21.000 Feinde der Demokratie – und was man gegen sie tun kann

Photo by Will Porada on Unsplash

Gestern gingen 3000 Polizisten in einem Dutzend Bundesländer gegen Reichsbürger vor. Von 25 Haftbefehlen ist die Rede, darunter durchaus prominente Vertreter der Szene. Ein gewaltsamer Umsturz war geplant, unter den Verhafteten sollen ehemalige Soldaten, auch des KSK sein. Plötzlich ist Reichsbürger-Ideologie wieder in aller Munde, und das Entsetzen groß.

Das Problem: immer noch werden Reichsbürger nicht als der antidemokratische, diktaturaffine, teils antisemitische Haufen, mit einem Hang zur Militanz gesehen, der sie sind. Viel zu oft wird verharmlost. Der Umstand, dass laut Nachrichtendiensten 21.000 Personen in Deutschland der Szene zuzuordnen sind, wir dann dergestalt interpretiert, dass man es ja nicht mit 21.000 Terroristen zu tun haben könne – weil das einfach eine zu große Bedrohung wäre.

Und richtig: nicht alle dieser 21.000 Personen würden bereit sein, mit der Waffen in der Hand den Sturz der Demokratie herbeizuführen. Aber es sind 21.000 Menschen die unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung in Teilen oder in Gänze ablehnen. Sie streben keine demokratische Reform an, sie glauben nicht an demokratische Veränderungsprozesse. Sie sprechen der Bundesrepublik jedes Dasein und/oder jede Daseinsberechtigung ab.

Die Corona-Situation der letzten Jahre hat dieser Szene weiteren Zulauf verschafft. Viele Menschen fühlten sich durch Corona verängstigt, verstanden die – zugegebener Maßen nicht immer konsistent erscheindenen – Maßnahmen zum Schutz nicht. Viele finden mit durchaus legitimer Kritik an, und radikalisierten sich, oft, aber nicht nur, über Soziale Medien und Messenger-Dienste. Die Antidemokraten suchten gezielt den Schulterschluss, und Politik und Medien spielten durch ein „Man darf nicht alle über einen Kamm scheren“ dieser Entwicklung in die Karten. Richtiger wäre gewesen zu sagen: wer mit Nazis und Antidemokraten marschiert und demonstriert, darf sich nicht wundern, selbst als Nazi und Antidemokrat angesehen zu werden. Diese Chance hat man vertan.

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Langweilig: Kartoffelbrei auf Monet

Irgendwelche Hansels haben wegen irgendwas etwas auf die Glasscheibe vor einem Monet gekippt und sich dann mit Kleber an die Wand darunter geklebt.

In Videos, die ich nicht verlinke, wirken die Beiden recht hektisch. Gleichwohl kann man den Grund nicht erkennen. Keiner stürmt auf sie zu, kein Alarm erklingt, gar nichts. Sie sind wohl voll Adrenalin, weil, ja, ist halt wichtig was sie machen, und total rebellisch.

Wieder wird darüber in Sozialen Medien viel berichtet und diskutiert, und, wie immer bei sowas, eskaliert Twitter.

Mich langweilt das alles nur noch: Wow, wieder wird die Glasscheibe vor einem Bild begoßen, krass, wieder klebt sich jemand irgendwo fest. Diesmal halt nicht auf der Straße, sondern in einem warmen Museum. Und jetzt?

Ich denke, denn ich bin zu angeödet um es im Detail nachzulesen, dass es dabei um den Klimawandel geht. Man weiss: Kartoffelbrei auf Glasscheiben stoppt den. Nein, natürlich nicht, und das erwarten die Hansels auch nicht. Sie erwarten Aufmerksamkeit.

Sie riskieren dabei genau nichts. Gar nichts. Sie verkaufen das aber als krassen hippen Aktionismus. Am Ende wird der Kartoffelbrei abgewischt, der Rahmen sauber gemacht, die Hände von der Wand gelöst, und die Wand dann neu gestrichen. Und das war dann Peak-Guerilla-Ding. Natürlich nicht. Aber der Blick wird auf den Klimawandel gerichtet!1!1!

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Vom Treten der Katzen in Spanien

Das Kitten – oder Kätzchen? – jedenfalls ungetreten. Foto: Sebastian Bartoschek

Das Insekt hat Glück. In der Luft schlägt es einen Haken, seine Flügel blitzen kurz im Sonnenlicht auf, und weg ist es. Die Katze schaut konsterniert um sich, und hat sichtlich keine Ahnung, wohin das andere Tier entflattert ist – sofern die Katze in solchen Kategorien denkt.

Spezieskonform setzt das Kätzchen sich kurz hin, und putzt sich hingebungsvoll die Flanke. Ganz in Ruhe, in der Sonne, während Erwachsene, Kinder und Hotelangestellte um es herumwuseln. Ein etwas anderer Reisebericht.

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Putins „Gayropa“ – und wie wir es stoppen.

Photo by Cody West on Unsplash

Wieviel Geschlechter gibt es? Und wieso ist das wichtig für die Frage nach dem selbst zugeordnetem Geschlecht? Wieso muss das generische Maskulinum weiter verwendet werden, wenn zwei Punkte doch niemanden weh tun, aber anderen Menschen Sichtbarkeit verschaffen? Woher nimmt man die Sicherheit, dass wer sich als „trans“ bezeichnet nicht in Wirklichkeit eine psychische Störung hat? Wieso verweigert man Menschen das selbstgewählte Pronomen, und damit einhergehende Rechte? All diese, und viele weitere, Fragen kann man stellen – ich beantworte öffentlich keine davon. Und werde das auch jetzt nicht ändern. Ich werde von Putin und seinem Krieg gegen den Westen sprechen.

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„Deutschland ist doch nach wie vor besetzt“ – der Putin spricht!

Der Kremldespot, Buddy von Stegner, Precht, Wagenknecht, Weidel und Schwesig hat soeben gesprochen. Knapp 40 min lang. Was hat er gesagt? Wie peinlich wurde es? Wir Ruhrbarone haben uns die Rede gegeben. (In einer Übertragung und Übersetzung bei Welt.

TL;NR: Der Westen ist ein neoliberaler Kolonisator. Russland ist 1000 Jahre alt. Die Ukraine ist Russland. Russophobie herrscht im Westen. Die annektierten Provinzen der Ukraine werden mit allen Mitteln verteidigt werden. Deutschland ist immer noch besetzt. Und ganz viel Mimimi.

Putins Rede war eine Abrechnung mit dem Westen, eine tiefe Wiedergabe seiner Sicht auf die Geschichte der Welt und auf diesselbige. Sein Hass auf den Westen war selten so deutlich. Letztlich auch seine Verzweiflung. Eine kurze chronologische Wiedergabe von Teilen:

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Offener Brief: Wladimir Wladimirowitsch, verlängern Sie nicht den Krieg durch Waffen für die Ukraine!

Wieso überlassen Sie der Ukraine Waffen, Wladimir Wladimirowitsch? Foto: Kreml Lizenz: CC-BY 4.0

Wladimir Wladimirowitsch,

die letzten Monate waren hart. Für die Ukraine, für den Westen – aber in erster Linie natürlich für Sie. Sie sehen sich von Feinden umzingelt, und führen einen Krieg, den sie noch nicht einmal so nennen dürfen, weil sonst Ihre Bürger Ihnen Vorwürfe machen könnten. Sie haben es einfach nicht leicht.

Und dann die Deutschen! Seit langer Zeit liefern Sie verlässlich günstiges Gas nach Deutschland, und haben in mühevoller Arbeit einige Parteien, zwei Kleine und eine Große, an sich gebunden. Aber kaum wird es wirklich schwierig für Sie gibt man das gemeinsame Projekt „Nordstream II“ auf, und wirft Ihnen zudem vor, dass Sie aufgrund technischer Schwierigkeiten „Nordstream I“ sperren müssen. Einige in Deutschland denken sogar darüber nach, der Ukraine Panzer zu liefern! Es ist ein Elend.

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Welchen Gaspreis sind abgeschnittene ukrainische Hoden wert?

Abgeschnittene Hoden sind kein Problem solange nur der Gaspreis stimmt. (Symbolfoto. Quelle Photo by Antonino Visalli on Unsplash)

Putins Soldaten haben einem ukrainischen Soldaten seine Hoden abgeschnitten – dieser war dabei bei Bewußtsein. Zudem soll der mordende Abschaum noch einen Soldaten – es ist unklar, ob denselben – enthauptet und den Kopf aufgespießt haben. Ich knicke mir, das Video des Abschneidens der Hoden bei Bewusstsein des Soldaten zu verlinken. Es ist leicht auf Twitter zu finden.

Zudem kommen erste Meldungen von der Ermordung 40 kriegsgefangener ukrainischer Soldaten, die unter dem Deckmantel angeblichen Beschusses stattgefunden haben soll. Die russischen Gräuel gehen weiter. Und immer weiter. Und immer weiter. Und weiter.

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Keine Gnade mit russischen Trollen

Keine Gnade mit russischen Trollen. (Quelle: Photo by Mark König on Unsplash)

Dass Russland einen richtig echten Angriffskrieg führt, wird mittlerweile wahrscheinlich auch Sahra Wagenknecht einräumen; aber von einem objektiven Standpunkt aus ist natürlich egal, was Wladimirs Wagenknecht sagt.

Genau wie vordergründig eigentlich egal zu sein scheint, was all die Putinfanboys, Kremltrolle und Amerikahasser in den Social Media sagen. Aber mit jedem Kommentar, den diese Orks absetzen können, tragen sie einen Teil dazu bei, die öffentliche Debatte zu formen: der sog. Validitäts-Häufigkeits-Effekt führt dazu, dass wir eine Meinung umso zutreffender finden, je häufiger wir sie sehen und/ oder sie kommuniziert wird. Wir bewegen uns dann tendenziell in diese Richtung. Wir wollen – im Durchschnitt – nicht mit unserer Meinung alleine dastehen. Werbung funktioniert so, Filterblasen funktionieren so.

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Ein Leben voller Tiere

Es gibt keine Flederkatzen! Spätestens, als unser Kater Loki sich die Pfote beim Sturz vom Balkon brach, musste dies als Fakt angesehen werden. Knapp 5 Wochen ist das jetzt her. Es löste eine Odyssee aus – eine Odyssee von Tierarztbesuchen, Gefühlen und Gedanken. Welche Rolle spielen Haustiere, und welche Bedeutung haben sie insbesondere für mich selbst, und wieso hasse ich eigentlich Hunde nicht mehr – und habe ich sie je gehasst? Das alles habe ich hier aufgeschrieben – es ist viel geworden, aber es gibt auch einige süße Tierfotos. Und die ziehen doch immer.

Das letzte Kind hat Fell. Ich mochte diese Phrase nie. Tiere sind keine menschlichen Kinder. Ich finde es immer befremdlich, wenn jemand sowas wie „Komm zur Mama“ sagt, und damit etwas anderes als ein Wesen der eigenen Spezies anspricht. Menschen sind Menschen. Hunde sind keine Menschen. Katzen sind keine Menschen. Mäuse sind keine Menschen, und so weiter. Im Allgemeinen vertrete ich insgesamt die recht einfache Auffassung, dass man nur dann eine „Mama“ ist, wenn man das angesprochene Wesen in sich heranreifen spürte, und schließlich dann auch gebar, und man ein „Papa“ ist, wenn die eigenen Spermien Eingang in die Schöpfung des Wesens gefunden haben. Ja, es gibt natürlich auch Adoptionen, Patchwork und so weiter – aber ich denke, mein Punkt sollte klar sein.

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Wie lange wollen wir uns Putins Existenz leisten?

Vladimir Putin Foto: Kremlin.ru Lizenz: CC-BY 4.0

Wie lange wollen wir es uns Putins Existenz leisten?

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine geht in den 5. Monat. Die Erschiessung und Bombardierung von Zivilisten, die Vergewaltigung von Kindern und Frauen, all das hat unterm Strich hierzulande nicht viel bewegt, zumindest nicht, was ein konsequentes Handeln der Regierung angeht. Zuerst will man keine Waffen liefern, dann ergeben die gar keinen Sinn, dann hat man keine Waffen, und dann hat man doch längst schon Waffen geliefert. Tja.

Vulgärintellektuelle schreiben einstweilen Briefe, in denen sie die Ukraine dazu auffordern, endlich klein beizugeben, und die Gewalt des Westens verurteilen. Aber nein, keiner davon ist ein Putinversteher. Sicher nicht. Und die SPD hat auch kein Problem mit Menschen wie Schwesig, und die CDU keines mit Kretschmer und die FDP keines mit Kubicki. Ein Problem gab es nur mit Melnyk, dem haben die Deutschen die Nazileviten gelesen, und jetzt ist da auch Ruhe.

Nun aber wird es schlimmer als zerbombte Kinder: die Lebensmittel – auch das lebenswichtige Benzin und der Diesel – in Deutschland werden teurer, das Gas wird knapp, und mit dem Strom sieht es auch nicht gut aus. Dem Deutschen ist stets der Deutsche am nächsten. Man kann das als Chance sehen. Es wird nun darüber spekuliert, wer im Winter wird frieren müssen, und wer sich dann welche Lebensmittel nicht mehr wird leisten können.

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