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Marc Behrenbeck: „Ich glaube, wir haben das Ende der Krise noch lange nicht erreicht.“

Foto(s): Marc Behrenbeck/Sky
Foto(s): Marc Behrenbeck/Sky

Sportpolitische Fragen sind hierzulande in den letzten Monaten so intensiv beachtet und diskutiert worden, wie wohl nur ganz selten zuvor. Die Krisen rund um FIFA, UEFA und DFB halten die Sportfans im ganzen Lande seit Monaten in Atem, ohne das ein Ende derzeit wirklich abzusehen wäre. Themen, welche vielen Fans wohl grundsätzlich eher etwas suspekt erschienen, die man vielfach zuvor wohl auch nur irgendwie ganz am Rande mitverfolgt hat, wurden plötzlich auch in der medialen Beachtung ganz weit nach vorne gespült.

Journalisten die sich auf diesen sonst eher etwas im Schatten einer großen Öffentlichkeit stehenden Themenbereichen wirklich fundiert und sehr gut auskennen, die zu den wahren Insidern zu zählen sind, gibt es nicht allzu viele. Einer von Ihnen ist unzweifelhaft der 33-jährige, gebürtige Frankfurter, Marc Behrenbeck.

Der aufstrebende Fernsehmoderator und Medienunternehmer dürfte vielen Sportfreunden besonders durch seine aktuelle Tätigkeit für den Sender ‚Sky Sport News HD‘ bekannt sein, wo er regelmäßig zu sehen ist, wenn es um Nachrichten und fundierte Einschätzungen im Bereich Sportpolitik geht.
Aber Behrenbeck berichtet darüber hinaus natürlich auch aktuell aus den Stadien der Republik für den Sender, führt Interviews mit Spielern und Trainern, steht regelmäßig mit aktuellen Infos bereit, wenn irgendwo wichtige Entwicklungen aus dem Bereich Sport rasch ‚unter das Volk‘ gebracht werden sollen.
Der gebürtige Frankfurter ist studierter Journalist, hat u.a. im Jahre 2006 ein Fachbuch zum Thema „Best Ager in den Medien“ herausgebracht, und ist inzwischen seit 2011 eben auch regelmäßig für ‚Sky‘ im Einsatz.
Den Ruhrbaronen stand der aktuell besonders vielbeschäftigte Fernsehjournalist, in diesen auch für ihn persönlich bewegten Zeiten, nun Rede und Antwort, schilderte uns seinen Berufsalltag, beantwortete einige Fragen zu seinen ganz persönlichen Einschätzungen rund um die aktuelle Lage bei den Sportverbänden FIFA, UEFA und DFB, ließ uns aber auch wissen für welchen Fußball-Club und für welche sonstigen Sportarten sein Herz ganz besonders schlägt.

 
Ruhrbarone: Hallo Marc! Schön, dass Du Dir die Zeit nimmst uns ein paar Fragen zu beantworten! Wer sich zuletzt mit den Themen FIFA, UEFA und DFB beschäftigt hat, der sah Dich bei Sky bzw. SSNHD ja ständig im Einsatz. Und offenbar bist Du bei den Fußballorganisationen ganz nah dran. Mal ganz offen gefragt: Wie kommt man denn als Sportjournalist ‚ausgerechnet‘ zu diesem ungewöhnlichen Themenschwerpunkt?

SSN und Führungskräfte Fotoshooting am 25.03.2015 Marc Behrenbeck
Marc Behrenbeck

Behrenbeck: Ich verfolge die Sportpolitik schon seit Jahren. Ob DFB, UEFA oder FIFA. Natürlich schlägt mein Herz als Sportreporter für den rollenden Ball, und im Stadion zu sein ist etwas ganz besonderes. Genauso wie Interviews zu führen mit Spielern und Trainern. Aber der Fußball ist eben auch Politik und Wirtschaft und Business und dieses über den Tellerrand schauen interessiert mich. Es ist anspruchsvoll und journalistisch nicht immer ganz einfach. Man kommt oft mit rhetorisch bewanderten und intelligenten Funktionären zusammen, die man dann geschickt kritisch hinterfragen muss, bei denen man Gegenargumente und Fakten parat haben muss. Man braucht viel Fachwissen, außerdem eine Grundbildung in juristischen und betriebswirtschaftlichen Fragen. Auch sollte man sich im Verbandswesen oder dem Regel- und Schiri-Wesen auskennen. Dies finde ich spannend und deshalb beschäftige ich mich eben nicht nur mit dem Ball, sondern auch mit Zahlen, Politik, Verträgen, Verhandlungen, Recht und Sportwirtschaft. In meiner Brust schlägt das Herz des Sportreporters, aber ebenso das der Sportpolitik. Ich tue dies schon seit Jahren, auch vor meiner Zeit bei Sky. Dass dieses Thema jetzt so wichtig wird war nicht abzusehen, allerdings profitiere ich jetzt natürlich von jahrelanger intensiver Recherche- und Netzwerkarbeit.

Ruhrbarone: Kannst Du für unsere Leser bitte einmal kurz schildern, wie Dein Alltag als Journalist in diesem Bereich aussieht? Stehst Du quasi ständig ‚auf Abruf‘ bereit, oder wie hat man sich das vorzustellen? Und womit beschäftigst Du dich an den Tagen, wenn es in Sachen der Sportverbände scheinbar medial mal über ein paar Wochen etwas ruhiger zugeht? Ich habe gelesen, dass du auch schon ein erfolgreicher Unternehmer bist bzw. warst…

Behrenbeck: Reporter bei Sky Sport News HD zu sein ist ein Traumjob. Wir sind immer vor Ort, gut informiert, nah dran an den Vereinen, aber das heißt auch es gibt keine geregelten Arbeitszeiten. Wenn ein Trainer entlassen wird, oder wenn es Neuigkeiten im DFB-Skandal gibt muss ich parat stehen und dann auf den Punkt informiert sein und dem Zuschauer die Neuigkeiten präsentieren und einordnen. Das ist die Herausforderung. Und auch an ruhigeren Tage, die es selten gibt, ist recherchieren, netzwerken und telefonieren angesagt. Natürlich braucht man auch mal Tage, um den Kopf freizubekommen, allerdings ist mein Job definitiv kein normaler Job. Und um gut und erfolgreich zu arbeiten muss man oft an Grenze gehen. Ich bin aber jemand der sehr gerne arbeitet und sich jeden Tag weiterentwickeln möchte und neues lernen möchte. Mein Engagement als Unternehmer, das du angesprochen hast, ist dabei auch oft ein zusätzliches Tool um besser zu werden und dazuzulernen. Mich interessieren auch die Themenfelder Marketing, Vermarktung und PR. Deshalb bin ich als Gesellschafter auch in zwei Firmen involviert, allerdings ist mein Alltag und Hauptjob Sportreporter zu sein bei Sky Sport News HD.

Ruhrbarone: Mal allgemein gefragt, wie prekär würdest Du die Situationen bei FIFA, UEFA und DFB aktuell einordnen? Die letzten Monate waren ja wirklich spektakulär. Bei der FIFA wird ja nun ein Blatter-Nachfolger für Ende Februar gesucht. Wer wird es Deiner Meinung nach letztendlich werden? Auch bei UEFA und DFB hat man aktuell ja ein ‚Führungsproblem‘…

Behrenbeck: Die Ausmaße gleichen einem Tsunami, der über den Sport hinwegfegt. Solch eine Krise gab es noch nie und wird es hoffentlich auch nicht mehr geben in solchen Ausmaß. Ich glaube, wir haben das Ende der Krise noch lange nicht erreicht. Ich glaub auch, dass noch sehr viel mehr Dunkles rund um Korruption, Geldwäsche, Gemauschel etc. herauskommt am Ende. Die FIFA-Krise ist die deutlichste, allerdings merkt man dort bisher auch die meiste Veränderung. Die Strukturen werden einmal auf links gedreht. Ich denke dass das System Blatter am Ende ist und nun eine neue Zeitrechnung eingeläutet wird. Die Frage ist, sind die neuen handelnden Personen anders? Sind sie besser? Finden sie vielleicht andere Wege das System zu unterwandern? Dies wird zwar immer schwieriger, allerdings ist die FIFA noch lange nicht dort, wo sie hin sollte. Wenn bspw. Scheich Salman aus Bahrein neuer FIFA Boss wird, was ich derzeit für am wahrscheinlichsten halte, darf es schon berechtigte Zweifel geben, ob er die FIFA in allen Belangen zu einer perfekten, demokratischen und transparenten Organisation führt. Aber auch er hat eine Chance verdient. Man sollte erst urteilen, wenn er im Amt ist und handeln kann. Für den DFB ist die Zukunft ungewiss. Mit Wolfgang Niersbach ist ein Mann ausgeschieden, der beim DFB für interne Ruhe und Teamgeist gesorgt hat, auch wenn sein Rücktritt bei der Faktenlage unausweichlich war. Wenn Herr Grindel den DFB übernimmt, wovon ich ausgehe, bleibt abzuwarten, ob er schafft das identische Klima zu erzeugen. Ich wünsche es mir auf jeden Fall.

Ruhrbarone: Bisher konnte der DFB die ursprünglich vom Spiegel entdeckte Zahlung von rund 6,7 Mio. Euro ja noch immer nicht wirklich schlüssig und vollständig erklären. Die Kanzlei ‚Freshfields‘ ermittelt ja aktuell noch immer. Wie ordnest Du das Ganze Geschehen seit der ersten Meldung eigentlich ganz persönlich ein? Rechnest Du noch mit einer glaubhaften Erklärung?

Behrenbeck: Ich glaube, dass die schlüssige Erklärung deshalb noch nicht bekannt ist, weil es sie nicht gibt. Alle Fakten und auch Infos die mir derzeit bekannt sind sprechen dafür, dass es ein geplantes krummes Geschäft war. Allerdings glaube ich auch dass die 6,7 Millionen am Ende des Tages nicht alles ist, was Fragen aufwirft. Unser Job als Journalisten ist es nun weiter zu graben, die richtigen Fragen zu stellen, Aufklärung und Transparenz zu fordern, aber auch fair, respektvoll und faktenlastig mit den Protagonisten umzugehen. Ich bin ebenfalls auf den Bericht der Kanzlei Freshfields gespannt. Für das Renommee der Kanzlei steht auch viel auf dem Spiel. Sie müssen schonungslose und bedingungslose Erklärungen liefern. Alles andere wäre für den Fußball in Deutschland ein Desaster.

Ruhrbarone: Kann man, wenn man aktuell so viel mit den negativen Auswüchsen des Fußballs zu tun hat wie Du aktuell, eigentlich selber noch Spaß an einem normalen Bundesligaspieltag, oder einer Europa-. bzw. Weltmeisterschaft haben, oder kannst Du das völlig voneinander trennen? Hat die aktuelle Lage in der Sportpolitik Deinen Spaß, die Freude am Fußball vielleicht irgendwie reduziert?

Behrenbeck: Nein, überhaupt nicht. Ich liebe dieses Spiel. Aber ebenso liebe ich es Reporter zu sein und als Journalist Geschichten zu liefern, die gut recherchiert sind und die ausgewogen berichtet werden. Ich kann das ganz klar trennen. Genauso wie ich eine Sympathie von einem Funktionär trennen kann von den Fakten und der kritischen Berichterstattung. Bestes Beispiel ist Wolfgang Niersbach. Ich finde persönlich, dass er ein sehr sympathischer und interessanter Mann ist. Aber dennoch muss und werde ich ihm die Fragen stellen, die gestellt werden müssen. So wie in dem Interview direkt nach seinem Rücktritt. Mit Nachdruck und kritisch. Wichtig ist aber immer, dass dies respektvoll und ausgewogen passiert. Menschlichkeit ist eine wichtige Tugend, die dort nie zu kurz kommen darf. Man darf sich als Sportjournalist genauso wie als Politikjournalist nie einer Tendenz verschreiben. Unabhängigkeit und Ausgewogenheit sind extrem hohe Güter und ob mir es gelingt diese einzuhalten, frage ich mich ebenso nach jeder Berichterstattung rund um die Skandale. Es ist nicht immer einfach dies zu 100 Prozent zu erfüllen, aber dies muss der Anspruch sein eines jeden Kollegen in der Sportpolitik.

Ruhrbarone: Bei Sky berichtest Du auch u.a. über die Bundesliga. Bist Du als gebürtiger Frankfurter mit diesem der Eintracht besonders verbunden? Oder anders gefragt: Welche Bundesligamannschaft liegt Dir vielleicht besonders am Herzen? Welche anderen Sportarten verfolgst Du ggf. noch mit großem Interesse? Sei es beruflich, oder auch privat…

Behrenbeck: Ich muss immer neutral sein, das ist klar. Aber jeder Reporter hat seinen speziellen Club. Bei mir ist das die Eintracht, klar. Ich bin in Frankfurt geboren und aufgewachsen und war dort selbst aktiv. Mein Papa hat mich als kleiner Steppke mit ins Waldstadion genommen und auch heute ist es für mich noch etwas Besonderes in Frankfurt im Stadion zu sein. Das ist in einem Drinnen, das bekommt man nicht raus, auch wenn ich dies immer trennen muss von meiner Aufgabe als Sportjournalist. Bei anderen Sportarten bin ich neben dem Fußball eher breit gefächert. Ich liebe US-Sport und die Formel 1, aber ich schaue mir auch Handball, Eishockey oder natürlich Wintersport und die olympischen Spiele an. Nur eine Sportart geht nicht an mich, das Boxen. Man muss auch wissen, wenn man von etwas keine Ahnung hat 😉

Ruhrbarone: Zuletzt gesehen habe ich Dich bei SSNHD regelmäßig u.a. in Frankfurt, Stuttgart und Hoffenheim bzw. Sinsheim. An diesen Clubs scheinst Du ja besonders nahe dran zu sein. Alle drei stehen aktuell relativ weit unten in der Tabelle. Wie siehst Du die aktuellen Situationen dort?

Behrenbeck: Ja, das stimmt, irgendwie besteht der Südwesten regelmäßig aus Krisenherden. Gerade dass viele Traditionsvereine kränkeln finde ich schade und traurig. Ich glaube aber, dass der VfB und die Eintracht noch die Kurve kriegen. Ich finde im Übrigen auch das Projekt Hoffenheim spannend. Bei aller berechtigten Kritik, mein Job ist es auch alle Seiten der TSG zu beleuchten. Und da gehören auch eine Menge positive Dinge dazu, neben den bekannten Kritikpunkten der Kommerzialisierung des Fußballs. Allerdings glaube ich dass Darmstadt absteigen wird. Ehrlich gesagt tut es mir in der Seele weh, denn was dort passiert ist sensationell. Größten Respekt. Aber am Ende fehlt glaube ich die Qualität, auch wenn ich es den Lilien wünschen würde drinnen zu bleiben. Sie bereichern die Liga.

Ruhrbarone: Kommen wir am Ende auch noch einmal ganz kurz auf das Fußballmuseum in Dortmund zu sprechen, wo ich Dich bei dessen Vorstellung für die Medien im Spätherbst auch kurz gesehen habe. Wie hat es Dir damals gefallen? Lohnt sich Deiner Meinung nach ein Besuch der dortigen Ausstellung?

Behrenbeck: Ich glaube für jeden Fußball-Fan ist das DFB Museum ein Besuch wert. Es ist Tradition gepaart mit Interaktivität. Sehr gelungen. Es wurde kritisch über die Eintrittspreise berichtet, das sollte man anführen. Jeder sollte allerdings selbst entscheiden, ob es ihm das wert ist. Mir persönlich wäre es das. Ich war sehr positiv überrascht und ich habe schon einige Museen, Ausstellungen und Events erlebt.

Ruhrbarone: Vielen Dank, Marc! Wir wünschen Dir für die Zukunft weiterhin viel Erfolg und Spaß bei der Arbeit!

 

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[…] Fest steht bisher nur: Es bleibt auch weiterhin spannend! […]

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[…] Kristina Inhof, Gregor Teicher, Pit Gottschalk, Gregor Schnittker, Nicole Werner, Birgit Nössing, Marc Behrenbeck und Britta Hofmann, aber auch mehr oder oder weniger glücklich agierende Lokalpolitiker, […]

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