Watzkes Fehlstart: Wenn Selbstsicherheit zur Stolperfalle wird

Hans-Joachim Watzke. Archiv-Foto: BVB

Aki Watzke hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt – das ist die bittere Erkenntnis nach seiner Wahl zum neuen Präsidenten von Borussia Dortmund am Sonntag. Natürlich: Er wurde gewählt. Doch entscheidend ist nicht das Ob, sondern das Wie. Nur 59 Prozent der abstimmenden BVB-Mitglieder gaben ihm am Sonntag ihre Stimme. Ein Wert, der für einen Kandidaten ohne offiziellen Gegenkandidaten kaum anders als eine schallende Ohrfeige zu deuten ist.

Wer als alleiniger Bewerber nicht einmal Zwei-Drittel-Zustimmung erhält, bekommt nicht das Vertrauen – er bekommt einen Warnschuss. Und zwar einen sehr lauten.

Verdienste ja, aber die Zeit bleibt nicht stehen

Watzke kann auf eine beeindruckende Bilanz verweisen. Er hat den Klub Mitte der 2000er aus existenzieller Not geführt, den BVB wirtschaftlich stabilisiert, Titel gefeiert und den Verein in der Bundesliga wieder zu einer Größe gemacht. Doch Verdienste von gestern garantieren keine Zustimmung von heute. Vielmehr haben viele Mitglieder das Gefühl, dass sich der 66-Jährige zu lange auf seinen Erfolgen ausgeruht hat. Während sich der Fußball weiterprofessionalisiert, die Fans neue Formen der Mitgestaltung einfordern und die Vereinswelt offener und transparenter wird, wirkte Watzke zuletzt häufig wie ein Mann, der den Wandel eher verwaltet als gestaltet.

Hinzu kommen die Spannungen mit Teilen der Fanszene, die Unzufriedenheit über Personalentscheidungen in den vergangenen Jahren und der Vorwurf, der BVB habe unter seiner Führung den Anschluss an moderne Strukturen teilweise verpasst. All das hat die Grundlage seines einst so stabilen Vertrauens erodieren lassen – leise, aber stetig.

Ein angeschlagener Präsident zu Amtsbeginn

Der Wahlausgang zeigt deutlich: Ein nicht unerheblicher Teil der Mitglieder hätte sich einen klaren Neuanfang gewünscht. Eine neue Führungsgestalt, die für frische Ideen steht, für Transparenz, für mehr Nähe zur Basis. Dass es keinen offiziellen Herausforderer brauchte, um Watzkes Rückhalt so sichtbar zu schwächen, macht das Ergebnis noch brisanter.

Mit dem Start in sein neues Amt trägt Watzke nun eine Hypothek. Er beginnt nicht als Hoffnungsträger, sondern als Präsident unter Beobachtung. Er muss Antworten liefern: Wie will er den Verein modernisieren? Wie will er verlorenes Vertrauen zurückgewinnen? Und wie will er gewährleisten, dass der BVB künftig wieder geschlossener nach außen auftritt? Jetzt entscheidet sich, ob der 66-Jährige den Mut hat, den Verein wirklich umzudenken – oder ob die Skepsis der Mitglieder sich schon bald als berechtigt herausstellt.

Die Botschaft der Basis ist klar: Weiter so reicht nicht mehr!

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