Breiter Protest gegen Neujahrsempfang der AfD in Duisburg: Was bringt’s?

Omas gegen Rechts (Foto: Peter Ansmann)
Omas gegen Rechts (Foto: Peter Ansmann)

Die AfD Duisburg hatte für Samstag zum Neujahrsempfang nach Duisburg-Homberg geladen. Mit Alice Weidel, Bundessprecherin – neben Tino Chruppalla – der rechtsradikalen Partei, als Stargast. Diverse Gruppen hatten zur Gegendemo gegen die Veranstaltung der Rechtsradikalen geladen.

Große Resonanz

Die Wetterbedingungen waren nicht die besten am letzten Samstag. Die beiden Busse, die laut Fahrplan nach Homberg fahren sollten, kamen nicht: Was normal ist in Duisburg, aber trotzdem meine Stimmung nicht gerade verbesserte. Bei der Ankunft am Hochheider Markt, dem Startpunkt der Gegendemonstration, wurde ich dann positiv überrascht. Was an der Größe des Gegenprotestes lag. Auf jeden Fall weit mehr als tausend Gegendemonstranten, die genaue Zahl von meinem Standpunkt aus schwer schätzbar, am Hochheider Markt: 2400 Teilnehmer zählte die Polizei. Zur Mobilisierung dürfte dabei die Berichterstattung (Geheimplan gegen Deutschland) in der letzten Woche beigetragen haben. Ich habe den Demonstrationsumzug bis kurz vor der Ankunft an der Glück-auf-Halle, dem Veranstaltungsort, begleitet und musste dann aus privaten Gründen meine Teilnahme abbrechen. Das Geschehen vor der Glück-auf-Halle, in der die Rechtsextremisten – abgeschirmt wie die deutsche Führungsriege im Bunker unter der Reichskanzlei im Mai 1945  – feierten, habe ich nicht mehr mitbekommen.

Zum Geschehen vor und in der Halle gibt es einen Text von Manuela Ihnle hier im Blog.

Zur Demonstration selbst: Diese war größer als ich es erwartete. Und sehr breit aufgestellt. Neben Bannern und Fahnen von diversen linken Gruppierungen, waren auch Gruppen der SPD, der Grünen und der CDA – dem Arbeitnehmerflügel der CDU – auszumachen. Auf Bannern der PARTEI war – in Anlehnung an die Attentate in Hanau und Halle und dem Mord an Dr. Walter Lübcke –  war die Erinnerung daran, was Nazis so machen, zu lesen: Nazis töten. Zahlreiche nicht parteilich gebundene Demonstranten liefen mit. Eine linksextreme Splittergruppe, die sich sonst gerne mit ihren Fahnen in den Focus stellt, lief nur am Rande und mit wenigen Leuten mit.

Das mit der Mobilisierung gegen den Neujahrsempfang, das hat in Duisburg richtig gut geklappt.

Wenig Argumente

Es gibt gute Argumente gegen die AfD. Da ist zum einen der offene Revanchismus, die Zusammenarbeit mit Russland und die Unterstützung des Krieges gegen die Ukraine, die Kooperation der AfD mit Neonazis, etc. Von der Russlandtreue der AfD war wenig zu lesen, von der fragwürdigen Finanzierung aus der Schweiz ebensowenig. Was mir sofort ins Auge fiel, war das Banner mit der Aufschrift „Wannseekonferenz 2.0“ – in Anlehnung an die Berichte aus der Vorwoche.

So unappetitlich diese Pläne der AfD und anderer Rechtsextremisten auch sein mögen – das Treffen ist ein weiterer Grund um ein Verbotsverfahren gegen die AfD auf die Tagesordnung zu setzen: Was von den Rechtsextremisten auf diesem Treffen besprochen wurde, erinnert an den antisemitischen Madagaskarplan (Der natürlich verachtenswert und verbrecherisch war!) des Reichssicherheitshauptamtes und des Außenministeriums.

Das rechtsextreme Happening mit der Wannseekonferenz zu vergleichen, verharmlost dieses Treffen, auf dem nichts anderes als der Massenmord an den europäischen Juden detailliert geplant wurde. Holocaustrelativierung ausgerechnet auf einer Demonstration gegen Rechtsextremismus: Sieht man selten.

Sprechchöre mit Aussagen wie „Ganz NRW hasst die AFD“ und „Ganz Duisburg hasst die AfD“ sind nett, heben natürlich die Stimmung bei den Demonstranten – spiegeln aber leider nicht die Realität wieder: Sonst wäre die Demonstration gegen die Rechtsextremisten gar nicht nötig.

Und einige skandierte Slogans, wie z.B. „No Borders, no Nations, stop the Deportations“ dürfte den Rechtsradikalen eher nutzen als schaden:

Durch den Wegfall der deutschen Grenze würde auch der Sozialstaat, wie wir ihn haben und der uns absichert, fallen. Die Zaungäste, die den Zug der Gegendemonstration beobachtet haben statt mit zu demonstrieren, bekommt man mit solchen Slogans mit Sicherheit nicht in die eigenen Reihen.

Ob das, in Zeiten in denen die AfD trotz – oder vielleicht sogar wegen – ihren Deportationsplänen einen Höhenflug verzeichnet, sinnvoll ist: Ich persönlich habe meine Zweifel.

Die antisemitischen Demonstrationen seit dem Angriff auf Israel und die Probleme mit Antisemitismus bei Menschen, die mit Hass auf Israel großgeworden sind: Sie scheinen bei Teilen der Demonstranten keine Rolle zu spielen. Etwas mehr Differenzierung und mehr Inhalte – statt einem gesungenen „Refugees welcome“  – wäre beim Kampf gegen die AfD hilfreich.

Was bleibt: Duisburg hat ein schönes Zeichen gesetzt. Die Gegendemonstration war beeindruckend.  Schaden wird das der AfD aber nicht. Und darauf kommt es an.

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