Bilder lügen nicht: Führer und Verführer im Kino

Josef Goebbels (Robert Stadlober) und Adolf Hitler (Fritz Karl) bei der Filmabnahme
© Zeitsprung, SWR, Wild Bunch, Foto: Stephan Pick

„Propaganda ist eine Kunst wie die Malerei.“

Wie dreht man einen Film über jenen Täter, der wie kein anderer die ästhetischen Mittel zur Massenmanipulation und -mobilisierung für Hitlers totalen Krieg einsetzte, ohne zu viel Nähe zur Person zu wecken? Wie geht man eine Filmbesprechung über den heimtückischsten Zwerg mit Gehbehinderung und Klumpfuß der Geschichte an, der im lächerlichen Widerspruch zum arischen Ideal eigentlich als Witzfigur in die Geschichte hätte eingehen müssen, ohne seinen entscheidenden Anteil an der Ausrottungsmaschinerie jüdischen Lebens als Lehre über Hetzer der Gegenwart zu relativieren? Menschen haben

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2unbreakable im Kino: Breakdance neu bei Olympia

Serhat, BBoy Said, Sankofa Crew München, Copyright Cine Global


„Beim Breaking geht es nicht ums Gewinnen – mir gefällt der Prozess, den ich dabei mit mir selber habe. Wenn ich als Mensch wachse – wachse ich auch als Tänzer. Ich bin frei in dem, was ich tue! Es macht mich glücklich, zu tanzen!“

Das sagt BBoy Said, ein tanzender Deutsch-Uigure aus der Münchener Breakdance-Szene, der bis auf die Kippe nach dem Battle als beachtliches Rollenvorbild auftritt und die Frage nach (s)einem Sinn des Lebens geradezu philosophisch beantwortet. Warum bist du hier? Seine Antwort ist so simpel wie elementar. Eltern und andere wichtige „Bildungsexperten“, knickt euer Lamento über die Ehrenurkunde bei den Bundesjugendspielen, bringt die Kids ins Kino, wenn sie Disziplin, Wettstreit und Leistung lustvoll für sich entdecken sollen!

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C’è ancora domani: Ein Tabuthema im Kino

„C’è ancora domani“, Copyright Tobis Film

Darf ich mich zu Wort melden? In diesen aufgeregten identitätspolitischen Zeiten muss erst die Checkliste stimmen, ob Frau selbst hinreichend Marker zum Gegenstand liefert. Bocca chiusa, heisst es im italienischen Film „C’è ancora domani“ über häusliche Gewalt. Delia, die Hauptdarstellerin, soll den Mund halten und der Familie dienen. Kaum ein anderer Begriff ist stärker mit Italien verbunden als jene so oft verklärte Keimzelle von Liebe und Geborgenheit, wo Mann noch unabhängig von staatlicher Kontrolle durchregieren kann. Bei meinem Nachnamen (und der sozialen Herkunft) ist klar: Ich hab was zu sagen.

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Fiktion und bittere Realität: Anatevka in der Deutschen Oper am Rhein

Anatevka an Oper Düsseldorf Foto: Sandra Then Lizenz: Copyright

Stell dir vor, es ist endlich die Fußball EM 2024 und die Deutsche Oper in Düsseldorf ist trotzdem bumsvoll. Mich freut es, nach der WM 2006 wieder viele verschiedene Sprachen durch Fußball-Fans aus aller Welt im ÖPNV zu hören. Mich freut es aber auch, dass ein Ort der Hochkultur mitten in der Woche ausverkauft ist. Das Musical Anatevka ist der gute Grund des Abends abseits des Fanmeilentrubels; etwas surreal in der Fußballnation „Deutsche Land“.

Zu meiner Verteidigung spielte nicht die italienische Mannschaft, als ich mich kurzfristig für meinen allerersten Besuch in der Deutschen Oper mitten in der Gruppenspielphase entschied. Richtig gehört, so oft

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