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Basis will Boss bestimmen

Wird er's oder wird er es nicht? Armin Laschet könnte CDU-Chef werden wollen

Die CDU-Basis in Nordrhein-Westfalen will ihren Chef selbst wählen: Zahlreiche Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete fordern in einer Mitteilung eine Mitgliederbefragung über den neuen Landesvorsitzenden. „Mit einer breit angelegten Diskussion über unsere Zukunft könnten wir die notwendige Aufbruchstimmung erzeugen“, sagt Patrick Sensburg, Bundestagsabgeordneter aus dem Hochsauerlandkreis. Jedes Mitglied müsse sein Votum für die neue Spitze der CDU NRW abgeben.

Bislang konnten die Mitglieder im bevölkerungsreichsten Bundesland nicht über ihre Spitze mitbestimmen. Doch nach der für viele überraschend hohen Wahlniederlage der CDU wollen sie nun mitsprechen. ZU Wochenbeginn hatte schon die CDU-Mittelstandsvereinigung eine Befragung gefordert. Darüber entscheiden wollte der Landesvorstand auf seiner Sitzung am späten Dienstagabend.

Klar ist aber, dass die Spitzenmänner der CDU gerade ihre Lebensläufe schreiben: Bis Ende August läuft die Bewerbungfrist für den Landesvorsitz.Weil der Wahlverlierer und bisherige Landeschef Jürgen Rüttgers sich im Herbst zurückzieht, soll sein Nachfolger voraussichtlich am 2. Oktober gewählt werden, so eine Sprecherin.

Während die Bundes-CDU reihenweise ihre Spitzenmänner verliert, wollen in Nordrhein-Westfalen gleich drei Männer um den Vorsitz konkurrieren. „Sie suchen gerade alle ihre Truppen zusammen“, heißt es aus der Landesspitze. Bundesumweltminister Norbert Röttgen, NRW-CDU-Generalsekretär Andreas Krautscheid und Ex-Integrationsminister Armin Laschet gelten als Anwärter für die Nachfolge von Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.

Denn auch nach dem Machtverlust ist Nordrhein-Westfalen attraktiv für die christdemokratischen Alphamänner der Republik. Die Lebensdauer der neuen rot-grünen Minderheitsregierung ist noch nicht ausgemacht und Neuwahlen theoretisch möglich. Dann würde der Landesvorsitzende möglicherweise auch Spitzenkandidat. Und angesichts der geschwächten Berliner CDU-Riege wird diese Person sicherlich auch die Zukunft der Bundes-CDU mitbestimmen.

Der neue NRW-Fraktionschef Karl-Josef Laumann will es nicht werden. Der Bauerssohn und Gewerkschafter kämpft dafür, die verschiedenen Strömungen in der CDU wieder zusammen führen. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau sagte er kürzlich offenherzig, er, Laumann spräche eher die Handwerker und ländlichen Typen an. Sein unterlegener Parteifreund Armin Laschet hingegen sei für die Intellektuellen interessanter.

Welche Strömung, die modernere oder aber die ländlich-konservativere, letztendlich die Oberhand behält ist längst nicht ausgemacht. Schon bei der Kampfkandidatur zwischen Laumann und Laschet hatten beide fast gleich viele Stimmen. Dieses bislang ungewöhnliche wettbewerbsstarke Procedere für den Fraktionssitz war bislang in der CDU ungewöhnlich. Allerdings musste sich auch Rüttgers 1999 erst gegen Christa Thoben und Helmut Linssen durchsetzen die beide später Minister in seinem Kabinett wurde.

Auf acht Regionalkonferenzen sollen sich die möglichen Kandidaten vorstellen und Bewerbungsreden halten. Sie alle stehen letztendlich für eine modernere, großstädtische CDU. Der 49-jährige Laschet gilt den Grünen zugewandt und hat erstmalig als CDUler offensiv Deutschland als Einwanderungsland bezeichnet. Der Berliner Import Norbert Röttgen könnte als Berlin-Import vielleicht den Unparteiischen spielen, nach dem sich ein von der überraschend hohen Wahlniederlage geschockter Landesverband sehnt. Und Krautscheid ist in der CDU gut vernetzt, allerdings in der Bevölkerung weitgehend unbekannt. Zwischen diesen ähnlichen Typen könnte die Abstimmung sehr knapp ausfallen. Wenn nicht noch jemand aus der zweiten Reihe überraschend seine Kandidatur erklärt. Vielleicht auch eine Frau. Denn eine weibliche Kandidatin wurde bislang nicht erwähnt.

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Jinglebell
Jinglebell
13 Jahre zuvor

Also, dass Laschet die „Intellektuellen“ anspräche, möchte ich doch sehr bezweifeln. Auch das zehntelherzige Bekenntnis von CDU-Funktionären für Basisdemokratie light kann einen nicht gerade vom Hocker werfen: Ein paar Kandidaten, die von den Funktionären ausgekungelt sind, und von denen darf die Basis sich dann einen aussuchen… Das ist auch nicht demokratischer als die allgemeinen Wahlen.

Dass die Regierung der Hannelore Kraft auf wackligen Füßen stehe, glaube ich übrigens nicht. Die Frau wird offenbar immer noch unterschätzt, obwohl sie Rüttgers, „Die Linke“ und die FDP vorgeführt hat und nicht danach fragt, was Gabriel & Co. meinen. Ich traue der Hannelore Kraft mittlerweile alles zu, und wenn irgendwer aus der CDU meinen sollte, sie stürzen zu können, dann sollte er sich sehr warm anziehen.

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CDU Ruhr
CDU Ruhr
13 Jahre zuvor

Röttgen hat sich die Ruhr CDU gekauft, in dem er Oliver Wittke zum neuen Generalsekretär machen wird. Der Kungel geht weiter…

Patrick Sensburg
13 Jahre zuvor

Die CDU in NRW wird die Mitglieder in den Findungsprozess einbinden, da bin ich mir sicher. Dass wir in der Partei diskutieren, ist kleine Schwäche sondern Stärke. Man nennt das auch Demokratie. Ebenso werden wir in der kommenden Zeit sehr breit über Themen wie Wehrpflicht, PID, Ehe und Familie, Steuergerechtigkeit, die Schere zwischen Arm und Reich u.v.m. diskutieren. Ich laden jeden ein, mit mir in den Dialog einzutreten. Parteimitglied muss man dafür nicht sein. Man muss aber Spaß an Politik haben und sein Gehirn nicht bei Sprücheklopfen verloren haben. Beste Grüße PS

Jinglebell
Jinglebell
13 Jahre zuvor

Patrick Sensburg, Sie schreiben: „Man nennt das auch Demokratie. Ebenso werden wir in der kommenden Zeit sehr breit über Themen wie Wehrpflicht, PID, Ehe und Familie, Steuergerechtigkeit, die Schere zwischen Arm und Reich u.v.m. diskutieren. Ich laden jeden ein, mit mir in den Dialog einzutreten. Parteimitglied muss man dafür nicht sein. Man muss aber Spaß an Politik haben und sein Gehirn nicht bei Sprücheklopfen verloren haben. Beste Grüße PS“

=> Wenn das Angebot ehrlich ist und sich auf öffentliche Diskussion bezieht, dann sind Sie entweder hochanständig oder tolldreist. Sie werden beim Wort genommen werden.

Patrick Sensburg
13 Jahre zuvor

Liebe Kommentatoren, ich freue mich, dass die CDU NRW nun eine Mitgliederbefragung über den neuen Landesvorsitzenden durchführt. Dass es zwei Kandidaten gibt ist auch eine erstklassige Situation. Beide Bewerber um dieses wichtige Amt sind nämlich bestens geeignet. Ich bin sehr gespannt, wie die Basis nun votiert. Ich erneuere noch einmal mein Angebot, über alle relevanten Themen zu diskutieren. Leider gab es nach meinem Angebot keine Rückmeldungen. Vielleicht überzeugt die CDU NRW mit ihrem Verfahren ja auch. Bei mir ist das der Fall. Es ist eine klasse Partei! Beste Grüße Patrick Sensburg

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