Kleinvieh macht Mist

Brexit: Wahllokal 2016 Foto: LavaBaron Lizenz: LavaBaron – Eigenes Werk
CC BY-SA 4.0


Unser Gastautor Matthias Kraus will mehr Demokratie wagen.

Mein Job ist es, den Alleinstellungsmerkmalen von Produkten oder Dienstleistungen Beine zu machen, auf dass das beworbene Produkt aus dem allgemeinen Grundrauschen herausrage. Die Kollegen aus dem Marketing und im Produktmanagement bevorzugen statt solcher Zuspitzungen argumentativ lieber die Breite. Jeder noch so nachrangige Aspekt soll erwähnt, jedes Stichwort der langen Featureliste soll abgehakt sein. Ideen, die über das Offensichtliche und Altbekannte (auf werbisch: Me Too) hinaus gehen, werden flugs abgewunken, dafür seien „die Leute zu dumm”. Ambivalenzen und Spitzfindigkeiten seien deshalb zu unterlassen. Man könnte meinen, die Menschen an ihren Empfangsgeräten freuen sich, wenn bei ihnen auch mal der Groschen fallen darf; sie sehen das Produkt dann gleich mit anderen Augen, appelliert es doch an ihren Feingeist und Intellekt. Doch was, wenn in den Hirnkästen „der Masse“ gar kein Groschen vorhanden wäre, der fallen könnte? Dann wäre es wohl sinnvoller, ein kleinstes gemeinsames Sujet zu finden, welches auch noch die schlichtesten Gemüter da draußen erfassen können.

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Wahl in Schweden: Es ist etwas faul

Wahl in Schweden: Wer sitzt im nächsten Reichstag? Foto: Reichtagsadministration
Wahl in Schweden: Wer sitzt im nächsten Reichstag? Foto: Reichstagsadministration

Flüchtlingskrise, prügelnde Nazis, Ausländerfeindlichkeit – an das ehemals so liberale Schweden denken bei diesen Worten wohl die Wenigsten. In dem skandinavischen Land hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Die Wahl am Sonntag wird zeigen, wohin sich die schwedische Demokratie bewegt. Ein Gastbeitrag über die Wahl in Schweden von Moritz Golombek.

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Ruhrtriennale: Steffi, die Avantgardistin

Diskussionspanel in der Turbinenhalle, Foto: Ruhrbarone.

Unser Gastautor Andreas Kühn über Stefanie Carp und die Ruhrtriennale.

„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ Soweit wie weiland Bertolt Brecht wollen wir nicht gehen angesichts der Debatte um die Ruhrtriennale, ihre Intendantin Carp und die BDS-Bewegung. Tatsächlich wundert der Beobachter sich gar nicht mehr, allenfalls über die Tatsache, dass Stefanie Carp im Zuge einer Podiumsdiskussion über die „Freiheit der Künste“ unverschleiert am Diskutantentisch Platz nahm. Mit ihr debattierten die parteilose NRW-Kulturministerin Pfeiffer-Poensgen, Michael Vesper als Vertreter der „Freunde der Ruhrtriennale“, Schorsch Kamerun, der amerikanisch-jüdische BDS-Unterstützer Elliott Sharp und die in Vertretung für den belgischen Choreographen Alain Platel erschienene Tanz-Dramaturgin Hildegard de Vuyst, ebenfalls Anhängerin des BDS. Schmissig moderiert wurde das Ganze vom Reichstags-Urvieh Norbert Lammert, der gleich zu Beginn feststellte, dass man auch heute den Nahostkonflikt nicht lösen werden könne. Das ist wohl so…

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Offener Brief an Heiko Maas: UNRWA und Iran – Stabilitätsfaktoren im Nahen Osten?

Heiko Maas Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Sehr geehrter Herr Bundesaußenminister Heiko Maas,

wie ich lese, wollen Sie also, nachdem die USA angekündigt haben, ihre Zahlungen an das Palästinenserhilfswerk UNRWA einzustellen, als Bundesrepublik einspringen und Ihre Gelder erhöhen?

In einem Brief an Ihre EU-Kollegen schrieben sie als Begründung unter anderem, UNRWA sei ein „key factor for stability“. Sie sind also ernsthaft der Überzeugung, die UNRWA sorge für Stabilität in der Region?

Kürzlich meldeten palästinensische Quellen, dass im Rahmen des sogenannten „Great March of Return“ in den letzten Monaten bei Ausschreitungen und Demonstrationen am Grenzzaun zwischen Gaza und Israel mindestens 18.300 Palästinenser verletzt und 171 getötet worden seien. Sicherlich haben Sie die Entwicklungen verfolgt, deshalb brauche ich an dieser Stelle auf Hintergründe nicht näher einzugehen.

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„Die Ruhrkonferenz ist eine Bürgerkonferenz“

Ernennung Minister Holthoff-Pförtner Foto: Foto: Land NRW / R. Sondermann

Die Ruhrkonferenz soll Modell für modernes Regierungshandeln werden. Mehr Bürgernähe, schneller Wissenstransfer und permanenter Dialog werden ihr Markenzeichen sein. Unser Gastautor Stephan Holthoff-Pförtner ist Minister für Europa- und Bundesangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen und Koordinator der Ruhrkonferenz in der Landesregierung.

Vor fast genau einem Jahr hat Ministerpräsident Armin Laschet in seiner Regierungserklärung die Ruhrkonferenz angekündigt. Er ist nach Johannes Rau der erste Regierungschef in Nordrhein-Westfalen, der die Akteure der Region zu einer gemeinsamen Konferenz bittet. Bisher fanden zwei Ruhrkonferenzen statt: Die „Montankonferenz“, die  im Februar 1988 im Bonner Kanzleramt stattfand. Sie war mit Helmut Kohl, Johannes Rau, Ruhrbischof Franz

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Schluss mit Ernährungsdiktaten


Übergewicht wird stigmatisiert, Lebensmittel wie Zucker werden dämonisiert und sollen reguliert werden. In seinem neuen Buch „Schluss mit Essverboten“ beleuchtet Detlef Brendel die Hintergründe. Von unserem Gastautor Christoph Lövenich

Wir hätten allen Grund zur Freude: Nahrungsmittelknappheit gehört in der westlichen Welt längst der Vergangenheit an, auch Lebensmittelvergiftungen stellen kein großes Problem dar. Die Lebenserwartung ist enorm gestiegen, auch die Auswahl an erschwinglichen Lebensmitteln. Aber: „Der Luxus der Verfügbarkeit genussvoller Nahrungsmittel provoziert den Luxus, Mäßigung zu predigen.“ Ein Luxus auf Kosten anderer, den Detlef Brendel in seinem neuen Buch „Schluss mit Essverboten. Warum Sie sich Ihre Ernährung nicht länger von Pharmalobby & Co diktieren lassen sollten“ beschreibt.

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Gedicht „Avenidas“: Die Trennlinie verläuft zwischen modern und postmodern

Wandmalerei,“avenidas“ von Eugen Gomringer, Alice-Salomon-Hochschule Foto: OTFW Lizenz: CC BY 2.0


In der Debatte um das Gedicht „Avenidas“ prallen zwei Sichtweisen aufeinander: Die postmoderne Tradition der Viktimisierung sowie die der Aufklärung und Moderne. Dass die Verfechter der letzteren sich so zahlreich zu Wort meldeten, ist ein Hoffnungsschimmer. Von unseren Gastautoren Helen und Marcus Knauf.

In den Printmedien und sozialen Netzwerken wurde die Entscheidung des Akademischen Senats der Alice-Salomon-Hochschule (ASH), das an der hiesigen Fassade angebrachte Gedicht „Avenidas“ des Dichters Eugen Gomringer übermalen zu lassen, überwiegend kritisiert: „Erschreckender Akt der Kulturbarbarei“ (Staatsministerin Monika Grütters) oder „Berliner Alice-Solomon-Hochschule ist ein Hort der #Unfreiheit“ (FDP Generalsekretärin Nicola Beer) waren zwei der zahlreichen Reaktionen. Ein Zeitungsbeitragcharakterisierte den Streit um „Avenidas“ im Januar sogar als „bürgerkriegsähnlich“. 1

In einem Spiegel-Interview sagte Eugen Gomringer, dass sein Gedicht zukünftig an einer Hauswand in Bielefeld zu sehen sein werde. An unserer Wand. Er lenkte damit einen Teil des Medieninteresses auf unser Angebot, dem Gedicht an unserer Hauswand eine neue Heimat zu geben. Wir waren damit ungewollt von unbeteiligten Beobachtern und Admiradores des Gedichts zu öffentlichen Akteuren im Diskurs über „Avenidas“ geworden. Dadurch bekamen wir zahlreiche Reaktionen von Freunden, Bekannten und Nachbarn und damit einen Einblick, wie über „Avenidas“ auch außerhalb der oft aufgeheizten Diskussion in den Sozialen Medien gedacht wurde: Mit Unverständnis für die Berliner Entscheidung und Freude darüber, dass das Gedicht zukünftig dauerhaft in Bielefeld zu sehen sein wird.

Mittlerweile steht das Gedicht auf unserer Hauswand. Zwischen Bäumen und Blumen zaubert es eine wunderbare Stimmung in die Stadtlandschaft: „avenidas / avenidas y flores / flores / flores y mujeres / avenidas / avenidas y mujeres / avenidas y flores y mujeres y / un admirador“ zu Deutsch: „Alleen, Alleen und Blumen, Blumen, Blumen und Frauen, Alleen, Alleen und Frauen, Alleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer“. Der heute 93-jährige Dichter

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Wie BDS palästinensische Jobs vernichtet

BDS - Das Original
BDS – Das Original

Der beispiellose PR-Erfolg bei der Ruhrtriennale ist der BDS Bewegung nicht mehr zu nehmen. Höchste Zeit die Kampagne „Boykott, Divestment and Sanction“ (BDS), die zu umfassendem akademischem, kulturellem und wirtschaftlichen Boykott Israels aufruft, genau unter die Lupe zu nehmen. Ein Gastbeitrag von Oliver Vrankovic

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Ruhrtriennale: „Unter Stefanie Carp fällt Judenhass unter künstlerische Freiheit“

Während BDS-Anhänger im Saal hetzten durften, mussten Israelfreunde ihre Fahnen abgeben.


Malca Goldstein-Wolf hat die gestern bei der Ruhrtriennale stattgefundene Demonstration gegen Antisemitismus organisiert. In einem Gastbeitrag fasst sie ihre Eindrücke von der Podiumsdiskussion zusammen.

Da hat die Intendantin der Ruhrtriennale gestern eine Podiumsdiskussion inszeniert, die noch einmal verdeutlicht hat, wessen Geistes Kind Stefanie Carp tatsächlich ist.
Sie verkauft sich gerne als politisch ahnungslose Künstlerin, kokettiert mit ihrem Einsatz für die Kunst.

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Das Nazi-Muster

Auf diesem Shirt von Tom Kaulitz sollen Hakenkreuze zu sehen sein. Quelle: Youtube

Die Staatsanwaltschaft Magdeburg hat das Ermittlungsverfahren gegen Tom Kaulitz eingestellt. Dem Gitarristen der Band Tokio Hotel war das Tragen von „Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ vorgeworfen worden. Die Einstellung zeigt, auf welch wackligen Beinen zwei in Medien beliebte Erzählmuster sind.

Von unserem Gastautor Mario Thurnes

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