer Koch am Freitag dann auch von einem ‚Totalversagen‘ der Kontrollgremien im DFB, werden aktuell Änderungen in Struktur- und Organisation eines der größten Sportfachverbände der Welt angekündigt. Das allerdings auch nicht zum ersten Mal. Man wundert sich eigentlich eher, warum das nicht längst schon geschehen ist, warum ein so großer und wichtiger Verband noch mit Strukturen arbeitet, wie sie seit Jahrzehnten bereits als überholt angesehen können.

Spannend auch: Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA hat offenbar auch mit der Prüfung des Freshfields-Berichts zu möglichen Vergehen vor der WM 2006 in Deutschland begonnen.

Und wie die Deutsche Presse-Agentur nach eigener Aussage offenbar erfuhr, steht dort nicht nur Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach als aktuelles Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees im Mittelpunkt des Interesses. Auch das Verhalten anderer Akteure im Sommermärchen-Skandal müsse kritisch bewertet werden, wird diesbezüglich aus gut unterrichteten Kreisen berichtet. Na, dann….

Das Bild von den Geschehnissen hat sich seit Freitag also zweifelsfrei etwas weiter aufgehellt. Wirklich klar ersichtlich ist es aber noch immer nicht.

Ob sich der nach eigener Aussage immerhin siebenstellige Honorarbetrag den der DFB an die Anwälte von ‚Freshfields‘ für die bisherigen Ermittlungen nun zahlen darf also am Ende auch wirklich gelohnt hat, das liegt wohl auch im Auge des jeweiligen Betrachters…

Fest steht bisher nur: Es bleibt auch weiterhin spannend!

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

Was da FIFA-, UEFA- oder DFB-intern noch weiter "untersucht" werden soll, ist angesichts dieser korrupten Meute alter, seniler Männer, die sich wie kleine Kinder gegen die Realität und die Fakten stemmen, um ihre Pfründe zu sichern, völlig irrelevant. Jetzt müssen deutsche u. schweizerische Staatsanwälte und US-Ermittler mal mit Handschellen wedeln und den Saustall ausmisten, damit das verstaubte Funktionärswesen im Profifußball überhaupt noch eine Überlebenschance hat und dieses verlogene "Kameradensystem" nicht auch noch den Amateurbereich gründlich verschandelt.

Davbub
Davbub
8 Jahre zuvor

@#1: Zu spät.

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