Wolfgang Tillmans’ Fotoschau im Deutschen Werkzeugmuseum Remscheid


Ein Pendler zwischen Dunkelkammer und Milchstraße, zwischen Berlin und London, der – die Kamera immer im Anschlag – seinem Lebensgefühl folgt: Wolfgang Tillmans, Jahrgang 1968, ist Fotograf, Aktivist und Musiker seit über 35 Jahren, in denen er sich und seine Kunst entwickelte bis hin zur internationalen Anerkennung und Würdigung seines Werks.

Dass Remscheid nach New York, Dresden und Paris derzeit Ausstellungsort ist, liegt wohl nicht allein daran, dass der junge Tillmans von hier aufbrach in die weite Welt, sondern auch am hier beheimateten einzigen deutschen Werkzeugmuseum und dem benachbarten spätbarocken Haus Cleff, das nach aufwendiger Sanierung gerade wiedereröffnet wurde. Für dessen

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Tanz des Lebens

Delay the Sadness Foto: Vitali Akimov/Ruhrtriennale Lizenz: Copyright


Sharon Eyal und die S-E-D-Kompanie bei der Ruhrtriennale.

Zeit vergeht nicht, der Mensch schon, und so kommt jede Feier des Lebens dem Tod ganz nah. Das führt uns Sharon Eyals neues Projekt „Tanz des Lebens“ eindrucksvoll vor Augen. Die achtköpfige Tanzgruppe versetzte die Besucher auf der voll besetzten Zuschauertribüne der Jahrhunderthalle Bochum mit ihrem harmonischen, gleitenden und schwebenden Ganzen, in

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Missglücktes Debut: Hildur Gudnadóttier und ihre Gruppe bei der Ruhrtriennale

Hildur Gudnadóttier und ihre Gruppe Foto: Thomas Berns /Ruhrtriennale Lizenz: Copyright


Für klingende Namen hat Ivo van Hofe offenbar eine Schwäche: Zum Auftakt der zweiten Spielzeit seiner Ruhrtriennale-Intendanz verführte er einen Schauspieler zum Schiffbruch mit Gesang und Tanz, und jetzt hatten wir das Missvergnügen, eine oscarprämierte isländische Komponistin und Cellistin mit ihren drei Mitstreitern ohrenbetäubend aber belanglos vorübergehen zu hören, während wir doch Tracks von ihrem neuen Album „Osmium“ erwartet hatten.

Außer Kontrolle geratene Naturkräfte fordern Menschen heraus, die „Naturgewalt jenseits musikalischer Genres“, der sich jetzt das Publikum in der Gießhalle des Landschaftspark Nord aussetzen wollte, blieb nicht spürbar. Dafür schlug den Besuchern unverhohlenes Desinteresse entgegen.

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Im Hallraum der Geschichte

Último Halecho Foto: Heinrich Brinkmöller-Becker/Ruhrtriennale Lizenz: Copyright


“124 Years of Reverb” und „Último Halecho” bei der Ruhrtriennale

Jonny Greenwood war für den Intendanten Ivo van Hove wohl gerade prominent genug, um ihn innerhalb der aktuellen Ruhrtriennale als ein weiteres Aushängeschild einzusetzen. Im ursprünglichen Vorhaben half der Radiohead-Musiker, in seiner italienischen Wahlheimat, erdbebenzerstörte Kapellen zu sanieren, und verfiel dabei der Schönheit alter Orgeln. Die historischen Instrumente inspirierten ihn zu seiner Komposition „X Days of Reverb“: Greenwood lauschte

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„Sag mal Seidl – schläfst Du?“

Rupert Seidl Anfang der 1980er Jahre Foto: Privat


Als der Schauspieler und Regisseur Rupert Seidl und ich uns kürzlich nach Jahren wiedersahen, gab es viel zu erzählen, und zwischendurch „pling“ mischte sein Handy sich ein: Eine Nachricht von Claus Peymanns Vertrauter Jutta Ferbers, die im Namen des kranken Regisseurs sich für einen Brief Seidls bedankte. Kaum eine Woche später ließ uns die Nachricht von Peymanns Tod erstarren. Als der Schock abgeklungen war, fragte ich Seidl, ob er mir nicht von seiner besonderen Beziehung zu Peymann und dem Ruhrgebiet erzählen wolle.
 

Rupert, Du hast Schauspiel und Regie an der HMDK Stuttgart studiert, wo Peymann seit 1974 als Intendant im Schauspielhaus waltete. Wie lerntest Du ihn kennen?

Seidl: Ich hatte schon einen Vertrag mit dem Theater Bielefeld in der Tasche, das vom klugen und liebenswerten Heiner Bruns geleitet wurde, einem Intendanten, wie er heute wohl schwer zu finden

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„Meine Farben zusammengemischt, meine Leinwände übermalt“

Dieter Krieg, Ohne Titel, 1997


Dieter Krieg im Museum Küppersmühle Duisburg.

In seinem 20. Todesjahr macht der schnelllebige Kunstmarkt-Zirkus nun Station im Museum Küppersmühle, um den jahrelang unbeachteten, übersehenen Künstler Dieter Krieg mit der größten Ausstellung seit langem dem Vergessen zu entreißen. Ausnahmen bildeten in der Vergangenheit das Museum Bochum 2001 und 2006, das Arp-Museum Rolandseck und Bonn 2007 und 2022/23, im Jubiläumsjahr der Kunstakademie Düsseldorf, an der Krieg seit 1978 lehrte, die feine, kleine Schau „gut für die Augn“ in deren Galerie. In der Sammlung des Kolumba Köln finden sich immerhin einige seiner Gemälde, die in den thematischen Jahresausstellungen immer wieder in Erscheinung treten.

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„Ich habe immer gedacht, so wie man lebt, das ist politisch“

Robert Frank bei der Eröffnung der Ausstellung Robert Frank. HOLD STILL – keep going, 10.12.2000 Foto: Museum Folkwang, Jens Nober

Diesen November vor fünf Jahren starb Robert Frank, und die Welt schien den Atem anzuhalten, doch schon ist es wieder still geworden um den Avantgardekünstler – außer wenn es ums Geld geht: Heute ist Franks Fotoserie „The Americans“ mit einem vom Fotografen selbst noch ergänzten 84. Bild über zehn Millionen Euro wert.

Die Kölner Galerie Zander zeigt sie bis 17. Januar 2025. Bis Juli 2025 ist die ikonische Fotoserie wohlfeil, die unter den deutschen Museen dem Museum Folkwang mit seiner renommierten Fotosammlung am Besten zu Gesicht stünde, zumal Robert Frank dem Museum Folkwang und Ute Eskildsen, der Leiterin der Fotografischen Sammlung bis 2012, schon seit den 1980er Jahren eng verbunden war.

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Frau ohne Schatten

Isabelle Huppert Foto: Alex Majoli/Ruhrtriennale Lizenz: Copyright

Isabelle Huppert ist „Bérérenice“ in Romeo Castelluccis Version von Jean Racines gleichnamiger Tragödie.

Es scheint schon alles gelaufen, wenn die Zuschauer die Kraftzentrale betreten. Die Krise ist überwunden, die „Debatten“ sind verstummt, nur ihr Qualm verschleiert noch die Luft der riesenhaften Halle, in die Romeo Castellucci einen von transparenten Vorhängen unterteilten Kubus gesetzt hat.

Der vielbeschäftigte Regisseur, der ursprünglich von Malerei und Bühnenbild herkommt, offeriert uns seine Sicht auf Jean Racines berühmtes Sprachkunstwerk, die Tragödie „Bérérenice“, die an einem Tag im Jahre 79 vor Christus in Rom spielt.

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Ruhrtriennale: Die Choreografie „Y“ von Anne Teresa Keersmaeker im Museum Folkwang

Choreografie Y Foto: Katja Illner/Ruhrtriennale Lizenz: Copyright


Verwandlungen über Zeit und Raum hinweg.

Nichts zu hören, nichts zu sehen? Unsicher schauen die Gäste am Eingang um sich. Vorsichtig betreten wir den abgesperrten Bereich und schrecken fast zurück, als wir höchstens drei Armlängen entfernt auf eine reglos am Boden liegende Frau treffen. Wir hören die „Musik“ noch nicht, zu der sie „tanzt“. In einem

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Ruhrtriennale: Gemischte Gefühle

Want Absolute Beauty, Regie: Ivo Van Hove. Sandra Hüller, (LA)HORDE Foto: Jan Versweyveld Lizenz: Copyright


Der neue Leiter der Ruhrtriennale Ivo van Hove stellt sich mit “I want absolute beauty” als Regisseur vor. Das Publikum klatschte begeistert und fühlte sich offensichtlich bestens unterhalten.

Hochgemut und voller Erwartungen angereist, wie wir es seit den allerersten Ausgaben der Ruhrtriennale zu tun pflegen, hofften wir, dass sich auch in der Ausgabe 2024 wieder eine Ritze öffnen würde in unbekanntes Terrain. Aber zack schlug das Fenster vor unseren Augen zu: Wir erlebten eine PJ Harvey-Cover Show mit Sandra Hüller und einigen tänzerischen Zutaten und fragten uns, was die hochdekorierte Schauspielerin aus dem Ensemble des Schauspielhauses

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