Der Ruhrpilot

Hannelore Kraft

NRW: Teurer Wechsel in NRW…Kölner Stadtanzeiger

NRW II: Land verspricht Kita-Soforthilfe…RP Online

NRW III: WestLB-Altlasten werden teurer…Welt

Ruhrgebiet: “Globale Stadtausstellung” für das Jahr 2020?…Pottblog

Ruhrgebiet II: Was bleibt sind wir…Hometown Glory

Dortmund: Kein Bundesgeld für Bahnhof ohne RRX…Ruhr Nachrichten

Dortmund II: Stadt reißt Spar-Hürde…Der Westen

Duisburg: Mehrheit für Sauerland-Abwahl in Duisburg fraglich…Der Westen

Bochum: Fidena goes Downtown!…Ruhr Nachrichten

Medien: Verstorbene Brost als Medienfrau der ersten Stunde…Handelsblatt

Medien II: Glühende Verfechterin für Qualitätsjournalismus…Stern

Schalke: Die Woche der Wahrheit…Gelsenkirchen Blog

Demo: Freiheit statt Angst 2010…Netzpolitik

Kongress: Kongress “Öffentlichkeit und Demokratie”…Zoom

Boris Gott: Hab keinen Gott, nur Alkohol…

Boris Gott ist innerhalb weniger Wochen zu einem meiner Lieblingsmusiker geworden. Zeit, ihn mit hemmungslosen Fantum zu preisen.

Klar. Für einen Jungen aus dem Norden kann die Welt ganz schön hart sein. Das schöne, gute und kluge Mädchen aus der Südstadt ist unerreichbar und der Süden fängt in Dortmund ja an der Saarlandstrasse an. Also: Vergiss es. Natürlich nicht.

Boris Gott kommt gar nicht aus der Nordstadt sondern aus dem Sauerland und sein richtiger Name klingt nicht halb so gut wie sein künstlicher, also lassen wir das.

Gott besingt in vielen seiner Lieder die Dortmunder Nordstadt. Hier wohnt er seit zehn Jahren. Ein Viertel, der besonderen Art: Bulgarische Nutten, Subrosa und Sissikingkong, Studenten, Nazis, Autonome, Arbeiter, Arbeitslose, Dönerbunden und frittierte Curryfleischwurst prägen hier ein Bild von nahezu babylonischer Unübersichtlichkeit. Das macht die Nordstadt zu einer der spannendsten Ecken des ganzen Ruhrgebiets. Die Nordstadt ist so bunt, wie das Bochumer Ehrenfeld gerne wäre und so hart, wie sich Marxloh träumt.

Und all das schwingt in seinen Stücken mit. OK, Gott sieht in seinem weißen Anzug ein wenig so aus wie Bernd Begemann nach einer Diät, aber kann man ihm das vorwerfen? Natürlich nicht. Man sieht nach 60 Jahren Pop immer aus wie irgendjemand anderes – oder wie ein kompletter Schwachkopf.

Die Lieder sind lakonisch. Hier scheint kein Selbstmitleid durch, sondern Humor und eine gewaltige Portion Trotz. Und Trotz ist immer gut, zumal wenn man, wie Boris Gott es in RTL und Rohypnol beschreibt, keinen Gott hat, sondern nur den Alkohol. Der ist bei den Sorgen, die diese Welt jeden Tag für einen neu bereit hält, keine Lösung, aber das ist Milch auch nicht. Mit Trotz kommt man durch den Tag, mit Alkohol durch die Nacht. Geht alles.

Gott ist ein Hoffungsträger – nagut, den Satz unterschreibt einem jeder Pfarrer. Boris Gott ist es  für nicht peinliche Musik aus dem Ruhrgebiet. Die hatte immer schon Seltenheitswert. Und deshalb sollte man sich über Boris Gott freuen. Also ab auf Youtube, Gott-Videos gucken. Und dann ab auf die vielen Konzerte, die der Mann überall in der Region spielt. Werft Unterhosen auf die Bühne. Zeigt ihm, dass ihr ihn liebt. Sonst geht der noch nach Berlin oder Hamburg und wird berühmt.

WAZ trauert um Anneliese Brost

WAZ-Mitinhaberin Anneliese Brost ist tot. Sie verstarb 90jährig in Essen.

Anneliese Brost war die Frau des WAZ-Mitgründers Erich Brost und war für viele Mitarbeiter der WAZ-Gruppe eine wichtige Identifikationsfigur. Mit Anneliese Brost ist eine wichtige Verlegerpersönlichkeit gestorben. Wir möchten auf diesem Weg allen Mitarbeitern der WAZ-Gruppe und allen Angehörigen unser Beileid aussprechen. Hier die Pressemitteilung der WAZ zu ihrem Tod:

WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach hat der Essener Zentralredaktion der WAZ Mediengruppe und über Telefonkonferenz allen Chefredakteuren der WAZ-Gruppe soeben die traurige Nachricht überbracht, dass WAZ-Gesellschafterin Anneliese Brost überraschend in der Nacht gestorben ist. Überraschend deshalb, weil Anneliese Brost noch am vergangenen Samstag in einem ausführlichen und engagierten Interview zu ihrem 90. Geburtstag ihre klare Sicht über die Zukunft der Medienbranche dargestellt hat. Die Betroffenheit in der WAZ-Redaktion war umso größer, da Anneliese Brost bis zuletzt regen Anteil an Redaktionsarbeit genommen und sich immer wieder für die Interessen der Journalisten eingesetzt hat.

Bodo Hombach erläuterte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dass die Kontinuität in der Führung des 50%-igen Anteils der Brost-Familie an der WAZ-Gruppe durch die testamentarischen Verfügungen des Gründungsherausgebers Erich Brost seit mehr als 20 Jahren gesichert ist. So ist Dr. Peter Heinemann bereits seit dreieinhalb Jahren, nämlich seit dem Tod von Dr. Erich Schumann, als Testamentsvollstrecker für dessen Anteil eingesetzt. Seit dieser Zeit ist er umfassend informiert und als Gesellschaftervertreter tätig. Er übernimmt nun auch die Testamentsvollstreckung für den Anteil von Anneliese Brost. Damit sind Kontinuität und auch die Tradition des Brost-Stammes als WAZ-Gesellschafter gesichert.

Dr. Peter Heinemann und der von der Brost-Seite eingesetzte WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach werden ihre gute Zusammenarbeit fortsetzen.

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Diskussion: Kulturhauptstadt2010 – Chance genutzt?

Die Kulturhauptstadt wollte ja das Ruhrgebiet verändern. Natürlich nachhaltig. Morgen wird in Essen darüber diskutiert, ob das geklappt hat oder nicht.

Die Podiumsdiskussion „Kulturhauptstadt 2010 – Chance genutzt“ findet im Rahmen des Unprojekte-Festivals statt. Neben Bernd Fesel (Ruhr2010/ECCE), Paul Laarmann, dem Herausgeber der Literaturzeitschrift „Richtungsding“, Holger Gathmann, Vorsitzender des unprojekte e.V. und Peter Brdenk vom Forum Kunst und Architektur darf ich auch auf dem Podium sitzen. Ich habe mich über die Einladung sehr gefreut. Es ist meine erste Gelegenheit, mit Bernd Fesel zu diskutieren.  Eine Interviewanfrage von mir blieb unbeantwortet und bei einer gemeinsamen Veranstaltung im vergangenen Jahr in Bochum war ich Moderator. Den Job übernimmt Morgen Marcus Kroll.

Das ganze findet um 20.00 Uhr im Forum  Kunst und Architektur, Kopstadtplatz 12 in Essen statt. Hoffen wir auf einen interessanten Abend.

Der Ruhrpilot

Dortmund: Envio hat ohne Brandschutzkonzept gearbeitet…Ruhr Nachrichten

Loveparade: Staatsanwälte waren in die Planung einbezogen…Zeit

Medien: Merkel würdigt Mut des Mohammed-Karikaturisten…Welt

Glückwunsch: Rosch ha-Schana – Ein gesundes und erfolgreiches Jahr 5771…Hometown Glory

NRW: Kaum Gegensätze bei Laschet und Röttgen…Der Westen

NRW II: Doch eine Anhörung zum JMStV im Landtag von Nordrhein-Westfalen?…Pottblog

Herdecke: Essener Kunstprojekt pöbelt Passanten an…Der Westen

Dortmund II: Vorwürfe gegen Ulla Burchardt…Ruhr Nachrichten

Dortmund III: Einzelhändler fürchten sich vor ECE…Der Westen

Medien II: Der Wolf kommt…Medienmoral NRW

Medien III: Abstecher zur stARt-Museum…Prospero

Medien IV: Das digitale Radiergummi…Zoom

Umland: Der Gotteskrieger von Köln…Stern

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Der Ruhrpilot

Eine Tragödie ohne Schuldige?

Loveparade: Keine Hilfe bei Überführung von Loveparade-Toten…Der Westen

Ruhrtriennale: Deutsche Uraufführung der „Blechtrommel“…Focus

Ruhrtriennale II: Sieben Oskars trommeln…Ruhr Nachrichten

Ruhrtriennale III: «Die Blechtrommel» in Bochum…Hometown Glory

Dortmund: Vorläufiger Abschlussbericht des S4-Bündnisses…S4

Dortmund II: Zoff unter Dortmunds U-Turm…Der Westen

Gelsenkirchen: Fernsehen, das Web und das Theater…Der Westen

Bochum: Etat 2010 in Arnsberg abgelehnt…Der Westen

Arbeitslosigkeit: Scheißtag…Prospero

Bildung: Menschenrecht auf Bildung in Gefahr….Zoom

Recht: Der Humor der Steuerfahnder…Law Blog

Digital: Freier Musik-Sampler “Freiheit statt Angst 2010″…Netzpolitik

Erfahrung: Mein erstes Jahr in der SPD…Frontmotor

PCB: Hätte die Envio-Verseuchung verhindert werden können?

Die Verseuchung zahlreicher Mitarbeiter des Dortmunder PCB-Entsorgungsunternehmens Envio hätte möglicherweise verhindert werden können. Schon im September 2008 wurde die Stadt Dortmund durch einen anonymen Brief über die illegalen Aktivitäten des Unternehmens informiert. Statt die Polizei zu informieren, wurde eine Kopie dieses Briefes Envio übergeben.

Das Schreiben, dass uns vorliegt, ging am 11. September 2008 beim Umweltamt der Stadt ein. Es schildert ausführlich und detailliert die Zustände auf dem Betriebsgelände von Envio:  Es weist auf den rücksichtslosen Umgang mit PCB-verseuchten Transformatoren hin, schildert, dass nicht genehmigte Reinigungsverfahren verwendet werden und weist auf die Verseuchung des Geländes mit PCB und deren Konsequenzen hin: „Die (ehemaligen) Mitarbeiter laufen ein erhöhtes Risiko auf Gesundheitsschaden. Der Standort ist nicht nur im Schwarzbereich verunreinigt.“ Eigentlich ist nur im so genannten Schwarzbereich auf dem Betriebsgelände der Umgang mit den PCB-verseuchten Transformatoren gestattet.

Auch auf weitere illegale Aktivitäten von Envio gibt es deutliche Hinweise: „Die PCB verunreinigten Gehäuse werden als sauberer Metallschrott verkauft. Der Schrotthändler, der dieses Material kauft, wird über die Gefahr nicht unterrichtet. Auch das Kupfer und die Bleche werden verkauft mit zu hohen PCB-Werten, die Käufer werden hierüber nicht informiert.“

Viele der in dem Schreiben erhobenen Vorwürfe haben sich mittlerweile bestätigt. Envio ist die Verarbeitung von PCB-belasteten Transformatoren mittlerweile untersagt worden. Das Unternehmen ist geschlossen und hat erste Mitarbeiter entlassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen vorsätzlicher Luft- und Bodenverunreinigung in einem besonders schweren Fall sowie gefährlicher Körperverletzung gegen die Verantwortlichen des Unternehmens. Die Bezirksregierung Arnsberg hat Strafanzeige wegen Verstößen gegen das Chemikaliengesetz und die Gefahrstoffverordnung gestellt.

Doch im September 2008 geschah nach dem Eingang des anonymen Schreibens nahezu nichts. Die Stadt Dortmund leitete den Brief an die Bezirksregierung weiter. Dort kam er am 12. September an. Am 22. September kam es zu einer ohnehin geplanten und angekündigten Kontrolle der Bezirksregierung bei Envio. Bei dieser Kontrolle wurden zwar Mängel festgestellt, aber eine Stilllegungsanordnung wurde nicht getroffen. Die Vorwürfe aus dem anonymen Schreiben wurden laut vorliegenden Akten der Bezirksregierung „erörtert“. Danach wurde Envio eine Kopie des Briefes ausgehändigt.

Obwohl die Vorwürfe schwer und detailliert waren, haben weder die Stadt Dortmund noch die Bezirksregierung schnell gehandelt. Und obwohl in dem Schreiben erhebliche Straftatbestände geschildert wurden, hielt keine der Behörden es für notwendig, die Polizei einzuschalten oder durch eine unangemeldete Kontrolle den Vorwürfen nachzugehen.

Für die Bezirksregierung Arnsberg ergaben sich durch das anonyme Schreiben  auch aus heutiger Sicht „keine Hinweise auf einen akuten Handlungsbedarf bzw. Gefahr im Verzuge“, erklärt sie auf Anfrage. Bei der Stadt Dortmund beurteilt man das eigene Handeln heute selbstkritischer: „ Das Vorgehen (kann)aus heutiger Sicht und mit dem heutigen Wissen vielleicht mit „zu wenig“ bewertet werden. Aus damaliger Sicht (…) stand Envio nicht vorrangig im Fokus.“

Das blieb trotz des Briefes noch lange so. Zwar wurden seit 2006 in der Nähe des Envio-Unternehmenssitzes am Dortmunder Hafen erhöhte PCB-Werte gemessen, aber nach einem Sachstandsbericht der Stadt Dortmund und der Bezirksregierung stand bis Anfang 2010 Envio nicht im Zentrum der Ermittlungen: „Die Zahl der möglichen Emittenten kann eingeschränkt werden, eine eindeutige Eingrenzung ist aber nicht möglich.“

Dokumente, die uns vorliegen, ziehen diese Betrachtungsweise in Zweifel. Messungen des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), die von Juni bis September vergangenen Jahres vorgenommen wurden, zeigen, dass zwar zu dieser Zeit acht Betriebe als mögliche Verursacher der PCB-Verschmutzung ausgemacht worden waren, aber kein Betrieb von so vielen Messpunkten umzingelt war wie Envio. Unangemeldete Kontrollen fanden trotzdem erst im Frühjahr 2010 statt.

Auch das Umweltministerium, damals noch unter der Leitung des heutigen Landtagspräsidenten Eckhard Uhlenberg (CDU), wurde nicht informiert. Von dem anonymen Schreiben erfuhr Düsseldorf erst am 9. Juli – fast zwei Jahre nach Eingang. Mit dem Ablauf des Verfahrens ist das Ministerium nicht zufrieden. Die Vorgänge rund um Envio werden geprüft. Eine fachaufsichtliche Projektgruppe durchleuchtet nun die Behördenvorgänge. Am Fall Envio soll auch die Behördenstruktur- und Organisation überprüft werden. Für Verbesserungen scheint es Raum zu geben.

Envio kämpft indes mit den Folgen des Skandals. Schon Ende Juni wurde der Name einer Tochterfirma geändert: Aus Envio-Gas wurde Bebra-Gas. Eine Befragung habe ergeben, teilt Unternehmenssprecherin Claudia Weirich mit, dass Kunden die Biogasanlage vorwiegend mit Bebra assoziieren: „Envio wurde dagegen hauptsächlich mit Transformatoren und PCB-Entsorgung verbunden und nicht mit dem Bau von Biogasanlagen.“ Und mit PCB möchte man wohl den Geschäftszweig Biogasanlagen nicht verbunden sehen.

Das Unternehmen versucht auch, gegen die von der Stadt Dortmund erlassene Gewerbeuntersagung vorzugehen. In einem Brief der von Envio beauftragen Anwaltskanzlei Büge, Tünnesen-Harmes an die Stadt wird die Rechtmäßigkeit der Untersagung angezweifelt. Die Stadt, schreiben die Juristen, hätte noch immer kein Ermittlungsergebnis zum Verschulden Envios vorgelegt, das eine Gewerbeuntersagung rechtfertigen würde.  Die Stadt sieht das anders: Sie will Envio endgültig verbieten, in Dortmund tätig zu sein.

Der Artikel erschien in ähnlicher Form auch in der Welt am Sonntag