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Verfluchte Farce: Zur Morddrohung gegen Hamed Abdel-Samad

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Foto: privat

Dies ist der Gipfel des Monströsen und Lächerlichen, Gott als einen kleinlichen, unsinnigen und barbarischen Despoten zu verkünden, der einigen seiner Favoriten heimlich ein unverständliches Gesetz mitteilt und die übrigen des Volkes umbringt, weil sie dieses Gesetz nicht gekannt haben.
(Voltaire, franz. Schriftsteller u. Philosoph, 1694-1778)

Als ich Hamed Abdel-Samad zu Veranstaltungen des Literaturbüros Ruhr 2010 und dann erneut 2012 einlud, begegnete mir mit diesem Gast einer, den man früher wohl einen feinen, stillen Mann genannt hätte.  Eingeladen hatte ich ihn im Herbst 2010 auf ein Podium zum Thema „Abschiede von Himmeln und Höllen – eine humanistische Freiheitsübung“. Hamed Abdel-Samad hielt sich bei diesem Abend zum Thema ‚Religionenkritik‘ im Schloss Oberhausen meist im Hintergrund, wenn er aber befragt wurde, antwortete er druckreif, dialektisch und besonnen.

Sein Abschied vom Himmel
Es war sein damals neuestes Buch „Mein Abschied vom Himmel“, das auch zum Titel des Abends inspirierte. Schließlich gibt es viele Arten, Himmeln und Höllen den Abschied zu geben. Der damalige Abend thematisierte dazu völlig unterschiedliche Lebenserfahrungen und Wege, z. B. aus christlicher oder eben aus Abdel-Samads islamisch geprägter Sicht, thematisierte die neuen Positionen, die sich daraus ergaben. Einer wird Humanist/„Atheist“, ein anderer Agnostiker oder aufgeklärter Moslem bzw. Christ oder Jude, der sich von bestimmten Gottesbildern, patriarchalen Traditionen und dem Diktat Heiliger Schriften verabschiedet. Auch Abdel-Samad plädierte dafür, dass man getrost darüber nachdenken dürfe, wie praktische Ethik gelebt werden kann, auch wenn man sich von religiösen Vorstellungen löst und doch weit davon entfernt ist, sich den modischen Vorwürfen von „Aufklärungsfundamentalismus“ oder „Islamophobie“ auszusetzen.

Solche humanistischen Freiheitsübungen schaffen einen Grund für und zur Freiheit, vielleicht auch einen Abgrund an Freiheit im Sinne Camus‘, der nach bewusster Sinngebung verlangt. Humanismus als Praxis eröffnet Spiel- und Denkräume für die Befreiung von überholten Denkmustern, von oft menschenfeindlichen Phantasien. Was aufscheint, ist aber auch: großer Reichtum an Gefühlen, Erfahrungen und Einsichten, an Selbstkultivierung und Selbstverantwortung, an Verantwortung für andere und mit anderen.

Vom Glauben zum Wissen
Hamed Abdel-Samad wurde 1972 als Sohn eines Imams in Gizeh/Ägypten geboren. Er studierte Englisch und Französisch in Kairo, Politikwissenschaften in Augsburg und Japanisch an der Universität Kwansei Gakuin in Japan. Er war für die Unesco in Genf tätig und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Islamwissenschaft an der Universität Erfurt. Seit 2008 forschte und lehrte er am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München. Für kontroverse Diskussionen sorgte dann sein 2009 erschienenes Buch „Mein Abschied vom Himmel. Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland“, in dem er die drei großen Tabus der islamischen Welt aufbricht: Religion, Sexualität und Politik.
Weitere, vor allem auch das muslimische Publikum polarisierende Bücher folgten. 2010 erschien „Der Untergang der islamischen Welt. Eine Prognose“, das zu zeigen versuchte, wie islamische Orthodoxie und Machtbesessenheit religiöser/weltlicher Führer den Islam von innen zerstören. Diesem Buch stellte Abdel-Samad das Motto voran: „Für meinen Vater, der mir als Kind den gesamten Koran beibrachte. Als Erwachsener sagte ich zu ihm: ‚Ich bin vom Glauben zum Wissen konvertiert.‘“

…derzeit nicht verfügbar
2011 folgte dann „Krieg oder Frieden. Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens“, in dem Abdel-Samad auch auf die Verantwortung des Westens für die Weiterentwicklung arabischer Revolten zu Bürger-Demokratien abseits asozialer Marktwirtschaft oder islamistischer Gottesstaaten aufmerksam machte. Einem breiteren Publikum wurde er zuletzt als Sidekick Henryk M. Broders in dessen TV-Deutschland- und Europareisen unter dem Titel „Entweder Broder“ bekannt. Kurz vor seiner Abreise nach Kairo, wo sich Abdel-Samad noch aufhalten soll, nahm er als Referent an der Kritischen Islamkonferenz teil.
Jetzt aber musste Hamed Abdel-Samad untertauchen, weil er – so heißt es – mit einer Fatwa belegt wurde. Abdel-Samad hatte – laut Medienberichten – kurz zuvor in Kairo auf Einladung des Vereins „Die Säkularen“ einen Vortrag zum „religiösen Faschismus“ gehalten und darauf hingewiesen, dass im Islam (wie bei allen anderen Religionen) die Tendenz zum Fundamentalismus und Fanatismus bereits in der Entstehung der Religion selbst angelegt sei.
Assem Abdel-Maged, einer der Führer der militant-islamistischen Bewegung „Dschamaa Islamiya“ hatte daraufhin im salafistischen Fernsehsender „Al-Hafez“ zur Ermordung Abdel-Samads aufgerufen. Immerhin hat Facebook zumindest eine Seite, die den Mordaufruf zustimmend verbreitete, die ‚Masrawy-Page‚ der Muslimbrüder gesperrt: „Dieser Inhalt ist derzeit nicht verfügbar“.

„Er ist zu töten.“
Dennoch: Der Aufruf zur Ermordung Hamed Abdel-Samads erreicht überall auf der Welt auch radikal-islamistische Kämpfer, die ihn umzusetzen fähig und willens sein dürften.
Im Wortlaut forderte Assem Abdel-Maged (laut tagesschau.de): „Abdel-Samad hat den Islam ausdrücklich verletzt. Für ihn ist der Islam eine schlechte und scheiternde Religion. (…) Er ist nicht unwissend, er leugnet. Er hat sich entschieden aus dem Islam auszutreten. Das Urteil lautet: Er ist zu töten.“
Ob ein solcher Mordaufruf allerdings tatsächlich als „Fatwa“ bezeichnet werden darf oder eine Fatwa bloß imitiert, um sich die autoritäre Aura des Religiösen zusätzlich zu leihen, sollte noch geprüft werden.
So oder so: Ob nun politische Hetzkampagne oder religiös inszenierte Fatwa oder beides – was eine Morddrohung für das Leben eines aufgeklärten Menschen, eines Schriftstellers bedeutet, hat brillant Salman Rushdie beschrieben in seiner Autobiographie „Joseph Anton“ (C. Bertelsmann Verlag, München 2012, S. 13):
Fatwa.
‚Ich informiere das stolze muslimische Volk der Welt, dass der Autor des Buches Die satanischen Verse, welches sich gegen den Islam, den Propheten und den Koran richtet, sowie alle, die zu seiner Publikation beigetragen haben, zum Tode verurteilt sind. Ich bitte sämtliche Muslime, die Betroffenen hinzurichten, wo immer sie auch sein mögen.‘
Während er zum Interview ins Studio geführt wurde, drückte ihm irgendwer den Text in die Hand. Wieder wollte sein altes Ich korrigieren, diesmal das Wort ‚verurteilt‘. Bei der Fatwa handelte es sich um kein Urteil von einem Gericht, das er anerkannte oder das Gerichtsbarkeit über ihn besaß. Sie war das Edikt eines grausamen alten, im Sterben liegenden Mannes. (…)
Er war der Mensch im Auge des Sturms, nicht mehr der Salman, den seine Freunde kannten, sondern Rushdie, Autor der satanischen Verse – dieses Buches mit dem auf subtile Weise durch das Fortlassen des Artikels Die entstellten Titels. Die satanischen Verse war ein Roman. Satanische Verse waren Verse, die satanisch waren, und er war ihr satanischer Verfasser, ‚Satan Rushdy‘, eine gehörnte Kreatur auf Plakaten, die von Demonstranten durch die Straßen ferner Städte getragen wurden (…).
Hängt Satan Rushdy. Wie leicht es doch war, eines Menschen Vergangenheit auszulöschen und eine neue Version von ihm zu schaffen, eine überwältigende Version, gegen die anzukämpfen unmöglich erschien.“

Die Fatwa gegen Rushdie wurde 1989 ausgesprochen, die Morddrohungen gegen Abdel-Samad 2013. 24 Jahre liegen dazwischen. Ob dieses Mal die islamische Welt selbst die Kraft aufbringt, dem Spuk ein Ende zu bereiten?
Bleibt zu hoffen, dass Lichtenberg Recht behält, der einmal geschrieben hat:
„Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.“
(Georg Christoph Lichtenberg, dt. Schriftsteller u. Physiker, 1742-1799)

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Arnold Voss
Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Nein wird sie nicht. Oder hast du Irgendetwas von einer islamischen Demonstration gegen den bestialischen Mord im Namen Allahs, auf offener Straße in London, gelesen?

P.S.: Meines Wissens ist die Fatwah gegen Ruhsdie bis heute nicht aufgehoben und die Salafisten haben Zulauf wie nie zuvor.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Gerd,Arnold:

Und jetzt? Durch uns, durch mich?

„Ist’s schon Irrsinn, hat es doch Methode“.

Ich bin mir ziemlich sicher,daß im Kleinen und im Großen, in vielen tragischen Einzelfällen und im gesellschaftlich-staatlichen Bereich Extremes gegen Andere und gegen Anderes seitens radikaler, fanatischer Islamisten zunehmen wird.

Ich kenne Hamel Abdel-Samad nur aus der Fernsehreihe mit Broder;fand ihn bescheiden, intelligient,sympathisch.

Hans-Detlev v. Kirchbach
Hans-Detlev v. Kirchbach
10 Jahre zuvor

Vor gut zwei Jahren haben mein WDR-Kollege Ali Safaei Rad und ich Hamed Abdel Samad u.a. für die WDR-5-Kultursendereihe Resonanzen interviewt; das Interview dauerte eine Stunde. Daraus durften wir dann immerhin eine fünfminütige Rezension seines Buches „Der Untergang der islamischen Welt“ zusammenbasteln, was heutigentags vor dem Hintergrund der im Medienbereich gelegentlich reflexhaft wirksamen politisch korrekten Angstneurosen schon registriert zu werden verdient (und auch noch vor der „Deutschlandreise“ gesendet wurde). Es ist wahr: Hamed Abdel Samad ist ein „stiller, feiner Mensch“, dem man gerne zuhört, mit dem zu sprechen ein kultiviertes Vergnügen darstellt – und gleichwohl ein unüberhörbarer, tiefgründig wirkmächtiger Aufklärer. Im Gespann mit Broder repräsentierte er den Intellektuellen mit ebenso biographisch begründetem wie intellektuell hart erarbeitetem, authentischem Wissen, Broder eher den – je nach Stand-und Gesichtspunkt – laune-oder ärgermachenden, jedenfalls aber satirisch-unterhaltsamen Conferencier. –
Die gegen Abdel Samad gerichtete „Fatwa“ darf unter keinen Umständen unterschätzt werden. Zumindest die Urheber derselben definieren den Mordaufruf als „Fatwa“ und verfügen über genügend potentielle Anhängerschaft, die unter Umständen bereit wäre, den vermeintlichen Richtspruch zu vollziehen, wobei für die „Gültigkeit“ solcher Urteile keinerlei Zeitbegrenzung existiert. Im Islam obwaltet nun einmal kein Papst, der eine Exkommunikation aussprechen oder auch wieder zurücknehmen kann; diese „dezentrale“ Struktur bei gleichzeitig höchst intensiven Fanatismuspotentialen macht einen solchen durch Internet weltweit verbreiteten Fatwa- Mordappell so unberechenbar gefährlich. Weswegen sich im übrigen auch Salman Rushdie bis heute nicht sicher fühlen kann.-
Eine klare Positionierung von seiten der wichtigen politischen Akteure ist ebenso erforderlich, wie eine klare Solidarisierung der intellektuellen Szene in Deutschland – beides ist übrigens im noch „hochrangiger“ angesetzten Falle Salman Rushdies nur mit Anlaufschwierigkeiten zustande gekommen, wenn man den Aussagen von Günter Wallraff folgt. Auch von den sich offiziell berufen gebenden islamischen Organisationen in Deutschland, die sich über etwelche Karikaturen des Propheten aufregen und im Rahmen der sog. Islamkonferenz diverse religiös begründete Rücksichtnahmen bis hin zu Ausnahmeregelungen vom Schulunterricht fordern, würde ich eine klare Aussage erwarten, ob sie im Rahmen des Grundgesetzes die schiere physische Existenz von Ungläubigen und Religionskritikern auszuhalten vermögen und auch gegenüber ihrer Klientel die völlige Inakzeptabilität jeglicher Art von Gewaltaufrufen und Gewaltausübung gegenüber „Dissidenten“ unmißverständlich vertreten.
Am problematischsten erscheinen mir freilich manche multi-kulturell Überkorrekte bzw. Überidentifizierte, die mindestens im Hinblick auf den Islam die autoritäre Logik totalitärer Religions-Prätendenten nachplappern, derzufolge jegliche (Religions-) Kritik mit „Beleidigung“ gleichzusetzen, wenn nicht in Rassismus-und Kolonialismus-Verdacht zu ziehen sei. Im vorigen Jahr ging eine Fatwa gegen den iranischen Rapper Shahin Najafi durch die Presse, und manche Kommentare liefen darauf hinaus, daß der Rapper mit seiner satirischen Abrechnung gegenüber der Heuchelei iranisch-islamischer Moralwächter nun einmal „religiöse Gefühle verletzt“ habe – über die Verletzung anderweitiger Gefühle durch religiöse Totalitaristen ist hingegen gemeinhin weit seltener die Rede. Den Gipfelpunkt bot die verschwörungstheoretisch aufgestellte Kölner Gruppe „Arbeiterfotografie“, die zuvor durch eine Wallfahrt zu Irans Präsidenten Ahmadinedschad Schlagzeilen gemacht hatte. Sie kanzelte eine Demonstration von Exil-Iranern gegen die Fatwa vor dem Kölner Dom schlicht als inszenierten Aufmarsch, wörtlich, als „Aktion von Unterstützern des US-Imperialismus“, ab (https://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17854).
Ähnliche reflexhafte Reaktionen unterschiedlicher Schattierung wären auch im Falle Hamed Abdel Samad nicht verwunderlich.-

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Nicht strittig, daß jedermann die Auffassung von Hamed Abdel-Samad, die er in Sachen radikal-fanatischem Islamismus vertritt, die er darüber hinaus in Fragen des muslimischen Glaubens grundsätzlich äußert, kritisieren kann, ob, wie und wann auch immer -sh. Daniel Bax in derTAZ-.

Nicht strittig und ebenso selbstverständlich hat zu sein, daß Nichts, gar Nichts eine Fatwa gegen wen auch immer rechtfertigt und es zu den ethischen Grundsätzen unserer Gesellschaft gehört, daß diese sich mit allen ihren Mitteln und Möglichkeiten gegen eine Fatwa positioniert, dh.vor allem, daß die Gesellschaft alles zu tun hat, Menschen wie Hamed Abdel-Samad weiterhin ein Leben in Freiheit und Würde zu ermöglichen, nicht trotz, sondern wegen der Fatwa.

Eigentlich alles trivial -oder?

Kathrin Siebert
Kathrin Siebert
10 Jahre zuvor

Außerdem zensierte wohl gerade auch die Taz einige der kritischen Kommentare zu diesem unverschaemten Artikel – obwohl es ohnehin keine Zustimmung dazu gab – es also auf ein paar mehr der Kritiken nicht angekommen wäre. Das ist Qualitaetsjournalismus.

Frank
Frank
10 Jahre zuvor

Die taz ist ein linksextremes, selektiv pseudoreligiöses Blatt. Es bedient die seelischen Bedürfnisse einer Generation, die mit ihren Eltern nicht fertig wurde und die diesen Hass auf das eigene Land ausgedehnt hat. Deshalb braucht man die taz in seriösen Diskussionen nicht zu zitieren, finde ich.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@ #7 Frank:

Ohne die TAZ hier verteidigen zu wollen, eine Zeitung nur wegen dieser oder jener Richtung nicht zu zitieren (oder zitieren zu dürfen?) ist wohl kaum der richtige Ansatz für eine Kritik. Es sollte immer nur um die Inhalte gehen, die man kritisieren will – und nicht um die vermutete oder tatsächliche Richtung einer Zeitung.

Stefan Laurin
Admin
10 Jahre zuvor
Reply to  Nansy

@Frank: Die Kritik an den Kollegen der taz halte ich auch für vollkommen überzogen.

Helmut Junge
Helmut Junge
10 Jahre zuvor

Das Westerwelle das sagt, ist doch das Mindeste, was er sagen muß. Wenn jetzt, nach diesen bekannt gewordenen Zusammenhängen Hamed Abdel-Samad auch nur ein Haar gekrümmt würde, wäre es der ägyptische Präsident Mursi, der mittelbar quasi Chef aller Muslimbrüder mit als verantwortlich gälte. Die daraus folgenden diplomatischen Verwicklungen könnte Westerwelle überhaupt nicht meistern. Mursi wird das Signal vermutlich verstehen und seinen Einfluß auf die
„Dschamaa Islamiya“ zur Rücknahme des Mordaufrufes ausüben. Sonst wird seine Arbeit im Verhältnis zur restlichen Welt schwierig. Ägypten scheint voller innerer Spannungen zu sein, und ich weiß nicht einmal, ob nicht schon dieser Mordaufruf ein gegen Mursi gerichtetes Signal ist.
Mursi hat übrigens als Kriegsdrohungen zu verstehende Äußerungen gegen Äthiopien, das nicht mal eine gemeinsame Grenze mit Ägypten hat wegen eines geplanten Staudamms ausgesprochen. Die Situation scheint sich kaum zu seinen Gunsten zu entwickeln. Da sucht man gerne Ablenkungsschauplätze.

Bill Brook
Bill Brook
10 Jahre zuvor

Die taz gehörter zu den zwei einzigen Blättern – neben der Welt – die die dänischen Mohammed Karikaturen abgedruckt hatte. Und die taz hat sich als einzige Tageszeitung einen Boycottaufruf des islamistischen Muslim-Marktes eingehandelt, Und zwar wegen des Spriches:

Allah ist groß, Allah ist mächtig,
hateinen Arsch von dreimetersechzig.

D.h. die beleidigen nicht nur den Propheten, sondern auch noch seinen Chef.

Ein Daniel Bax ist allerdings jemand, der mit einem Artikel viele vernünftige Ansätze der taz wieder kaputtmachen kann.

Ach , fast hätte ichs vergessen:

„Deshalb braucht man die taz in seriösen Diskussionen nicht zu zitieren, finde ich.“

Nimmt man das ernst, darf ,man auch die Mohammed Karikaturen nicht mehr bringen, schliesslich zitiert man damit die taz.

Walter Stach
Walter Stach
10 Jahre zuvor

Ich lese seit Jahren -im Abo-die Taz (neben anderen Tags- und Wochenzeitungen), und zwar vor allem deshalb, weil sie sich in ihren Berichten,Kommentaren,in den Schwerpunktthemen -z.B. in der Sonntags-TAZ-im Regelfall deutlich von den übrigen Print-medien unterscheidet.
Und das ist gut so;hoffentlich nicht nur für mich.

Frank -7-: Auch ‚mal die TAZ lesen und feststellen, was und wie Andere denken und meinen, auch wenn das dann und wann „nervt“.

Und so, wie ich ofmals Meinungen in Kommentaren,Essays,Kolumnen im SPIEGEL, in der ZEIT, in der FAZ, in der FAS nicht teile, stimme ich selbstverständlich nicht mit vielen Kommentaren/Berichten in der TAZ überein;sh.jetzt der unsägliche Beitrag von Daniel Brax. Aber…..sh.-5-.

Statt weiterhin Kritik an der TAZ im allgemeinen, die ich nicht teile, und -erklärlicherweise-an dem Beitrag von D.Brax zu üben, ist es m.E. naheliegender, darüber zu diskutieren, ob und wie Staat und Gesellschaft auf die Fadwa reagieren sollten.

Was könnten, was sollten Staat und Gesellschaft, also auch wir , tun, damit Hamed Abdel Samad weiterhin ohne Angst um sein Leben als einer von uns in Freiheit und Würde leben kann; reicht die Erklärung von Westerwelle?

Frank
Frank
10 Jahre zuvor

, Stefan, Bill, Walter:

Als ich meine Kritik so scharf formulierte, dachte ich an niemandem in diesem Blog bzw. Forum. Falls ich über das Ziel hinaus jemanden von Euch getroffen habe, entschuldigt bitte.

Mich bringen die doppelte Moral und die Toleranz gegenüber der Intoleranz aus der -politisch-korrekten- extremen linken Ecke auf die Palme. Was sie mal an Werten errungen hat, instrumentalisiert sie immer öfter nur noch – wenn es nur gegen das eigene Feindbild geht.

Ich lese die taz unregelmäßig und nur online. Ich habe gerade dort gerade noch mal zum Thema Mohammedkarikaturen gesucht. Entschiedene Positionen PRO Meinungsfreiheit für Satire über den Islam habe ich da nicht gefunden. Dafür manche relativierende Äußerung (, z. B. das sich die deutschen Christen die Mimosenkultur islamischer Extremisten zu eigen gemacht haben).

Die Ablehnung und Leugnung der eigenen Identität im extremen linken Lager erkläre ich mir nicht politisch sondern psychologisch. Es sind ungelöste Familienprobleme, die auf die Gesellschaft projiziert werden.

Arnold Voss
Arnold Voss
10 Jahre zuvor

Öffentlichkeit herstellen hilft. Selbst wenn es durch pseudokritische Sprücheklopfer wie Daniel Bax geschieht. Ansonsten ist gegen religiösen Fanatismus leider kein Kraut gewachsen.

anti3anti
10 Jahre zuvor

Hamed Abdel-Samad ist ein Menschenfreund, also auch mein Freund. Niemand darf ihn ermorden, niemand darf zum Mord an ihn aufrufen. Auch wenn er vom Wahnsinn getrieben ist, seine Meinung in Ägypten zu verkünden.

Puck
Puck
10 Jahre zuvor

Es ist leider wahr: Die deutsche Intellektuellenszene – oder die sich dafür halten – haben einen fatalen Hang, Despoten zu verharmlosen. Natürlich nur solche, die was gegen die USA oder Israel haben.
Woran das wohl liegen mag.
Lassen sich auf diese Weise die Zumuntungen der deutschen Geschichte leichter ertragen?
Oder geht es schlicht darum, durch demonstratives Appeasement evtl. drohende islamistische Anschläge in D zu vermeiden?
Egal, es läuft aufs Gleiche hinaus: intellektuelle Feigheit.
Da kommt es natürlich gar nicht gut an, wenn jemand klare Worte findet. DA ist das Verdikt: Selbst schuld! schnell zur Hand.

Was die TAZ betrifft, so sind deren Arikel und Kommentare von äußerst unterschiedlicher Qualität. Einerseits erscheinen da Beiträge, die einem die Fußnägel aufrollen, wie der erwähnte Bax-Kommentar.
Andererseits habe ich dort so mache gute Buchempfehlung erhalten und besonders die Afrika-Seite von TAZ-Online ist unbedingt empfehlenswert und auf diesem Nachrichtensegment bei weitem kompetenter als z. B. SPIEGEL. Allerdings erscheinen auf der Afrika-Site öfter mal Leserkommentare, die einem die Fußnägel aufrollen…

Ich glaube das Hauptproblem in D ist die Unlust am Umdenken. Umdenken wird in D als „umfallen“ diffamiert. In D gibt es einen fatalen Hang, Irrwege stur weiter zu beschreiten anstatt Ansichten behutsam neu zu justieren, als ob eine Neujustierung hier und dort automatisch das Ende aller Überzeugungen bedeutete.
Es gibt ein D einen fatalen Hang, grandioses Scheitern höher zu schätzen als pragmatischen Erfolg. Das ist das Erbe der Romantik, nehme ich an.
Das trübt natürlich die Wahrnehmung von Realitäten.
Eine dieser Realitäten ist die Existenz eines islamistischen Fanatismus, der offenbar vor nichts zurück schreckt. Richig ist, daß es sich dabei um eine Minderheit handelt. Richtig ist aber auch, daß diese Minderheit großen Schaden anrichten kann – eine Gefahr, die offenbar auch von den meisten islamischen Organisationen in D unterschätzt wird – und von einigen wohl auch toleriert.
Und natürlich muß man sich fragen, warum in aufgeflogenen islamistischen Zellen regelmäßig Konvertiten eine herausragende Rolle spielen.

Ich fürchte, Hamed Abdel-Samad ist nicht nur in Ägypten in Gefahr, sondern womöglich auch in D. Meiner Meinung nach ist das eine größere Gefahr für eine funktionierende Multi-Kulti-Kultur als Sarranzin und Konsorten. Nur müßte das bei einigen – womöglich sogar wohlmeinenden – Zeitgenossen mal ins Bewußtsein dringen.
Kommentare wie die von Bax sind da ausgesprochen kontraproduktiv.

Clemens Maier
Clemens Maier
10 Jahre zuvor

#18 „Das ist das Erbe der Romantik, nehme ich an.
Das trübt natürlich die Wahrnehmung von Realitäten.
Eine dieser Realitäten ist die Existenz eines islamistischen Fanatismus, der offenbar vor nichts zurück schreckt. Richig ist, daß es sich dabei um eine Minderheit handelt. Richtig ist aber auch, daß diese Minderheit großen Schaden anrichten kann“
So sehe ich das auch; Verleugnen der Probleme puscht eher die Emotionen und führt eher zum Erfolg des Buches von Sarrazin, den es so nicht gegeben hätte, wenn eine wirklich sachliche Diskussion über bestehende Probleme mit radikalen Minderheiten geführt worden wären – die sich aufgrund der verhaltenden Reaktionen eher noch an Raum gewinnen.

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