Pro-NRW-Politiker Hauer klagt wegen Hitler-Fotos gegen Provider Blogsport

Kevin Gareth Hauer
Kevin Gareth Hauer

Die Veröffentlichung von Aufnahmen, auf denen der stellvertretende Vorsitzende der rechtsextremen Partei „Pro NRW“, Kevin Gareth Hauer, den rechten Arm hebt und mit einem Hitler-Bild posiert, löste eine Anzeige sowie Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aus. Nun verklagt der Gelsenkirchener Ratsherr  den alternativen Blog-Provider und fordert von ihm Geld für immaterielle Schäden.


Kevin Gareth Hauer wirft dem Hoster Blogsport vor, sein Recht am eigenen Bild verletzt zu haben, weil der er die Fotos nicht binnen Tagesfrist entfernen ließ. In der Klageschrift bestreitet der Anwalt jedes öffentliche Interesse an der Kenntnis der Aufnahmen, denn ohne den situativen Kontext sei das Posieren mit einem Hitlerbild im Grunde „aussagelos“. Gleichwohl berichteten Medien wie die „Westdeutsche Allgemeine“ kurz nach der Veröffentlichung der Fotos ausführlich über deren Inhalt, der Rat der Stadt debattierte über den Sachverhalt, und die Staatsanwaltschaft Essen leitete Ermittlungen wegen des Verdachts auf Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ein.Vertreten lässt sich Hauer in der Klage gegen blogsport ausgerechnet von dem Anwalt Dr. Björn Clemens, der als stellvertretender Vorsitzender der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“ (JLO) einer vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Organisation angehört. Das Jahr der Befreiung vom Faschismus titulierte Clemens in einer Rede als „die geistige Niederlage von 1945“.

Für den Provider ist dies ein Hinweis darauf, dass es sich um eine politische motivierte Klage handelt, da auf seiner Plattform auch viele Seiten gegen rechts gehostet werden. „Der Zweck ist Einschüchterung“, so blogsport in einer ersten Stellungnahme. Der Kläger wisse, dass er es mit einem kleinen Unternehmen zu tun habe. „Statt zu argumentieren, wird sofort geklagt. Das Vorgehen setzt auf maximalen Schaden.“

Dortmund: Polizeichef Lange sucht das Gespräch – zu spät

Gregor Lange
Gregor Lange

Dortmunds Polizeichef Gregor Lange sucht das Gespräch mit den Nazi-Gegnern und setzt auf einen Neuanfang. Dem steht er allerdings selbst im Weg.

Dortmunds Polizeichef Gregor Lange will alle Nazi-Gegner zum Gespräch laden. In einer Pressemitteilung der Polizei wird er zitiert: „Mir ist jetzt wichtig, dass wir gemeinsam nach vorne schauen! Nur gemeinsam wird es uns gelingen, menschenverachtende, verfassungsfeindliche Rechtsextremisten, die nach dem Wahlabend am 25.05.2014 „Oberwasser“ bekommen haben, in ihre Schranken zu weisen.“ Mag sein, das ihm das wichtig ist, aber ein Neuanfang ist mit Lange nicht mehr möglich. Der Bericht seiner Behörde über den Nazi-Angriff auf das Rathaus war ein Schlag ins Gesicht der Dortmunder Zivilgesellschaft. Lange, der bei vielen Gelegenheiten betonte, wie wichtig ihm genau diese Zivilgesellschaft ist, fiel ihr damit in den Rücken, sorgte bei den Neonazis für Jubelstürme und stellte die Nazi-Gegner als Haufen besoffener Krawalleros hin. Der Bericht war der dritte Fehler Langes

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FDP: „Wir wollen gemeinnützigen Journalismus“

Thomas Nückel, FDP, MdL-NRW
Thomas Nückel, FDP, MdL-NRW

Journalismus soll die Chance in Deutschland bekommen, gemeinnützig zu werden. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, den die FDP in NRW in den Landtag eingebracht hat, berichtet der Mediendienst Newsroom. Das sei eine der großen Chancen Medienprojekten eine Zukunft zu finanzieren, wenn Anzeigenmärkte wegbrechen. Das Schaffen von Öffentlichkeit, von Raum für Diskussionen im Interesse der Gesellschaft, die Bereitstellung von echten Informationen, das alles würde dann von der Gewinnsteuer ausgenommen – solange dies selbstlos und ohne Gewinnerzielungsabsicht geschieht. Thomas Nückel, medienpolitischen Sprecher der FDP im NRW-Landtag, sagt, durch eine Veränderung der Rahmenbedingungen könnten Medien in Zukunft auch staatsfern erhalten werden, in dem man „auf privates Engagement“ setzt.

In den USA ist das Konzept des gemeinnützigen Journalismus seit Jahren Gang und Gäbe. Dort sind von lokalen Büros bis zu nationalen Einrichtungen Journalistenorganisationen als gemeinnützig anerkannt. Nur eine Art von Journalismusbetreibern können dort nicht gemeinnützig werden: gewinnorientierte Medienhäuser, wie etwa Boulevardblätter im Stil der Bild-Zeitung, da sie Profite machen wollen und nicht gemeinnützig sind. (Mehr Infos hier: Gemeinnütziger Journalismus)

In Deutschland geht das alle mit der derzeitigen Gesetzlage nicht. Hier ist Schach, Modellflug und Tierschutz als gemeinnützig anerkannt; als wichtiger Beitrag zur Gesellschaft. Journalismus nicht.

Das will die FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag nun ändern.
In einem Antrag fordert sie, Journalismus als gemeinnützig anzuerkennen. In dem Antrag, der newsroom vorliegt, schreiben die Liberalen:„Durch die Anerkennung der Gemeinnützigkeit würde eine gleichberechtigte Möglichkeit der Unterstützung entstehen.“

Die FDP greift mit dem Antrag eine Forderung auf, die unter anderem von dem Journalistenverband Netzwerk Recherche erhoben wurde. Das Netzwerk Recherche verweist auf die Erfolgsgeschichte von US-Medien wie ProPublica oder dem Blog InvestigativePost aus Buffalo, die davon profitieren, das Journalismus in den USA als gemeinnützige Leistung für die Volksbildung und die Demokratiekultur anerkannt worden ist: „In den Vereinigten Staaten wird journalistische Recherche von den

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Trotz aller zuletzt angeführten Kritikpunkte – Die Fußball-Bundesliga steht aktuell super da

Die Stadien der Bundesliga sind in der Regel gut gefüllt. Foto: Robin Patzwaldt
Die Stadien der Bundesliga sind in der Regel gut gefüllt. Foto: Robin Patzwaldt

Kritikpunkte an der generellen Entwicklung der Fußball-Bundesliga gibt es aktuell bekanntlich viele. Über einige davon haben auch wir hier bei den Ruhrbaronen in den letzten Monaten bereits teilweise recht emotional diskutiert.

Probleme mit Rechtsradikalismus in den Fanblöcken, unverhältnismäßige Polizeieinsätze gegen Fans, die teilweise ausartende Kommerzialisierung, auf breiter Front steigende Eintrittspreise, kritikwürdige TV-Übertragungen und -Vermarktung usw.. Die Liste der geübten Kritik im Umfeld des Profifußballs im Lande ist lang. Und trotzdem schwimmt das Produkt Bundesliga aktuell weiter auf einer bemerkenswerten Welle des Erfolges, wie eine von der DFL aktuell veröffentlichte Saisonbilanz zur gerade abgelaufenen Spielzeit 2013/14 zeigt.

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Endlich TTIP!

Foto: marlidia/Pixabay
Foto: marlidia/Pixabay

Ein paar Gedanken zum Freihandelsabkommen mit den USA, von unserer Gastautorin Ronja Mercedes Nabert.

Willkommen in einer neuen Ära. Denn dieser Text wird Euer Leben verändern.

Das umstrittene TTIP tritt bald in Kraft. Einige Menschen empören sich über einen Mangel an Transparanz, der im Entstehungsprozess einer Veränderung aber immanent gegeben ist. Es ist schließlich auch keine große Sache. Einige Menschen haben Angst vor Veränderung, andere vor Wissenschaft; viele Menschen haben einen gesunden Antiamerikanismus und wieder andere sind einfach nur blöd.

Die Vereinigten Staaten Amerikas und die Europäische Union werden kontrahieren, wie man eine Freihandelspolitik zwischen den Parteien ermöglichen kann. Zweck des Vertrages soll eine stabilere Wirtschaft bzw. Wirtschaftswachstum auf beiden Seiten, durch ein verdoppeltes Handelsvolumen sein. „Wirtschaftsliberalismus“ klingt immer erstmal böse und kapitalistisch, ist in „diesen Dimensionen“ aber für niemanden von Nachteil. Wenn leichter und mehr exportiert werden kann, muss mehr produziert werden, wodurch Arbeitsplätze entstehen. Was den Import angeht, so darf man – befürchtet man nicht zufällig, dass Amerika vorhat, uns alle zu vergiften – weiterhin von einem Marktgleichgewicht ausgehen. Immerhin möchte niemand Verluste machen.

Schlecht informierte Ökos gegen die USA

Das ist jetzt auch gar nicht nennenswert simplifiziert; Es ist so einfach. Was ein Freihandelsabkommen nicht ist, ist z.B. eine Gefahr für die deutsche (repräsentative) Demokratie. Es wird weiterhin alle vier Jahre Wahlen geben. Unbetroffen bleiben auch deutsche Arbeitnehmerrechte, aber wenn Deutschland sich auf Drängen der Staatsbürger als einziger Staat gegen den Anbau von Genmais entschließen sollte, wäre dies ein

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Staatsanwaltschaft prüft Ermittlungen in Sachen Duisburger Luxuspension

Die kommunalen Spitzen der Stadt im trauten miteinander mit Geschenken. Zweiter von rechts und im Hintergrund Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) mit kleinem Paket. Der kleine Mann direkt davor mit dem großen Paket: der heutige Spitzenpensionär und damalige Sparkassenchef Hans-Werner Tomalak. (Foto: Sparkasse Duisburg Presse)
Die kommunalen Spitzen der Stadt im trauten miteinander mit Geschenken. Zweiter von rechts und im Hintergrund Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD). Link hat ein kleines Paket. Der kleine Mann direkt davor hat das größte Paket. Das ist der heutige Luxuspensionär und damalige Sparkassenchef Hans-Werner Tomalak. (Foto: Sparkasse Duisburg Presse)

Die Staatsanwaltschaft Duisburg prüft ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche in der Affäre „Luxuspension“ der Duisburger Sparkasse. Wann die Prüfung abgeschlossen sein wird, konnte ein Sprecher der Duisburger Staatsanwaltschaft den Ruhrbaronen zunächst nicht sagen. Auch die Personen, deren mögliches Fehlverhalten geprüft wird, benannte der Sprecher nicht. Verantwortlich in der Affäre sind: Der Oberbürgermeister von Duisburg, Sören Link (SPD); der SPD-Fraktionschef in Duisburg, Herbert Mettler und der CDU-Chef von Duisburg, Thomas Mahlberg. Die Innenrevision der Sparkasse prüft derzeit den Vorgang.

Nach meinen Recherchen ist der Sparkasse, und damit der öffentlichen Hand, bereits jetzt durch die Affäre ein Vermögensschaden entstanden. Er umfasst zumindest die überhöhten Pensionen von April 2014 bis jetzt, plus die überhöhten Pensionen, die noch weiter ausgezahlt werden, falls der Pensionsvertrag mit dem ausgeschiedenen Vorstandschef der Sparkasse Hans-Werner Tomalak nicht einfach so einseitig aufgekündigt werden kann.

Weitere Angaben zum Thema verweigert ein Sparkassen-Sprecher. Zum Kern der Vorwürfe tauchte er weg. Der direkt angesprochene Vorstandschef der Sparkasse, Joachim Bonn, äußerte sich auf Anfrage nicht, sondern ließ sich von einem Sprecher vertreten, der auf nichtssagende Aussagen in der NRZ verwies.

Meine nicht beantworteten Fragen an Joachim Bonn lauten:

  • Haben Sie in der Sache Anzeige wegen des Verdachts auf Untreue zu Lasten der Sparkasse Duisburg erstattet? – Falls ja, gegen wen?
  • Wie wollen Sie den eingetretenen Vermögensschaden begrenzen?
  • Was passiert, wenn Sie keine Anzeige erstatten? Werden Sie dann selbst der Untreue schuldig?
  • Wer hat die Initiative ausgelöst, die Pension von Herrn Tomalak auf 65 Prozent zu erhöhen?
  • Wer hat die Vorlage zur Erhöhung der Pension von Herrn Tomalak geschrieben?
  • Wer hat die Vorlage zur Erhöhung der Pension wann eingereicht?
  • Hat die Sparkasse Duisburg in den vergangenen drei Jahren den Herren Herbert Mettler (SPD-Fraktionschef in Duisburg) und Thomas Mahlberg (CDU-Chef Duisburg),
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Dortmund: Politiker widersprechen Bericht des Innenministeriums über Nazi-Überfall in der Wahlnacht

Neonazi zückt Pfefferspray
Neonazi zückt Pfefferspray

Anlässlich des Berichtes des SPD-Innenministers Jäger, der an die Mitglieder im Innenausschuss des Landtages ging, wurde heute eine fraktionsübergreifende Stellungnahme, unter anderem von Mitgliedern des Landtages, wie zum Beispiel Nadja Lüders (SPD), Thorsten Sommer (Piraten), und Daniela Schneckenburger (Bündnis90/Die Grünen)  unterzeichnet. Auch auf der Parteiebene regt sich Widerstand gegen die Sicht der Dinge aus dem vom SPD-Mann Jäger geführten Ministerium: SPD-Landesvorstand Franz Josef Drabig findet es nicht nachvollziehbar – ja sogar „hoch befremdlich, wenn der Staatsschutz sich in seiner Einschätzung des Gefahrenpotentials am Wahlabend für Gäste der Wahlparty im Rathaus auf Aussagen eines führenden Kaders des verbotenen „Nationalen Widerstands Dortmund“ beruft und aus diesen ableitet, dass ein besonderer Schutz der Wahlparty nicht notwendig gewesen sei“.

Diese Kritik bezieht sich vor allem darauf, dass auf Seite 3 des Berichtes das Gespräch im Vorfeld des Wahlsonntags zwischen Staatschutz und dem Landesvorsitzenden der Partei „Die Rechte“, Michael Brück, erwähnt wird. Der hatte auf Nachfrage des Staatschutzes nur von einem „kleinen Fest“ anlässlich eines Wahlerfolges gesprochen und darauf hingewiesen, dass es nach der Zählung ohnehin zu spät sei, um noch zur Wahlparty zu kommen. Mit dieser Antwort des Rechtsextremisten, der im Bericht des Innenministers vom potentiellen Gewalttäter zur zuverlässigen Polizei-Quelle hochqualifiziert wird, gab man sich offenbar als seriöse, polizeiliche Einschätzung im Vorfeld zufrieden. Wem aber, außer dem Staatsschutz, hätte eingeleuchtet, dass die rechten Kameraden Ihren Schönheitsschlaf bereits um 22:00 Uhr antreten und Ihren größten Erfolg auf kommunaler Ebene am Wahlsonntag selbstverständlich nur im kleinen intimen Freundeskreis feiern würden?

Andere Quellen, die diese gravierende Fehleinschätzung des Staatsschutzes erklären (außer der üblichen polizeilichen Internetrecherchen in den sozialen Netzwerken der Rechten) sind zumindest in dem Bericht nicht benannt. Die Folgen waren gravierend, der im Rathaus abgestellte Staatschutz verließ das Haus um 22:05 – kurz bevor die Rechten mit dem Überfall auf das Rathaus ansetzten. In der Folge wurden mehrere Menschen verletzt, das Vertrauen in den Staatschutz ist nachhaltig gestört. Die Opfer zum Täter und die Täter zur Quelle zu machen widerspricht nicht nur dem gesunden Menschenverstand, sondern auch handwerklich guter Polizeiarbeit.

 

Dokumentation:

Erklärung zum Bericht des Innenministers im Innenausschuss des Landtages am 25. Juni zu den Vorfällen am Wahlabend in Dortmund

„Die Darstellungen des Staatsschutzes zu Ausschreitungen stadtbekannter Neonazis am Wahlabend des 25. Mai vor dem Rathaus in Dortmund befremden in mehrfacher Hinsicht. Zum einen enthalten sie ehrenrührige Aussagen über „alkoholisierte Dortmunder Politiker“, die den Eindruck erwecken, demokratische PolitikerInnen hätten die Eskalation der Gewalt von Rechts provoziert.

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Vom Leiten und Kernen – oder wie man regionale Wirtschaft konstruiert

Ruhrgebiet Oberhausen Boye – CC BY 2.5 – Hans-Jürgen Wiese

Bei der Erfassung von wirtschaftlichen Tätigkeiten und Ergebnissen können Schwierigkeiten auftreten. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Kulturwirtschaftberichte des Landes NRW, in denen zwischen Kultur im engeren und Kultur im weiteren Sinne unterschieden wurde, um statistisch vorliegende Daten für spezifische Berufsgruppen zu umfangreichere Mengen zusammenfassen zu können.

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